von Dr. Margrit Miekeley
Windhunde werden allgemein in europäische und orientalische Rassen eingeteilt, wobei einige ihrer Rassebezeichnungen schon einen Hinweis auf ihre Herkunft geben. Alle Windhunde vermitteln den Eindruck des Besonderen; denn man sieht sie nicht so oft wie andere Hunderassen. Und tatsächlich bis zum 19. Jahrhundert waren es die Hunde der adligen Herrschaften und fanden bei der Jagd ihre Aufgabe.
Windhunde oder auch Hetzhunde, wie sie nach der Art des Jagens genannt werden, erhielten erst die Aufmerksamkeit des Bürgertums im Zeitalter der Industrialisierung. Dieses dokumentierte mit diesen Hunden, dass es sich nun auch erlauben konnte, eine solche Rasse zu halten. Ein Windhund verlangt von seinem Besitzer täglich viel Auslauf, damit seine Kondition trainiert und sein Aussehen Art typisch bleibt. Windhunde stellen, wie jedes andere Haustier auch, besondere Ansprüche an den Menschen. Ihre eigentliche Funktion, für die sie gezüchtet wurden, ist die Jagd. Da diese aber ausschließlich den Jägern heute vorbehalten ist und viele Wildtiere unter Naturschutz stehen, haben sich Windhundbesitzer einen sinnvollen Ersatz einfallen lassen: Bahn- und Querfeldeinrennen (Coursing) im eingezäunten Gelände. Der Hund läuft instinktiv einem davon flitzenden Plastikfetzen hinterher. Hier handelt es sich um sportliche Wettbewerbe, die Hund und Mensch Spaß bereiten, weil es lediglich um Titel und Pokale geht. Dabei kann der Windhund nach Herzenslust laufen, wofür er gezüchtet wurde und was seine Anatomie zeigt - lange Beine, tiefer Brustkorb, bewegliche Wirbelsäule sowie voluminöses Herz und Lunge. Der Satz stimmt: "Die Seele eines Windhundes will laufen".
Windhunde etwas Besonderes
Wie kam ich also zu einem Windhund? Schon als Kind sollte es immer etwas Besonderes sein. Eines Tages sah ich einen russischen Windhund (Barsoi) in der Nachbarschaft meiner Großmutter, der für mich die Vornehmheit in Vollendung darstellte und durch Eleganz und Grazie in seinen Bewegungen einen immerwährenden Eindruck hinterließ. Damals war ich schon als Kind von einem Windhund und seiner Schönheit so angetan, dass ich mir mit sechs Jahren schwor, solch ein Hund sollte es mal irgendwann sein. Ich beobachtete genau, wie sich dieser Hund bewegte. Er trabte nicht, nein - er schwebte. Er schnappte nicht nach meiner Hand als ich ihm ein Stückchen meines Butterbrotes hinhielt, sondern nahm es mir vorsichtig aus den Fingern. Auch ließ er sich geduldig liebkosen, obwohl er nicht viel größer war als ich. Ein Windhund ist eben durch und durch Aristokrat in seinem Verhalten.
Es vergingen viele Jahre. Als Spätachtundsechzigerin, die gerade ihr Lehrerexamen bestanden hatte, sollte es nicht nur ein Hund sein, der elegant und grazil ist, sondern auch irgendwie extravagant und individualistisch zugleich; denn es war die Zeit der Hippies und von der "Flower-Power-Bewegung". Mein Hund sollte Charakter haben und auch einen eigenen Willen wollte ich ihm selbstverständlich gerne zugestehen. So kam ich mit 25 Jahren zu meinem ersten Windhund, ein völlig pflegeleichter Hund der Rasse Whippet. Diese kleine Windhundrasse zeichnet sich bei einem äußerst liebenswürdigen Charakter durch etwas einfachere Haltungsanforderungen aus. Überall, wo man mit einem solchen, für manchen Geschmack, zu dürren und außergewöhnlichen Hund auftauchte, hatte man erst einmal die Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Manchmal waren aber auch Fragen zu beantworten, warum der Hund so dünn sei, ob er vielleicht doch nicht satt zu essen bekäme. Nein, dieser Hund war von Natur aus so schlank und blieb es auch, wenn er ausreichend Bewegung fand. Ich konnte mit den Fragen gut umgehen und hatte keine Mühe sie passend zu beantworten.
