Mittwoch, 27. November 2013

Die Französische Bulldogge - Wo züchten wir hin? (Teil 2/2)

Gerne wird auch hier die Verantwortung auf das Phänomen Vermehrerzucht und Modehund gelenkt. Auch dies ist so nicht richtig, da schon vor mehreren Jahrzehnten Fachzeitschriften diverser Bulldoggenclubs sowie Züchter, wie z. B. Mulin und Watkins davor gewarnt haben, die Hunde nicht zu kurz zu züchten, um Deformation zu vermeiden bzw. nicht zu verstärken. Kein wahrer Tierfreund belastet seine Hündin hier mit Trächtigkeit und Geburt möchte man meinen, die Realität sieht anders aus.

Wo sind die Rasseliebhaber, die hier miteinander arbeiten?

Die gleiche biologische Fehlentwicklung findet man in der Selektion auf zu kurze, zu breite Köpfe im Zusammenhang mit der Kieferstellung und Anzahl der Zähne. Wo sollen die Anlagen eines kompletten Gebisses sich auch entwickeln, wenn man ihnen keinen Platz mehr bietet? Folglich sind Missbildungen, Verkürzungen, Verdrehungen etc. nur eine logische Konsequenz der Natur, die in eine Schablone gepresst wird, die nicht funktionieren kann. Ein langjähriger Züchter und Richter der Französischen Bulldoggen
schließt sogar auf einen Zusammenhang zwischen Zahn- und Kieferfehlstellung und Deformationen des Skelettes! Diese Erkenntnis ist nicht neu und wurde in der Praxis an durchuntersuchten Hunden oft bestätigt. Und immer noch wird in vielen Zuchten auf Zahnstellung und Anzahl nicht geachtet, Deformationen beim Bully werden als normal "rassetypisch" hingenommen, die Konsequenzen daraus nicht bedacht.

Hüftgelenkdysplasie

Die Hüftgelenkdysplasie ist beim Bulldog erschreckend weit verbreitet, es wird selten darauf hin untersucht, weil dies von den meisten Vereinen für die Zuchtzulassung nicht gefordert wird. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass ein Bully auch mit einer mittleren HD im zuchtfähigen Alter oftmals nur sehr schwer zu erkennende Symptome im Gangwerk zeigt. Es ist indiskutabel, Erbkrankheiten zu ignorieren, weil der kurze, gut bemuskelte Hund die Deformationen relativ gut kompensieren kann. Aber: Eine HD in Verbund mit Schwachstellen in der Wirbelsäule kann bereits im Jugendalter verheerende Folgen haben. Immer wieder werden Tiere im jungen Alter aufgrund von nicht therapierbaren, multiplen Bandscheibenvorfällen eingeschläfert. Auch hier lässt sich das Problem züchterisch verbessern, wenn man dies denn auch möchte.



Umdenken notwendig!

Es muss im Sinne der Hunde ein Umdenken stattfinden, das angenommene Schönheitsideal, welches viel zu oft auf Ausstellungen belohnt wird vom kurzen, breiten, rutenlosen Bully muss aufgeweicht werden. Hier ist es dringend notwendig das Ideal der "Show-Schönheit" von Zucht zu trennen. Aufgrund der gewünschten Übertypisierung gewinnt ein solide gezogener und stabiler Bully selten bessere Bewertungen als ein "sehr gut". Züchter sollten lernen, dies als Kompliment zu sehen, wenn sie denn unbedingt Zuchthunde in den Shows zeigen wollen.
Es ist nicht richtig Hunde zu züchten, die aufgrund von kurzer Steifigkeit des Körpers nicht mehr in der Lage sind sich selbst zu reinigen, die kein freies, schwungvolles Gangwerk eines kleinen Caniden mehr zeigen, die aufgrund von Blockaden und Deformationen nicht in der Lage sind, die Beine weit unter den Körper zu setzen, von unkomplizierten natürlichen Deckakten und Geburten einmal ganz abgesehen. Hier würde die Natur der Rasse selber einen Einhalt setzen, wenn man sie ließe. Unter anderem aufgrund von eingewachsenen Ruten, die sicher zuchtausschließend behandelt werden sollten, sind Kaiserschnittgeburten einkalkuliert. Fordert man hingegen CT-Untersuchungen der Zuchttiere sind die Kosten zu hoch und das Narkoserisiko zu groß. Welch irrsinniger und bodenlos stupider Gegenspruch!

