Sonntag, 4. August 2013

Genanalyse bestätigt: Hunde gabs vor 33.000 Jahren

Es ist unstrittig und landläufig bekannt, dass der Hund das erste und älteste Haustier ist. Und es ist heute unter Wissenschaftlern ebenso unstrittig, dass der Hund allein vom Wolf (Canis Lupus) abstammt. Man weiß aber immer noch kaum etwas darüber, wann genau diese besondere und einzigartige Partnerschaft entstand. Und man weiß noch viel weniger darüber, wie es dazu kam, dass ausgerechnet aus dem für Menschen potenziell gefährlichen Beutegreifer und Nahrungskonkurrenten, dem Wolf, das erste Haustier und der "beste Freund" entstand.
Wolf (Canis Lupus)
(Foto: Christoph Jung)
Wie alt ist die Partnerschaft Mensch - Hund?

Seit gut 10 Jahren interessieren sich die Wissenschaften, in erster Linie Genetiker, Zoologen und Archäologen, ernsthaft für die Entstehung des Hundes. Seither wird der Beginn der Hundwerdung immer weiter nach hinten verschoben. 2011 veröffentlichten russische Wissenschaftler um Nikolai Ovodov eine Untersuchung von Fossilien aus der Razboinichya Höhle im Altai-Gebirge Süd-Sibiriens. Die Vermessungen von 3 erhaltenen Schädeln sowie Unterkiefern ließen die Forscher zu der Überzeugung kommen, dass es sich hier eindeutig um frühe Hunde handeln müsse. Diese kräftigen Hunde seien vom Körperbau her ähnlich heutiger Grönlandhunde vorzustellen. Die eigentliche Sensation war das Alter dieser Hunde-Fossilien, das anhand bewährter Standardmethoden wie Radiocarbon-Messungen auf 33.000 Jahre datiert wurde.
Grönlandhund
(Foto: Wikipedia)
DNA-Analyse bestätigt 33.000 Jahre alte Hunde

Im März 2013 veröffentlichte ein weiteres Forscherteam aus Novosibirsk um Anna Drushkova von der russischen Akademie der Wissenschaften eine Untersuchung der DNA. Es gelang, aus den Fossilien DNA-Stränge zu isolieren und zu analysieren. Auch hier waren die Ergebnisse recht eindeutig. Die DNA gleicht heutigen Hunden signifikant und zwar um den Faktor 4 mehr als anderen damaligen Caniden oder heutigen Wölfen. Somit ist auf recht sicherer Grundlage der Nachweis erbracht, dass bereits in der Altsteinzeit und noch vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit (LGM vor 26.500 - 19.000 Jahren) erste Hunde den Menschen begleiteten.

Die Forscher weisen darauf hin, dass dieses Ergebnis noch nicht heiße, dass diese Hunde bereits direkte Vorfahren unserer heutigen Hunde gewesen sein müssen. Vielmehr sei es durchaus möglich, dass diese Population wieder erloschen sei, etwa die Hochphase der letzten Eiszeit, das LGM, nicht überstanden haben könnte. Ein ähnliches Schicksal könnte den Hund ähnlichen Alters ereilt haben, der 2008 von Mietje Germonpré von der Belgischen Akademie der Wissenschaften gefunden wurde.
Hundeschädel von Goyet (Belgien) - auf 31.000 Jahre datiert
(Foto und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Mietje Germonpré)
Die Hinweise der Wissenschaft verdichten sich, dass die Partnerschaft mit dem Hund ein sehr alter Teil der Menschheitsgeschichte ist. Unsere Vorfahren wurden bereits vor mehr als 30.000 Jahren zumindest phasenweise und seit 15.000 oder vielleicht sogar noch sehr viel mehr Jahren durchgängig von Hunden begleitet. Zahlreiche Befunde belegen das Zeitfenster von 15 - 20.000 Jahren der Hundehaltung, also nach dem LGM. Vieles deutet auch darauf hin, dass die Hundwerdung zu unterschiedlichen Epochen und an unterschiedlichen Orten mehrfach und unabhängig voneinander stattgefunden hat.

Was wäre aus den Menschen geworden ohne den Partner Hund?

Es ist ein spannendes Stück Forschung, das noch vor uns liegt. Und es geht dabei nicht nur um den Hund. Denn die Geschichte des Hundes ist zugleich Teil der Menschheitsgeschichte. Unsere Geschichte ist seit 30.000 Jahen viel enger mit dem Hund verwoben als wir landläufig annehmen. Und ich neige zu der Ansicht, dass erst die Partnerschaft mit dem Hund uns Menschen manchen Sprung möglich machte wie etwa den Beginn der Viehhaltung vor 12.000 Jahren oder die Erschließung der nördlichen Lebensräume. Aber auch für die Herausbildung der hervorragenden intellektuellen und sozialen Leistungsfähigkeit unserer Vorfahren, der Cro Magnon, kann die Partnerschaft zum Hund ein entscheidender Katalysator gewesen sein. Wir sind wahrscheinlich psychisch und neurobiologisch viel enger mit dem Hund verbunden, als uns bisher bewusst und manchen Weltanschauungen oder Religionen lieb ist.


Ein Beitrag von Christoph Jung


 
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