Ich wollte einen Hund, dem kein hündischer Gehorsam zu eigen war, mit dem ich nur im Kommandoton sprechen sollte. Ich wollte einen Hund, der zu mir passte, der als Familienmitglied mit mir in meiner Wohnung lebte, der auch Ansprüche und Vorlieben entwickeln durfte. Dieser Hund war für mich damals Partner zugleich. Was das partnerschaftliche Verhältnis anging, da hatte ich die Rasse Windhund aber tüchtig unterschätzt; denn ich lernte die Orientalen unter den Windhunden kennen.
Eigenarten von Windhunden
Schon mein erster Windhund, ein Vertreter der europäischen Windhundrassen, bereitete mich auf meine spätere Erfahrungswelt mit orientalischen Windhunden vor. Diese sollten mich dann vollends in Beschlag nehmen, weil sie es ausnahmslos gut verstehen, genau dosiert "ihre" Menschen auf ihren "Dienst" vorzubereiten.
Mein zweiter Hund war ein arabischer Windhund (Sloughi), worauf ein persischer (Saluki) folgte. Diese Hunde erwiesen sich als wahre Seelenräuber, weil sie nämlich dazu imstande sind, langsam und wohldosiert dem Menschen in aller Liebenswürdigkeit beizubringen, dass sie dieses oder jenes nicht fressen oder nicht tun möchten. Irgendwann haben sie es dann doch geschafft, dass man dem Hunde zuliebe den Weg geht, den sie wollen oder das man das in den Futternapf gibt, was sie gerne mögen. Wenn der Mensch nicht höllisch aufpasst, ist ein Windhund schnell verwöhnt. Dann gibt es noch andere Rassen unter den orientalischen Windhunden, nämlich Azawakh und Afghane. Auch sie sind in der Lage, Menschen zu ihrem Dienstpersonal umzufunktionieren, ohne dass sie es bemerken. Und was das Eigenartige ist, dass Windhund-Menschen es sich für ihre Lieblinge gerne gefallen lassen! Wie schaffen es diese "besonderen" Wesen, dass sich "die Krone der Schöpfung" gerne in den Frondienste dieser Seelenfänger stellt? Ganz einfach, indem sie sich dazu herablässt, auf ihre Ansprüche auch nur einmal einzugehen.
Laufen - ein unbedingtes Bedürfnis
Coursings und Bahnrennen sind für einen Windhund eine wunderschöne Beschäftigung. Es gibt nämlich nichts Schöneres, als dass diese Hunderasse nach Herzenslust laufen darf. Dafür reicht auch schon eine große, eingezäunte Wiese. Das ist sein Anspruch, den er jeden Tag einfordert. Wenn ich meinem Saluki dieses Vergnügen gönnet, schaue ich in zwei glückliche Hundeaugen und in ein lachendes Windhundgesicht.
Dieser Ausdruck in den Augen eines laufenden Saluki verrät eine Leidenschaft, die nicht unterschätzt werden darf. Ein Windhund ist zum Laufen geboren! Wenn ich als Mensch jedoch diese Liebe mit meinem Hund teile, dann kommt es zu einer Einheit, die auf beiden Seiten zu einem glücklichen Miteinander führt und zu einer langen Freundschaft zwischen Hund und Mensch andauert. Und so kommt es, dass dieser Mensch in den Diensten eines am Laufen Besessenen steht und daraus entwickelt sich zugleich eine Passion. Das ist in dem Fall aber nicht mehr der flüchtende Hase, sondern eher des davon sausenden Plastikteils auf der Rennbahn. Es ist vielleicht auch einfach nur der Spaß an der Bewegung. Wer nun meint, gerade diese Hunderasse sei ein Spiegelbild des Menschen, der diesen Hund hält, der liegt mit dieser Annahme nicht falsch. Windhunde und ihre Menschen stellen nämlich eine besondere Spezies unter den Hundehaltern dar.
Link
Freitag, 31. Juli 2009
Donnerstag, 30. Juli 2009
Dortmunder Appell - Bordeauxdogge und Windhunde
Der Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht ist nun bald einen Monat online. Knapp 300 Züchter und Verantwortliche in Zuchtvereinen haben ihre Unterstützung erklärt. Für mich persönlich viel mehr als ich erwartete, da ich - zumindest aus der Bulldog-Szene - nicht nur einmal erlebt habe, wie "solche Nestbeschmutzer" gemobbt werden und die Mär von des Kaisers neuen Kleidern quasi Vereinsdoktrin ist.
