Mittwoch, 26. März 2008

Deutscher Heimtiermarkt 2007

Der Industrieverband Heimtierbedarf veröffentlichte jetzt die Zahlen für den deutschen Heimtiermarkt 2007. Hier ein paar Auszüge:

Hundefuttermarkt bestätigt Vorjahresergebnis


Der Markt für Hundefutter entwickelte sich in unterschiedliche Richtungen: Während der Umsatz bei Snacks um 1,1 Prozent auf 285 Mio. Euro zunahm, ging der Umsatz bei Feuchtfutter um 0,4 Prozent auf 342 Mio. Euro und bei Trockenfutter um 0,4 Prozent auf 374 Mio. Euro zurück. Insgesamt erzielte der Hundefuttermarkt einen Umsatz von 1.001 Mio. Euro und übertraf so das Vorjahresniveau um 0,1 Prozent.

Mehr Katzen und Kleintiere – Hundepopulation stabil

2007 hat die Anzahl der Katzen erneut zugenommen, um 1,3 Prozent auf nunmehr 7,9 Mio. Tiere. Die Hundepopulation blieb mit 5,3 Millionen Tieren stabil.

Quelle: Industrieverband Heimtierbedarf

mehr zum Thema im Petwatch-Blog
Foto: Industrieverband Heimtierbedarf

Donnerstag, 20. März 2008

Der Hund als Konjunkturindikator

Und anderes zum riesiges Geschäft Haustier: Mit Futter und Zubehör setzt die Branche weltweit mehr als 50 Mrd. Euro um - dominiert wird der Markt von Multis wie Nestlé, Mars und Procter & Gamble. In Deutschland sorgt derweil die Discountkette Fressnapf für Aufsehen....

Ein lesenswerter Artikel von Heinz-Roger Dohms in der Financial Times Deutschland

Würden Sie ein Auto ohne Bremsen kaufen?

Das Thema Gesundheit gewinnt nach und nach bei Hundehaltern an Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Orientierung sehr schwierig. Es gibt keinerlei unabhängige Kontrolle, Zertifizierung oder gar ein Qualitätsmanagment zum Thema Zucht von Rassehunden. Man ist auf die meist spärlichen Angaben der Zuchtorganisationen und der Züchter selbst angewiesen. Nicht selten erschöpfen sich diese in die beim VDH obligatorischen Angaben zu HD und den Hinweis, dass man selbstverständlich ein besonders gesundheitsbewußter Züchter sei.

Eine neue Methode scheint nun bei Züchtern an Beliebtheit zu gewinnen. Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht. Das hört sich zunächst einmal ganz gut an. Doch gerade hier sollten die Alarmglocken läutem!

Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht?

Das beliebte Eurasier-Portal der Autorin Annelie Feder macht nun ein ganz normales tierärztliches Attest zum Beleg der besonderen Seriösität der Zucht. Per Formblatt und Häckchen bescheinigt das Attest, dass Herz, Atmung, Gebäude eines Welpen ohne Befund seien.

Ups, sollte es nicht eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass nur gesunde Welpen angeboten werden!?
Muss man das jetzt schon hervorheben und wird es gar als Merkmal besonderer Seriösität hervorgehoben, da fragt man sich, was ansonsten für Welpen angeboten werden. Das auch noch bei den Eurasiern, die unter dem Siegel einer robusten Gesundheit so viele Freunde gewannen.

Johann Bucher, selbst passionierte Eurasier-Züchter, ist empört. Er schreibt:
"Kein Tierarzt der Welt, kann bei einem Welpen ev. genetisch bedingte Probleme zu so einem frühen Zeitpunkt erkennen; jedenfalls nicht die gängigen wie HD, ED oder Patella.
Alles, aber wirklich alles läuft darauf hinaus, dass sich alleine der Züchter gemäß neuem Kaufrecht absichert, also dass er eine einwandfreie WARE übergeben hat.
Kein Wort über das, was wirklich wichtig ist, ..."