Der Bully muss ein Bully bleiben, das darf und kann er auch...


Mit kurzem Stupsnäschen und kleiner, frei getragener, beweglicher Rute ist das gewünschte Kindchenschema immer noch vorhanden. Auf dem Weg zu einem stabilen, gesunden Hund muss man aber auch die Scheuklappen des im weit auszulegenden Rassestandards verankerten Ideals einmal öffnen und auch den nicht perfekten Bully in die Zucht mit einbeziehen, der vielleicht eine sehr lange Nase und Rute zeigt, aber mit diesen gesunden Merkmalen seinen Nachfolgern maximale Lebensqualität spenden kann. Die Reihenfolge muss Gesundheit, Wesen, Schönheit sein, wenn wir wieder belastbare, kleine, molossoide Begleithunde wünschen, die von ihrem Wesen und ihrer anpassungsfähigen, humorvollen Art so perfekt in unser heutiges Leben passen.

...denn ein gesunder, wesenstypischer Bully passt hervorragend ins heutige Leben.

Ich danke den mutigen Züchtern, die neugierig und aufgeklärt die Rasse erhalten und verbessern wollen und wünsche Ihnen viel Herz, Verstand und Rückgrat für Ihren Weg. Es ist traurig vielversprechende Hunde aufgrund von Krankheiten auszuscheiden, aber der Genpool kann es noch verkraften, der Wunsch nach stabilen Hunden sollte groß genug sein, dies mit Überzeugung zu tun. Die Rasse ist es wert, auf einem gesunden Niveau erhalten zu werden. Einfach mal im Sinne von Freund Hund darüber nachdenken...


Ein Artikel von Claudia Fuhrmann (Teil 2 von 2) 

Quellen:


Mittwoch, 20. November 2013

Woher kommt der Hund?

Die Frage nach dem Ursprung des Hundes ist der Titel der aktuellen "Science", der weltweit führenden Wissenschaftspublikation. Zahlreiche prominente Forscher zum Thema Ursprung des Hundes wie Wayne, Ovodov, Germonpré, Sablin, Napierala, Uerpmann, Druzhkova, Leonard, Krause, Pääbo oder Shapiro (über deren Arbeit auf Petwatch bereits berichtet wurde) haben sich zu einer großen Untersuchung zusammen getan. Erstmals werden Erkenntnisse der Genetiker und der Archäozoologen annähernd umfassend vernetzt.
SCIENCE COVER The Basenji represents one of the most divergent dog lineages in existence today. Genetic analyses of modern and ancient canids, including some of the oldest known dog remains, place the origin of modern dogs in Europe between 18,800 and 32,100 years ago. See pages 785 and 871. Photo: © Barbara von Hoffmann/Alamy
Umfassende Untersuchung auf archäologischer und genetischer Basis

Wie auf Petwatch berichtet, konnten in den letzten Jahren über 30.000 Jahre alte Fossilien eindeutig als solche von Hunden bestimmt (Ovodov, Druzhkova) oder als solche vermutet werden (Germonpré). Tübinger Wissenschaftler (Napierala, Uerpmann) hatten einen vor 140 Jahren achtlos als Wolfsfossil archivierten Oberkiefer genauer angeschaut und ebenfalls eindeutig als den eines voll domestizierten Hundes identifiziert. Auch von Seiten der Genetiker zeigt sich inzwischen die Tendenz, das Alter des Hundes auf mindestens 14.000 Jahre zu veranschlagen. Genetiker um Savolainen und Pang sehen dabei Nordost-China als Ursprungsregion, Forscher um Wayne eher den Mittleren Osten. Nicht zuletzt kristallisiert sich heraus, dass es möglicherweise mehrfach und an verschiedenen Orten des euroasiatischen Kontinents zur Hundwerdung gekommen sein mag. Die neue Untersuchung gibt ein neues, beachtliches Fundament zur Beantwortung dieser Frage.

