Samstag, 8. März 2008

Moderne Rassehundezucht in der Sackgasse

Erst in der 2. Hälfte des 19.JHD begann in England die moderne Rassehundezucht. 1862 wurde von Rechtsanwalt Mr. Wickens und dem Direktor der Bank of England Mr. Brent der Bulldog-Club gegründet, der erste Hundeclub weltweit, auch wenn er nur kurze Zeit bestand. 1875 wurde zum ersten Mal mit "The Standard of the Bulldog" ein Rassestandard verbindlich festgelegt und das Führen eines Stammbaumes begründet.

Heute blicken wir auf gut 30 Generationen selektierter Zucht von Rassehunden zurück.

Die FCI erkennt nicht weniger als 354 Rassen an, allesamt selektiert gezüchtet. Man kann sich sicherlich fragen, warum es nun gleich 354 Rassen sein müssen. Aber ein Rassehund als solcher macht sicherlich Sinn. Es macht Sinn, Hunde mit einem relativ genau definierten und vorhersagbaren Paket an physischen und psychischen Eigenschaften zu haben. Jagdhunde, Begleithunde, Hüte- oder Schutzhunde haben ein sehr unterschiedliches zuweilen konträres Profil. Ein nicht bestimmbarer Mischmasch an Eigenschaften würde heute das Zusammenleben Mensch - Hund noch komplizierter machen, als es eh schon ist. Viele wunderbare Eigenschaften gingen zudem verloren.

Konkurrierende Vereine ohne Rücksicht auf die Hunde

Problematisch sind aber einige Praktiken der modernen Rassehundezucht. Die Rassen untereinander sind per Definition genetisch abgeschlossen. Und nicht nur die; oft gibt es in einem Land parallel Zuchtvereine der gleichen Rasse, die einander nicht grün sind, und dies rücksichtslos zu Lasten der Hunde austragen indem sie die Zucht mit Tieren des konkurrierenden Vereins gleicher Rasse verbieten.
Aus mangelnden Kenntnissen der Genetik, zuvorderst aber aus schlichten ökonomischen Interessen heraus werden willkürliche genetische Grenzen gezogen. Das hat fatale Folgen für die effektive Population. Erbkrankheiten, Verhaltensstörungen, mangelnde Vitalität und verkürzte Lebenswerwartung sind regelmäßige Folgen.



Bis zur Begründung der modernen Rassehundezucht wurden die Schläge nach Phänotyp oder/und Eigenschaften "bunt gemischt". Die genetische Vielfalt war nicht gefährdet. Das hat sich nach 150 Jahren Rassehundezucht gründlich geändert und ist zu einer Geißel unserer Hunde geworden, die man als systhematische Tierquälerei kennzeichnen muss.

Die Poltik der abgeschotteten Genpoole, wie eben auch Inzucht, Engzucht, Linienzucht allgemein, ist die zweifelhafte Errungenschaft einer Zeit, die sich ansonsten überall gerne mit "grünen" und umweltfreundlichen Signets schmückt. Noch bis 1970 konnten Richter sogar in England, dem Mutterland und Gralshüter der Rassehundezucht, stammbaumlosen Hunden Rassezugehörigkeit erteilen, um so "das Blut aufzufrischen".
Diese sinnvolle Option der ersten 100 Jahre moderner Rassehundezucht ist heute weitgehend verboten und verpöhnt.

Erst in den letzten Jahren mehren sich Stimmen, die auf die Sackgasse dieser modernen jedoch tierquälerischen Rassehundezucht hinweisen über die wir hier regelmäßig berichten und berichten werden.

Die meisten Zuchtverbände verweigern sich leider noch dieser Wende im Interesse des Wohls und der Gesundheit unserer Hunde.

Foto: Chris Jung