Donnerstag, 17. März 2011

Schäferhund und Liebhaberei

Das Mitglied des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV), Jan Demeyere, hatte schon vor einiger Zeit anhand von offiziellen Unterlagen des SV nachgewiesen, dass viele der Schäferhunde-Zwinger in Wirklichkeit kommerzielle landwirtschaftliche Zuchtbetriebe sind. Die in den Satzungen festgeschriebene Zucht "lediglich aus Gründen der Liebhaberei" wird ad absurdum geführt und das seit vielen Jahren. Zwinger, die mit der Hundezucht über viele Jahre hinweg sechs- bis siebenstellige Jahresumsätze erwirtschaften sind kommerzielle Unternehmen. Der VDH duldet ein solches kommerzielles, satzungswidriges Treiben und dabei ist der SV längst keine Ausnahme.

Aktuell wurde Jan Demeyere ein Schriftverkehr zugespielt, der einen noch tieferen Sumpf der Geschäftemacherei im SV erahnen lässt. Für 150.000,- Euro wurde ein Hund über Taiwan nach China verkauft. Das ist nichts außergewöhnliches. Nun entstand aber ein Streit um die Provision. Im Schriftverkehr wird behauptet, dass die Ausstellungsrichter des SV zuweilen stattliche Vermittlungsprovisionen bei solchen Geschäften kassieren. Aber lesen sie selbst.
Ein richtiger Deutscher Schäferhund von 1915 ohne Verkrüppelung des Gangwerkes heutiger Show-Hunde

Sonntag, 13. März 2011

Hunde Versteigerung

Am 12.3. berichtete Frank Weber auf Vox von der geplanten Versteigerung von Hunden in Steuden. Es ist sehr gut, dass endlich ein etablierter TV-Sender ein solches Thema angepackt hat. Denn das ist die Tierschutz-Realität in Deutschland. Der Hundehandel soll sogar weiter ausgebaut werden, z.B. bei Zoo Zajac in Duisburg. Während sich in anderen Ländern das Hundeelend anhand von offener Tierquälerei und Tötungsstationen manifestiert, zeigt es sich in Deutschland nur ANDERS aber deswegen nicht weniger schlimm.

Der Hund wird vollkommen zur Ware degradiert, zum Konsumobjekt.

Ich habe diese Auktion als einer der ersten öffentlich bekannt gemacht und seither kritisch verfolgt. Und was meiner Meinung nach das wichtigste ist: Es ist kein Einzelfall. Während Frank Weber bei diesem "Einzelfall" stehen bleibt, geht es doch darum die Verhältnisse zu ändern, die Versteigerungen, Vermehrung von Hunden und den Handel mit ihnen ganz legal machen. "Alles legal", so äußerte sich auch die zuständige Amtstierärztin. Eine entsprechende Anfrage von mir an die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, vom 7.2.2011 wurde lapidar mit dem Verweis auf die bestehenden Tierschutzgesetze beantwortet. Also alles in Butter Frau Aigner? Nein, das ist legale Tierquälerei unter den Augen dieses Staates und wenn man noch die Qualzuchten und die Praxis der Zucht mit Erbkrankheiten hinzu nimmt:

Die Ignoranz des Staates und der Behörden ist unerträglich!

Hier einige Links zur Versteigerung von Hunden in Steuden:
Und hier ein kritischer Kommentar von Karin Burger (Doggennetz) zur Sendung: Aua90: Uwe Stierand / Zwinger vom Evaschacht bei Frank Weber in HundKatzeMaus


    Freitag, 11. März 2011

    Ein Tierarzt und die Wende in der Hundezucht

    Interview mit dem Tierarzt Dr.Martin Bucksch, der den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht unterstützt.

    Christoph Jung:  
    Wie viele andere Hundefreunde habe ich in der Kindheit davon geträumt, einmal Tierarzt zu werden. Du bist es geworden. Haben sich deine Träume erfüllt?

