Sonntag, 23. Januar 2011

Hunde unterm Hammer - Tierschutz mitten in Deutschland

Hundewelpen, durchweg Jagdhunderassen, per Versteigerung zu haben, geplant für den 30.01.2011, drei Stunden vorher zu besichtigen, das höchste Gebot erhält den Zuschlag, mitbieten darf jeder, der 100 Euro Kaution hinterlegt - nicht Mallorca, nicht Rumänien, das ist "Tierschutz" mitten in Deutschland.

+++aktuelle Meldungen zum Thema+++
Die Lage der Hunde in Deutschland grundsätzlich verbessern, deshalb:
Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht.
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14.2.: ein Zwischenruf von Karin Burger, Doggennetz
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In einem Kommentar vom 8.2. (siehe unten unter Kommentare) wird ein Rundschreiben wiedergegeben, dass die Amtsleiterin des Veterinäramtes Saalekreis, Dr. Meier, verschickt haben soll.
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Die Zeitschrift "Hundewelt" will in der kommenden Ausgabe berichten.
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Fotos, die von U.Stierand selbst ins Netz gestellt wurden. Interessant auch die "150." Version der Stierandschen Märchen:
"Diese 67 Rassehunde sind von Ihren Eigentümern am 27.07.2010 aufgegeben worden. Wir pflegen diese nun schon 16 Wochen auf unsere Kosten...."
www.welpenbilder.de/index.php?album=%2FHundeversteigerung%2F&page=1
www.welpenbilder.de/index.php?album=%2FHundeversteigerung%2F&image=DSCF3948.JPG (man achte auf den Kettenwürger als Halsband,den sieht man noch öfter)
www.welpenbilder.de/index.php?album=%2FHundeversteigerung%2F&image=DSCF3997.JPG (bibber....)
http://www.welpenbilder.de/index.php?album=%2FHundeversteigerung%2F&image=DSCF4000.JPG (bibber2)
(danke an Claus für die Info)


Sieht so ein gesunder, junger Irish Setter aus?
http://www.welpenbilder.de/index.php?album=%2Ftiere%2Fhaustiere%2Frassehunde%2FIrish_Red_Setter%2F98095%2F&image=Huendin1-12-10-2008.jpg
(Danke für die Info an Katja)
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Ein MDR-Team aus Erfurt war am 30.01. Vorort. Dort wurde offensichtlich ein Werbebeitrag für Aktionator Arens mit unseren GEZ-Beiträgen gedreht. Angeblich waren nur 20 Demonstranten da. Ich habe 50 allein auf einem Haufen gezählt, ohne die, die gerade am Evaschacht waren. Wie der MDR auf die Zahlen und freundliche Darstellung der Auktion kommt, ist mir ein Rätsel, der Wahrheit entspricht es jedenfalls nicht, dafür stehe ich mit meinem Wort.
http://www.mdr.de/search/mediasearch/?words=steuden&x=4&y=5
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6.2.: Heute wurden aktuelle Videos bei Youtube eingestellt (unter MatthysMedia suchen). Sie zeigen insbesondere einen sauberen Zwinger mit frischem Stroh und junge Beagle, die sich "normal", freudig der Besucherin zeigen. Leider werden nicht alle Hunde gezeigt, insbesondere nicht die älteren Hunde, besonders die Münsterländer und Setter, die schon länger in den Zwingern hausen müssen.
Allerdings kann eine Zwingerhaltung nie die Grundlage einer Sozialisation sein, die die Hunde für ein Leben in unserer Gesellschaft befähigen. Bei Jagdhunderassen sind die so notwendigerweise erzeugten Schäden noch fataler.
Eine fundierte Beurteilung der Hunde kann nur durch eine fachkundige Untersuchung erfolgen. Die Eindrücke am 30.01. jedenfalls widersprechen einem Bild mental gesunder Hunde.
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Stierand bietet Elektrohalsbänder im Internet an (Hinweis von Claus S.).
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2.2.: Der Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. med. vet. Stefan Krippner, hat mich heute angerufen und versichert, dass er der Sache nachgehen werde.
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2.2.: Stierand und Auktionator Arens fordern die Rücknahme der Aussage hier im Blog, der Auktionator habe gesagt, "Dann keult er die Hunde eben!" (sinngemäß) - Augenzeugen bitte bei mir melden - hat sich jetzt erledigt - danke für die vielen Meldungen als Augenzeuge!!
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Ein satirisch-nachdenklicher Brief von Karin Burger,Doggennetz, an Uwe Stierand, Zwinger vom Evaschacht.
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Die Laborbeaglehilfe e.V. hat eine Protestnote / Petition an den Landrat des Saalekreises erstellt und sammelt Unterschriften. Mit Bitte um Beteiligung.
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31.1.: Nun werden Maßnahmen ergriffen, die Hunde bei Stierand wegzuholen. Tierschützer haben mehrfach, auch gegenüber dem Veterinäramt Saalekreis erklärt die Hunde sofort aufzunehmen. Dieser Evaschacht-Clan muss zudem ein Tierhaltungsverbot erhalten.
Man muss auch noch darauf hinweisen, dass der Auktionator angesichts der misslungenen Versteigerung gegenüber den Demonstranten öffentlich erklärt, etwa: "Vielleicht keult er die Hunde dann!" (der Begriff "keulen" wurde dabei definitiv verwendet)

