Montag, 3. August 2009

Warum ein Windhund ? - Teil 2

von Dr. Margrit Miekeley

Menschen, die Windhunde halten, sind äußerst liebenswert, eigensinnig doch auch freiheitsliebend zugleich. Sie lassen sich von nichts und niemandem beirren. Sie sind wie ihre Hunde: Jedes Eingeständnis wird aus reiner Liebe oder Zuneigung gemacht und niemals aus irgendeinem Zwang heraus. Diese Wesen sind sensibel und empfänglich für jedes liebe, ehrliche Wort. Sie besitzen geradezu einen siebten Sinn für Wahrheit und Aufrichtigkeit. So entsteht Schritt für Schritt eine Symbiose zwischen Mensch und Hund, die einmalig auf dieser Welt ist und irgendwann rückt sie immer mehr in den Mittelpunkt aller Dinge und wird zur absoluten Zufriedenheit. Und deshalb sind die meisten Menschen mit Windhunden wirklich glückliche Menschen. Die es nicht sind, haben sich leider die falsche Hunderasse ausgesucht; denn es ist kein Hund zum Renommieren und schon gar nicht zum Flanieren.

Sonderspezies - Windhundmenschen

Seit meiner Kindheit bin ich Liebhaberin von Windhunden und nun seit 38 Jahren Besitzerin dieser Rasse. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals eine andere Rasse besitzen zu wollen, obwohl mir alle Hunde lieb und wert sind. Warum? Der Windhund ist ein Zeitgenosse, den es noch selten gibt. Er hat Charakter. Ein Windhund ist niemals hündisch gehorsam. Wer aber versucht, einem solchen Hund seinen Willen mit Gewalt aufzuzwingen, wird entweder Schiffbruch erleiden oder aber die Eigenart dieses Hundes wird zerstört und übrig bleibt ein bedauernswertes Geschöpf, weil der einstmals frei lebende Windhund in der Wüste den Menschen ernähren konnte. Deshalb können orientalische Windhunde mit den Bedingungen leben, die ihnen geboten werden. Sie arrangieren sich mit Menschen und ihren Lebensbedingungen, weil sie sich angepasst benehmen und ruhig in der Wohnung sind.

Trainingspartner Saluki

Wenn ihnen genügend Auslauf geboten wird, sind sie auch genügsam in ihren Ansprüchen. Ich gehe mit meinem Saluki täglich lange spazieren, deshalb ist er auch mein bester Trainingspartner.

Trainingspartner - Windhund


Morgens wird der Hund in den Garten gelassen. Doch dort wird es für ihn schnell langweilig, weil er alle Duftspuren kennt. Deshalb freut mein Saluki sich den ganzen Tag über auf den täglichen Rundgang durch die Umgebung unseres Wohnortes am Nachmittag. Wir sind zwischen einer Stunde und manchmal auch zwei Stunden unterwegs. Bei uns im Sauerland gibt es zum Glück ein ehemaliges Truppenübungsgebiet, auf dem sich viele Menschen mit ihren verschiedenen Hunderassen treffen und miteinander spazieren gehen. Dort finden nicht nur Hunde, sondern ebenso Menschen viel Kurzweil. Und wenn man gar nicht miteinander plauscht und über Hunde fachsimpelt, dann werden auf diesen Hundespaziergängen gleichzeitig Pilze gesammelt und Beeren gepflückt. Jeder auf der Hundewiese nimmt am Schicksal des anderen teil. Schon junge Hunde lernen den Umgang miteinander und werden auf diese Weise sozialisiert. Mein Windhund ist in der Nachbarschaft und in diesem Gelände so bekannt wie ein "bunter Hund". Deshalb kennt man oft den Menschen nicht bei seinem Namen, dafür aber den Namen seines Hundes. Niemand wundert sich also noch, dass ich meinen Windhund genau so oft von der Leine lassen kann, wie die anderen unterschiedlicher Rassen. Alle Hunde wollen im Grunde eins: Dem Menschen gefallen und mit "ihrem" Menschen hautnah leben. Dabei spielen gemeinsame Unternehmungen, Aufmerksamkeit und Zuwendung, die der Hund vom Menschen erfährt, eine bedeutende Rolle in der Tier-Mensch-Beziehung. Mein Windhund durfte in diesem Gebiet, in dem ich mich gut auskenne, von klein auf von der Leine. Das ist für einen Windhund immer etwas Besonderes! Denn die Schnelligkeit eines solchen Hundes darf nämlich nie unterschätzt werden und jedes Ableinen eines solchen Rassevertreters sollte vorher immer gut überlegt werden. Dort, wo Wild steht, gehört ein solcher Hund an die Leine, um Wildtiere, den Hund selbst und auch Autofahrer zu schützen. Wer allerdings - wie ich - in der Nähe eines großen Auslaufgebietes wohnt oder vielleicht sogar selbst eine große eingezäunte Wiese besitzt, der wird beim Anblick eines frei laufenden Windhundes für all seine Mühe und Geduld, die er vorher bei der Erziehung eines solchen Freundes benötigt, reichlich entlohnt .