Unsere Hunde begleiten den Menschen bereits seit der Altsteinzeit

Die jetzt bei Science veröffentlichte Studie "Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs" stellt einen neuen Höhepunkt der Erforschung von Alter und Herkunft unserer Hunde dar. In einer Erklärung der Uni Tübingen heißt es: "Danach stammen alle heute lebenden Hunde von europäischen Vorfahren ab. Die Domestikation nahm ihren Anfang im Zeitraum vor 18.800 bis 32.100 Jahren zum Höhepunkt der letzten großen Eiszeit, als europäische Jäger und Sammler die ersten Wölfe zähmten." Der Hund war also bereits tausende Jahre vor der Sesshaftwerdung der ersten Menschen entstanden (vgl. Coppinger).

Studie: Europäer sind als Erste auf den Hund gekommen

In der neuen Studie hat das hochkarätig besetzte internationale Forscherteam erstmals in einer umfassenden genetischen Analyse 18 prähistorische Hundeartige und Wölfe mit 77 modernen Hunden und 49 Wölfen verglichen, darunter so verschiedene Tiere wie den Basenji aus Zentralafrika, den australischen Wildhund Dingo, die in Nordamerika verbreiteten Kojoten als wilde Hundeart sowie mehrere chinesische Hunderassen (Erklärung der Uni Tübingen).
Fotos und Fotomontage: Christoph Jung
Die besondere Herausforderung und Bedeutung dieser Arbeit ist, dass es erstmals gelang, die mitochondriale DNA von zahlreichen fossilen Caniden soweit zu sequenzieren, dass man Verwandschaft und Abstammungslinien bestimmen konnte. "Ich war verblüfft, wie deutlich herauskam, dass die heute lebenden Hunde alle auf gemeinsame Stammbäume zurückgehen, nämlich vier Abstammungslinien, die alle in Europa ihren Anfang nahmen", sagte Olaf Thalmann, der die Untersuchung leitete. Kritiker bemängeln, dass keine Fossilien aus dem Mittleren Osten und China berücksichtigt wurde. Allerdings sind letztere nur maximal 8.000 Jahre alt, also wesentlich jünger.

Das "Wo und Wann" klärt sich immer mehr - doch Warum und Wie?

Die Ergebnisse dieser Untersuchung korrespondieren sehr gut zu dem Modell der "Aktiven sozialen Domestikation des Hundes", das vom Autor dieses Artikels zusammen mit der Neurologin Daniela Pörtl ausgearbeitet und kommende Woche auf dem Kongress der DGPPN in Berlin (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) vorgestellt wird. In diesem Modell geht es um das WIE und WARUM dieser einzigartigen interspezifischen Beziehung zwischen Mensch und Hund. Dazu werden die sozialen, psychischen und neurobiologischen Grundlagen von Mensch und Hund analysiert und so ein Blick auf die Geheimnisse dieser besonderen Partnerschaft geworfen.

Wir werden zu diesem Thema in Zukunft verstärkt berichten.

