Freitag, 28. Mai 2010

Der Schäferhund und das große Geld

Nachdenkliches zum "Tag des Hundes" am 6.Juni.

Die Lebenserfahrung sagt mir, "Je heller der Heiligenschein, desto misstrauischer sollte man sein." So gibt es eine Insel der Menschlichkeit mitten in unserer immer rücksichtsloser auf Maximalprofit ausgerichteten Welt: die Hundezucht. In der Hundezucht hat Gewinnstreben nichts zu suchen. In der Hundezucht geht es ausschließlich um die Liebhaberei zum Hund. Glauben Sie mir nicht, dann schauen wir einmal in die offiziellen Grundlagen der Hundezucht.

Das internationale Zuchtreglement des weltweit größten Dachverbandes der Hundezucht lässt keinen Zweifel offen:
"Kommerziellen Hundehändlern und -züchtern ist die Zucht in einem Mitgliedsland bzw. einem Vertragspartner der FCI nicht erlaubt." (Internationales Zuchtreglement der F.C.I., Präambel)

Und auch der Satzung des Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH), Vertragspartner der F.C.I., fehlt es nicht an Klarheit: "Als ordentlicher Züchter und Halter gilt, wer lediglich aus Gründen der Liebhaberei (Hobby) die Zucht und/oder Ausbildung nach kynologischen Grundsätzen betreibt und fördert." (Satzung des VDH §2 Abs.2.1) und:
"Kommerziellen Hundehändlern und -züchtern ist die Zucht in einem Mitgliedsverein des VDH nicht erlaubt." (VDH-Zucht-Ordnung, §1 Abs. 6)

Mein langjähriger Mitstreiter und Freund, Jan Demeyere, Mitglied 12023106/LG16 des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) ist in einer Untersuchung anhand offizieller Zahlen diesem Thema einmal nachgegangen. Werden im SV Deutsche Schäferhunde wirklich "lediglich aus Gründen der Liebhaberei" gezüchtet? Jan schaute sich die offiziellen Daten der DSH Welpenübersicht und der SV-Genetics-Database von 1986 - 2009 einmal genauer an. Er stellt fest:

  • Mindestens 10 Zwinger haben nach konservativer Berechnung 4 Millionen Euro und mehr mit der Zucht von DSH erwirtschaftet.

  • Das macht einen jährlichen Umsatz von um die 200.000 Euro und das im Durchschnitt (!) über 24 Jahre hinweg. Das entspricht den Zahlen eines gut geführten kleinen Betriebes in Deutschland.

  • Bis zu 2.000 offizielle Welpen in 24 Jahren aus einem SV-Zwinger.

  • Das macht bis zu 10 Welpen, die gleichzeitig groß gezogen und sozialisiert werden müssen, und das über mehr als 20 Jahre hinweg durchgängig. Jeder, der einmal Welpen mit Sorgfalt groß gezogen hat, weiß was das bedeuten würde.

Und wie gesagt:
Alles lediglich aus Liebhaberei, als Hobby, denn "kommerziellen Hundezüchtern ist die Zucht in einem Mitgliedsverein des VDH nicht erlaubt", wie wir aus der Satzung wissen.

Übrigens:
Der Begriff "Liebhaberei" meint das genaue Gegenteil von "Gewinnerzielungsabsicht". Schauen Sie nach!

Screenshot website www.gsd-legends.eu vom 28.05.2010

Jan fragt in seiner Studie:
"Über diesen gewiss längeren Zeitraum (bis zu 24 Jahre), werden kontinuierlich sehr viele Welpen gezüchtet. Hat der kleine Hobby-Züchter seine Hände schon voll zu tun mit einem einzigen schönen Wurf von 6 bis 8 gesunden Welpen, so fallen die Welpen hier mit dem Regelmaß einer Schweizer Uhr.

