Donnerstag, 26. April 2012

World Dog Show 2012

Vom 18. - 20. Mai findet in Salzburg die World Dog Show 2012 statt. Laut Michael Kreiner, dem Präsident des Österreichischen Kynologenverbands (ÖKV), sind rund 20.000 Hunde von 310 Hunderassen und aus 60 Ländern gemeldet. Ob Hunde solche Massenaufläufe - mit meist langen Anreisezeiten - mögen, fragt man im Show-Wesen für gewöhnlich nicht.

In Österreich wurde bereits im März 2009 ein neues Tierschutzgesetz gültig, das neben Hundehandel auch Qualzucht bekämpfen soll. Es kann hier nicht beurteilt werden, wieweit dieses Ansinnen seither praktische Früchte zum Wohle der Hunde getragen hat. Aber da ist ja:

Das Signal von Crufts

Spannend wird die Sache angesichts des Signals von Crufts, wo im März 2012 die Sieger von 15 Hunderassen erstmals Vorort durch unabhängige Veterinäre untersucht und daraufhin 7 Champions aus gesundheitlichen Gründen disqualifiziert worden waren. Diese Maßnahme von Crufts ist endlich einmal eine echte Maßnahme zum Schutz der Hunde vor den Irrungen der Menschen, die ihnen sogar elementare Lebensfunktionen rauben. Deshalb sollte Crufts Schule machen.

Man wird nun genau sehen, wie sich der ÖKV positioniert.

Nach Petwatch-Informationen wurden Veterinäre bereits instruiert, genau hinzuschauen. In den Veterinärbestimmungen und  Meldehinweisen wurde dieser Hinweis aufgenommen:

"Das Ausstellen von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen (z.B. Atemnot, Haarlosigkeit mit starker Zahnunterzahl oder Zahnlosigkeit) ist verboten!"

Ob es nur bei warmen Worten bleibt oder dieses Verbot vom ÖKV real durchgesetzt wird, werden wir in einem Monat wissen. Leider hat sich der deutsche VDH bereits gegen ein Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen positioniert.

Für ein Ausstellungsverbot von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen!

Die Zucht von Hunden (Tieren)  mit Qualzuchtmerkmalen muss praxiswirksam verboten und unter Strafe gestellt werden!


Nachtrag von der Europasiegerschau des VDH Mai 2012:



( Ein Beitrag von Christoph Jung )

Samstag, 7. April 2012

Warum Crufts Schule machen sollte

Crufts ist das mit Abstand wichtigste und größte Event der Show um den Hund. Seit 1886 werden in Birmingham jeweils zehntausende Hunde zur Schau gestellt. Für nicht wenige Züchter bedeutet das Ausstellen bei Crufts den Ritterschlag. Im Petwatch Blog wurde bereits zahlreich darüber berichtet, welche Verantwortung das Ausstellungswesen für die Missstände in der Rassehundezucht hat. Man mag das Bewerten von Hunden per Präsentation im Show-Ring unterschiedlich sehen, kein Verständnis sollte es geben, wenn dieses Treiben zu Lasten der Tiere geht.

Das Show-Wesen hat sich jedoch als Katalysator der Qualzucht erwiesen.

In diesem Jahre wurden daher erstmals unabhängige tierärztliche Kontrollen für die Champions von 15 Rassen eingeführt und zwar durch unabhängige Veterinäre vorort. Bei sechs Hunderassen bestanden die "Best of Breed" den tierärztlichen Test nicht. Bulldog, Clumber Spaniel, Pekinese, Mastiff, Mastino Napoletano und Basset Hound wurden daher von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen.

Ich meine: Crufts sollte Schule machen. Ich hätte nie gedacht, einmal eine solche Empfehlung zu Crufts aussprechen zu können.


Aus denselben Gründen ist es zu begrüßen, wenn die deutsche Bundesregierung (BMLV) im Entwurf eines neuen Tierschutzgesetzes das Ausstellen von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen explizit verbieten will. Eigentlich müsste man erwarten, dass jeder Hundefreund dem Ansinnen vorbehaltlos zustimmen, ja eine wirkungsvollere Fassung dieses Verbotes einfordern würde. Eigentlich sollte es für jeden Menschen, der sich Freund des Hundes nennt, selbstverständlich sein, Qualzucht und Qualzuchtmerkmalen keinerlei Raum zu lassen.

Show-Wesen - Schutzzone für Qualzucht?

Doch der Verband für das deutsche Hundewesen, VDH, der mit Abstand größte Ausrichter von Hundeausstellungen in Deutschland, sieht das anders. Sein Präsident Prof. Friedrich spricht sich im Vereinsorgan "Unser Rassehund" gegen ein solches Ausstellungsverbot aus: "Für nicht zielführend halten wir den vom BMLV vorgetragenen Plan, zusätzlich ein Verbot auszusprechen, das jedwedes Ausstellen von Wirbeltieren mit Qualzuchtmerkmalen unterbindet." (3/2012, unten Auszüge aus der Stellungnahme des VDH) Er begründet diese Ablehnung mit dem angeblich unkalkulierbaren Risiko der Aussteller, die nach einer Disqualifizierung wegen Qualzuchtmerkmalen umsonst angereist seien. Dieser Standpunkt des VDH ist aus Tierschutzgründen, aus Sicht des Wohls der Hunde nicht akzeptabel. Und:

Crufts zeigt, dass es anders geht - wenn man nur will.