Ein Beitrag von Christoph Jung



Freitag, 15. November 2013

Die Französische Bulldogge - Wo züchten wir hin? (Teil 1/2)

Die Französische Bulldogge wurde bereits in allerhand Portraits und Rassebeschreibungen erwähnt. Immer liest man vom herzigen, drolligen, kleinen Begleithund, der durch seine außergewöhnliche Optik und seinem liebenswerten Wesen einen immer größeren Liebhaberkreis erreicht. Und gerade diese Liebhaber, seien es Züchter, Vereine oder auch den Welpenkäufer möchte ich besonders ansprechen!
Die Bulldogge stammt von den zähen, mutigen und schmerzunempfindlichen Bullenbeißern ab. Dieses Erbe wird ihr oft zum Verhängnis, oder andersrum, hilft es ihr auch, Schmerz zu ertragen und trotzdem einen recht fröhlichen Eindruck zu verbreiten. Der kleine charmante Molosser wird, wie Teile der gesamten Rassehundezucht, in der letzten Zeit zunehmend als Qualzucht zitiert. Es gibt noch zu viele Verantwortliche, welche die dramatische Situation der Gesundheit des Bullys ignorieren, ja sogar negieren.

Nicht wenige Tierärzte raten vom Kauf der Bulldogge ab

Es ist nicht gerade rühmlich, dass man einen Rassehund züchterisch dermaßen verunstalten kann und er als Ergebnis vielfach ohne aufwändige Chirurgie nicht mehr lebensfähig ist. Mittlerweile bieten europaweit etliche Veterinäre Korrekturen der Atemwege an, wenn auch in ganz unterschiedlichen, teils fragwürdigen Qualitäten. Ein Beweis dafür, dass der Bedarf vorhanden ist. Es haben sich ganze veterinärmedizinische Fachrichtungen entwickelt, um den gezüchteten Hunden durch komplizierte Korrekturen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Ein Pionier auf dem Gebiet der Brachyzephalie ist Prof. Dr. Gerhard Oechtering, der mit seiner entwickelten LATE-OP den übelst verstümmelten, weil auf übertriebene Kurzköpfigkeit gezüchteten Vertretern der Rassen hilft, ein beschwerdearmes Leben zu ermöglichen. Oftmals sind auch hier in Therapie Grenzen gesetzt, da man z.B. zu enge oder nicht ausreichend ausgebildete Luftröhren gar nicht korrigieren kann. Hinzu kommen oftmals Folgeerkrankungen des ausgeprägten brachyzephalen Atemnot-Syndroms, wie Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems, Missbildungen der Gehörgänge etc. Nicht jeder Halter ist der daraus resultierenden finanziellen und emotionalen Belastung gewachsen. Zu vermittelnde oder schlimmer noch, nicht versorgte Hund sind daher nicht selten. Dieser Umstand alleine hätte zu einem entsetzten Aufschrei und Reaktion in Züchter- und Vereinskreisen führen müssen...tut es aber nicht!
...zwei Welten...

Eigentümliches Verständnis von Tierschutz und Liebhaberei

Auch wenn die Tatsache dieser Entwicklung gerne geleugnet wird, ist es keinesfalls so, dass die Überzahl der behandelten Bulldoggen nur den unkontrollierten und dubiosen Zuchten und Händlerkreisen entstammt. Man trifft auf eine gewisse Akzeptanz genetischer Krankheiten, man hört Ausreden, dass Erbgänge nicht geklärt sind, dass es ein Risiko der Natur ist, kranke Hunde zu züchten, und das ist schlichtweg falsch. Die überwiegende Ursache der Leiden jeder Rasse ist die Verwendung kranker Zuchthunde und falsches Zuchtmanagement!
Das Klientel hinter der Bulldogge hat mitunter, eine ganz eigene Definition von Tierschutz und Liebhaberei. Die Zucht gehört daher in verantwortungsbewusste Hände mit Sachverstand, ein umfassendes veterinärmedizinisches Wissen aufgrund der multiplen Erbkrankheiten ist sicher nicht von Nachteil.

