Donnerstag, 29. Dezember 2016

In Memoriam Hellmuth Wachtel

Das Ende des Jahres 2016 möchte ich zum Anlass nehmen, nun endlich Dipl.Ing. Dr. Hellmuth Wachtel zu würdigen, der uns bereits Ende 2015 verlassen hat. Mit Hellmuth Wachtel geht einer der letzten Vertreter der klassischen Kynologen des 20. Jahrhunderts. Hellmuth Wachtel war nicht nur ein großer Kynologe, er war zudem eine unbestechliche Stimme für das Wohl und die Gesundheit des Hundes in unserer Gesellschaft.
Dr. Hellmuth Wachtel (1925 -2015)
Zusammen mit Prof.Dr. Wilhelm Wegner (Kleine Kynologie, Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes/Qualzuchtgutachten) legte er bereits Mitte der 1990er Jahre in seinem Buch "Hundezucht 2000" die Grundlage für eine fundierte Kritik an den Missständen der Rassehundezucht und zeigte heute noch aktuelle Eckpunkte für eine Wende auf. Er entwickelte das Konzept des Biohundes. In Büchern, unzähligen Artikeln, mit Engagement in Fachforen im Internet, Vorträgen und geduldig erläuternden Emails, z.B. mit dem Autor dieses Nachrufs, setzte er sich für das Wohl des Hundes und die Zukunft der Partnerschaft Mensch-Hund ein – in damals schon betagtem Alter.

Hellmuth Wachtel zeichnete aus, dass er niemals polemisch oder gar abwertend und beleidigend mit anderen Meinungen, Kritiken oder sogar Stimmen, die ihn unter der Gürtellinie anzugreifen suchten, umging. Er blieb immer honorig, sachlich, inhaltlich souverain. Ihm ging es eben um die Sache: Das Wohl der Hunde. Über mein eigenes Engagement in derselben Sache kam ich vor etwa 10 Jahren persönlich in Kontakt mit diesem großen Freund des Hundes. Auch wir hatten nicht immer eine Meinung. So schrieb Wachtel in seiner Rezension zu einem meiner Bücher: "Obwohl ich ein paar Details etwas anders sehe..." So war es vice versa. Auch ich konnte ihn kritisieren, ohne dass er dies persönlich nahm. Ganz im Gegenteil, entwickelte sich so immer wieder ein sehr fruchtbarer Dialog, eine wertvolle Bereicherung des Blickfeldes, die ich heute sehr vermisse. Obwohl schon hochbetagt, konnte sich schon einmal locker an einem Sonntag bis spät im den Abend hinein ein reger Austausch von Emails entwickeln - in der Sache durchaus widersprüchlich und hartnäckig Argumente austauschend, in der Methode aber sachlich, kameradschaftlich, ja freundschaftlich und immer wertschätzend.
Hellmuth Wachtel mit Amigo
Dann kam recht plötzlich seine letzte Email: "...es freut mich sehr, dass sie weiter im Interesse einer besseren Hundezucht arbeiten! Ich muss mich nun leider schon mit Altersproblemen abfinden und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!" Ich ahnte es. Leider habe ich von seinem Tod dann erst spät erfahren.

Wir vermissen den großen Hundefreund und Kynologen Dr. Hellmuth Wachtel.

Christoph Jung