Mittwoch, 1. Juli 2009

Dortmunder Appell - ein Appell an uns alle

Ich möchte jetzt nicht auf den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht direkt eingehen, dessen Sprecher ich ja zusammen mit Heike Beuse bin. Man kann sich da unter www.dortmunder-appell.de kundig machen.

Vordenker einer Wende in der Hundezucht

Ich möchte als erstes auf zwei der Vordenker dieses Appells hinweisen, die zugleich wesentliche kynologische Grundlagen dafür geben, wohin diese Wende gehen soll. Bereits vor mehr als 20 Jahren forderte Prof.Dr.Wilhelm Wegner in der "Kleinen Kynologie" (Terra Verlag zZt leider vergriffen) eine solche Wende in der Hundezucht. Dr.Hellmuth Wachtel wies bereits 1999 in "Hundezucht 2000" auf die tickende genetische Zeitbombe durch die Versäumnisse der Zucht hin. Im 1998 erschienenen "Fehlentwicklungen in der Haustierzucht" schließen die Autoren Wegner und Bartels mit: "Fehlentwicklungen in der Tierzucht sind die Folge anthropozentrischen Denkens und Handelns... Die Autoren wollen mit dem vorliegendem Band ein Problembewußtsein erzeugen, um den Erfordernissen eines ethischen Tierschutzes mehr Geltung zu verschaffen."

Die 2 Sorgenkinder von Claudia Fuhrmann (Foto C.Fuhrmann)

Vor mehr als 10 Jahren wurde eine Wende in der Hundezucht bereits eindringlich angemahnt. Notwendigkeit und Perspektive einer solchen Wende in der Hundezucht wurden zugleich umfassend, wissenschaftlich, zweifelsfrei begründet, dargestellt und belegt. An Kenntnis der Lage, des Sachverhaltes, an Klarheit über die notwendigen Aufgaben mangelt es seit langem nicht.
Getan hat sich in der züchterischen Praxis seither, etwas provokant gesagt: NICHTS. Und das liegt nicht etwa daran, dass die Erkenntnisse von Wegner oder Wachtel fachlich anzuzweifeln gewesen wären. Der Tierschutz, wir alle, scheinen die Hundezucht zu irgnorieren. Freilich, solche Schattenseiten machen sich nicht gut für das Geschäft im 5 Milliarden-Markt einer heilen, deutschen Hundewelt.

Dorf- oder "Straßen"-Hunde in Argentinien (Foto Sylvia Bosse)

Vor der eigenen Haustüre kehren

Unter dem Label "Tierschutz bei Hunden" wird vielmehr ein eifriger Import von Hunden aus aller Welt betrieben. Das stille Leiden der hochgezüchteten Rassehunde mitten unter uns wird ignoriert. Und selbst bei den importierten Nothunden stellt sich oft die Frage, ob sich diese Hunde hier wohlfühlen. Sicher, an Nahrung und Medizin mangelt es ihnen nicht mehr. Doch ob ein seit Generationen relativ freier Dorf- oder "Straßenhund" mit dem extrem restriktiven Leben in Deutschland glücklich sein kann, wird nicht gefragt.
Elend ist hier vorort freilich mehr als genug vorhanden, wenn man nur hinschauen will. Da braucht man nicht erst nach Spanien zu gehen. Karin Burger zu den Doggen und Jan Demeyere zum Deutschen Schäferhund haben hier beeindruckende wie nachdenklich stimmende Zeugnisse abgelegt, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Hoffnungsvolles erstes Echo auf den Appell

Hoffnung macht mir die erste Reaktion vieler Hundefreunde. "Endlich mal" oder "Wohl und Gesundheit in den Mittelpunkt der Zucht zu stellen, halte ich für dringend erforderlich. Deshalb unterstütze ich diesen Appell ohne Abstriche" und ähnliche Stimmen habe ich in den letzten Tagen gehört. Auch Dr. Hans Mosser, Herausgeber des Hundemagazins WUFF, erklärte sofort und sichtlich erfreut seine Unterstützung.
Mein Dank an die vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Ein erster Anfang ist gemacht. Aber es wird noch ein langer, eher dorniger Weg, um tatsächlich und praktisch wirksam diese Wende zum Wohle der Hunde durchzusetzen. Unsere Hunde sind das allemal wert.