Brachyzephales Atemnotsyndrom

Wie kann man das Brachyzephale Atemnotsyndrom erkennen und züchterisch vorbeugen und bestenfalls verhindern, dass behinderte Welpen, wenn sie denn laut Standard auch noch "schön" sind, in die Zucht gelangen? Eine Studie an diversen Möpsen belegt eindeutig, dass weder die Nasenlänge, die Größe der Nasenlöcher, noch der in einigen Clubs eingeführte Belastungstest klare Hinweise auf die Gesundheit der Atemwege schließen lässt. Die Beurteilung des eigenen Hundes muss auch in Frage gestellt werden, da viele Zuchthunde nicht an die Grenzen belastet werden. Mit Argumenten, die ja bereits wiederum auf die inherenten Probleme hindeuten wie z.B.: Der Bully ist etwas Besonderes, der Bully mag halt keine Sonne, der Bully teilt sich grunzender Weise mit etc. wird das Rasseproblem verniedlicht. Das sind missinterpretierte Symptome einer mittlerweile manifestierten Erbkrankheit! Etliche Bulldoggen mit funktionierender Thermoregulierung, auch bei kurz gezüchtetem Fang, überstehen muntere Spaziergänge bei 30 Grad und mehr. Hier sind die Proportionen von Nasenöffnung bis hin zur Luftröhre das entscheidene Kriterium. Und diese lassen sich anhand der Phänotypbestimmung, wie sie gerne auf Ausstellungen und Zuchtzulassungsprüfungen angewandt werden, nicht beurteilen.
Fährtenbully Quando, 11 Jahre und top fit
Thermoregulierung

Ob die Atemwege des Hundes frei und straff genug sind, ob die Thermoregulierung bei jeder Temperatur funktionieren kann, lässt sich nur durch die Untersuchung mittels CT und Endoskopie sicher feststellen. Zu oft ist man nach Auswertung der CT-Untersuchungen überrascht. Da ist der Deckrüde, der sehr ruhig und ausgeglichen ist und keine übertriebenen Geräusche verursacht, in den Nasengängen, die u.a. für die Thermoregulierung des Hundes verantwortlich sind, viel zu eng und weiträumig verlagert. Und da ist der andere gelegentliche Grunzer, der keine Verengungen der Atemwege aufweist, die zur Atemnot führen könnte. Vielleicht hat der eine Deckrüde aufgrund seines stoischen Temperamentes keine Schwierigkeiten, er kann mit seinen genetischen Anlagen aber eine Menge Unheil in seinen Nachwuchs bringen. Wirksame Zuchtprophylaxe, die eine größere Garantie für gesunde Hunde und zufriedene Welpenkäufer sichern, funktioniert hier nur mit gründlicher Diagnostik. Züchter und Vereine anderer Rassen, die ebenfalls ein Problem mit der Atmung hatten und schnell und umfassend reagierten und betroffene Hunde nicht zur Zucht verwendeten, beweisen eindrucksvoll, wie einfach man den Erbkrankheiten Einhalt gebieten kann. Hier sei der Norwich-Terrier erwähnt.
Madame, die Franz. Bulldogge von Christoph Jung wurde 14 Jahre
ohne je krank gewesen zu sein, war immer fit und hatte das typische, so überaus liebenswerte Bully-Wesen
Verantwortungsbewusste Zucht?

Ein weiteres Problem dieser durch Fehlinterpretation des Rassestandards in den letzten Jahren insgesamt viel zu kurz gezüchtete Rasse sind Deformationen an der Wirbelsäule und den Hüftgelenken. Ein zu kurzer Kopf und eine zu stumpfe Nase, die immer noch viel zu viele Menschen als pervertiertes Schönheitsideal sehen ist von außen gut erkennbar. Es liegt an Züchtern und Käufern selbst, sich solche Hunde für die Verpaarung oder auch für den Welpenkauf auszusuchen und somit den Markt zu bestimmen. Eine gestauchte Wirbelsäule mit all den multiplen Missbildungen, die einhergehen und ebenfalls die Lebenserwartung und Lebensqualität des einzelnen Tieres drastisch senken, ist für einen Laien von außen nicht zu erkennen. Generell kann man sagen, je kürzer der Rücken samt Rute, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wirbel nicht ausreichend ausbilden können, Dornfortsätze und Wirbel krankhaft verschmelzen und im frühen Alter schmerzhafte Zubildungen entstehen. Eine erbliche Komponente ist hier sicher gegeben, Zuchtversuche haben bewiesen, dass man diese Stauchung in wenigen Schritten der Selektion entspannen kann, wenn man auf die Lage und Ausprägung der Veränderungen Rücksicht nimmt. Unikliniken sammeln Auswertungen für die Entwicklung von Gentests zur Bestimmung des Genoms der Keilwirbel und kommen mangels Proben nicht wirklich weiter.