Züchter, die sich beim Dortmunder Appell öffentlich erklären, setzen damit entweder ein Signal der Opposition gegen den aktuellen Kurs ihres Vereins oder aber eines zur Förderung eines bereits beschrittenen Weges. Jedenfalls dokumentiert eine Unterstütztung die Sorge um das Wohl und die Gesundheit der Hunde. Bemerkenswert ist, dass etwa 85% dieser Züchter dem VDH oder ÖKV bzw. wie bei den Windhunden dem DWZRV angeschlossen sind. DWZRV ist der "Deutsche Windhundzucht- und Rennverband e.V." und wiederum dem VDH angeschlossen.
Bereits sehr früh hat sogar der komplette Vorstand des VDH-Vereins "Bordeauxdoggen Club Deutschland e.V." seine Unterstützung erklärt, das bisher stärkste Votum eines Vereins. Die Vorsitzenden Gisa Kämpfer und Angelika Schön haben mir auch einiges von ihren Bemühungen zur Gesundung der Bordeauxdogge berichtet. Dazu später mehr.
Windhunde stark vertreten
Schauen wir weiter auf die von den Unterstützern repräsentierten Rassen, so fällt auf, dass die orientalischen Windhunde sehr stark vertreten sind. Sieht man orientalische Windhunde eher selten, so scheint die Sorge um die Gesundheit der Hunde bei den Windhundefreunden eine besonders große Rolle zu spielen. Auch Gudrun Büxe, immerhin neben dem VDH-Präsidenten Prof. Dr. Peter Friedrich Zuchtkommissionsmitglied für die Rasse Azawakh im DWZRV, steht zum Appell wie durchaus nicht wenige ihrer Züchterkolleginnen in Deutschland und Österreich.
Auch die langjährige Windhundehalterin, die Biologin Dr. Margrit Miekeley, Autorin eines Buchs über Windhunde, engagiert sich seit Jahren für die Gesundheit in der Windhundezucht und hat bereits zahlreiche Artikel besonders zum Thema Inzucht verfasst. Da Windhunde selbst vielen Hundefreunden kaum vertraut sind, bat ich Frau Dr. Miekeley um einen Artikel für meinen Blog. Hieraus sind nun 3 Teile geworden, die einen wunderbaren Einblick in die Welt der orientalischen Windhunde geben. Morgen werden wir mit Teil 1 loslegen.
Fotos: Angelika Schön und Margrit Miekeley
Züchter, die sich beim Dortmunder Appell öffentlich erklären, setzen damit entweder ein Signal der Opposition gegen den aktuellen Kurs ihres Vereins oder aber eines zur Förderung eines bereits beschrittenen Weges. Jedenfalls dokumentiert eine Unterstütztung die Sorge um das Wohl und die Gesundheit der Hunde. Bemerkenswert ist, dass etwa 85% dieser Züchter dem VDH oder ÖKV bzw. wie bei den Windhunden dem DWZRV angeschlossen sind. DWZRV ist der "Deutsche Windhundzucht- und Rennverband e.V." und wiederum dem VDH angeschlossen.
Bereits sehr früh hat sogar der komplette Vorstand des VDH-Vereins "Bordeauxdoggen Club Deutschland e.V." seine Unterstützung erklärt, das bisher stärkste Votum eines Vereins. Die Vorsitzenden Gisa Kämpfer und Angelika Schön haben mir auch einiges von ihren Bemühungen zur Gesundung der Bordeauxdogge berichtet. Dazu später mehr.
Windhunde stark vertreten
Schauen wir weiter auf die von den Unterstützern repräsentierten Rassen, so fällt auf, dass die orientalischen Windhunde sehr stark vertreten sind. Sieht man orientalische Windhunde eher selten, so scheint die Sorge um die Gesundheit der Hunde bei den Windhundefreunden eine besonders große Rolle zu spielen. Auch Gudrun Büxe, immerhin neben dem VDH-Präsidenten Prof. Dr. Peter Friedrich Zuchtkommissionsmitglied für die Rasse Azawakh im DWZRV, steht zum Appell wie durchaus nicht wenige ihrer Züchterkolleginnen in Deutschland und Österreich.
