Mittwoch, 28. November 2007

Österreich: Tierschutzgesetz verbessert

Am 23.11.2007 beschloss der Gesundheitsausschuss des österreichischen Nationalrates eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes. Zwei Änderungen sind für Hundehalter besonders interessant.

Verbot des Handels mit Hunden "im öffentlichen Raum".
Der Handel mit Hunden im Internet oder öffentlichen Raum wird verboten und ist nur noch Zoo-Fachgeschäften erlaubt. Diese müssen sich wie auch die Züchter zuvor behördlich registrieren lassen. Damit wird die tierquälerischen Praxis von Hundefabrikation und -Handel vernehmlich aus Osteuropa verboten. Ein sehr begrüßenswerter Schritt, der auch in Deutschland sehr sinnvoll wäre. Wünschenswert wäre ein vollständiges Verbot des Handels mit Hunden.

Ferner wurde das Verbot der Qualzucht verschärft.
Es soll bestraft werden, wer
"Züchtungen vornimmt, die für das Tier oder dessen Nachkommen mit starken Schmerzen, Leiden, Schäden oder mit schwerer Angst verbunden sind (Qualzüchtungen), sowie dabei insbesonders vorsätzlich Züchtungen vornimmt, in deren Folge im Zusammenhang mit genetischen Anomalien bei den Nachkommen nicht nur vorübergehend eines oder mehrere der folgenden klinischen Symptome mit gesundheitlichen Auswirkungen auftreten:
a) Atemnot...
k) Fehlbildungen des Gebisses...
m) Körperformen bei denen mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden muss, dass natürliche Geburten nicht möglich sind, oder Tiere mit Qualzuchtmerkmalen importiert, erwirbt, weitergibt oder ausstellt."

Zuchtverbänden, die ein Programm zur Gesundung der von Ihnen betreuten Rasse in o.g. Sinn durchführen, wird eine Frist zur Realisierung bis 2018 gesetzt.

Es ist sehr bedauerlich, dass die Zuchtverbände erst durch den Gesetzgeber zu solch einer eigentlich selbstverständlichen Maßnahme gezwungen werden müssen.

Bulldog am Ende?

IImelda Angehrn ist auch heute noch vielen Bulldog Fans ein Begriff. Ihr Buch über den English Bulldog ist auch heute noch ein quasi Standardwerk im deutschsprachigen Raum. Nach 35-Jahren Bulldog-Zucht entschloss sich Frau Angehrn vor 6 Jahren, nicht mehr English Bulldogs zu züchten und eine neue Rasse zu kreieren, den Continental Bulldog.
Problematisch ist die Begründung ihrer Abwendung vom Engländer, der "in den letzten 20-30 Jahren" so Angehrn "fast ausschließlich nur noch auf Schönheit und - man kann sogar sagen Skurrilität - fast zu einer Comicfigur verzüchtet worden" sei (Wuff 11/07, S.24).

Diese kritische Entwicklung des Bulldogs im deutschsprachigen Raum wurde von Frau Angehrn allerdings selbst maßgeblich mitbestimmt.Ihr Zwinger Pickwick war der wohl am meisten und höchsten prämierte Bulldog-Zwinger des Kontinents überhaupt. Angehrn hat nach eigenen Angaben allein 59 internationale Champions produziert. Bei Aufgabe ihrer Zucht hatte sie allein 11 internationale Champions stehen. Mir ist kein English-Bulldog-Zwinger bekannt, der so professionell wie Angehrns Pickwick im offiziellen Zucht- und Ausstellungswesen agiert hat. Angehrn selbst war also sehr wohl und offenbar auch sehr erfolgreich in der von ihr selbst so bezeichneten Zucht von "Comicfiguren" etabliert. Und das über mehr als 30 Jahre hinweg, erfolgreicher als alle anderen Bulldog-Züchter im deutschsprachigen Raum.

Es ist zu unterstützen, wenn auf die gesundheitlichen Probleme hingewiesen und Konsequenzen gezogen werden. Aber die Feststellung Angehrns, der Bulldog sei nicht mehr zu retten mit dem Bade aus.

