Soeben ist mein neues Buch erschienen, ein Buch zum Thema Hund: "Schwarzbuch Hund - Die Menschen und ihr bester Freund".
Ich habe an diesem Buch seit 10 Jahren geschrieben. Jetzt habe ich es - etwas früher als zunächst gedacht - veröffentlicht. Hintergrund dieser Terminverschiebung ist der Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht. Er ist ein Teil der praktischen Konsequenzen aus dem Schwarzbuch. Letzteres wiederum ist eine theoretische Untermauerung der Notwendigkeit von Aktionen wie dem Appell und seinen Zielen.
Zunächst hatte ich das Angebot eines namhaften Verlages, Schwarzbuch Hund im Herbst 2010 herauszubringen. Das erschien mir nun als zu spät. Den hier geschilderten Umständen folgend, habe ich es jetzt über BoD Norderstedt kurzfristig veröffentlich.
Ende der 90er Jahre begann ich, mit kritischen Augen durch unsere Hundewelt zu gehen. Es eröffnete sich ein Missstand nach dem anderen, allesamt zu Lasten des Wohls und der Gesundheit der Hunde. Ich wunderte mich immer wieder, warum sich aus den Reihen der Tierärzteschaft, Kynologen und "Hundeprofis" so wenige Stimmen gegen Inzucht, die Erscheinungen von Qualzucht, die angezüchteten Erbkrankheiten, Hundehandel oder Vermehrerunwesen erhoben und erheben. Ich fragte mich, warum sich soviele Züchter mit so wenig inhaltlicher Substanz und zugleich so hartnäckig gegen eine Abwendung von der verbreiteten Inzucht oder von den Übertreibungen der Äußerlichkeiten sträuben, zumal sie doch allesamt angeblich "lediglich aus Gründen der Liebhaberei" züchten. Ich wunderte mich anfangs, dass unsere Behörden, die zahlreichen bunten Hundemagazine und sogar ein Teil der Tierschützer schweigend diesem Elend der Rassehunde mitten in Europa zuschauen.
Ich ging den Dingen weiter nach und nahm zur Kenntnis, dass der Hund das Objekt eines Marktes von nicht weniger als 5 Milliarden Euro im Jahr allein in Deutschland ist. Zumal ein potenter Markt mit stetig wachsendem Volumen, selbst jetzt in der Krise. Ein Milliarden-Markt in dem multinationale Konzerne - die straff organisierten Lobbiisten der Hundeszene -, allen voran Schokoriegel-Multi Mars, Ton und Takt angeben.
Und ich kam zu dem Schluss, dass rein ökonomisch alle Anbieter in diesem Millardenmarkt ein objektives Interesse an einem kranken oder kränkelnden Hund haben. Mit ihm lässt sich einfach viel mehr Geld verdienen als mit dem robusten, vitalen, gesunden und wesensfesten Hund.
Im "Schwarzbuch Hund" bleibe ich aber nicht dabei stehen, die teils skandalösen Zustände und Verquickungen in der Hundewirtschaft darzulegen. Ich versuche auch, deutlich zu machen, dass eine lebenswerte Zukunft der Menschheit auch eine lebenswerte Zukunft der Hunde voraussetzt. Der Hund war ein integraler Teil der gesamten Geschichte des modernen Menschen seit der Cro-Magnon-Zeit und vielleicht sogar noch mehr. Und das war er nicht nur gestern - er ist es auch für unsere Zukunft.
Ab sofort erhältlich im Buchhandel Vorort oder online z.B. bei Buchhandel.de, Libri , BoD oder Amazon.
Schwarzbuch Hund
Die Menschen und ihr bester Freund.
Paperback, kartoniert 280 Seiten
ISBN: 3837030636
EAN: 9783837030631
24,90 Euro
Sonntag, 23. August 2009
Mittwoch, 19. August 2009
Das ideale Haustier
Die Nachrichtenagentur dpa und N24 verbreiteten am 17.8. folgende Meldung (Auszug):
"Das ideale Haustier Laut einer britischen Umfrage wünschen sich Tierfreunde eine Kreatur mit dem Besten aus Hund, Katze und Co. Der Katzenhundhase sollte es trotz Kaninchenpower aber auch mal ruhig angehen lassen. Es hat die Ohren eines Hasen, den Kopf einer Katze, den Körper eines Hundes und einen Pferdeschwanz....
Das Bild entstand nach einer Befragung von 2000 britischen Tierfreunden, wie Medien berichten. Demnach muss der Körper der Kreatur das leuchtend weiche Fell eines Golden Retrievers haben. Der Umfrage zufolge verfügt das ideale Haustier über viel Energie, liebt tägliche Spaziergänge und schläft pro Tag neun Stunden und 27 Minuten."
Man muss nicht jedes Umfrageergebnis für bare Münze nehmen. Aber vielleicht wäre ein Umfrage unter Haustieren nicht weniger sinnvoll: Was ist der ideale Mensch? Wahrscheinlich würden Tiere nicht auf die leuchtend weiche Haut ihres Frauchens oder Herrchens abfahren und andere Äußerlichkeiten.
Vielleicht würden sie sich einfach nur wünschen, dass wir ihrem Wesen, Charakter, ihren Wünschen und Bedürfnissen mehr Respekt erweisen würden.
"Das ideale Haustier Laut einer britischen Umfrage wünschen sich Tierfreunde eine Kreatur mit dem Besten aus Hund, Katze und Co. Der Katzenhundhase sollte es trotz Kaninchenpower aber auch mal ruhig angehen lassen. Es hat die Ohren eines Hasen, den Kopf einer Katze, den Körper eines Hundes und einen Pferdeschwanz....