Eine Bescheinugung über elementare Gesundheitsmerkmale der Welpen als Zeichen besonderer Seriösität zu preisen, ist so als würde ein Autohändler damit werben, dass seine Neuwagen mit Bremse, Lenkrad und vier Rädern ausgeliefert werden.

Leider kein Einzelfall. So wirbt auch der Kasseler "Zwinger von der Enterprise" in der English-Bulldog-Szene damit, besonders auf Gesundheit zu achten. Als Beleg finden wir neben zahlreichen Ausführungen zur Gesundheit der Hunde auch gleich zwei dieser im Grunde nichtssagenden Atteste der Selbstverständlichkeiten. Hier wird nur der Zuchthündin bescheinigt, dass sie aktuell ohne Befund sei. Bulldog-spezifische Fragen tauchen nicht auf und konkrete Untersuchungsberichte beispielsweise zu Luftröhre, Atmung, Herz oder Kniescheibe fehlen völlig. Es wird mit einem solchen Attest zudem überhaupt nichts darüber ausgesagt, ob der Hund wegen bestimmter Krankheiten nicht schon operiert wurde oder Medikamente erhielt.

Atteste der Selbstverständlichkeiten

Die Praxis, mit Attesten zu werben, die bestenfalls nur elementare Grundvoraussetzungen seriöser Zucht belegen, kann nur als zutiefst unseriös bezeichnet werden. Es lässt den Verdacht aufkommen, dass hier
  • die Kunden, die Welpenkäufer über die Gesundheit der Zucht getäuscht und
  • sich der Züchter gemäß neuem Kaufrecht gegenüber Gewährleistungsansprüchen absichern will

Man muss auch zwischen den Zeilen lesen können!

Mittwoch, 12. März 2008

Wer frisst aus dem Fressnapf?

Die Fressnapf-Gruppe versteht ihr Geschäft mit dem Heimtier. Sie gilt nach McDonald als das erfogreichste Franchise-Unternehmen Deutschlands und erzielte 2007 in zwölf europäischen Ländern einen Umsatz von 934,8 Mio. Euro mit gut 5.000 Mitarbeitern. Die Steigerungsraten sind gewaltig. Allein in Deutschland haben 682 Märkte das Fressnapf-Logo.

Es ist zu begrüßen, dass Fressnapf, wie auch die Zoofachgeschäfte des ZZF, auf das Geschäft mit dem Handel von Hunden verzichten. Nichtsdestotrotz nimmt das Geschäft mit dem Hund eine zentrale Rolle ein.
Einen Ausblick gibt Fressnapf-Chef Torsten Toeller:
Fressnapf ist noch lange nicht satt. Mit einer ganzen Reihe von neuen Services werden wir uns zum Komplettanbieter rund ums Thema Haustier entwickeln.“ Dabei steht der Hund als wichtigstes und umsatzstärkstes Heim"tier im Mittelpunkt.


"Schon heute ist Fressnapf Deutschlands zweitgrößter Tierversicherer. Verreisen mit Tieren, Hundefriseure, Hundeschulen, Tierärzte in Fressnapf-Märkten – alle diese Dienstleistungen nimmt Fressnapf gemeinsam mit Kooperationspartnern nach und nach in sein Portfolio auf. Vom Verleih von Hunde-Transportboxen über Pfötchenhotels bis hin zu einem Gassi-Service für Senioren sei für Fressnapf in Sachen Services künftig alles denkbar," ergänzt Toeller.

Monopolisierung im Geschäft mit dem Hund

Anbieterseitig sehen wir eine zunehmende Monopolisierung im einträglichen Geschäft mit dem Hund. Neben den internationalen Food-Konzernen wie Mars, Procter&Gamble und Nestle, die den Markt der Hundenahrung beherrrschen, spielen auch fast allen Pharma-Konzerne im Pet-Geschäft mit. Kaum eine Veterinär-Fakultität, die nicht in Abhängigkeit zu diesen Konzernen steht.
Neu ist nun die Tendenz, dass sich auch im Handel und Dienstleistungsbereich rund um den Hund grosse Player etablieren.

