Samstag, 15. Dezember 2007

Der Verlust eines Hundes - und wie wir ihn überwinden



Jeder Hundefreund steht früher oder später vor der schweren Stunde. Der Stunde des Abschieds. Leider hat es die Natur so gegeben, dass Hunde eine nur kurze Lebenserwartung haben. Und die Versäumnisse der Rassezucht haben dafür gesorgt, dass diese eh zu kurze Zeit mit seinem Hundefreund allzu oft auch noch kürzer wird. Trotzdem ist der Tod des Hundes und der Umgang hiermit für Frauchen und Herrchen ein selten, zu selten behandeltes Thema.

Elli H. Radinger, bekannt durch ihre Wolfsbeobachtungen, hat sich an dieses Thema herangewagt. Und, um es gleich zu sagen, es ist ihr hervorragend gelungen. Eindringlich beschreibt sie die eigenen Erfahrungen mit ihrer geliebten Golden Retriever Hündin Lady. Als erfahrende Hundehalterin war ihr eh klar, dass bei Lady die Stunde des Abschieds kommen musste. Sie beschreibt eindrucksvoll den inneren Kampf zwischen Bangen und Hoffen, Vernunft und Gefühlen. Man erlebt die aufkeimende Hoffnung, nach ein paar Tagen Auflebens der alten Hündin, man fühlt den verzweifelten Schmerz angesichts der Stunden des Leids von Lady. Die Frage des Zeitpunkts der Euthanasie, das hin- und hergerissen sein, man erlebt es mit, man fühlt es mit.

Radinger nimmt den Leser aber auch an die Hand und hilft ihm, diese bewegenden Stunden zu verarbeiten. Sie gibt Hoffung für das Leben danach und die Freude eines Lebens mit Hund.
Schon allein diese Dichte der autobiografischen Passagen macht das Büchlein ausserordentlich lesenswert. Ich konnte vieles aufgrund eigener Erfahrung sehr lebhaft nachvollziehen und dank ihrer Hilfe im Nachhinein viel besser verarbeiten. Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses.

Elli Radinger setzt sich mit der Notwendigkeit und den Methoden von Trauerarbeit auseinander. Dabei umschifft sie auch nicht ein Thema, das meist als Tabu ausgeklammert ist. Ja, es kann sein und es darf auch sein, dass der Hund einem emotional näher steht, als so mancher Mensch. Eine wichtige, für die eigene Trauerarbeit unverzichtbare, Erkenntnis. Radinger setzt sich auch sehr lesenswert mit der Frage eines Lebens nach dem Tod des Hundes auseinander. Sie geht ein Stück über die Regenbogenbrücke und gibt einen kurzen Überblick zu Standpunkten der Religionen. Besonders lesenswert schließlich die lebendigen Berichte Radingers zu den Trauerritualen bei Wölfen, die sie im Yellowstone-Nationalpark selbst erleben konnte.
Ergänzt wird das Buch durch eine Fülle praktischer Tipps und Hinweise.

Während ich diese Zeilen schreibe grunzt zu meinen Füßen, Willi, mein 11-jähriger Bulldog. Er schlägt sich noch recht wacker. Beim Lesen des Büchleins durchfährt mich hie und da ein angstvoller Gewitterschauer. Manche Träne kommt. Ich weiss, bald werden wir dran sein. Doch zugleich fühle ich mich von Elli Radinger etwas beruhigt, ein bischen an die Hand genommen, empfinde Hilfe für die unausweichlich kommenden schweren Tage.

Die 15 Euro gehören zum dem besten, was ich bisher in Euro investiert habe.
Elli.H. Radinger, Der Verlust eines Hundes - und wie wir ihn überwinden, animal Learn Verlag, 128 Seiten, 15 Euro - auch zu beziehen über den Blog der Autorin