Auch die langjährige Windhundehalterin, die Biologin Dr. Margrit Miekeley, Autorin eines Buchs über Windhunde, engagiert sich seit Jahren für die Gesundheit in der Windhundezucht und hat bereits zahlreiche Artikel besonders zum Thema Inzucht verfasst. Da Windhunde selbst vielen Hundefreunden kaum vertraut sind, bat ich Frau Dr. Miekeley um einen Artikel für meinen Blog. Hieraus sind nun 3 Teile geworden, die einen wunderbaren Einblick in die Welt der orientalischen Windhunde geben. Morgen werden wir mit Teil 1 loslegen.
Fotos: Angelika Schön und Margrit Miekeley
Dienstag, 21. Juli 2009
Warum ich keine Schäferhunde mehr züchten kann
Swanie Simon, auch bekannt wegen ihrer Veröffentlichungen zum Thema Barf, züchtete Deutsche Schäferhunde in ihrer Zuchstätte "Drei Hunde Nacht". Sie veröffentlichte jetzt folgende Erklärung, die ich hier mit freundlicher Genehmigung von Swanie bringe:
Ich werde aus verschiedenen Gründen keine Schäferhunde mehr züchten.
Ein weiterer Grund ist, dass ich der Überzeugung bin, dass der Schutzhund Sport - so wie er betrieben wird - den Hunden gesundheitlich schadet. Zudem finde ich ganze Teile des Schutzdienstes völlig überflüssig und unnötig um die "Härte", den "Kampftrieb" und den "Mut" eines Hundes zu beurteilen.
Ein Mensch, der Hunde und ihr Verhalten gut kennt - so wie es die Richter angeblich tun - kann diese Wesensmerkmale gänzlich ohne einen "Schutzdienst" beurteilen. Wenn man aber den Schutzdienst braucht um menschliche Geltungsbedürfnisse zu befriedigen, dann sollte er so gestaltet werden, dass den Hunden kein Schaden zugefügt wird. Ich habe bei meinen Behandlungen noch nicht einen einzigen Schäferhund gesehen, der regelmäßig Schutzdienst macht und der nicht mindestens den Atlas und diverse Halswirbel verschoben hatte.
Die Hunde werden viel zu früh im Schutzdienst trainiert und die Wirbelsäule wird - vor allem durch den (vom Menschen) beliebten "langen Gang" - ständigen Stauchungen, Streckungen und Verrenkungen ausgesetzt. Dazu kommen manche Ausbildungsmethoden, die schon als Tierquälerei zu bezeichnen sind. Fast jeder Hund, den ich bisher mitbekommen habe, der an der Spitze geführt wird hat im Training ein Stromimpulshalsband um. Das Stachelhalsband gehört schon zur Grundausstattung im Schutzhundesport - man schämt sich nicht einmal, Fotos von Hunden mit Stachelhalsband zu veröffentlichen! Wer die Nutzung des (gesetzlich verbotenen) Stromhalsbandes zur Anzeige bringt, wird von den Vereinskollegen wie ein Netzbeschmutzer behandelt.
Das Züchten von typischen Schau-Schäferhunden - hinten Frosch, vorne Hund - ist in meinen Augen eine Qualzucht. Nach meinem Empfinden bewegt sich allerdings auch die Leistungszucht in eine Richtung, von der ich mich distanzieren muss. Auch dort werden gesundheitliche Probleme vertuscht, Hunde mit Wesensprobleme zur Zucht eingesetzt und immer mehr in Richtung "Schutzhund-Sportgerät" gezüchtet.
Wo ist mein Schäferhund geblieben? Der Hund, der den Hof bewacht, die Kinder vom Bus abholt und mit Ruhe und Gelassenheit souverän den Alltag bewältigt? Einige davon gibt es noch, nur will sie keiner zur Zucht haben. Sie sind entweder nicht triebstark genug, hinten zu gerade oder nicht "böse" genug.
Mir hat einmal jemand gesagt "der Schäferhund ist in nichts die Nummer eins aber in allem die Nummer zwei". Der Allrounder schlechthin. Und das ist der Hund, in den ich mich schon als Kleinkind verliebt hatte und den ich mir heute noch als Begleiter wünsche.
Ich kann nicht mehr.
