Donnerstag, 27. Dezember 2007

Die zwei Herzen des Tierarztes

Ich will es gleich vorweg sagen: wenn ich hier von Tierarzt spreche, so geht es um die Institution, den Berufsstand. Ich selbst bin dankbar ob der beiden Tierärzte unserer Tiere, die mein volles fachliches wie persönliches Vertrauen genießen. Das ist das eine Herz des Tierarztes, das uns als Hundehalter auch meist gut bekannt ist. Auf das zweite Herz will ich hier einmal kurz hinweisen.


Ich hatte ja schon über das neue österreichische Tierschutzgesetz berichtet. Hier werden zum ersten Mal in der europaäsichen Gesetzgebung praktisch wirkungsame Maßnahmen gegen Qualzucht bei Heimtieren getroffen. Die Zuchtverbände werden aufgefordert, Programme festzulegen, so dass bis spätesten 2018 Qualzuchmerkmale passé sind. Ein Segen für Tiere und Halter.

Tierärzteschaft Nutznießer von Qualzucht?

Klar, dass es nun ein Gezeter in den Kreisen der Hundezüchter gibt.
Nun erhielt ich eine Mail da berichtet eine österreichische Züchterin, ihr Tierarzt sei auch nicht begeistert von dem neuen TSchG und habe gesagt: "Die heutigen Studenten der Veterinärmedizin sind in 10 Jahren arbeitslos. Da 80% aller Hunde mit Sicherheit betroffen sind und vom Impfen kann kein Tierarzt leben!"

Eine bemerkenswerte Einschätzung, beschreibt sie doch die Tierärzteschaft als stillen Nutznießer der Versäumnisse moderner Rassezucht. Es ist ebenso bemerkenswert, dass man von der organisierten Tierärzteschaft keine nachhaltigen Forderungen in Sachen Qualzucht hört. Keiner dürfte besser als die Veterinäre wissen, wo in der Rassezucht Not am Hund ist. Aber ein extrem kurzschnäutziger Mops lässt sich dann gerne für 2500 Euro und mehr in Leipzig operieren um einigermaßen frei atmen zu können. Oder die Routine-OPs an der Hüfte HD geplagter Schäferhunde. Da hängen Arbeitsplätze dran und mehr, eben viel Geld. An gesunden Hunden können weder Tierärzte noch Pharmaindustrie verdienen.

Lobby aus Pharma- und Futtermittelindustrie gibt den Ton an.

Kaum ein anderer Berufsstand ist so stark von der Lobby der Industrie beeinflußt, hier der Futtermittel- und Pharmaindustrie, wie die Tierärzteschaft. In seinem Buch "Katzen würden Mäuse kaufen" bringt Hans-Jürgen Grimm eine Menge Beispiele. Er lässt Dirk Schrader, Veterinär an der Tierklinik Hamburg-Rahlstedt, zu Wort kommen, "Die Professoren sind vollkommen abhängig von der Industrie, Papageien und Knechte der Futtermittelindustrie".

Kaum ein Veterinär-Kongress, der nicht von der Industrie-Lobby (mit-)finanziert wird, kaum eine Uni, die nicht auf der Honorarliste steht.
Zum kommenden 1. Januar 2008 stiftet Bayer HealthCare eine Forschungsprofessur für die angesehene Tierärztliche Hochschule Hannover. Privatdozent Dr. Wolfgang Bäumer die Forschungsprofessur für „Veterinärmedizinische Dermatopharmakologie“ am Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie antreten. Finanziert wird sein Stelle über einen Zeitraum von fünf Jahren von Bayer.