30.1.: Etwa 50 Hundefreunde demonstrierten während der Auktion und der Besichtigungszeit für die Rechte der Hunde auf ein artgerechtes Leben. Die Besichtigung der Zwingeranlage Evaschacht war indess nichts für schwache Nerven. Die Fotos sagen alles. Stierand behauptete, die Hunde wären noch am Morgen draußen gewesen. Auch hier wurde er wieder einmal der Lüge überführt angesichts des unberührten Rauhreifes auf dem Gras. Dauerfrost bei -3°.

Noch eine halbe Stunde nach Auktionsbeginn war kein einziger Bieter angetreten. Insofern war die Demonstration ein voller Erfolg, der ihm und anderen Hunde-Fabrikanten (so nennt sich Stierand auch noch stolz) eine Lehre sein sollte.

Doch es bleiben Fragen: Wie kann es sein, dass ein Veterinäramt 17 Jahre lang diesem Treiben zuschaut? Wie kann es sein, dass ein Tierarzt noch am 27.1. allen Hunden ein Gesundheitszeugnis ausstellt, mindestens 2 Hunde aber so evident krank sind, dass sie auf Druck der Demonstranten sofort aus der Auktion genommen werden mussten? Warum duldet die Tierärzteschaft ein solches Treiben ihrer werten "Kollegen"? Warum schweigen die Medien zu solchen Zuständen? Warum gibt es keine Gesetze, die einen effektiven Tierschutz begründen?

Ach ja, und Frank Weber war da, der von Vox-TV, HundKatzeMaus. Er schaute hin! Mit Kamera. Was er sagte, sprach mir aus dem Herzen - und Verstand. Mal schaun, was gesendet wird.


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Mitteldeutsche-Zeitung vom 29.01.2011, Stierand:"Die Hunde gehören nicht mir, sondern der Züchtergemeinschaft verschiedener Eigentümer..."
Wenn dem so ist: warum sorgen die Eigentümer nicht für Futter, was hat das dann mit der angeblichen Krankheit von Stierand zu tun?
Was ist mit den Ballon-Fahrer- Aktivitäten der "Gemeinschaft von Evaschacht? Lockt auch nur Paraguay?
(siehe auch unter Kommentare unten)
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Der Herausgeber des Portals www.rassehunde.de, Hunde-Fabrikant Uwe Stierand* aus Steuden versucht aktuell, Welpen und Zuchthunde per öffentlicher Versteigerung zu veräußern. Kleine Münsterländer, Irish Setter, Beagle sollen am 30.01. im wahrsten Sinne des Wortes unter den Hammer: http://www.ba-auktion.de/


Das Ganze wird dann auch noch als Not- und Tierschutzmaßnahme hingestellt. Das erinnert an die Räumungsverkäufe fliegender Teppichhändler. Derweil gehen die Geschäfte des Betreibers von www.rassehunde.de weiter und man wird sehr wahrscheinlich kaum lange warten müssen, bis aus dem Umfeld Stierand wieder neue Würfe zu Markte getragen werden.

Sein "Zucht"-verein, der "Internationale Club für Rassehunde und Edelkatzen" stellt die Versteigerung ausdrücklich als Maßnahme "ein gutes zu Hause für seine Hunde zu finden" dar.**

Was bitte soll ein "gutes zu Hause" sein, wenn jemand einen Hund per Auktion erwirbt. Die Hunde dürfen gerade mal kurz vor Auktion besichtigt werden, exakt wie bei der Versteigerung von Gebrauchtwagen oder eben alten Teppichen. Der "Züchter" hat rein gar keinen Einfluss darauf, wer den Hund ersteigert. Das entscheidet alleine der Auktionator mit seinem Zuschlag und hier zählt alleine das höchste Gebot. Da läuft jede Vermittlung per Tierheim tierschutzgerechter ab. Besonders krass ist, dass es sich gerade beim kleinen Münsterländer um eine echte Jagdhunderasse handelt, die eigentlich nur in jagdlich geführte oder zumindest erfahrene Hände gehört.

Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt und das zuständige Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt der Kreisverwaltung Saalekreis wurden bereits informiert. Sicher ist es gut, wenn sich noch mehr Hundefreunde hier beschweren:

Solchen "Züchtern" und "Zucht"-vereinen gehört ihr fragwürdiges Handwerk gelegt. Es braucht endlich Mindeststandards für die Zucht unseres besten Freundes.

* Unter dem Label "Zwinger vom Evaschacht" bieten Uwe Stierand und andere Personen bereits seit 1993 Welpen zahlreicher Rassen an. Nach eigenen Angaben hat er 1.700 Hunde "gezüchtet". Gleichzeitig stehen 30 Zuchthündinnen von 7 Rassen, die zudem immer wieder wechseln, in dieser Einrichtung zur Hundevermehrung. Die zuständigen Behörden schauen diesem Treiben tatenlos zu. Ganz im Gegenteil. Der "Zwinger vom Evaschacht" ist nach eigenen Angaben bundesweit wohl der einzige gewerbliche Rassehunde-"Zucht"betrieb, der staatlich zur Lehrausbildung (Tierpfleger/in) autorisiert wurde.

** Anmerkung 28.01.:
Stierand, Behörden und sogar manche etablierte Organisation mit dem Wort "Tierschutz" im Namen verweisen darauf, dass Versteigerungen bei Pferden und andern "Nutztieren" üblich seien (natürlich immer mit dem Zusatz, dass man das bei Hunden eigentlich nicht so gut findet, blah blah...).

Hier ein Auszug aus meiner Antwort an den Deutschen Tierschutzbund e.V.:
"Der Hund ist ein besonderes, einzigartiges Tier. Kein Tier ist so eng mit dem Menschen verbunden. Der Hund ist ohne den Menschen überhaupt nicht definierbar.
Daher ist ein Vergleich mit "anderen Nutztieren" unzulässig (ohne dass ich damit den Tierschutz für diese Tiere relativieren will). Der Hund braucht unseren besonderen Schutz und hat ihn auch nach über 15.000 Jahren enger Zusammenarbeit mit dem Menschen verdient. Warum ist es bei uns und in fast allen Kulturen der Welt tabu, Hunde zu schlachten und zu verzehren? Warum zeigt man sich empört über die Praxis in China, Hundewelpen als Schlachtvieh zu halten zu zu verspeisen, wenn man sie selbst doch nur als "Nutztiere wie andere" sieht und behandelt.
Der Hund ist kein Nutztier. Er ist der Partner des Menschen, nur zeigen sich die Menschen dieser Partnerschaft heute nicht würdig
."

Wir erwarten von unseren Hunden, dass sie sich selbst in den hektischsten Großstädten anständig benehmen, dass sie in einer Etagenwohnung brav stundenlang auf Herrchen und Frauchen warten.
Wir müssen ihnen aber auch eine Chance geben. Wir haben die Verantwortung, dass sie gerüstet werden, ihre Aufgaben auch zu meistern!
Das fängt an mit der Auswahl der Zuchthunde, die eben nicht nur nach Aussehen, auch nach Wesen ausgewählt werden sollten. Da ist dann ganz entscheidend die Sozialisation, die schon der Züchter den Welpen mitgeben muss. Das geht weiter, dass ein Hund nur in die Hand verantwortungsbewusster Halter gehört.
Das alles ist bei einer Massenzucht und einer Auktion wie in Steuden nicht gewährleistet. Damit wird gegen Grundelemente des Tierschutzes verstoßen. Das Ganze wird noch verschärft, da es sich durchweg um Jagdhunde handelt, die ausschließlich in besonders fachkundige Hände gehören. Eine solche Prüfung der Fachkunde ist aber keine Voraussetzung, um Gebote abzugeben.

Und wenn dies vom Tierschutzgesetz nicht so gesehen wird, so hat dieses Gesetz seinen Namen nicht verdient und bedarf dringend einer Überarbeitung.


     
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