Ein Artikel von Claudia Fuhrmann (Teil 1 von 2) 

Quellen:


Mittwoch, 13. November 2013

Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam

Ein sehenswerter Beitrag zu Hintergrund und Entwicklung der Partnerschaft Mensch - Hund wurde am 12.11.13 beim deutsch-französischen TV-Sender Arte ausgestrahlt. Der Film wurde von ORF/Arte produziert. Filmemacherin Ute Gebhardt gibt einen Einblick in die Geheimnisse einer besonderen Beziehung zweier Spezies, der sich sehr wohltuend von der ansonsten üblichen seichten Kost in den Medien zum Thema Hund abhebt.
Wiederholungen: So, 24.11. um 10:05 Uhr
Di, 26.11. um 7:45 Uhr

Screenshot Arte: Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam

Weitere empfehlenswerte TV Sendungen zum Hund:


Dienstag, 5. November 2013

Faszination Hund

Faszination Hund – Unser Partner mit dem sechsten Sinn: So der Titel eines im schweizer TV gesendeten Beitrags. Es ist die deutschsprachige Fassung der BBC-Doku "Secret life of dogs". Ich möchte diese Dokumentation sehr empfehlen. Sie gibt einen unterhaltsamen und zugleich fundierten Einblick, warum das Wort vom "besten Freund des Menschen" wirklich Hand und Fuß hat.
Screenshot aus "Faszination Hund – Unser Partner mit dem sechsten Sinn" (SRF.ch)
Die Partnerschaft zwischen Mensch und Hund wird hier ohne geschwülstige Worte von Hundeliebe als das Besondere dokumentiert, das sie tatsächlich ist. Die einzigartige Leistungsfähigkeit unserer Hunde mit ihren zahlreichen Spezialisten im Dienste des Menschen, verankert in den verschiedenen Hunderassen, wird eindrucksvoll gezeichnet. Auf Petwatch werden wir in nächster Zeit verstärkt auf die Gründe und Hintergründe des besonderen Verhältnisses von Mensch und Hund eingehen.

Es ist auch bemerkenswert, dass in der großen deutschen TV-Landschaft bisher kein Platz für solche Dokumentationen ist. Und das, obwohl es ja bereits deutsche Fassungen gibt. Die deutschen Fassungen dieser BBC-Doku zum Hund wie auch der wegweisenden BBC-Doku "Pedigree Dogs Exposed", die ebenfalls im Schweizer TV ausgestrahlt wurden, werden bis heute dem Publikum in Deutschland vorenthalten.
Vielen Dank für den Tipp an Claudia und André - von Christoph Jung!

Freitag, 1. November 2013

Schäferhund Verein contra Jan Demeyere

Der weltweit größte Verein rund um eine Hunderasse, der Schäferhund Verein mit Sitz in Augsburg (SV), will sein langjähriges Mitglied Jan Demeyere ausschließen. Jans Vergehen:

Er will einen körperlich und mental gesunden Deutschen Schäferhund (DSH), so einen wie er von Rassegründer Rittmeister von Stephanitz vor gut 100 Jahren konzipiert wurde. Der heutige Schäferhund des SV ist hiervon inzwischen meilenweit entfernt. So entlarvt Jantie umfassend und hartnäckig die Missstände in Zucht und Vermarktung des Deutschen Schäferhundes, wie:
Der echte Deutsche Schäferhund des Rittmeisters von Stephanitz,
der legendäre Arbeitshund und Begleiter,
 hatte selbstverständlich eine kerzengerade, waagerechte Rückenlinie
(um nur eines der heute deformierten Merkmale zu nennen).
 (Foto von 1915)

Für einen gesunden Deutschen Schäferhund!