    Dr. Martin Bucksch:  Ja. Ich kann nur sagen, für mich persönlich war es immer und ist auch heute noch (m)ein Traumberuf. Schon als Kind ging ich zu den Nachbarn nicht, um zu fragen, ob die anderen Kinder zum Spielen raus kommen dürfen, sondern, ob "der Hund raus darf" (zum Ärger der Kinder und zur Verwunderung der Eltern). Und selbst meine Urlaube verbringe ich auch heute möglichst noch in der Nähe von (oder mit meinen) Tieren (zuletzt ging es mit einer Kamelkarawane in die Sahara). Tiere und insbesondere Hunde waren immer mein Leben. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch ausdrücklich warnen, denn für den Beruf Tierarzt sollte man mehr Interessen mitbringen, als die "nur" Tierliebe. Zu den Voraussetzungen gehören ebenso die Fähigkeit (und die Lust) zum Umgang mit Menschen und ein ausgeprägtes naturwissenschaftliches/medizinisches Interesse.

    Christoph Jung:  Was sind denn die schönsten und was sind die schlimmsten Dinge, die du als Tierarzt tun musst?

    Dr. Martin Bucksch:  Zu den schlimmsten Dingen meines Berufes gehören zweifelsohne Einschläferungen, besonders von Hunden, die ich von klein auf begleitet habe, zu und mit denen ich eine regelrechte "Beziehung" habe. Das sind nicht nur "Patienten" für mich. Besonders die Entscheidung über den richtigen Zeitpunkt hierfür ist  eine immens schwierige und es ist auch nicht so, dass ich mich in meinen fast 20 Berufsjahren daran "gewöhnt" hätte. Etwas, das ich fast ebenso schlimm finde, ist der Anblick bestimmter Qualzucht-Individuen oder maßlos adipöser, fettleibiger Hunde. Die Atemnot dieser Tiere besonders zur warmen Jahreszeit, die Bewegungsunlust, etc. sind wirklich schwer zu ertragen.
    Zu den schönsten Erlebnissen für mich gehören immer wieder Hunde, die "verstehen", dass ihnen bei uns geholfen wird, sich gar freuen, wenn es in die Behandlung geht und die nach einer schweren Krankheit/OP wedelnd und fröhlich zu mir gelaufen kommen. Das "Urvertrauen" dieser Tiere nicht nur zu ihren Haltern, sondern auch zu mir fasziniert und begeistert mich täglich aufs Neue und ich empfinde in diesen Momenten Dankbarkeit dafür, dass ich täglich mit ihnen arbeiten darf.
    Tierarzt Dr. Martin Bucksch

    Christoph Jung:  Deine Kollegin Dr. med.vet. Jutta Ziegler hat gerade ein kritisches Buch zum Berufsstand der Tierärzte verfasst "Hunde würden länger leben, wenn...: Schwarzbuch Tierarzt". Was hälst du von ihren Thesen?

    Dr. Martin Bucksch:  Nun, ich sehe es so- die Kollegin hat mit einigen Dingen sehr Recht. Anderen, besonders medizinischen Argumenten kann ich nur sehr begrenzt oder nicht zustimmen, einige finde ich fahrlässig (wenn es z.B. um Impfungen gegen Zoonosen geht), denn der Schutz von Hunden und Menschen hat für mich Priorität. Besonders in dem Bereich habe ich kürzlich selbst intensiv recherchiert und kann in vielem der Autorin keineswegs zustimmen. Ich persönlich halte es mit dem Zitat eines weisen Mannes, der sinngemäß sagte "wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein" und finde, Frau Ziegler wirft viele Steine. Einige davon vielleicht zurecht (auch wenn ich nicht mit Steinen werfen muss, um (m)eine Position zu vertreten/erläutern), andere jedoch sind in meinen Augen zu groß, treffen die falschen oder sind gar unbegründet. Persönlich bin ich gegen jede Art von Extremismus, der in meinen Augen in der Regel eher kontraproduktiv ist.