Das Bild entstand nach einer Befragung von 2000 britischen Tierfreunden, wie Medien berichten. Demnach muss der Körper der Kreatur das leuchtend weiche Fell eines Golden Retrievers haben. Der Umfrage zufolge verfügt das ideale Haustier über viel Energie, liebt tägliche Spaziergänge und schläft pro Tag neun Stunden und 27 Minuten."
Man muss nicht jedes Umfrageergebnis für bare Münze nehmen. Aber vielleicht wäre ein Umfrage unter Haustieren nicht weniger sinnvoll: Was ist der ideale Mensch? Wahrscheinlich würden Tiere nicht auf die leuchtend weiche Haut ihres Frauchens oder Herrchens abfahren und andere Äußerlichkeiten.
Vielleicht würden sie sich einfach nur wünschen, dass wir ihrem Wesen, Charakter, ihren Wünschen und Bedürfnissen mehr Respekt erweisen würden.
Donnerstag, 6. August 2009
Warum ein Windhund ? - Teil 3
von Dr. Margrit Miekeley - Dritter und letzter Teil
Züchter, die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Zuchtbüchern Artikel verfassten, warnen bereits eindringlich vor Inzucht und ihren Konsequenzen (heute bekannt als "Inzucht-Depression"). Das waren die praktischen Erfahrungen, die sie mit dieser Zuchtmethode machten. Heute bestätigen Genetiker diese, weil Inzucht auf die Vitalität der Hunde einen nachteiligen Einfluss hat. Ungeachtet dessen wird diese Zuchtmethode auch heute noch im 21. Jahrhundert sehr häufig anwendet, um erwünschte Merkmale zu erhalten und erfolgreiche Hunde zu züchten. Es sind aber meistens die Züchter, die Champion-Titel zählen. Sie schwören auf diese Zuchtmethode, weil sie sich von ihr versprechen, weitere Champions hervor zu bringen (Champion- oder Elitezucht). Dabei wird verschwiegen, dass einige mit ihren Hunden Dauerpatient in Tierkliniken sind. Auch wenn es um die gemäßigtere Form der Linienzucht geht, so schadet sie auf lange Zeit gesehen dem Erbgut der Hunde. Diese Schäden werden durch eine relativ lange Generationsfolge bei Hunden erst spät sichtbar. Prof. Hannes Lohi von der Universität Helsinki warnt auf dem Seminar während des Saluki World Congress, der 2008 in Finnland stattfand, eindringlich vor Inzucht bei Rassehunden. Sie homogenisiert weitere Gene, was im Major Histokompabilitätskomplex (MHC) des Hundegenom dramatische Folgen aufweist, gerade im Hinblick auf die Abwehr von Krankheiten. Dieser Genbereich ist nämlich für das Immunsystem von Lebewesen verantwortlich. Es rühmen sich einige Züchter auch heute noch damit, seit vielen Jahren eine "konsequente Linienzucht" zu betreiben, um einen bestimmten Zwingertyp zu erhalten. Dieses Vorhaben lässt sich aber nicht durch die "Einbahnstraße" einer Verwandtschaftszucht realisieren, sondern eher durch das überlegte Intervall mäßige Verpaaren der Zuchthündinnen mit Fremdrüden, die dem erwünschten Typ entsprechen. Bei einigen Windhundrassen sieht es mittlerweile so aus, dass Hunde aus erfolgreichen Linien oder die selbst besonders viele Championtitel im Ausstellungs- oder Sportwesen errungen haben, in beinahe allen Ahnentafeln vorkommen; es somit kaum noch Hunde gibt, die nicht miteinander verwandt sind. Das fällt besonders auf, wenn man selbst wieder einen Welpen sucht. Sehr erfolgreiche Hunde in Schau und im Sport werden mit eben solchen verpaart (Elitezucht). Der Genpool wird durch solche Maßnahmen in einer Population kleiner. Hinzu kommt noch, dass bei manchen Windhundrassen ein Trend zur Aufteilung in Schau- und Leistungshunde zu erkennen ist. So etwas darf auf keinen Fall sein, weil Form und Funktion gerade bei einem Windhund eine Einheit bilden! Diese Hunderasse wurde einstmals für die Jagd gezüchtet. Eine schwerpunktmäßige Ausrichtung auf ein Betätigungsfeld, wie bspw. auf das Ausstellungswesen, kann einen solchen Hund anatomisch und verhaltensmäßig so verändern, dass er diese ursprüngliche Funktion nur schwer oder gar nicht mehr ausüben kann. Übertriebene Rassemerkmale, wie bspw. Schwanenhals, abfallende Rückenlinie, zu stark gewinkelte Hinterhand, atypisches Gangwerk, können die eigentliche Funktion des Windhundes beeinträchtigen oder verhindern. Auf diese falsch verstandene Auslegung eines Standards sollten Richter zugunsten der Gesundheit von Windhunden vermehrt achten. Jede züchterische Einschränkung, wie bspw. auf Farben oder Muster (hier ist die Diskussion um Weißanteile beim Azawakh oder um die Stromung beim Saluki zu nennen), geht auf Kosten einer Vielfalt der Gene und führt weiterhin zu einer Verarmung notwendiger Gene im Hundegenom.
Als Biologin, die sich seit vierzig Jahren schwerpunktmäßig mit Genetik beschäftigt, aber ebenso praktische Zuchterfahrungen mit Wirbeltieren unterschiedlicher Art besitzt, wird man gerade von den Züchtern belächelt, die "praktische Hundezucht" als etwas ganz anderes ansehen, die nämlich ihre "eigenen" genetischen Gesetze haben soll!
Es wird einem vorgeworfen, dass man als "Theoretikerin" nicht mitreden kann und Kritik sei deshalb fehl am Platze. Diese Mutmaßungen werden wiederum von den Leuten geäußert, die sich seit vielen Jahren züchterisch "im Kreise drehen". Somit ist es eine sehr simple Art, unbequeme Leute zum Schweigen zu bringen, um sein eigenes Tun zu rechtfertigen. Jedoch - Unkenntnis schützt vor Torheit nicht!