Verbraucherseitig sehen wir ein Marktsegement mit den wenigsten Verbraucherrechten, ohne Interessenvertretung der Verbraucher und der Hunde selbst. Das soll sich mit Petwatch ändern.

Foto: Fressnapf

Samstag, 8. März 2008

Moderne Rassehundezucht in der Sackgasse

Erst in der 2. Hälfte des 19.JHD begann in England die moderne Rassehundezucht. 1862 wurde von Rechtsanwalt Mr. Wickens und dem Direktor der Bank of England Mr. Brent der Bulldog-Club gegründet, der erste Hundeclub weltweit, auch wenn er nur kurze Zeit bestand. 1875 wurde zum ersten Mal mit "The Standard of the Bulldog" ein Rassestandard verbindlich festgelegt und das Führen eines Stammbaumes begründet.

Heute blicken wir auf gut 30 Generationen selektierter Zucht von Rassehunden zurück.

Die FCI erkennt nicht weniger als 354 Rassen an, allesamt selektiert gezüchtet. Man kann sich sicherlich fragen, warum es nun gleich 354 Rassen sein müssen. Aber ein Rassehund als solcher macht sicherlich Sinn. Es macht Sinn, Hunde mit einem relativ genau definierten und vorhersagbaren Paket an physischen und psychischen Eigenschaften zu haben. Jagdhunde, Begleithunde, Hüte- oder Schutzhunde haben ein sehr unterschiedliches zuweilen konträres Profil. Ein nicht bestimmbarer Mischmasch an Eigenschaften würde heute das Zusammenleben Mensch - Hund noch komplizierter machen, als es eh schon ist. Viele wunderbare Eigenschaften gingen zudem verloren.

Konkurrierende Vereine ohne Rücksicht auf die Hunde

Problematisch sind aber einige Praktiken der modernen Rassehundezucht. Die Rassen untereinander sind per Definition genetisch abgeschlossen. Und nicht nur die; oft gibt es in einem Land parallel Zuchtvereine der gleichen Rasse, die einander nicht grün sind, und dies rücksichtslos zu Lasten der Hunde austragen indem sie die Zucht mit Tieren des konkurrierenden Vereins gleicher Rasse verbieten.
Aus mangelnden Kenntnissen der Genetik, zuvorderst aber aus schlichten ökonomischen Interessen heraus werden willkürliche genetische Grenzen gezogen. Das hat fatale Folgen für die effektive Population. Erbkrankheiten, Verhaltensstörungen, mangelnde Vitalität und verkürzte Lebenswerwartung sind regelmäßige Folgen.



Bis zur Begründung der modernen Rassehundezucht wurden die Schläge nach Phänotyp oder/und Eigenschaften "bunt gemischt". Die genetische Vielfalt war nicht gefährdet. Das hat sich nach 150 Jahren Rassehundezucht gründlich geändert und ist zu einer Geißel unserer Hunde geworden, die man als systhematische Tierquälerei kennzeichnen muss.

Die Poltik der abgeschotteten Genpoole, wie eben auch Inzucht, Engzucht, Linienzucht allgemein, ist die zweifelhafte Errungenschaft einer Zeit, die sich ansonsten überall gerne mit "grünen" und umweltfreundlichen Signets schmückt. Noch bis 1970 konnten Richter sogar in England, dem Mutterland und Gralshüter der Rassehundezucht, stammbaumlosen Hunden Rassezugehörigkeit erteilen, um so "das Blut aufzufrischen".
Diese sinnvolle Option der ersten 100 Jahre moderner Rassehundezucht ist heute weitgehend verboten und verpöhnt.

Erst in den letzten Jahren mehren sich Stimmen, die auf die Sackgasse dieser modernen jedoch tierquälerischen Rassehundezucht hinweisen über die wir hier regelmäßig berichten und berichten werden.

Die meisten Zuchtverbände verweigern sich leider noch dieser Wende im Interesse des Wohls und der Gesundheit unserer Hunde.

Foto: Chris Jung
 
Petwatch Blog