    Christoph Jung:   Du unterstützt als Person und auch in deiner Eigenschaft als Vorstand der Hamburger Tierärztekammer den Dortmunder Appel für eine Wende in der Hundezucht - warum?

    Dr. Martin Bucksch:  Wie ich der Meinung bin, dass  einmal sehr krass formuliert die Halter und Züchter vieler Hunde (Rassen) teilweise aus Unwissen, zum Teil auch aus Ignoranz gegen das Tierschutzgesetz und jegliche Ethik verstossen, indem sie bestimmte Qualzuchten dulden oder sich entsprechend gezüchtete Hunde/Tiere anschaffen. Das maßlose Leid vieler dieser Tiere sehe ich täglich und kann nur bestätigen, dass Tiere gezüchtet werden, deren Leid und Qualen bereits von Geburt an vorprogrammiert und keinesfalls vertretbar sind. Auch hier plädiere ich nicht für extreme Positionen, aber für Aufklärung und Werbung im Sinne eines Wandels in der Hundezucht. Aus diesen Gründen begrüße ich den Appell sehr und wünsche Dir viel Erfolg und offene Ohren auf allen (!) Seiten.

    Christoph Jung:  Du schreibts ja auch Bücher zum Thema Hund. Was ist deine Botschaft für uns Hundehalter?

    Dr. Martin Bucksch:
      Meine persönliche Botschaft lautet: Hundehaltung ist nicht nur die Anschaffung von etwas dekorativem, niedlichem oder dem persönlichen Spaß dienendem. Die Anschaffung eines Hundes bedeutet eine immense Verantwortung, denn der Hund ist und bleibt seinem Halter in der Regel von klein auf bis zu seinem Tod "ausgeliefert". (und dies können  bis zu 15 und mehr Jahre sein) Wir bestimmen, was er fressen darf, ob er kastriert wird, wann es raus geht, wann er seine  Geschäfte verrichten kann und ob und wann ein (Tier)arzt konsultiert wird. Der Hund kann uns diese seine Bedürfnisse wenn überhaupt nur in sehr begrenztem Umfang mitteilen. Daher ist es wichtig, dass der Hundehalter über eine gewisse Sachkenntnis verfügt, die es ihm ermöglicht, einen Hund artgerecht zu ernähren, zu halten, zu beschäftigen etc. und sich die Anschaffung eines  (jeden Tieres!) sorgfältig überlegt. Der Faktor Zeit spielt hier eine sehr, sehr wichtige Rolle.
    Zudem kann ich was die Anschaffung eines Hundes betrifft nur wiederholt an jeden Hundehalter oder potentiellen solchen appellieren: nichts spricht gegen einen Rassehund (keine Qualzuchten!), aber erstrecht nichts spricht gegen einen (ersten!) Gang in's Tierheim. Ich selbst habe einen Hund aus dem Tierheim und werde diese Entscheidung niemals bereuen. Übrigens findet bezogen auf "Routineprozedere" wie Kastration, Impfen, Entwurmen etc. Gott sei Dank auch und besonders unter den Tiermedizinen in letzter Zeit ein Prozess des Umdenkens statt, den ich sehr begrüße.

    Christoph Jung:  Martin, vielen Dank für das Interview!

    *****

    Dr. Martin Bucksch, Fachtierarzt für Kleintiere, Veterinärdermatologe (Hauttierarzt).

    Dr. Bucksch hat in Italien Tiermedizin studiert und promoviert. Es folgten die Ausbildung zum Fachtierarzt für Kleintiere in Hamburg und zum Veterinärdermatologen in Deutschland, den USA, Luxemburg und Wien. Seit 2002 ist er Geschäftsführer und Seniorpartner  der "Die Tierärzte am Grandweg 68 GmbH", wo er sich vor allem mit innerer Medizin beschäftige und als Überweisungspraxis eine Haut(dermatologische)sprechstunde anbiete. Seit einigen Jahren arbeitet er  zudem als Wissenschaftsfotograf und als Autor  für diverse Fachzeitschriften und als Sachbuchautor für den KOSMOS Verlag, den CADMOS Verlag  und den Verlag Eugen Ulmer.  Seit 5 Jahren ist er gewähltes Vorstandsmitglied, Kassenwart, Weiterbildungsbeauftragter und Öffentlichkeitsreferent der Tierärztekammer Hamburg. Seit einigen Jahren betreut er zudem ein Projekt, das die Gratisversorgung der Hunde Hamburger Obdachloser gewährleistet.