Aus meinen experimentellen Zuchterfahrungen wahrend meiner Biologie-Studien, besonders an Fischen und Kleinsäugern, bleibe ich auch heute noch bei meiner propagierten Forderung: "Möglichst KEINE Inzucht" und appelliere dafür, dass Halter und Züchter mit Wissenschaftlern zusammen arbeiten und ihnen DNA-Analysen ihrer Hunde zur Verfügung stellen, um gerade bei Zuchthunden die Beschaffenheit ihrer Gene zu ermitteln, um mit dem Ziel verpaaren zu können, eine größere Vielfalt durch langjährige Züchtungen homogen gewordener Gene wieder zu erreichen. Auch so ist es möglich, das körpereigene Abwehrsystem gegen Krankheiten zu stabilisieren. Deshalb reicht es nicht aus, einmal einen Outcross vorzunehmen, auch nicht mit einem Direktimport aus den Heimatländern. Durch eine Studie an der Universität Helsinki konnte bewiesen werden, dass diese Hunde einen höheren Anteil an heterozygoten Genen besitzen als Hunde aus westlichen Linien (s. Seminar SWC; Studie Prof. Hannes Lohi, Universität Helsinki). Deshalb sind stark einschränkende Maßnahmen von Zuchtmöglichkeiten abzulehnen (bspw. keine Imp.0 x Imp.0 Verpaarungen), weil Importhunde aus den Heimatländern als bedeutendes genetisches Potenzial für "Blutauffrischungen" anzusehen sind.
Windhunde sollen etwas Besonderes bleiben. Das geht aber nur, wenn sie gesund sind! Es ist ein unbeschreiblich schöner Anblick, sie in vollem Galopp und in weiten Sprüngen über die Ebene dahin fliegen zu sehen. Ich finde es sehr traurig, wenn einige von ihnen in jungen Jahren aus Gründen von Zuchtfehlern uns verlassen. Genau so gut sollte es jeden Einfluss Nehmenden nachdenklich stimmen, wenn allein im deutschen Windhund-Zucht-und-Rennverband jährlich fast 1500 Welpen geboren werden (es kommen noch Hunde anderer Rassen hinzu), die alle bei Leuten ein gutes Zuhause finden sollen, die genügend Zeit, Kenntnis und Muße haben, einen solchen "Leichtathleten" richtig zu halten. Es ist heutzutage kaum noch möglich, diesem "Leistungssportler" unter den Hunden im freien Gelände gefahrlos ausreichend Bewegung zu verschaffen. Es ist wirklich ein Glück für uns Windhundleute, dass uns im Verband zahlreiche Vereine genügend Möglichkeiten anbieten, an Trainings, Rennen und Coursings ausreichend teilzunehmen. Das alles macht dem Hund sowie dem Menschen großen Spaß und alle sind nach einem solchen aktiven Trainingssonntag wieder zufrieden. Leider gibt es heute immer mehr Menschen, die Hunde, wie eine unbequem gewordene Sache, ins Tierheim abschieben. Dann landen diese "Aristokraten" genau so gut dort, wie andere Hunde auch. Solange die Zahl geborener Welpen höher ist als Welpennachfragen, bleibt die Sorge zurecht bestehen, wo die "Überproduktion" bleibt? Deshalb wäre eine Reduzierung der Zuchtaktivitäten im Interesse aller ungeborenen Windhunde. Menschliche Eitelkeit und Egoismus sollten der Vernunft zum Wohle der Hunde weichen.
Ebenso lehne ich es ab, wenn Windhunde in Käfigen und Zwingern gehalten werden. Die Anzahl der Windhunde im Rudel sollte überschaubar bleiben, weil der Mensch ansonsten dem Einzellebewesen kaum noch gerecht wird.
Irgendwann habe ich mich mal entschieden, nie Hunde züchten zu wollen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, wie schwierig es ist, sich von den niedlichen Welpen zu trennen, was natürlich sein muss. Inzwischen bin ich froh, dass ich konsequent bei meiner Entscheidung geblieben bin, weil es wirklich genügend Welpen gibt, die alle ein passendes Zuhause suchen. Auf Internetseiten und in Hundemagazinen werden sie inzwischen angeboten. Doch auch Hunde aus Hilfsorganisationen dürfen nicht vergessen werden, die ebenso ein neues Heim bei netten Menschen suchen. Das alles bestätigt letztendlich meinen Entschluss!
Ja, ich liebe Windhunde, das steht seit fast vier Jahrzehnten fest, deshalb begrüße und unterstütze ich die Initiative des DORTMUNDER APPELLS.
Im Juli 2009
Dr. Margrit Miekeley
www.meinewindhunde.de
Text und Fotos © Dr. Margrit Miekeley
Dr. Margrit Miekeley ist Autorin des Buches "Ein Leben mit Windhunden und anderen Tieren. Geschichten und Erfahrungen", das 2005 im Kynos Verlag erschienen ist. Das Buch ist bereits vergriffen, jedoch sind noch ein paar Exemplare bei der Autorin vorhanden. Unter Miekeley@aol.com kann ein Buch zum Preis von € 13,50 (zzgl. Kosten für Porto und Verpackung) bestellt werden.
