Donnerstag, 3. Februar 2011

Zoohandel gegen Handel mit Hunden

Ich hatte in den letzten Tagen von der Versteigerung von Hunden in Steuden und dem Hundefabrikanten dort berichtet. Ein exponierter, aber kein Einzelfall. Der Umgang mit unserem "besten Freund" ist eines Freundes oft nicht würdig. In den Medien dünkeln wir uns hoher Tierschutzstandards und verlagern gerne das Thema Nothund ins Ausland, nur nicht in das eigene System des erlaubten Hundehandels und Vermehrens von Hunden. Hier der selbsternannten Hundefabrikant dort der angeblich größte Zoo-Fachhändler Europas, Zoo Zajac in Duisburg. Bei Zoo Zajac werden seit Dezember 2010 in den Verkaufsräumen Hundewelpen gehandelt. Schon vor den Ereignissen um die Versteigerung hatte ich hierzu ein Interview mit dem stv. Geschäftsführer des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe e.V.(ZZF), Jörg Turk, zum Thema geführt. 

Christoph Jung: Das nach eigenen Angaben größte Zoofachgeschäft Europas, Zoo Zajac in Duisburg, verkauft seit kurzem Hundewelpen in einer neu gebauten Kleinsäugerhalle von 10.000qm. Was halten Sie von dem Verkauf von Hunden im Zoo-Fachhandel?

Jörg Turk
Jörg Turk: Die Firma Zoo Zajac ist nicht Mitglied des ZZF. Sie hat sich also nicht zur Einhaltung der ZZF-Selbstbeschränkungen verpflichtet: siehe Heidelberger Beschlüsse, Seite 4: "3. Mitgliedsfirmen des ZZF verzichten auf die Präsentation und den Verkauf von Hunden. Die vermittelnde Zusammenarbeit mit Tierheimen und Züchtern wird ausdrücklich empfohlen."

Die grundsätzliche Position des ZZF ergibt sich aus folgenden Überlegungen:
Der Zoofachhandel stellt für den Hund eine Art "Zwischenrudel" mit wechselndem Pflegepersonal und mit nur kurzfristig miteinander vergesellschafteten Artgenossen dar. Der Wechsel vom Mutterrudel (Züchter) über ein "Zwischenrudel" zum endgültigen Rudel (Halterfamilie) entspricht nicht dem natürlichen Ablauf beim Stammvater des Hundes, dem Wolf. Fachleute befürchten deshalb erhebliche Sozialisierungsprobleme mit allen sich daraus zunächst für die Halter und dann insbesondere für den jeweiligen Hund ergebenden negativen Konsequenzen: Sozialisierungsschwierigkeiten sind eine der häufigsten Ursachen für die Abgabe von Hunden in Tierheimen.

Das zweite Problem stellt die Herkunft der im Zoofachhandel anzubietenden Hunde dar. Seriöse Hundezüchter und ihre Verbände haben entschieden, keine Hunde über den Zoofachhandel zu verkaufen. Sie benötigen ein solches Vermarktungskonzept auch nicht.

Einzelne Zoofachhändler mögen dieses Problem auf regionaler Ebene lösen können, weil sie über Kontakte zu Züchtern verfügen, die nicht in den Züchterverbänden Mitglied sind. Würde der Hund jedoch zu einem üblichen Bestandteil des Lebendtiersortiments des Zoofachhandels, dürfte ein großer Teil der angebotenen Welpen aus unter Tierschutzaspekten fragwürdigen Quellen (Massenzuchten) stammen. Darüber hinaus steht zu befürchten, dass die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen, deren Einhaltung ja insbesondere für die Gesundheit der bereits vorhandenen Hunde von Bedeutung ist, missachtet oder umgangen würden.  

Christoph Jung: Wo sehen sie die Problematik bei diesem Geschäft?


Jörg Turk: Zajak's neue Kleinsäugerhalle und die dortige Präsentation, Unterbringung und Betreuung von Hundewelpen hat der ZZF noch nicht angeschaut. Ob Zajak eine Lösung für oben genannte Probleme gefunden hat, ist uns daher nicht bekannt.

Christoph Jung: Was halten Sie grundsätzlich vom Handel mit Hunden?
Protest am 30.01.11 gegen die Versteigerung von Hunden
Jörg Turk: Da Hunde, die mit einem erheblichen Kostenaufwand groß gezogen oder vorübergehend gepflegt wurden, nicht verschenkt werden können, findet Handel statt. Die Abgabe von Hunden durch Züchter oder auch im Tierheim ist daher zwangsläufig kostenpflichtig.

Den Handel mit Hundewelpen über Kleinanzeigen oder im Internet lehnt der ZZF ab. Viele der angebotenen Tiere stammen aus Massenzuchten, sind krank, von langen Transporten geschwächt und werden sehr oft ohne Impfungen und ohne Papiere und Kennzeichnungen/Tätowierungen angeboten. Der ZZF warnt vor Spontankäufen. Die Anschaffung eines Hundes sollte gut überlegt und geplant sein, Tierhalter sind ein Tierleben lang für ihre Tiere verantwortlich.

Christoph Jung: Welche Maßnahmen sollten vom Gesetzgeber ergriffen werden?


Jörg Turk: Gesetzgeberische Aktivitäten sind nach unserer Auffassung verzichtbar. Das Tierschutzgesetz reicht aus, um auf seiner Grundlage jede Form von tierschutzwidrigem Umgang mit Tieren Einhalt zu bieten.

Für sinnvoll halten wir jedoch eine von Bund und/oder Ländern zu finanzierende wissenschaftliche Untersuchung über die zu erwartenden Auswirkungen des Verkaufs im Zoofachhandel auf die Hunde, ihre Gesundheit und ihr Verhalten. Die Ergebnisse einer solchen Untersuchung böten den zuständigen Behörden die notwendige Rechtssicherheit für ihre Entscheidungen, die dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch vor einem Gericht Bestand hätten. Wenn der Sachverhalt von wissenschaftlicher Seite als tierschutzwidrig eingeschätzt wird, bedarf es an Überwachungsbehörden, die willens und personell wie technisch zum Vollzug in der Lage sind.

Christoph Jung: Vielen Dank für das Statement!