Freitag, 20. August 2010

Getreide - Die Nahrung für den Hund?

In vielen Produkten der Hundefutterindustrie steckt ein hoher Getreideanteil. Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis werden uns als Qualitätsmerkmal einer gesunden Hundeernährung in der Werbung präsentiert. In vielen Fertigfutter, besonders Trockenfutter, stellt Getreide sogar den Hauptanteil, nicht selten sogar mehr als 50%. Und trotzdem - folgt man den Versprechungen von Mars, Nestlé, Hill`s oder Eukanuba - soll eine solche Nahrung als Alleinfutter über Jahre taugen. Es gibt aber viele ernsthafte Stimmen, die vor solchem "Alleinfutter" warnen und überhaupt die Pet-Fastfood als gesund infrage stellen.

Was ist die "natürliche" Ernährung des Hundes?

Ich will nur einer Überlegung in diesem Zusammenhang einmal nachgehen.
Wenn wir wissen wollen, was die "natürliche" Ernährung unserer Hunde ist, so müssen wir uns die Geschichte des Menschen anschauen und, welche Rolle der Hund dabei spielte. Von Jagdhunden oder Schoßhündchen des Adels einmal abgesehen, ernährten sich die meisten Hunde über Jahrtausende von den Resten der menschlichen Ernährung sowie einigen selbst gefangenen Mäusen und Ratten. Hinzu kam noch der Verzehr von Kot und Aas. Im Grunde wurde alles verspeist, was man auf Haus und Hof finden konnte. Getreide war lange Zeit nur wenig darunter.

Denn die einfachen Menschen hatten selbst nur wenig Getreide und dann Mehl zur Verfügung. Die frühen Getreidesorten waren wenig ergiebig. Die Verarbeitung zu Mehl war aufwändig. Frühe Formen von Brot, wie etwa sonnengetrocknete Fladen, gibt es seit etwa 10.000 Jahren, Sauerteigbrot erst seit gut 5.000 Jahren. Die Kunst des Brotbackens gelangte erst vor 2-3.000 Jahren vom alten Ägypten nach Europa; in der Mitte und im Norden Europas etablierte sie sich noch später.

Für das einfache Volk war Brot in unseren Breiten bis in die Neuzeit ein eher teures Grundnahrungsmittel. Brot wurde hoch geachtet und es war verpönt, Brot wegzuschmeißen. Noch bei meinen Eltern wurde selbst der letzte harte Kanten Brot verwertet. Zahlreiche Speisen, wie etwa Knödel oder Aufläufe, wurden alleine dafür entwickelt, altbackenes Brot zu verwerten. Ansonsten ernährten sich die Menschen von Kohl, Pastinaken, später Kartoffeln und anderem Gemüse, Obst, Fett, Milch, Eiern und hie und da auch etwas Fleisch.

Getreide spielte nur eine ganz untergeordnete Rolle für den Hund

Die Ernährung des Hundes wird analog ausgesehen haben, hinzu kamen Schlachtabfälle und Knochen und die oben angesprochenen Ergänzungen. Das heißt, die Ernährung des Hundes bestand nie hauptsächlich oder auch nur schwerpunktmäßig aus Getreideprodukten. Natürlich fressen Hunde auch Getreideprodukte wie Brot oder Nudeln gerne, wenn sie etwas aromatisiert sind, etwa ein Leberwurstbrot. Und kein gesunder Hund wird hiervon Schaden nehmen. Doch wie sieht es mit einer Ernährung aus, die überwiegend aus Getreide besteht und das dauerhaft und als industrielle Fastfood mit möglicherweise dutzenden Zusatzstoffen?

Von seinen Wurzeln her ist der Hund auf Fleisch ausgerichtet. Im Zusammenleben mit dem Menschen stellte sich die Ernährung ein wenig um. Gemüse spielte eine zunehmend wichtige Rolle. Getreide und Getreideprodukte zählten aber nie zur Hauptnahrungsquelle der Hunde unserer Breiten.

Erst die Nahrungsmittelindustrie will dies nun ändern. Und so bleibt die Frage nach dem warum. Die Bedürfnisse des Hundes können nicht Ausgangspunkt für den hohen Getreideanteil in so vielen Pet-Fastfood-Produkten sein. Es dürften wohl eher die Bedürfnisse der Nahrungsmittelkonzerne bestimmend sein, die ihre Getreidereste aus der Produktion von "Nahrungsmitteln" für den Menschen möglichst gewinnbringend entsorgen will.

zum Thema: Spiegel-Artikel "Maskierter Müll"


 
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