Züchter, die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Zuchtbüchern Artikel verfassten, warnen bereits eindringlich vor Inzucht und ihren Konsequenzen (heute bekannt als "Inzucht-Depression"). Das waren die praktischen Erfahrungen, die sie mit dieser Zuchtmethode machten. Heute bestätigen Genetiker diese, weil Inzucht auf die Vitalität der Hunde einen nachteiligen Einfluss hat. Ungeachtet dessen wird diese Zuchtmethode auch heute noch im 21. Jahrhundert sehr häufig anwendet, um erwünschte Merkmale zu erhalten und erfolgreiche Hunde zu züchten. Es sind aber meistens die Züchter, die Champion-Titel zählen. Sie schwören auf diese Zuchtmethode, weil sie sich von ihr versprechen, weitere Champions hervor zu bringen (Champion- oder Elitezucht). Dabei wird verschwiegen, dass einige mit ihren Hunden Dauerpatient in Tierkliniken sind. Auch wenn es um die gemäßigtere Form der Linienzucht geht, so schadet sie auf lange Zeit gesehen dem Erbgut der Hunde. Diese Schäden werden durch eine relativ lange Generationsfolge bei Hunden erst spät sichtbar. Prof. Hannes Lohi von der Universität Helsinki warnt auf dem Seminar während des Saluki World Congress, der 2008 in Finnland stattfand, eindringlich vor Inzucht bei Rassehunden. Sie homogenisiert weitere Gene, was im Major Histokompabilitätskomplex (MHC) des Hundegenom dramatische Folgen aufweist, gerade im Hinblick auf die Abwehr von Krankheiten. Dieser Genbereich ist nämlich für das Immunsystem von Lebewesen verantwortlich. Es rühmen sich einige Züchter auch heute noch damit, seit vielen Jahren eine "konsequente Linienzucht" zu betreiben, um einen bestimmten Zwingertyp zu erhalten. Dieses Vorhaben lässt sich aber nicht durch die "Einbahnstraße" einer Verwandtschaftszucht realisieren, sondern eher durch das überlegte Intervall mäßige Verpaaren der Zuchthündinnen mit Fremdrüden, die dem erwünschten Typ entsprechen. Bei einigen Windhundrassen sieht es mittlerweile so aus, dass Hunde aus erfolgreichen Linien oder die selbst besonders viele Championtitel im Ausstellungs- oder Sportwesen errungen haben, in beinahe allen Ahnentafeln vorkommen; es somit kaum noch Hunde gibt, die nicht miteinander verwandt sind. Das fällt besonders auf, wenn man selbst wieder einen Welpen sucht. Sehr erfolgreiche Hunde in Schau und im Sport werden mit eben solchen verpaart (Elitezucht). Der Genpool wird durch solche Maßnahmen in einer Population kleiner. Hinzu kommt noch, dass bei manchen Windhundrassen ein Trend zur Aufteilung in Schau- und Leistungshunde zu erkennen ist. So etwas darf auf keinen Fall sein, weil Form und Funktion gerade bei einem Windhund eine Einheit bilden! Diese Hunderasse wurde einstmals für die Jagd gezüchtet. Eine schwerpunktmäßige Ausrichtung auf ein Betätigungsfeld, wie bspw. auf das Ausstellungswesen, kann einen solchen Hund anatomisch und verhaltensmäßig so verändern, dass er diese ursprüngliche Funktion nur schwer oder gar nicht mehr ausüben kann. Übertriebene Rassemerkmale, wie bspw. Schwanenhals, abfallende Rückenlinie, zu stark gewinkelte Hinterhand, atypisches Gangwerk, können die eigentliche Funktion des Windhundes beeinträchtigen oder verhindern. Auf diese falsch verstandene Auslegung eines Standards sollten Richter zugunsten der Gesundheit von Windhunden vermehrt achten. Jede züchterische Einschränkung, wie bspw. auf Farben oder Muster (hier ist die Diskussion um Weißanteile beim Azawakh oder um die Stromung beim Saluki zu nennen), geht auf Kosten einer Vielfalt der Gene und führt weiterhin zu einer Verarmung notwendiger Gene im Hundegenom.
Als Biologin, die sich seit vierzig Jahren schwerpunktmäßig mit Genetik beschäftigt, aber ebenso praktische Zuchterfahrungen mit Wirbeltieren unterschiedlicher Art besitzt, wird man gerade von den Züchtern belächelt, die "praktische Hundezucht" als etwas ganz anderes ansehen, die nämlich ihre "eigenen" genetischen Gesetze haben soll!
Es wird einem vorgeworfen, dass man als "Theoretikerin" nicht mitreden kann und Kritik sei deshalb fehl am Platze. Diese Mutmaßungen werden wiederum von den Leuten geäußert, die sich seit vielen Jahren züchterisch "im Kreise drehen". Somit ist es eine sehr simple Art, unbequeme Leute zum Schweigen zu bringen, um sein eigenes Tun zu rechtfertigen. Jedoch - Unkenntnis schützt vor Torheit nicht!
Aus meinen experimentellen Zuchterfahrungen wahrend meiner Biologie-Studien, besonders an Fischen und Kleinsäugern, bleibe ich auch heute noch bei meiner propagierten Forderung: "Möglichst KEINE Inzucht" und appelliere dafür, dass Halter und Züchter mit Wissenschaftlern zusammen arbeiten und ihnen DNA-Analysen ihrer Hunde zur Verfügung stellen, um gerade bei Zuchthunden die Beschaffenheit ihrer Gene zu ermitteln, um mit dem Ziel verpaaren zu können, eine größere Vielfalt durch langjährige Züchtungen homogen gewordener Gene wieder zu erreichen. Auch so ist es möglich, das körpereigene Abwehrsystem gegen Krankheiten zu stabilisieren. Deshalb reicht es nicht aus, einmal einen Outcross vorzunehmen, auch nicht mit einem Direktimport aus den Heimatländern. Durch eine Studie an der Universität Helsinki konnte bewiesen werden, dass diese Hunde einen höheren Anteil an heterozygoten Genen besitzen als Hunde aus westlichen Linien (s. Seminar SWC; Studie Prof. Hannes Lohi, Universität Helsinki). Deshalb sind stark einschränkende Maßnahmen von Zuchtmöglichkeiten abzulehnen (bspw. keine Imp.0 x Imp.0 Verpaarungen), weil Importhunde aus den Heimatländern als bedeutendes genetisches Potenzial für "Blutauffrischungen" anzusehen sind.