Ich kann nicht mehr zuschauen wie Hunde getreten, geruckt, mit Strom traktiert werden und ohne die geringste Aufwärmung trainiert werden um anschließend in einer kalten Box zu sitzen während "Herrchen" einen trinkt. Klischee? Ja - aber dennoch zutreffend.
Ich kann nicht mehr zusehen, wie Hunde von Besitzer zu Besitzer gehen, weil sie nicht hart genug sind, nicht voll genug beißen, HD oder ED haben oder einfach die Brutalität des Hundeführers nicht überleben.
Ich kann nicht mehr zusehen, wie eine wunderbare Hunderasse aus Geldgier und Egoismus gesundheitlich kaputt gemacht wird. Die Verantwortlichen lassen nicht erkennen, dass sie dieser Fehlentwicklung entgegen treten, sondern unterstützen mit ihren Richtlinien noch diese Entwicklung.
Ich liebe den Schäferhund und werde immer einen haben aber ich kann und will so nicht mehr züchten.
Ich werde aus verschiedenen Gründen keine Schäferhunde mehr züchten.
Ein weiterer Grund ist, dass ich der Überzeugung bin, dass der Schutzhund Sport - so wie er betrieben wird - den Hunden gesundheitlich schadet. Zudem finde ich ganze Teile des Schutzdienstes völlig überflüssig und unnötig um die "Härte", den "Kampftrieb" und den "Mut" eines Hundes zu beurteilen.
Ein Mensch, der Hunde und ihr Verhalten gut kennt - so wie es die Richter angeblich tun - kann diese Wesensmerkmale gänzlich ohne einen "Schutzdienst" beurteilen. Wenn man aber den Schutzdienst braucht um menschliche Geltungsbedürfnisse zu befriedigen, dann sollte er so gestaltet werden, dass den Hunden kein Schaden zugefügt wird. Ich habe bei meinen Behandlungen noch nicht einen einzigen Schäferhund gesehen, der regelmäßig Schutzdienst macht und der nicht mindestens den Atlas und diverse Halswirbel verschoben hatte.
Die Hunde werden viel zu früh im Schutzdienst trainiert und die Wirbelsäule wird - vor allem durch den (vom Menschen) beliebten "langen Gang" - ständigen Stauchungen, Streckungen und Verrenkungen ausgesetzt. Dazu kommen manche Ausbildungsmethoden, die schon als Tierquälerei zu bezeichnen sind. Fast jeder Hund, den ich bisher mitbekommen habe, der an der Spitze geführt wird hat im Training ein Stromimpulshalsband um. Das Stachelhalsband gehört schon zur Grundausstattung im Schutzhundesport - man schämt sich nicht einmal, Fotos von Hunden mit Stachelhalsband zu veröffentlichen! Wer die Nutzung des (gesetzlich verbotenen) Stromhalsbandes zur Anzeige bringt, wird von den Vereinskollegen wie ein Netzbeschmutzer behandelt.
Das Züchten von typischen Schau-Schäferhunden - hinten Frosch, vorne Hund - ist in meinen Augen eine Qualzucht. Nach meinem Empfinden bewegt sich allerdings auch die Leistungszucht in eine Richtung, von der ich mich distanzieren muss. Auch dort werden gesundheitliche Probleme vertuscht, Hunde mit Wesensprobleme zur Zucht eingesetzt und immer mehr in Richtung "Schutzhund-Sportgerät" gezüchtet.
Wo ist mein Schäferhund geblieben? Der Hund, der den Hof bewacht, die Kinder vom Bus abholt und mit Ruhe und Gelassenheit souverän den Alltag bewältigt? Einige davon gibt es noch, nur will sie keiner zur Zucht haben. Sie sind entweder nicht triebstark genug, hinten zu gerade oder nicht "böse" genug.
Mir hat einmal jemand gesagt "der Schäferhund ist in nichts die Nummer eins aber in allem die Nummer zwei". Der Allrounder schlechthin. Und das ist der Hund, in den ich mich schon als Kleinkind verliebt hatte und den ich mir heute noch als Begleiter wünsche.
Ich kann nicht mehr.
Ich kann nicht mehr zuschauen wie Hunde getreten, geruckt, mit Strom traktiert werden und ohne die geringste Aufwärmung trainiert werden um anschließend in einer kalten Box zu sitzen während "Herrchen" einen trinkt. Klischee? Ja - aber dennoch zutreffend.
