Dienstag, 13. April 2010

Wölfisch für Hundehalter

Interview mit Günther Bloch zu dem gemeinsam mit Elli H. Radinger geschriebenen Buch "Wölfisch für Hundehalter: Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern"

Günther, warum ist "Wölfisch" für Hundehalter überhaupt interessant?

Günther Bloch: Wir haben uns immer wieder über die Klischees geärgert, die mit angeblich wölfischem Verhalten argumentieren. Wir haben über viele Jahre freilebende Wölfe studiert und können hier einiges zurecht rücken. Ein solches Klischee, das aber nichts mit der Realität zu tun hat, ist zum Beispiel, dass der Alphawolf zuerst fressen soll.

Was sind die größten Unterschiede in "Hündisch" und "Wölfisch"?

Günther Bloch: In Wolfsrudeln werden schwache und kranke Familienmitglieder versorgt. Dieses Verhalten ist bei den Hunden weitestgehend verloren gegangen. Freilebende Wölfe, die vom Menschen in Ruhe gelassen werden, leben über Jahre hinweg monogam in einer festen Partnerschaft. Jeder Hundehalter weiß, dass das bei Hunden ganz anders ist. Große Unterschiede sehen wir auch in der Kommunikation. Die Kommunikation des Hundes ist teilweise auf den Menschen ausgerichtet. Der Wolf hat ein sehr viel ausgeprägteres Minenspiel. Viele Hundehalter kennen noch nicht einmal das vergleichsweise arme Minenspiel ihres eigenen Hundes. Die meisten Hunderassen kommunizieren sehr viel mehr über das Bellen.

Wo ist denn unser Hund noch am meisten Wolf?

Günther Bloch: Natürlich gibt es Unterschiede bei Rassen und Individuen. Aber das Beutefangverhalten des Wolfes ist in unseren Hunden noch sehr lebendig. Wölfe sind wie Hunde Revierverteidiger und auch reviertreu. Auch die Kooperationswilligkeit des Wolfes ist im Hund erhalten geblieben. Schließlich gibt es viele Parallelen im Komfortverhalten. Beispielsweise das Scharren oder die halbe Drehung vor dem Hinlegen. Das ist exakt das gleiche Verhaltensmuster wie beim Wolf. In dem Buch nennen wir viele Beispiele.

Würdest du gerne einen zahmen Wolf praktisch wie einen Hund halten wollen?

Günther Bloch: Man wird sicher den einen oder anderen Wolf zähmen können, wenn man früh genug anfängt, aber man wird nie die tausende Jahre der Domestikation ausgleichen können. Selbst dem zahmesten Wolf wird man das stark ausgeprägte Jagdverhalten nicht abgewöhnen können. Im Alter von 2-3 Jahren prägt sich zudem das Besitzanspruchsdenken bei Wölfen aus. Ich persönlich halte nichts davon, Wölfe oder Wolfsmischlinge zu halten. Man kann der Domestikation kein Schnippchen schlagen. Es gibt 400 Hunderassen. Da ist sicher für jeden Geschmack eine passende Rasse dabei.

Vielen Dank für das Interview. Gerade ist euer Buch angekommen und ich werde in den nächsten Tagen hierüber berichten.


Wölfisch für Hundehalter: Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümer
Günther Bloch und Elli H. Radinger
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN 3440122646
19,95 Euro