Windhunde sollen etwas Besonderes bleiben. Das geht aber nur, wenn sie gesund sind! Es ist ein unbeschreiblich schöner Anblick, sie in vollem Galopp und in weiten Sprüngen über die Ebene dahin fliegen zu sehen. Ich finde es sehr traurig, wenn einige von ihnen in jungen Jahren aus Gründen von Zuchtfehlern uns verlassen. Genau so gut sollte es jeden Einfluss Nehmenden nachdenklich stimmen, wenn allein im deutschen Windhund-Zucht-und-Rennverband jährlich fast 1500 Welpen geboren werden (es kommen noch Hunde anderer Rassen hinzu), die alle bei Leuten ein gutes Zuhause finden sollen, die genügend Zeit, Kenntnis und Muße haben, einen solchen "Leichtathleten" richtig zu halten. Es ist heutzutage kaum noch möglich, diesem "Leistungssportler" unter den Hunden im freien Gelände gefahrlos ausreichend Bewegung zu verschaffen. Es ist wirklich ein Glück für uns Windhundleute, dass uns im Verband zahlreiche Vereine genügend Möglichkeiten anbieten, an Trainings, Rennen und Coursings ausreichend teilzunehmen. Das alles macht dem Hund sowie dem Menschen großen Spaß und alle sind nach einem solchen aktiven Trainingssonntag wieder zufrieden. Leider gibt es heute immer mehr Menschen, die Hunde, wie eine unbequem gewordene Sache, ins Tierheim abschieben. Dann landen diese "Aristokraten" genau so gut dort, wie andere Hunde auch. Solange die Zahl geborener Welpen höher ist als Welpennachfragen, bleibt die Sorge zurecht bestehen, wo die "Überproduktion" bleibt? Deshalb wäre eine Reduzierung der Zuchtaktivitäten im Interesse aller ungeborenen Windhunde. Menschliche Eitelkeit und Egoismus sollten der Vernunft zum Wohle der Hunde weichen.
Ebenso lehne ich es ab, wenn Windhunde in Käfigen und Zwingern gehalten werden. Die Anzahl der Windhunde im Rudel sollte überschaubar bleiben, weil der Mensch ansonsten dem Einzellebewesen kaum noch gerecht wird.
Irgendwann habe ich mich mal entschieden, nie Hunde züchten zu wollen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, wie schwierig es ist, sich von den niedlichen Welpen zu trennen, was natürlich sein muss. Inzwischen bin ich froh, dass ich konsequent bei meiner Entscheidung geblieben bin, weil es wirklich genügend Welpen gibt, die alle ein passendes Zuhause suchen. Auf Internetseiten und in Hundemagazinen werden sie inzwischen angeboten. Doch auch Hunde aus Hilfsorganisationen dürfen nicht vergessen werden, die ebenso ein neues Heim bei netten Menschen suchen. Das alles bestätigt letztendlich meinen Entschluss!
Ja, ich liebe Windhunde, das steht seit fast vier Jahrzehnten fest, deshalb begrüße und unterstütze ich die Initiative des DORTMUNDER APPELLS.
Im Juli 2009
Dr. Margrit Miekeley
www.meinewindhunde.de
Text und Fotos © Dr. Margrit Miekeley
Dr. Margrit Miekeley ist Autorin des Buches "Ein Leben mit Windhunden und anderen Tieren. Geschichten und Erfahrungen", das 2005 im Kynos Verlag erschienen ist. Das Buch ist bereits vergriffen, jedoch sind noch ein paar Exemplare bei der Autorin vorhanden. Unter Miekeley@aol.com kann ein Buch zum Preis von € 13,50 (zzgl. Kosten für Porto und Verpackung) bestellt werden.
Montag, 3. August 2009
Warum ein Windhund ? - Teil 2
von Dr. Margrit Miekeley
Menschen, die Windhunde halten, sind äußerst liebenswert, eigensinnig doch auch freiheitsliebend zugleich. Sie lassen sich von nichts und niemandem beirren. Sie sind wie ihre Hunde: Jedes Eingeständnis wird aus reiner Liebe oder Zuneigung gemacht und niemals aus irgendeinem Zwang heraus. Diese Wesen sind sensibel und empfänglich für jedes liebe, ehrliche Wort. Sie besitzen geradezu einen siebten Sinn für Wahrheit und Aufrichtigkeit. So entsteht Schritt für Schritt eine Symbiose zwischen Mensch und Hund, die einmalig auf dieser Welt ist und irgendwann rückt sie immer mehr in den Mittelpunkt aller Dinge und wird zur absoluten Zufriedenheit. Und deshalb sind die meisten Menschen mit Windhunden wirklich glückliche Menschen. Die es nicht sind, haben sich leider die falsche Hunderasse ausgesucht; denn es ist kein Hund zum Renommieren und schon gar nicht zum Flanieren.
Sonderspezies - Windhundmenschen
Seit meiner Kindheit bin ich Liebhaberin von Windhunden und nun seit 38 Jahren Besitzerin dieser Rasse. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals eine andere Rasse besitzen zu wollen, obwohl mir alle Hunde lieb und wert sind. Warum? Der Windhund ist ein Zeitgenosse, den es noch selten gibt. Er hat Charakter. Ein Windhund ist niemals hündisch gehorsam. Wer aber versucht, einem solchen Hund seinen Willen mit Gewalt aufzuzwingen, wird entweder Schiffbruch erleiden oder aber die Eigenart dieses Hundes wird zerstört und übrig bleibt ein bedauernswertes Geschöpf, weil der einstmals frei lebende Windhund in der Wüste den Menschen ernähren konnte. Deshalb können orientalische Windhunde mit den Bedingungen leben, die ihnen geboten werden. Sie arrangieren sich mit Menschen und ihren Lebensbedingungen, weil sie sich angepasst benehmen und ruhig in der Wohnung sind.