Ich kann nicht mehr zusehen, wie Hunde von Besitzer zu Besitzer gehen, weil sie nicht hart genug sind, nicht voll genug beißen, HD oder ED haben oder einfach die Brutalität des Hundeführers nicht überleben.
Ich kann nicht mehr zusehen, wie eine wunderbare Hunderasse aus Geldgier und Egoismus gesundheitlich kaputt gemacht wird. Die Verantwortlichen lassen nicht erkennen, dass sie dieser Fehlentwicklung entgegen treten, sondern unterstützen mit ihren Richtlinien noch diese Entwicklung.
Ich liebe den Schäferhund und werde immer einen haben aber ich kann und will so nicht mehr züchten.
Mittwoch, 1. Juli 2009
Dortmunder Appell - ein Appell an uns alle
Ich möchte jetzt nicht auf den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht direkt eingehen, dessen Sprecher ich ja zusammen mit Heike Beuse bin. Man kann sich da unter www.dortmunder-appell.de kundig machen.
Vordenker einer Wende in der Hundezucht
Ich möchte als erstes auf zwei der Vordenker dieses Appells hinweisen, die zugleich wesentliche kynologische Grundlagen dafür geben, wohin diese Wende gehen soll. Bereits vor mehr als 20 Jahren forderte Prof.Dr.Wilhelm Wegner in der "Kleinen Kynologie" (Terra Verlag zZt leider vergriffen) eine solche Wende in der Hundezucht. Dr.Hellmuth Wachtel wies bereits 1999 in "Hundezucht 2000" auf die tickende genetische Zeitbombe durch die Versäumnisse der Zucht hin. Im 1998 erschienenen "Fehlentwicklungen in der Haustierzucht" schließen die Autoren Wegner und Bartels mit: "Fehlentwicklungen in der Tierzucht sind die Folge anthropozentrischen Denkens und Handelns... Die Autoren wollen mit dem vorliegendem Band ein Problembewußtsein erzeugen, um den Erfordernissen eines ethischen Tierschutzes mehr Geltung zu verschaffen."
Vor mehr als 10 Jahren wurde eine Wende in der Hundezucht bereits eindringlich angemahnt. Notwendigkeit und Perspektive einer solchen Wende in der Hundezucht wurden zugleich umfassend, wissenschaftlich, zweifelsfrei begründet, dargestellt und belegt. An Kenntnis der Lage, des Sachverhaltes, an Klarheit über die notwendigen Aufgaben mangelt es seit langem nicht.
Getan hat sich in der züchterischen Praxis seither, etwas provokant gesagt: NICHTS. Und das liegt nicht etwa daran, dass die Erkenntnisse von Wegner oder Wachtel fachlich anzuzweifeln gewesen wären. Der Tierschutz, wir alle, scheinen die Hundezucht zu irgnorieren. Freilich, solche Schattenseiten machen sich nicht gut für das Geschäft im 5 Milliarden-Markt einer heilen, deutschen Hundewelt.
Vor der eigenen Haustüre kehren
Unter dem Label "Tierschutz bei Hunden" wird vielmehr ein eifriger Import von Hunden aus aller Welt betrieben. Das stille Leiden der hochgezüchteten Rassehunde mitten unter uns wird ignoriert. Und selbst bei den importierten Nothunden stellt sich oft die Frage, ob sich diese Hunde hier wohlfühlen. Sicher, an Nahrung und Medizin mangelt es ihnen nicht mehr. Doch ob ein seit Generationen relativ freier Dorf- oder "Straßenhund" mit dem extrem restriktiven Leben in Deutschland glücklich sein kann, wird nicht gefragt.
Elend ist hier vorort freilich mehr als genug vorhanden, wenn man nur hinschauen will. Da braucht man nicht erst nach Spanien zu gehen. Karin Burger zu den Doggen und Jan Demeyere zum Deutschen Schäferhund haben hier beeindruckende wie nachdenklich stimmende Zeugnisse abgelegt, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Hoffnungsvolles erstes Echo auf den Appell
Hoffnung macht mir die erste Reaktion vieler Hundefreunde. "Endlich mal" oder "Wohl und Gesundheit in den Mittelpunkt der Zucht zu stellen, halte ich für dringend erforderlich. Deshalb unterstütze ich diesen Appell ohne Abstriche" und ähnliche Stimmen habe ich in den letzten Tagen gehört. Auch Dr. Hans Mosser, Herausgeber des Hundemagazins WUFF, erklärte sofort und sichtlich erfreut seine Unterstützung.