Die ablehnende Haltung des VDH ist zudem sehr kurzsichtig. Die Rassehundezucht hat insbesondere durch seine Missstände hinsichtlich der Gesundheit ihrer "Produkte" an gesellschaftlicher Akzeptanz verloren. Es würde ihr im eigenen Interesse gut zu Gesicht stehen, wenn sie den Erscheinungen von Qualzucht in jeder Hinsicht die Rote Karte zeigen würde.

Noch ein Wort zum VDH:

Der VDH ist der maßgebende Dachverband der Hundezucht in Deutschland und DER Vertreter des internationalen Dachverbandes FCI in D. Von daher steht er naturgemäß im Mittelpunkt des Themas. Aber bei aller Kritik, wie auch hier immer wieder formuliert: Welcher Verband macht es besser?

Ich kenne keinen Dachverband, der im Interesse der Hunde höhere Maßstäbe setzt - leider!

Sollte ich einen übersehen haben, so bitte ich um Info. Es gibt neben dem Vdh mehr als 70 Vereine, die den Anspruch haben, nationaler oder gar internationaler Dachverband der Hundezucht zu sein. Doch bei den allermeisten liegt auf der Hand, dass es ausschließlich um das kommerzielle Interesse der Züchter und Verbandsbetreiber, um billige Champion-Titel zur Täuschung der Welpenkäufer, problemlose "Papiere" und vor allem wirkungslose Zuchtstandards geht.

Der Dieb ruft: "Haltet den Dieb!"


Es zählt zum festen Marketing-Ritual dieser Vermehrer-Szene, das eigene Tun durch lauthalses Schimpfen auf den bösen VDH zu vernebeln und von eigenen, bestenfalls höchst dürftig vorhandenen Zuchtstandards abzulenken. Auch der internationale  Hundehandel, die Hinterhofvermehrer und Qualzüchter brauchen den VDH als Buhmann.

"Jeder ausgestellte Hund erhält einen Pokal."

Ein Beitrag von Christoph Jung

Anhang: Aus der Stellungnahme des VDH an das BMLV zur Novelle des neuen Tierschutzgesetzes (zititert nach "Unser Rassehund" 03/2012)

"Eine Einflussnahme auf die Zucht hat das Potenzial, zu Verbesserungen zu führen. Selektiv die Aussteller zu belasten, wo doch die überwiegende Mehrzahl der Welpen in die Hände von Nichtausstellern abgegeben wird, ist nicht Erfolg versprechend.* 

Sollte es je zu Ausstellungsverboten für bestimmte Hunde kommen, so müsste nach unserer Auffassung eine rechtliche Regelung geschaffen werden, bei der jeder Hundebesitzer zum Zeitpunkt der Anmeldung seines Hundes sicher weiß oder in Erfahrung bringen kann, ob sein Hund ausgestellt werden darf oder nicht.** 

Es wäre unserer Auffassung nach nicht richtig, wenn ein Hundehalter mit erheblichen Reisekosten zu einer Ausstellung führe, den Hund vorbereitet und anschließend, ohne dass er die Lage sicher zu beurteilen vermocht hätte, dann doch nicht ausstellen dürfte.*** ...

In keinem Land gibt es vergleichbare Regelungen zu einem Ausstellungsverbot, was zu großen Unsicherheiten und Schadensersatzansprüchen an die Veranstalter führen würde.**** ..."


* Ahja, weil die meisten Hundehalter nicht ausstellen, sollen bei den Ausstellungen des VDH Hunde mit Qualzuchtmerkmalen gezeigt werden können. Ist das die Vorstellung des VDH von Tierschutz?

** Klar, der Haustierarzt des Züchters, der seit Jahren eh das Zuchtgeschehen des potenziellen Qualzüchters begleitet und davon profitiert, soll die Unbedenklichkeitserklärung für Ausstellungen gleich mit ausstellen. Ist das die Vorstellung des VDH von echter Kontrolle und "kontrollierter Zucht"?

*** Ist der Aussteller/Züchter doch selber schuld: Soll er doch gesunde Hunde züchten, dann hat er das Problem auch nicht.

**** Sorry, eine sehr schwache Argumentationslinie. Crufts hat gerade gezeigt, dass es geht! Und Tierschutz geht VOR vermeintliche Schadensersatzansprüche der Qualzüchter. Außerdem kann man das in den Teilnahmebedingungen rechtlich klar regeln.

Qualzüchter müssen hart bestraft werden statt sich Sorge um deren Reisekosten zu machen!