Christoph Jung: Das nach eigenen Angaben größte Zoofachgeschäft Europas, Zoo Zajac in Duisburg, verkauft seit kurzem Hundewelpen in einer neu gebauten Kleinsäugerhalle von 10.000qm. Was halten Sie von dem Verkauf von Hunden im Zoo-Fachhandel?
Jörg Turk |
Die grundsätzliche Position des ZZF ergibt sich aus folgenden Überlegungen:
Der Zoofachhandel stellt für den Hund eine Art "Zwischenrudel" mit wechselndem Pflegepersonal und mit nur kurzfristig miteinander vergesellschafteten Artgenossen dar. Der Wechsel vom Mutterrudel (Züchter) über ein "Zwischenrudel" zum endgültigen Rudel (Halterfamilie) entspricht nicht dem natürlichen Ablauf beim Stammvater des Hundes, dem Wolf. Fachleute befürchten deshalb erhebliche Sozialisierungsprobleme mit allen sich daraus zunächst für die Halter und dann insbesondere für den jeweiligen Hund ergebenden negativen Konsequenzen: Sozialisierungsschwierigkeiten sind eine der häufigsten Ursachen für die Abgabe von Hunden in Tierheimen.
Das zweite Problem stellt die Herkunft der im Zoofachhandel anzubietenden Hunde dar. Seriöse Hundezüchter und ihre Verbände haben entschieden, keine Hunde über den Zoofachhandel zu verkaufen. Sie benötigen ein solches Vermarktungskonzept auch nicht.
Einzelne Zoofachhändler mögen dieses Problem auf regionaler Ebene lösen können, weil sie über Kontakte zu Züchtern verfügen, die nicht in den Züchterverbänden Mitglied sind. Würde der Hund jedoch zu einem üblichen Bestandteil des Lebendtiersortiments des Zoofachhandels, dürfte ein großer Teil der angebotenen Welpen aus unter Tierschutzaspekten fragwürdigen Quellen (Massenzuchten) stammen. Darüber hinaus steht zu befürchten, dass die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen, deren Einhaltung ja insbesondere für die Gesundheit der bereits vorhandenen Hunde von Bedeutung ist, missachtet oder umgangen würden.
Christoph Jung: Wo sehen sie die Problematik bei diesem Geschäft?
Jörg Turk: Zajak's neue Kleinsäugerhalle und die dortige Präsentation, Unterbringung und Betreuung von Hundewelpen hat der ZZF noch nicht angeschaut. Ob Zajak eine Lösung für oben genannte Probleme gefunden hat, ist uns daher nicht bekannt.
Christoph Jung: Was halten Sie grundsätzlich vom Handel mit Hunden?
Protest am 30.01.11 gegen die Versteigerung von Hunden |
Den Handel mit Hundewelpen über Kleinanzeigen oder im Internet lehnt der ZZF ab. Viele der angebotenen Tiere stammen aus Massenzuchten, sind krank, von langen Transporten geschwächt und werden sehr oft ohne Impfungen und ohne Papiere und Kennzeichnungen/Tätowierungen angeboten. Der ZZF warnt vor Spontankäufen. Die Anschaffung eines Hundes sollte gut überlegt und geplant sein, Tierhalter sind ein Tierleben lang für ihre Tiere verantwortlich.
Christoph Jung: Welche Maßnahmen sollten vom Gesetzgeber ergriffen werden?
Jörg Turk: Gesetzgeberische Aktivitäten sind nach unserer Auffassung verzichtbar. Das Tierschutzgesetz reicht aus, um auf seiner Grundlage jede Form von tierschutzwidrigem Umgang mit Tieren Einhalt zu bieten.
Für sinnvoll halten wir jedoch eine von Bund und/oder Ländern zu finanzierende wissenschaftliche Untersuchung über die zu erwartenden Auswirkungen des Verkaufs im Zoofachhandel auf die Hunde, ihre Gesundheit und ihr Verhalten. Die Ergebnisse einer solchen Untersuchung böten den zuständigen Behörden die notwendige Rechtssicherheit für ihre Entscheidungen, die dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch vor einem Gericht Bestand hätten. Wenn der Sachverhalt von wissenschaftlicher Seite als tierschutzwidrig eingeschätzt wird, bedarf es an Überwachungsbehörden, die willens und personell wie technisch zum Vollzug in der Lage sind.
Christoph Jung: Vielen Dank für das Statement!