Ein Windhund ist ein Geschenk an uns Menschen

und wir haben die Pflicht, dieses verantwortungsvoll und respektvoll zu behandeln. Dass dieses Geschenk aber auch gesund und vital bleibt, dafür müssen wir Windhundliebhaber gemeinschaftlich sorgen. Dabei übernehmen nicht allein Halter Pflichten, um für den notwendigen Auslauf zu sorgen, sondern ebenso die Züchter. Nachfolgend spreche ich ein paar Wünsche aus, die sich auf eine Qualitätsverbesserung bei der Zucht dieser schönen Hunde beziehen. Mir ist klar, dass sich diese Vorstellungen nicht alle von heute auf morgen realisieren lassen, deshalb sind einige davon Visionen, die Gedanken in Bewegung bringen sollen:



Verpaarungen müssen sorgsam geplant werden. Die Zuchttiere dürfen nicht zu jung sein und Rüden wären nur mit einer bestimmten Anzahl von Würfen zur Zucht zugelassen. Der Einsatz von sogenannten "Superrüden" ist auf jeden Fall zu vermeiden, weil durch solche Maßnahmen der Genpool in einer Population verarmt. Es ist unbedingt auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der genetischen Vielfalt im Hundegenom zu achten, das auf Heterozygotie basiert. Diese kann durch Outcross-Verpaarungen bewahrt werden. Aus diesem Grunde ist es geradezu eine Notwendigkeit geworden, dass Züchter zusammenarbeiten, um sich vor Diffamierungen nicht fürchten zu müssen, wenn Krankheiten in einer Linie auftauchen. In diesem speziellen Fall besteht die Möglichkeit, sich Rat und Tat bei Wissenschaftlern zu holen, um neue Forschungsmethoden anzuwenden (bspw. DNA-Tests). Da Krankheiten - wie der Tod auch - zum Leben dazu gehören, können diese nie vollkommen eliminiert werden, jedoch geben sie Anlass, nach gemeinsamen Wegen zu suchen, um eine sinnvolle Prophylaxe zu betreiben. Diese muss im Rahmen einer Gesundheitsfürsorge mit Zuhilfenahme von Wissenschaft und Forschung betrieben werden.


Anschließend müssten Recherchen in Ahnentafeln erfolgen, um Erbgänge von Defektgenen aufzuspüren, zu lokalisieren und um Marker für Krankheiten zu entwickeln. Dadurch werden dem Hundezüchter nach einem erfolgten Gentest neue Möglichkeiten eröffnet, gezielter zu verpaaren. Das bedeutet, eventuell auch Träger eines Defektgens unter bestimmten Voraussetzungen in der Zucht zu belassen, was gerade kleinen Populationen zugute kommt. Nur so kann es gelingen, Krankheiten, wie bspw. Epilepsie, DCM, AIHA, PRA, in bestimmten Linien auf die Spur zu kommen.
Um dieses zu leisten, müssen zuerst Zuchtprogramme erstellt werden, die auf eine Erhebung, Auswertung und Evaluation von wirksamen Interventionen abzielen. Bei einigen Windhundrassen, wie bspw. bei Irish Wolfhounds, Whippets, Greyhounds, Sloughis und Salukis, wurden erste Schritte in diese Richtung auf Rasse-Meetings und beim DWZRV eingeleitet. Jedoch ist noch viel zu tun; denn die Dunkelziffer der Erkrankungen wird mit Sicherheit hoch sein. Kaum ein Halter wird darüber sprechen, wenn sein Windhund zu früh das Zeitliche segnet, auch um den jeweiligen Züchter nicht zu diskreditieren. Kaum ein Züchter wird preisgeben, wie viele Hunde ihm tatsächlich zu früh an einer bestimmten Krankheit gestorben sind, zumal es andere Züchter auch nicht tun. Zuchthygiene und Gesundheitsfürsorge bei Windhunden ist aber eine Notwendigkeit zum Wohle der Hunde, für die der Züchter eine Fürsorgepflicht übernommen hat. Wahrscheinlich ist eine andere Einstellung zu Krankheit und Forschung notwendig, um etwas grundlegend zu ändern. Es kann heute keine Frage mehr sein, ob Windhunde überhaupt Forschung benötigen, oder ob Forschung national oder international betrieben werden soll?

Jeder, der selbst schon mal ernsthaft krank war, dem ist klar, dass Forschungsergebnisse, die zur Ermittlung von Krankheitsursachen führen, internationale Beachtung finden müssen!

Ende der Woche bringen wir den dritten und letzten Teil dieser kleinen Einführung in die Welt der Windhunde