Dienstag, 14. Juli 2020

Hundejahre - Menschenjahre. Wie alt ist Dein Hund?

Lange Zeit war es die unumstrittene Faustformel: 7 Hundejahre entsprechen 1 Menschenjahr. Das heißt ein Hund mit 10 Jahren ist einem 70-jährigen Menschen vergleichbar was das Alter angeht. Das haut grob hin.

7 Hundejahre = 1 Menschenjahr

Wenn man genauer hinschaut, fielen schon immer Ungereimtheiten ins Auge. Während kleine Hunde wie ein Yorkshire Terrier oder ein Zwergschnauzer mit 10 in aller Regel noch top fit daher kommen, sind große Hunde wie ein Berner Sennen oder gar eine Deutsche Dogge im selben Alter bereits Methusalems - sollten sie es überhaupt erreichen. Auch unter den Rassen gibt es riesige Unterschiede.

Update: Die Formel der Tierärzte

Der US-Tierärzteverband (American Veterinary Medical Association) hat diese Formel verfeinert. Als allgemeine Richtlinie empfiehlt er folgende Rechnung:
  • das erste Jahr eines mittelgroßen Hundes entspricht einem Menschenalter von 15 Jahren
  • das zweite Jahr dann 9 Menschenjahren
  • die weiteren danach jeweils 5 Menschenjahren.
Dabei wurden die Erkenntnisse aus einer Studie aus Göttingen von 2013 zu der unterschiedlichen Lebenserwartung großer und kleiner Hunde einberechnet. So entstand folgende Tabelle:
Alterstabelle der US-Tierärzte (Quelle AKC)
Bemerkenswert ist das Thema Größe und Alter bei Hunden schon. Denn in der Natur läuft es normalerweise genau anders herum. Große werden älter als kleine. Der Elefant zum Beispiel und die Maus.

Die epigentische Uhr des Alterns

Bei Säugetieren hat man seit einigen Jahren eine innere Uhr des Alterns entdeckt und weiter erforscht. Sie wird aus der Methylierung der DNA abgeleitet. Der Hintergrund: Unser Erbgut ist keineswegs so starr, wie es die Biologen noch vor wenigen Jahren beschrieben (und einige noch heute so sehen, Thema Mutation und Selektion). Das Genom ist ein hoch aktives Element unseres Körpers. Es passt sich ständig den Umweltbedingungen an. Es verändert sich durch unser Denken, Fühlen und Handeln. Das wird durch An- und Abschalten der Informationen auf dem Genom reguliert. Ein Mechanismus der diese Regelung wiederum ermöglicht, wird als Methylierung bezeichnet. Mit zunehmendem Alter nimmt die Aktivität der Methylierung ab. Das geschieht so zuverlässig, dass sich hieraus eine Uhr des Alterns ableiten lässt. Beim Menschen wurde sie umfassend untersucht auf der Suche nach dem Jungbrunnen des Lebens. Diese Uhr läuft bei allen Säugetieren nach gleichem Muster.

Die epigentische Uhr beim Hund

Genetiker aus Kalifornien untersuchten diese Uhr erstmals beim Hund. Die Studie wurde 2019 vorab und jetzt offiziell veröffentlicht. Dazu schauen sie sich die Methylierung der DNA von 104 Labrador Retrievern über eine Spanne von 16 Jahren an. Hieraus entwickelten sie eine Formel zum Vergleich mit der Methylierung beim Menschen: Die Kurve entspricht einem natürlichen Logarithmus, dem 31 hinzugerechnet werden. Hier ein Online-Rechner dazu. So entstand folgende Grafik:
Studie mit 104 Labrador Retrievern über 16 Lebensjahre (Grafik aus dieser Studie)
Interessant aber nicht der Weisheit letzter Schluss

Die Studie gibt wichtige Einblicke in die Alterungsprozesse beim Hund. Es wurde aber nur eine einzige Hunderasse angeschaut. Wie oben schon erwähnt, gibt es große Unterschiede unter den Hunden. Selbst bei gleicher Größe sind sie erheblich. Eine Englische Bulldogge ist mit 8 Jahren (leider, der Qualzucht sei Dank) schon sehr alt, während ein Pudel mit demselben Gewicht gerade ins beste Alter gekommen ist. Meint, solche Rechnungen sind durchaus nützlich, aber auch nur dann, wenn sie mit Verstand angewendet werden.

Ein Beitrag von Christoph Jung.


 
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