Mit einer "Produktion" von 30, 40, 50 oder sogar über 60 Welpen im Jahr müssen diese Züchter sich die Frage gefallen lassen: Was heißt denn Hobbyzucht? Wer pflegt dieses Hobby? Der Außendienstverkäufer für Computerbauteile? Der CEO eines mittelgroßen Betriebes? Der Politiker? Die Beamtin? OK. Und wer muss ständig alle hungrigen Mäuler stopfen und bei der Sozialisierung der vielen Welpen vorangehen?

Es leuchtet nicht ein, dass man sowas in dieser Größenordnung eben so mal nebenbei machen kann. Hier ist eine Vollzeitbeschäftigung erwünscht. Oder man überlässt die Arbeiten einem Hartz-4 Empfänger. DAS wiederum heißt möglicherweise Schwarzarbeit und kann nicht Sinn der Sache sein
."

Am Tag des Hundes sollte die VDH-Führung vielleicht auch einmal darüber nachdenken.

Freitag, 21. Mai 2010

Wölfisch für Hundehalter

Um es gleich vorweg zu sagen, das neue Buch von Günther Bloch und Elli Radinger "Wölfisch für Hundehalter: Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern" gehört zu dem Besten, was seit langem zum Thema Hund gelesen habe. Es gelingt auf unterhaltsame Art, ein Gefühl und Verständnis für den Wolf und den Hund zu entwickeln, wie kaum ein anderes. Es hilft unmittelbar, die Partnerschaft praktisch zu vertiefen. Es gibt wichtige Hinweise, den Wolf, den Hund und uns selber besser zu verstehen. Ein paar Einblicke hatte uns Günther Bloch schon in dem Interview am 13. April hier im Blog gegeben. Nun zu dem Buch selbst.

Wir lernen Wölfisch und Wölfe kennen. Bloch und Radinger lassen uns an ihren über 20 Jahren Erfahrungen und Kompetenz in der Beobachtung wild lebender Wölfe in den USA und Kanada teilhaben. Wir lernen Wölfe verstehen. Dabei erfahren wir viel Neues und auch so manches erstaunliche.
Spiel - Copyright Peter A. Dettling/KOSMOS Verlag

Mir war bis dato nicht bewusst, dass Wölfe alte, kranke und verletzte Mitglieder ihrer Gruppe ohne weiteres mit Nahrung versorgen, sie umsorgen, und hierfür sogar große Mühen schultern. Wir lernen außerordentlich viel über ihr vielschichtiges soziales Leben. Wölfe sind keine Dominanz-Monster, deren tägliches Streben und Handeln nur darin besteht, in der Rangfolge auf Alpha zu steigen. Schon vor dem Buch hatte ich mir diese flache, einschichtige und einseitige Sicht unserer Wölfe und nachfolgend Hunde nie angenommen. Aber nach dem Buch weiß ich viel besser, warum solche Theorien und Schulen rein gar nichts taugen, vielmehr die Partnerschaft Mensch - Hund erheblich belasten können.

Dabei geben Bloch und Radinger nie ein verklärtes Bild der Wölfe und Hunde. Grenzen setzen und körperliche Signale gehören fest zum sozialen Repertoire, deren man sich auch bedienen muss. Wärme, Spielfreude, nonverbale Kommunikation, Verantwortung übernehmen, Mut und Einsatz für die Gruppe zeigen, sind aber - wie auch sozialer und sexueller Rang - die entscheidenden Bindemittel im sozialen Gefüge der Wölfe. Wölfe, die Gruppenchef sind, haben mehr Verantwortung, mehr Pflichten, mehr Risiken im Dienste der Gruppe und die übernehmen sie auch.