Wenn ihnen genügend Auslauf geboten wird, sind sie auch genügsam in ihren Ansprüchen. Ich gehe mit meinem Saluki täglich lange spazieren, deshalb ist er auch mein bester Trainingspartner.
Trainingspartner - Windhund
Morgens wird der Hund in den Garten gelassen. Doch dort wird es für ihn schnell langweilig, weil er alle Duftspuren kennt. Deshalb freut mein Saluki sich den ganzen Tag über auf den täglichen Rundgang durch die Umgebung unseres Wohnortes am Nachmittag. Wir sind zwischen einer Stunde und manchmal auch zwei Stunden unterwegs. Bei uns im Sauerland gibt es zum Glück ein ehemaliges Truppenübungsgebiet, auf dem sich viele Menschen mit ihren verschiedenen Hunderassen treffen und miteinander spazieren gehen. Dort finden nicht nur Hunde, sondern ebenso Menschen viel Kurzweil. Und wenn man gar nicht miteinander plauscht und über Hunde fachsimpelt, dann werden auf diesen Hundespaziergängen gleichzeitig Pilze gesammelt und Beeren gepflückt. Jeder auf der Hundewiese nimmt am Schicksal des anderen teil. Schon junge Hunde lernen den Umgang miteinander und werden auf diese Weise sozialisiert. Mein Windhund ist in der Nachbarschaft und in diesem Gelände so bekannt wie ein "bunter Hund". Deshalb kennt man oft den Menschen nicht bei seinem Namen, dafür aber den Namen seines Hundes. Niemand wundert sich also noch, dass ich meinen Windhund genau so oft von der Leine lassen kann, wie die anderen unterschiedlicher Rassen. Alle Hunde wollen im Grunde eins: Dem Menschen gefallen und mit "ihrem" Menschen hautnah leben. Dabei spielen gemeinsame Unternehmungen, Aufmerksamkeit und Zuwendung, die der Hund vom Menschen erfährt, eine bedeutende Rolle in der Tier-Mensch-Beziehung. Mein Windhund durfte in diesem Gebiet, in dem ich mich gut auskenne, von klein auf von der Leine. Das ist für einen Windhund immer etwas Besonderes! Denn die Schnelligkeit eines solchen Hundes darf nämlich nie unterschätzt werden und jedes Ableinen eines solchen Rassevertreters sollte vorher immer gut überlegt werden. Dort, wo Wild steht, gehört ein solcher Hund an die Leine, um Wildtiere, den Hund selbst und auch Autofahrer zu schützen. Wer allerdings - wie ich - in der Nähe eines großen Auslaufgebietes wohnt oder vielleicht sogar selbst eine große eingezäunte Wiese besitzt, der wird beim Anblick eines frei laufenden Windhundes für all seine Mühe und Geduld, die er vorher bei der Erziehung eines solchen Freundes benötigt, reichlich entlohnt .
Ein Windhund ist ein Geschenk an uns Menschen
und wir haben die Pflicht, dieses verantwortungsvoll und respektvoll zu behandeln. Dass dieses Geschenk aber auch gesund und vital bleibt, dafür müssen wir Windhundliebhaber gemeinschaftlich sorgen. Dabei übernehmen nicht allein Halter Pflichten, um für den notwendigen Auslauf zu sorgen, sondern ebenso die Züchter. Nachfolgend spreche ich ein paar Wünsche aus, die sich auf eine Qualitätsverbesserung bei der Zucht dieser schönen Hunde beziehen. Mir ist klar, dass sich diese Vorstellungen nicht alle von heute auf morgen realisieren lassen, deshalb sind einige davon Visionen, die Gedanken in Bewegung bringen sollen:
Verpaarungen müssen sorgsam geplant werden. Die Zuchttiere dürfen nicht zu jung sein und Rüden wären nur mit einer bestimmten Anzahl von Würfen zur Zucht zugelassen. Der Einsatz von sogenannten "Superrüden" ist auf jeden Fall zu vermeiden, weil durch solche Maßnahmen der Genpool in einer Population verarmt. Es ist unbedingt auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der genetischen Vielfalt im Hundegenom zu achten, das auf Heterozygotie basiert. Diese kann durch Outcross-Verpaarungen bewahrt werden. Aus diesem Grunde ist es geradezu eine Notwendigkeit geworden, dass Züchter zusammenarbeiten, um sich vor Diffamierungen nicht fürchten zu müssen, wenn Krankheiten in einer Linie auftauchen. In diesem speziellen Fall besteht die Möglichkeit, sich Rat und Tat bei Wissenschaftlern zu holen, um neue Forschungsmethoden anzuwenden (bspw. DNA-Tests). Da Krankheiten - wie der Tod auch - zum Leben dazu gehören, können diese nie vollkommen eliminiert werden, jedoch geben sie Anlass, nach gemeinsamen Wegen zu suchen, um eine sinnvolle Prophylaxe zu betreiben. Diese muss im Rahmen einer Gesundheitsfürsorge mit Zuhilfenahme von Wissenschaft und Forschung betrieben werden.
Anschließend müssten Recherchen in Ahnentafeln erfolgen, um Erbgänge von Defektgenen aufzuspüren, zu lokalisieren und um Marker für Krankheiten zu entwickeln. Dadurch werden dem Hundezüchter nach einem erfolgten Gentest neue Möglichkeiten eröffnet, gezielter zu verpaaren. Das bedeutet, eventuell auch Träger eines Defektgens unter bestimmten Voraussetzungen in der Zucht zu belassen, was gerade kleinen Populationen zugute kommt. Nur so kann es gelingen, Krankheiten, wie bspw. Epilepsie, DCM, AIHA, PRA, in bestimmten Linien auf die Spur zu kommen.