Statt Jan zu danken und ihm alle erdenkliche Unterstützung zukommen zu lassen, versucht der SV nun, dieses unbequeme Mitglied zu entsorgen. Dazu wurde ein Ausschlussverfahren gegen Jan Demeyere eingeleitet. In den Augen der SV-Funktionäre ist es also vereinsschädigend, wenn man Missstände zulasten der Hunde aufdeckt. Oder sind o.g. in den Augen der SV-Funktionsträger etwa keine Missstände?

Auch der Dachverband VDH spielt hier - wieder einmal - nach außen die Rolle der drei Affen. Eine Rolle, die bereits Dutzende besorgte Freunde anderer Hunderassen erfahren mussten wie etwa beim Dobermann, der Französischen Bulldogge, dem Lundehund, dem Husky, dem Bulldog, dem Border Terrier, der Bordeaux- und der Deutschen Dogge, dem Cavalier King Charles Spaniel, Collie, Azawakh, Sennenhund, Do Khyi und vielen weiteren Hunderassen.

Tierschutzgerede bemäntelt Profitmacherei auf Kosten der Hunde

Das geschwülstige, nicht selten wie eine Monstranz vor der Stirn getragene Gerede von der Liebe zur jeweiligen Hunderasse, von der Liebe zum Hund und von der Tierliebe ganz allgemein entlarvt sich anhand der Realitäten einmal mehr als Täuschungsmanöver. Das gerade in Deutschland inflationär verbreitete Gerede von Hunde- und Tierliebe soll nur verdecken, dass es (auch) beim Hund um ein knallhartes Geschäft und Konsum geht.

Mit Hundenahrung, Hundezucht, Hundehandel, Hundemedizin, Hundecharity, Hundemedien und Hundeerziehung wird viel, sehr viel Geld bewegt: Mehr als 5 Mrd Euro!

Es geht um einem Markt mit einem jährlichen Volumen von mehr als fünf Milliarden Euro pro Jahr, ganz offiziell und alleine in Deutschland. In diesen fünf Milliarden sind die wachsenden Anteile der Charity-Branche rund um den Hund und insbesondere des grauen Marktes des EU-weiten Hundehandels (nicht selten als "Auslandstierschutz" getarnt) wie auch der zahllosen Vermehrer innerhalb Deutschlands noch nicht einmal erfasst. Dieser Markt agiert in weiten Teilen völlig unkontrolliert und zugleich rücksichtslos auf Kosten der Hunde, was sich unter anderem in bewusster Zucht mit Erbkrankheiten, Inzucht und übelster Ausbeutung besonders der Muttertiere bei Vermehrern im In- und Ausland äußert. Über diese brutale Realität zum Wohle des Profites und menschlicher Eitelkeiten wird der Deckmantel der Hundeliebe ausgebreitet. Und wenn dieser Deckmantel aufgedeckt wird, agiert man - mangels ehrlicher Argumente - mit rüden Methoden wie hier dem Ausschlussverfahren, in manchen Bereichen auch mit Mitteln des Rufmordes und der Einschüchterung, Verstöße gegen demokratische und Menschenrechte inbegriffen. Es stören verantwortungsbewusste Züchter, Zuchtvereine und Halter, die auf Missstände hinweisen und sich für den Partner Hund stark machen, halt nur.
SV und VDH beweisen mit ihrem Verhalten gegenüber Jan Demeyere nur einmal mehr, auf welcher Seite sie wirklich stehen. Offene Briefe an den VDH (Auswahl), sämtlich unbeantwortet:

Ein Beitrag von Christoph Jung