Der Titel trifft präzise die Wirkung des Buches. Man taucht wunderbar in die Welt der Wölfe ein, lernt sie zu lesen, zu verstehen. Man lernt zugleich, sich von Irrtümern, die wie in eine Wand gemeißelt immer wieder von vermeintlichen Fachleuten kolportiert werden, zu befreien. Ich würde darauf wetten, dass auch gestandene Hundekenner so manches Neues entdecken werden. Man entwickelt schließlich einen neuen Respekt zu und eine gewisse Bescheidenheit vor diesen Tieren, die mit der Menschheit seit zig Jahrtausenden so eng verwoben sind. Und durch das Verständnis des Wolfes versteht man seine vermenschlichten Ur-Enkel sogleich auch viel besser. Dabei werden Hunde an keiner Stelle verwölfischt oder als gezähmte Wölfe dargestellt. Hunde sind keine Wölfe mehr, aber sie waren es einmal.

Radinger und Bloch betonen ausdrücklich, dass ihr Buch "kein Hundeerziehungsbuch" sei. Aber es sehe es als ein Hundepartnerschaftsbuch. Mit dem Verständnis dieses Buches ist man wesentlich besser gerüstet, eine echte Partnerschaft zu seinem Hund aufzubauen. Und erst eine echte Partnerschaft zu seinen Hunden eröffnet die ganzen Facetten der Schönheit dieser einmaligen Beziehung zweier Arten.

Aber Halt! Günter Bloch erwähnt seine Beobachtungen über Wölfe und Raben. Es gehört zu den vielen erstaunlichen "Geheimnissen" der Wölfe, dass auch sie die Fähigkeit haben, eine bewusste Partnerschaft zu einer anderen Art einzugehen. Es gibt Gruppen von Wölfen, die über Generationen hinweg unmittelbar mit Gruppen von Raben zusammenleben. Vielleicht hat so auch die Partnerschaft zum Menschen begonnen, sind auf diesem Wege aus Wölfen Hunde geworden. Doch dazu mehr in einem späteren Beitrag.
Zwei Arten - Copyright Peter A. Dettling/KOSMOS Verlag

Soweit zu dem Buch.
Ich möchte aber noch etwas eigenen Senf hinzugeben.

Wenn wir etwas Wölfisch gelernt und verstanden haben, wird erst bewusst, was wir alles an unserem Hund verlieren können. Hunde haben es nicht verdient, durch Drill oder Konditionierung mit Leckerlies quasi zu Automaten herabgewürdigt zu werden. Hunde sind individuelle, vielschichtige, sozial agierende Wesen, weit jenseits der einfachen Denkschemen von materieller Belohnung, Gewalt und Gehorsam, Unterordnung und Dominanz, alpha und omega.

Es ist die Ironie der Geschichte, dass der Wolf, der gerade in unserer christlich geprägten Kultur und Ideologe als ein Symbol des Bösen und des Teufels missbraucht wurde, dass gerade dieser Wolf anscheinend viel mehr von den Eigenschaften hat, die der Mensch gerne für sich exklusiv beansprucht wie:

  • Solidarität
  • soziale Kompetenz
  • Empathie
  • für die Gemeinschaft da sein
  • Schwachen helfen
  • teilen
  • soziale Freude mit anderen erleben als hohes Gut

Bei Wölfen Realität. In unserer heutigen Gesellschaft, naja, das mag jeder selbst beurteilen.


Wölfisch für Hundehalter gehört in jede Bibliothek eines am Hund interessierten Menschen. Es hat das Zeug, zu einem Klassiker zu werden.


Wölfisch für Hundehalter: Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern
Günther Bloch und Elli Radinger
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN 3440122646
192 Seiten
EUR 19,95

Montag, 10. Mai 2010

Ein guter Hund hat keine Farbe

Dass verschiedene Hunde verschiedene Fellfarben aufweisen, war zunächst keine Mode moderner Rassehundezucht. Hunde wurden schon immer passend zu den Anforderungen ihres Einsatzzweckes gezüchtet. Und so entstanden Jagdhunde mit Fellfarben, die es dem Jäger erleichtern, seinen Hund auszumachen. Die Fellfarbe der Herdenschutzhunde beispielsweise orientiert sich an der Farbe der zu beschützenden Herden.