    Donnerstag, 10. März 2011

    Club für Britische Hütehunde

    In der Zeitschrift Hundewelt erschien in Nummer 09/2010 ein Artikel zum Collie, an dem ich mitgewirkt hatte. Neben den hervorragenden Eigenschaften dieser Hunde werden aber auch die Schattenseiten seiner heutigen Zucht ansprochen. Insbesondere die Zucht mit dem MDR1-Gendefekt war kritisch angesprochen worden. Der Club für Britische Hütehunde e.V. (CfbrH) hatte daraufhin in einem wilden Pamphlet jede Kritik abgebügelt und mich als vermeintlichen Autor des Artikels persönlich angegriffen. In der darauf folgenden Nummer der Hundewelt untermauerten Prof.Dr.Joachim Geyer von der Uni Gießen und ich die Kritik an der Zuchtpraxis des CfbrH. Es wurde die Sprachregelung des CfbrH entlarvt, der den MDR1-Gendefekt als eine "Genvariante" verniedlicht und die korrekte Kennzeichnung als Erbkrankheit ablehnt. Außerdem erschien in der Hundewelt und auch hier im Blog ein Artikel von Stephanie Noelle, die zeigt, dass man gesunde Collies ohne Gendefekte züchten kann.

    Parallel hatte ich den CfbrH in einem freundlichen Brief aufgefordert, die persönlichen Angriffe auf meine Person zu unterlassen und aus dem Netz zu nehmen. Darauf reagierte dieser nicht. Erst nachdem ich rechtliche Schritte eingeleitet hatte, hat der CfbrH sämtliche Statements vom Netz genommen und schließlich seinen Wunsch nach einer Deeskalation geäußert. Soweit so gut. Baff erstaunt war ich dann, als ich in der Nummer 01/2011 des CfbrH-Vereinsblatts lesen musste, dass die Hundewelt und ich angeblich "kläglich gescheitert" seien, sowie weitere unwahre Darstellungen. Es ist kaum der Stil eines britischen Gentleman, den Anwalt von "Deeskalation" sprechen zu lassen, um dann ein paar Wochen später in der Öffentlichkeit nachzutreten.

    Tatsache ist:
    • Zuerst persönlich und, weil keine Reaktion von Seiten des CfbrH, dann anwaltlich habe ich den CfbrH aufgefordert, sämtliche Darstellungen in seinem Offenen Brief aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, die unwahre und ehrenrührige Behauptungen enthalten. Dieser Aufforderung ist derCfbrH vollumfänglich nachgekommen. Damit war mein Ziel in dieser Sache voll erreicht. Von einem Scheitern kann keine Rede sein.
    • Ich musste darüber hinaus keine einzige Kritik an der Zuchtpraxis des CfbrH zurücknehmen oder auch nur relativieren.
    • Auf eine vom CfbrH zwischenzeitlich angedrohte Unterlassungsklage bin ich NICHT eingegangen, auf diese wurde dann aber im Sinne der o.a. Deeskalation vom CfbrH ausdrücklich verzichtet (22.12.2010). Damit war eigentlich für mich die Sache abgeschlossen.
    • Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen den Sprecher des CfbrH, Hornig, lediglich unter Hinweis einer "nicht mit der erforderlichen Sicherheit" nachweisbaren strafbaren Handlung eingestellt.
    Wenn der CfbrH an die Zucht der Hunde mit der gleichen Ehrlichkeit herangeht, wie er es hier tut, so schwahnt mir nichts Gutes im Sinne der Hunde.