Donnerstag, 30. Dezember 2010

Bully Paula oder Hund sein in Schilda

Ein kleiner Rückblick auf eines der Hundethemen von 2010. 
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs ein gutes Jahr 2011!

Einst versuchten die Schildbürger, mit Eimern das Sonnenlicht einzufangen, um damit einen dunklen, fensterlosen Raum zu erhellen. Nicht minder einfältig sind unsere Staatsdiener beim Thema Hund, hier und heute. Wir haben von Michael Künzel aus Mönchengladbach gelesen, dessen 14 Jahre alte Dackeldame Dalia unbedingt an die Leine musste. Dalia war keineswegs bissig oder anderweitig auch nur im Entferntesten gefährlich. Mit Lähmungserscheinungen an ihren Hinterläufen war Dalia froh, überhaupt ein paar Meter an der Seite von Herrchen laufen zu können. Die Behörden blieben stur und Michael Künzel wird bis heute traktiert wie so mancher Verbrecher nicht. Trotzdem wurde Mönchengladbach von Heimtier-Discounter Fressnapf zur hundefreundlichen Stadt erklärt - so geschehen in Deutschland im Dezember 2010.

Währenddessen hat man in Weitnau, im schönen Allgäu, eine ganz neue Kampfhunderasse entdeckt: die Französische Bulldogge. Frauchen Sophie staunte nicht schlecht, als ihre Bully-Dame Paula diesen behördlichen Stempel erhielt. Einsprüche wurden abgelehnt, man habe ja extra im Internet recherchiert, Paula sei ein Kampfhund. Für die kynologische Welt eine Sensation, nur die Stelle im Internet bleibt ihr bis heute behördlich verschlossen. Erst als Sophie die amtliche Bescheinigung eines Tierarztes vorlegt, die Paula von jedem Kampfhundeverdacht freispricht, lenkte die Behörde in Weitnau ein. So geschehen in Deutschland im Herbst 2010.
Kampfhund Paula
Wie auch die Stadt Zwickau, die bis vor kurzen die englischen Brüder von Paula, den Bulldog, als gefährliche Hunderasse in ihrer Hundesatzung führte. Der Autor schrieb an die Stadt und klärte ein wenig über den Bulldog auf, auch, dass kaum je überhaupt ein Beissvorfall in einer amtlichen Statistik aufgetaucht sei. Am 28.10.2010 streicht der Stadtrat von Zwickau den Bulldog aus dieser eh schon zweifelhaften Rasseliste. Also es gibt noch ein klein wenig Hoffnung auf noch vorhandene Rudimente von Hundeverstand bei Politikern.

Bulldog Berta
Doch nicht zuviel gehofft. Den genau anderen Weg geht just zur selben Zeit das Land Thüringen. Innenminister Prof.Huber, im November 2010 zum Richter am Bundesverfassungsgericht aufgestiegen, legt einen Gesetzesentwurf vor, der pauschal sämtliche Hunde schwerer 20 KG oder größer 40 cm - ohne irgendeine Prüfung oder irgendeinen anderen Nachweis - zu "gefährlichen Tieren" erklärt - von Amtes wegen. Da ist der Bulldog also wieder auf der Liste, während er in Zwickau gerade aus selbiger gestrichen und bis dato nirgends sonst das Opfer solcher Schildbürgerstreiche wurde.

Derweil bleiben - von Flensburg bis Passau - die eigentlichen Verursacher der Anlässe unserer Politiker für Schildbürgerstreiche auf Kosten der Hunde völlig unbehelligt. Im schlimmsten Falle wurden verantwortungslose Halter beißender Hunde zu Bewährungsstrafen verurteilt - in der Regel nicht deren erste; während zugleich deren erste Opfer, die Hunde, längst euthanasiert wurden. In Halle an der Saale lässt man derweil amtlich bekannte Halter so genannter Kampfhunde, die sich rechtswidrig mit ihren Hunden verhalten, sogar ganz bewusst in Ruhe *. Gerade wenn diese ihre gesetzliche Pflicht zur Vorstellung ihrer Hunde zur Wesensprüfung ignorieren. Diese Halter würden eh nicht auf amtliche Aufforderungen reagieren und schließlich habe man nicht genug Tierheimplätze für 65 zumal gefährliche Hunde, erklärt der Innendezernet, daher müsse man diese Halter gewähren lassen. Während dessen hat die Stadt Halle für 2011 gleich mal wieder die Hundesteuer erhöht von 90,- auf 100,- Euro für den ersten. Und Leute wie Michael Künzel mit seiner Dalia werden auch in Halle an der Saale gnadenlos zur Kasse gebeten. Ein leinenloser Mops kommt da locker auf 150 Euro - der guten Ordnung halber und ohne die Halter auch nur einmal gewähren zu lassen.

* Nachtrag 9.1.2011: Am 8.1. erklärt nun Innendezernent Bernd Wiegand endlich, dass er gegen ignorante Halter "gefährlicher Hunde" entsprechend geltendem Recht vorgehen wolle. Straftätern und "Männern, die u.a. wegen Drogendelikten aufgefallen sind" und trotz mehrfacher Aufforderung zu einem Wesenstest, diesen nicht nachgekommen sind, soll der "Pitbull" weggenommen werden.