Um dieses zu leisten, müssen zuerst Zuchtprogramme erstellt werden, die auf eine Erhebung, Auswertung und Evaluation von wirksamen Interventionen abzielen. Bei einigen Windhundrassen, wie bspw. bei Irish Wolfhounds, Whippets, Greyhounds, Sloughis und Salukis, wurden erste Schritte in diese Richtung auf Rasse-Meetings und beim DWZRV eingeleitet. Jedoch ist noch viel zu tun; denn die Dunkelziffer der Erkrankungen wird mit Sicherheit hoch sein. Kaum ein Halter wird darüber sprechen, wenn sein Windhund zu früh das Zeitliche segnet, auch um den jeweiligen Züchter nicht zu diskreditieren. Kaum ein Züchter wird preisgeben, wie viele Hunde ihm tatsächlich zu früh an einer bestimmten Krankheit gestorben sind, zumal es andere Züchter auch nicht tun. Zuchthygiene und Gesundheitsfürsorge bei Windhunden ist aber eine Notwendigkeit zum Wohle der Hunde, für die der Züchter eine Fürsorgepflicht übernommen hat. Wahrscheinlich ist eine andere Einstellung zu Krankheit und Forschung notwendig, um etwas grundlegend zu ändern. Es kann heute keine Frage mehr sein, ob Windhunde überhaupt Forschung benötigen, oder ob Forschung national oder international betrieben werden soll?
Jeder, der selbst schon mal ernsthaft krank war, dem ist klar, dass Forschungsergebnisse, die zur Ermittlung von Krankheitsursachen führen, internationale Beachtung finden müssen!
Ende der Woche bringen wir den dritten und letzten Teil dieser kleinen Einführung in die Welt der Windhunde
Menschen, die Windhunde halten, sind äußerst liebenswert, eigensinnig doch auch freiheitsliebend zugleich. Sie lassen sich von nichts und niemandem beirren. Sie sind wie ihre Hunde: Jedes Eingeständnis wird aus reiner Liebe oder Zuneigung gemacht und niemals aus irgendeinem Zwang heraus. Diese Wesen sind sensibel und empfänglich für jedes liebe, ehrliche Wort. Sie besitzen geradezu einen siebten Sinn für Wahrheit und Aufrichtigkeit. So entsteht Schritt für Schritt eine Symbiose zwischen Mensch und Hund, die einmalig auf dieser Welt ist und irgendwann rückt sie immer mehr in den Mittelpunkt aller Dinge und wird zur absoluten Zufriedenheit. Und deshalb sind die meisten Menschen mit Windhunden wirklich glückliche Menschen. Die es nicht sind, haben sich leider die falsche Hunderasse ausgesucht; denn es ist kein Hund zum Renommieren und schon gar nicht zum Flanieren.
Sonderspezies - Windhundmenschen
Seit meiner Kindheit bin ich Liebhaberin von Windhunden und nun seit 38 Jahren Besitzerin dieser Rasse. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals eine andere Rasse besitzen zu wollen, obwohl mir alle Hunde lieb und wert sind. Warum? Der Windhund ist ein Zeitgenosse, den es noch selten gibt. Er hat Charakter. Ein Windhund ist niemals hündisch gehorsam. Wer aber versucht, einem solchen Hund seinen Willen mit Gewalt aufzuzwingen, wird entweder Schiffbruch erleiden oder aber die Eigenart dieses Hundes wird zerstört und übrig bleibt ein bedauernswertes Geschöpf, weil der einstmals frei lebende Windhund in der Wüste den Menschen ernähren konnte. Deshalb können orientalische Windhunde mit den Bedingungen leben, die ihnen geboten werden. Sie arrangieren sich mit Menschen und ihren Lebensbedingungen, weil sie sich angepasst benehmen und ruhig in der Wohnung sind.
Wenn ihnen genügend Auslauf geboten wird, sind sie auch genügsam in ihren Ansprüchen. Ich gehe mit meinem Saluki täglich lange spazieren, deshalb ist er auch mein bester Trainingspartner.
Trainingspartner - Windhund
Morgens wird der Hund in den Garten gelassen. Doch dort wird es für ihn schnell langweilig, weil er alle Duftspuren kennt. Deshalb freut mein Saluki sich den ganzen Tag über auf den täglichen Rundgang durch die Umgebung unseres Wohnortes am Nachmittag. Wir sind zwischen einer Stunde und manchmal auch zwei Stunden unterwegs. Bei uns im Sauerland gibt es zum Glück ein ehemaliges Truppenübungsgebiet, auf dem sich viele Menschen mit ihren verschiedenen Hunderassen treffen und miteinander spazieren gehen. Dort finden nicht nur Hunde, sondern ebenso Menschen viel Kurzweil. Und wenn man gar nicht miteinander plauscht und über Hunde fachsimpelt, dann werden auf diesen Hundespaziergängen gleichzeitig Pilze gesammelt und Beeren gepflückt. Jeder auf der Hundewiese nimmt am Schicksal des anderen teil. Schon junge Hunde lernen den Umgang miteinander und werden auf diese Weise sozialisiert. Mein Windhund ist in der Nachbarschaft und in diesem Gelände so bekannt wie ein "bunter Hund". Deshalb kennt man oft den Menschen nicht bei seinem Namen, dafür aber den Namen seines Hundes. Niemand wundert sich also noch, dass ich meinen Windhund genau so oft von der Leine lassen kann, wie die anderen unterschiedlicher Rassen. Alle Hunde wollen im Grunde eins: Dem Menschen gefallen und mit "ihrem" Menschen hautnah leben. Dabei spielen gemeinsame Unternehmungen, Aufmerksamkeit und Zuwendung, die der Hund vom Menschen erfährt, eine bedeutende Rolle in der Tier-Mensch-Beziehung. Mein Windhund durfte in diesem Gebiet, in dem ich mich gut auskenne, von klein auf von der Leine. Das ist für einen Windhund immer etwas Besonderes! Denn die Schnelligkeit eines solchen Hundes darf nämlich nie unterschätzt werden und jedes Ableinen eines solchen Rassevertreters sollte vorher immer gut überlegt werden. Dort, wo Wild steht, gehört ein solcher Hund an die Leine, um Wildtiere, den Hund selbst und auch Autofahrer zu schützen. Wer allerdings - wie ich - in der Nähe eines großen Auslaufgebietes wohnt oder vielleicht sogar selbst eine große eingezäunte Wiese besitzt, der wird beim Anblick eines frei laufenden Windhundes für all seine Mühe und Geduld, die er vorher bei der Erziehung eines solchen Freundes benötigt, reichlich entlohnt .
