Donnerstag, 15. Mai 2008

Darf man solche Hunde noch kaufen?

Die Plattnasen unter den Hunden gibt es bereits seit mehr als tausend Jahren. Doch waren sie noch nie so platt wie heute. Kommen noch manche Rassen in Mode, so ist es mit der Gesundheit noch schlechter bestellt. Bei Möpsen, Französischen und Englischen Bulldoggen und anderen brachycephalen Rassen produzieren manche Züchter und Vereine regelmäßig Hunde, die nur noch nach operativen Eingriffen einigermaßen überleben können.

Gaumensegelverkürzungen und Augen"korrekturen" sind bereits Routine und in Leipzig hat sich Prof. Dr. Gerhard Oechtering, Direktor der Klinik für Kleintiere, darauf spezialisiert, operativ den Plattnasen das Atmen beizubringen.

Ich habe nun überhaupt nichts dagegen, dass den betroffenen Tieren geholfen wird; aber wäre es nicht eher angebracht, konsequent gegen eine Zucht vorzugehen, die solche kranken Tiere erst hervorbringt?

Der VDH scheint hier machtlos oder gar untätig zu sein und der Staat ist offensichtlich nicht an der Umsetzung der eigenen Gesetze interessiert. Denn es ist laut Tierschutzgesetz seit langem verboten, Tiere zu züchten, deren Leben gesundheitlich eingeschränkt ist. Das interessiert leider nicht; extreme Plattnasen, die kaum Luft zum Atmen bekommen, glubschige Augen, die fast aus den Augenhöhlen fallen, tiefergelegte überschwere Gangwerke, die kaum einen Spaziergang mithalten können - all das wird in Deutschland regelmäßig gezüchtet und zum Kauf angeboten.

Hannibal (rechts), nun 10,5 Jahre, erfreut sich noch bester Gesundheit - weiter so :-)

Und das war nicht immer so. Vor einigen Jahrzehnten hatten unsere Plattnasen noch etwas Nase und Hals und konnten so atmen, funktionierten die Augen, war der Körper noch zum Laufen tauglich. Es ist für mich eigentlich schon ein Skandal, dass man überhaupt darüber reden muss, dass ein Lebewesen frei atmen können soll!

Ich selbst - seit frühester Kindheit Fan der Plattnasen - frage mich heute, ob man es überhaupt noch verantworten kann, sich einen Mops , Bully oder Bulldog zuzulegen. Über die Jahre hinweg habe ich zuviel Leid bei solchen Hunden - und ihren Haltern, nicht selten Kindern - gesehen. Gerade weil diese Hunde einen solch herrlichen Charakter haben und sich aufs engste mit ihren Menschen verbinden können, gerade deshalb schmerzt dieses Leid ganz besonders.

Doch es gibt etwas Hoffnung. Es gibt auch Züchter, freilich noch viel zu wenige, die ein Herz für Hunde haben. Es gibt auch Züchter, die den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen und die gesundheitlichen Probleme ihrer Rasse offen beim Namen zu nennen und - das Entscheidende - praktische Konsequenzen zu ziehen.

Ich habe mich deshalb besonders gefreut, für bulldogge.de ein Interview mit der Bully-Züchterin Gudrun Schäfer führen zu können, die zusammen mit 5 weiteren Bully-Züchtern einen Verein gründet, der sich ernsthaft dem Wohl und der Gesundheit der Hunde annehmen will.

Dazu wünsche ich aus vollem Herzen viel Erfolg!