Frau Angehrn sagt selbst zur Schönheitszucht: "Das hat nichts mehr damit zu tun, wie es der Standard eigentlich beschreibt." (Wuff 11/07, S.24) Genau, der Standard erlaubt einen gesunden English Bulldog! Warum hat sie dann nicht auch genau diesen Weg beschritten und gesunde Bulldogs im Rahmen des gültigen Standards gezüchtet?

Sie hätte sich dann allerdings bei den offiziellen Ausstellungen mit hinteren Plätzen zufrieden geben müssen und vorerst kaum einen internationalen Titel gewinnen können. Die aktive Unterstützung z.B. des VdFEBs und aller Bulldog-Freunde wäre ihr allerdings sicher gewesen. Solange und sofern sie anfangs diese Richtung eingeschlagen hatte, wurde sie auch engagiert unterstützt. Und selbst die Engländer hätten Frau Angehrn wohl kaum daran hindern können, ihre Nationalrasse nach Standard zu züchten - nur eben auf Gesundheit orientiert.

In den Augen von Angehrn ist der English Bulldog gesundheitlich nicht zu retten. Für Bulldog-Fans ist es wichtig, eine solche Aussage nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Zum einen wollen wir uns nicht den Vorwurf gefallen lassen müssen, letztlich Qualzucht zu unterstützen, zum anderen liefert Frau Angehrn all denen in Brüssel und Berlin eine Steilvorlage, die über ein Verbot der Zucht bestimmter Rassen wie des English Bulldogs nachdenken. Der VdFEB schließlich setzt sich im Gegensatz zu Angehrn für eine nachhaltige Gesundung der Rasse ein.

Tatsächlich ist es so, dass das offizielle Zucht- und Ausstellungswesen in unverantwortlicher Weise Übertypisierungen und damit gesundheitliche Probleme beim Bulldog hervorgebracht hat. Während man in der Schweiz und auch in Österrreich mittlerweile weniger extrem vorgeht, ist das Thema Gesundheit beim VdH/ACEB eine regelrechtes Reizthema, über das nicht einmal ernsthaft diskutiert werden kann. Es gibt in Deutschland noch keinen Zuchtverband, der sich der gesundheitlichen Probleme des Bulldogs ernsthaft annimmt. Ein riesiges Problem für unsere Bulldogs in Deutschland.

Die Englische Bulldogge ist eine weltweit verbreitete Rasse. In den USA steht sie sogar auf Rang 12 der am meisten gehaltenen Rassehunde. Es gibt Bulldogs in Alaska wie Südafrika, Japan oder Hawaii. Ein riesiger Genpool, der genug gesundes Potenzial enthält. Es ist Schade, dass Frau Angehrn dieses Potenzial nicht nutzen wollte und sich für die Schaffung einer neuen Mini-Rasse entschied.



Das ganze Zitat aus dem Hundemagazin Wuff 11/07, S.24:

"Die Rasse ist in den letzten 20-30 Jahren fast ausschließlich nur noch auf Schönheit und - man kann sogar sagen Skurrilität - fast zu einer Comicfigur verzüchtet worden. Das hat nichts mehr damit zu tun, wie es der Standard eigentlich beschreibt. So wie sich die Rasse entwickelte, hatte es enorme gesundheitliche Konsequenzen. Und die haben mich bewogen, etwas Neues zu machen. ... Aber vor allem die Engländer waren nicht damit einverstanden, dass man an ihrer Nationalrasse herumbastelt ... Das gab dann für mich den Ausschlag, eine neue Rasse zu züchten."

Freitag, 2. November 2007

The Pet Economy



Das Magazins "BusinessWeek" titelt in seiner August-Ausgabe 2007 mit dem Thema Heimtier. Aber, wie schon der Name des Magazins vermuten lässt, aus ökonomischer Sicht.
Es geht um einen Markt in den USA von jährlich $41Milliarden; in Deutschland sind es 5 Mrd. EUR allein für den Hund. Da stecken auch gewaltige Interessen dahinter, eben wie Business-Week es nennt "the Pet Economy". Die Kenntnis dieser Interessenlagen ist durchaus interessant, um manche Mißstände erklären zu können. Eben auch der Frage nachzugehen, warum es keinerlei verbindliche Mindeststandards für die Zucht gibt, warum es in einem solch großem Segment des marktes keine organisierte Interessenvertretung der "Verbraucher" gibt.