Ein Windhund ist ein Geschenk an uns Menschen
und wir haben die Pflicht, dieses verantwortungsvoll und respektvoll zu behandeln. Dass dieses Geschenk aber auch gesund und vital bleibt, dafür müssen wir Windhundliebhaber gemeinschaftlich sorgen. Dabei übernehmen nicht allein Halter Pflichten, um für den notwendigen Auslauf zu sorgen, sondern ebenso die Züchter. Nachfolgend spreche ich ein paar Wünsche aus, die sich auf eine Qualitätsverbesserung bei der Zucht dieser schönen Hunde beziehen. Mir ist klar, dass sich diese Vorstellungen nicht alle von heute auf morgen realisieren lassen, deshalb sind einige davon Visionen, die Gedanken in Bewegung bringen sollen:
Verpaarungen müssen sorgsam geplant werden. Die Zuchttiere dürfen nicht zu jung sein und Rüden wären nur mit einer bestimmten Anzahl von Würfen zur Zucht zugelassen. Der Einsatz von sogenannten "Superrüden" ist auf jeden Fall zu vermeiden, weil durch solche Maßnahmen der Genpool in einer Population verarmt. Es ist unbedingt auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der genetischen Vielfalt im Hundegenom zu achten, das auf Heterozygotie basiert. Diese kann durch Outcross-Verpaarungen bewahrt werden. Aus diesem Grunde ist es geradezu eine Notwendigkeit geworden, dass Züchter zusammenarbeiten, um sich vor Diffamierungen nicht fürchten zu müssen, wenn Krankheiten in einer Linie auftauchen. In diesem speziellen Fall besteht die Möglichkeit, sich Rat und Tat bei Wissenschaftlern zu holen, um neue Forschungsmethoden anzuwenden (bspw. DNA-Tests). Da Krankheiten - wie der Tod auch - zum Leben dazu gehören, können diese nie vollkommen eliminiert werden, jedoch geben sie Anlass, nach gemeinsamen Wegen zu suchen, um eine sinnvolle Prophylaxe zu betreiben. Diese muss im Rahmen einer Gesundheitsfürsorge mit Zuhilfenahme von Wissenschaft und Forschung betrieben werden.
Anschließend müssten Recherchen in Ahnentafeln erfolgen, um Erbgänge von Defektgenen aufzuspüren, zu lokalisieren und um Marker für Krankheiten zu entwickeln. Dadurch werden dem Hundezüchter nach einem erfolgten Gentest neue Möglichkeiten eröffnet, gezielter zu verpaaren. Das bedeutet, eventuell auch Träger eines Defektgens unter bestimmten Voraussetzungen in der Zucht zu belassen, was gerade kleinen Populationen zugute kommt. Nur so kann es gelingen, Krankheiten, wie bspw. Epilepsie, DCM, AIHA, PRA, in bestimmten Linien auf die Spur zu kommen.
Um dieses zu leisten, müssen zuerst Zuchtprogramme erstellt werden, die auf eine Erhebung, Auswertung und Evaluation von wirksamen Interventionen abzielen. Bei einigen Windhundrassen, wie bspw. bei Irish Wolfhounds, Whippets, Greyhounds, Sloughis und Salukis, wurden erste Schritte in diese Richtung auf Rasse-Meetings und beim DWZRV eingeleitet. Jedoch ist noch viel zu tun; denn die Dunkelziffer der Erkrankungen wird mit Sicherheit hoch sein. Kaum ein Halter wird darüber sprechen, wenn sein Windhund zu früh das Zeitliche segnet, auch um den jeweiligen Züchter nicht zu diskreditieren. Kaum ein Züchter wird preisgeben, wie viele Hunde ihm tatsächlich zu früh an einer bestimmten Krankheit gestorben sind, zumal es andere Züchter auch nicht tun. Zuchthygiene und Gesundheitsfürsorge bei Windhunden ist aber eine Notwendigkeit zum Wohle der Hunde, für die der Züchter eine Fürsorgepflicht übernommen hat. Wahrscheinlich ist eine andere Einstellung zu Krankheit und Forschung notwendig, um etwas grundlegend zu ändern. Es kann heute keine Frage mehr sein, ob Windhunde überhaupt Forschung benötigen, oder ob Forschung national oder international betrieben werden soll?
Jeder, der selbst schon mal ernsthaft krank war, dem ist klar, dass Forschungsergebnisse, die zur Ermittlung von Krankheitsursachen führen, internationale Beachtung finden müssen!
Ende der Woche bringen wir den dritten und letzten Teil dieser kleinen Einführung in die Welt der Windhunde
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