Sonntag, 2. Dezember 2007

Das letzte Kartell - der VDH

Ja es gibt sie noch. Die letzten Kartelle, Akteure des Marktes mit Alleinvertretungsanspruch.

Der Markt der Hundehaltung bringt allein in Deutschland 5 Mrd. Euro Umsatz. Jahr für Jahr, versteht sich. Von diesen 5 Mrd. entfallen alleine 400 Millionen für die Anschaffung des Lieblings, Geld, das an Züchter fließt, meist Mitglied im VDH. Das ist immerhin mehr als das Doppelte des Umsatzes der Pharma-Industrie in diesem Bereich. Und der VDH repräsentiert mit Ausstellungen oder Hundesport noch mehr Umsatzvolumen.

Hier herrscht ein Platzhirsch, der keinen Rivalen auf dem Einstand duldet. Damit auch jeder nachlesen kann, hat es sich der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) gleich in die Satzung geschrieben. Eine Zucht ausserhalb seiner Reihen wird per Definition als unkontrolliert bezeichnet, über deren negativen Folgen er die Öffentlichkeit aufzuklären habe. Der VDH beauftragt sich gleich selbst in §1.6 seiner Satzung mit der Wächterfunktion über die reine Lehre. Nicht-VDH-Züchter werden dann auch als Dissidenten bezeichnet. Das kommt einem irgendwie bekannt vor.

Und tatsächlich. Die anderen Hundeverbände, die "Dissidenten", sehen neben dem VDH recht mickrig aus. Zahlenmäßig zumindest. Der VDH repräsentiert 168 Mitgliedsorganisationen mit mehr als 650.000 Mitglieder. Über 250 verschiedene Hunderassen werden in den Zuchtvereinen des VDH betreut. Der VDH läßt auch keinen Zweifel aufkommen, was er sei, "die führende Interessenvertretung aller Hundehalter in Deutschland".

Das mag man allerdings bezweifen. Führend vielleicht ja, aber "aller" und gleich noch aller Hundehalter? Tatsache ist auch, dass immer mehr Welpen ganz bewußt bei Nicht-VDH-Züchtern gekauft werden. Denn für die Gesundheit der Rassehunde hat das Kartell des VDHs kaum etwas gebracht - um es freundlich auszudrücken.

Nach Anfang 2000 führte das Bundeskartellamt ein Verfahren gegen den VDH. In diesem Zusammenhang sah sich der VDH dann gewzungen, seine Monopolstellung ein wenig aufzuweichen und ließ auch Hunde, die nicht seit Generationen auf seine Stammbäume verweisen können, unter bestimmten Bedingungen zu Zucht und Ausstellungen zu (§ 8 Ziffer 1 Punkt 4 der VDH-Zucht-Ordnung). Eine Regelung, deren Realisierung durchaus auch im Interesse der Vermeidung von Inzucht zu begrüßen wäre. Das reichte erst einmal, um den Groll der Kartellwächter zu besänftigen.

Klarheit über die Interessenvertretung durch den VDH brachte das freilich nicht.
Es stellt sich überhaupt die Frage, ob Züchter- und Halterinteressen in einem Verein vertreten werden können. Die Züchter sind immerhin die Anbieter in einem Markt und die Halter die Verbraucer - rein ökonomisch gesehen. In jedem anderen Bereich des Marktes ist längst Praxis, dass es eine organisierte Vertretung der Verbaucher gibt. Die Hunde selbst werden kaum den Status eines e.V. erlangen können. Aber die Interessen der Hunde sind wohl eher bei den Liebhabern und Haltern aufgehoben, denn bei den Züchtern.

Der VDH stellt sich als die eine und einzig wahre Interessenvertretung aller Hundehalter dar. Aber es ist nicht immer drin, was auf der Verpackung draufsteht.
 
Petwatch Blog