Mein Dank an die vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Ein erster Anfang ist gemacht. Aber es wird noch ein langer, eher dorniger Weg, um tatsächlich und praktisch wirksam diese Wende zum Wohle der Hunde durchzusetzen. Unsere Hunde sind das allemal wert.
Vordenker einer Wende in der Hundezucht
Ich möchte als erstes auf zwei der Vordenker dieses Appells hinweisen, die zugleich wesentliche kynologische Grundlagen dafür geben, wohin diese Wende gehen soll. Bereits vor mehr als 20 Jahren forderte Prof.Dr.Wilhelm Wegner in der "Kleinen Kynologie" (Terra Verlag zZt leider vergriffen) eine solche Wende in der Hundezucht. Dr.Hellmuth Wachtel wies bereits 1999 in "Hundezucht 2000" auf die tickende genetische Zeitbombe durch die Versäumnisse der Zucht hin. Im 1998 erschienenen "Fehlentwicklungen in der Haustierzucht" schließen die Autoren Wegner und Bartels mit: "Fehlentwicklungen in der Tierzucht sind die Folge anthropozentrischen Denkens und Handelns... Die Autoren wollen mit dem vorliegendem Band ein Problembewußtsein erzeugen, um den Erfordernissen eines ethischen Tierschutzes mehr Geltung zu verschaffen."
Vor mehr als 10 Jahren wurde eine Wende in der Hundezucht bereits eindringlich angemahnt. Notwendigkeit und Perspektive einer solchen Wende in der Hundezucht wurden zugleich umfassend, wissenschaftlich, zweifelsfrei begründet, dargestellt und belegt. An Kenntnis der Lage, des Sachverhaltes, an Klarheit über die notwendigen Aufgaben mangelt es seit langem nicht.
Getan hat sich in der züchterischen Praxis seither, etwas provokant gesagt: NICHTS. Und das liegt nicht etwa daran, dass die Erkenntnisse von Wegner oder Wachtel fachlich anzuzweifeln gewesen wären. Der Tierschutz, wir alle, scheinen die Hundezucht zu irgnorieren. Freilich, solche Schattenseiten machen sich nicht gut für das Geschäft im 5 Milliarden-Markt einer heilen, deutschen Hundewelt.
Vor der eigenen Haustüre kehren
Unter dem Label "Tierschutz bei Hunden" wird vielmehr ein eifriger Import von Hunden aus aller Welt betrieben. Das stille Leiden der hochgezüchteten Rassehunde mitten unter uns wird ignoriert. Und selbst bei den importierten Nothunden stellt sich oft die Frage, ob sich diese Hunde hier wohlfühlen. Sicher, an Nahrung und Medizin mangelt es ihnen nicht mehr. Doch ob ein seit Generationen relativ freier Dorf- oder "Straßenhund" mit dem extrem restriktiven Leben in Deutschland glücklich sein kann, wird nicht gefragt.
Elend ist hier vorort freilich mehr als genug vorhanden, wenn man nur hinschauen will. Da braucht man nicht erst nach Spanien zu gehen. Karin Burger zu den Doggen und Jan Demeyere zum Deutschen Schäferhund haben hier beeindruckende wie nachdenklich stimmende Zeugnisse abgelegt, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Hoffnungsvolles erstes Echo auf den Appell
Hoffnung macht mir die erste Reaktion vieler Hundefreunde. "Endlich mal" oder "Wohl und Gesundheit in den Mittelpunkt der Zucht zu stellen, halte ich für dringend erforderlich. Deshalb unterstütze ich diesen Appell ohne Abstriche" und ähnliche Stimmen habe ich in den letzten Tagen gehört. Auch Dr. Hans Mosser, Herausgeber des Hundemagazins WUFF, erklärte sofort und sichtlich erfreut seine Unterstützung.
Mein Dank an die vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Ein erster Anfang ist gemacht. Aber es wird noch ein langer, eher dorniger Weg, um tatsächlich und praktisch wirksam diese Wende zum Wohle der Hunde durchzusetzen. Unsere Hunde sind das allemal wert.