Eine Fehlfarbe kommt selten alleine

Mit Hilfe der Genetik versteht man heute recht genau, wie das mit den Fellfarben funktioniert. Am Institut für Genetik der Universität Vetsuisse in Zürich hat man sich speziell diesem Thema gewidmet. Fellfarben wie blau, apricot oder creme entstehen durch sogenannte Farbverdünnungs-Mutationen, die zumeist aber auch zugleich Krankheiten hervorrufen. "Denn die Farbe geht oft einher mit ganz speziellen Fellproblemen. Angefangen von einer fehlerhaften Fellstruktur, mit mehr oder weniger kahlen Stellen über den Körper verteilt, bis hin zu kompletter Kahlheit verbunden mit Hautproblemen, Ekzemen, eitrigen Pickeln, trockener, rissiger Haut. Außerdem ist bei den betroffenen Hunden oft auch eine mehr oder weniger starke Immunschwäche vorhanden." schreibt die langjährig erfahrene Züchterin von Französischen Bulldoggen Gudrun Schäfer.

Qualzuchtgutachten: auf Merle und Blau verzichten

Seriöse Zuchtverbände und Züchter verzichten daher auf eine Farbverdünnung wie blau.
Ein ähnliches Problem liegt den Merle-Farben zugrunde. Für die oft bläulichen Scheckungen des Fells und Fehlfarben der Augen ist ein Defekt des Gens verantwortlich, das - nicht nur aber auch - für die Pigment-Erzeugung zuständig ist. Wenn zwei Merle-Träger verpaart werden, kann es gar zu schwersten Erkrankungen des Nachwuchses kommen. Hunde mit dem Merle-Defektgen haben nicht nur ein erhöhtes Risiko der Taubheit und anderer Erkrankungen der Sinnesorgane vielmehr insgesamt eine niedrigere Lebenserwartung. Das Gutachten für die Bundesregierung zum Tierschutzgesetz von 1999 (Qualzuchtgutachten) empfiehlt daher ausdrücklich, auf die Zucht mit Merle und den hier genannten Farbvarianten zu verzichten.

Leider stoßen diese Hinweise des Qualzuchtgutachtens bei einem Teil der Zuchtvereine und Züchter auf taube Ohren. Im Interesse ihres Profits werden die Fortschritte der Genetik in der heutigen Rassehundezucht sogar dazu genutzt, noch gewagtere Farbexperimente durchzuführen. So haben die Farbverdünnungs-Mutationen heute Einzug bei den Französischen Bulldoggen gefunden. Einige Züchter versuchen über Sonderfarben wie Blau oder Schoko Extra-Profite einzufahren. Hundeverbraucher sollen für Welpen mit exklusiven Farben bis zu 4.500 Euro zahlen. Bully-Freund und auch die Mehrheit der Bully-Züchter lehnen solche Auswüchse der Zucht allerdings ab.

Genetische Isolierung wegen Farbe

Und selbst wenn die konkreten blauen oder schoko Welpen ohne manifeste Krankheitszeichen sind, so wird mit der Zucht auf Farbe zumindest ein Zeichen gesetzt, das genau in die falsche Richtung geht. Es ist aus Sicht der Gesundheit dieser eh schon so gebeutelten Rasse unverantwortlich, nun auch noch den Wahnsinn der Zucht auf solche Farben einzuführen, anstatt alles zu tun, dass die Rasse erst einmal gesundheitlich auf die Beine kommt. Für Züchter, die wirklich aus Liebhaberei zu den Hunden züchten, ist der Hauptaspekt einer Verpaarung die Gesundheit der Hunde und der Population insgesamt. Im Interesse des Wohls seiner Hunde würde ein seriöser Züchter nie auf Farbe selektieren oder gar neue Farben "kreieren".

Farben als wichtigstes Thema mancher Züchter

Beim Cavalier King Charles Spaniel, einer von verschiedenen Erbkrankheiten gebeutelten Rasse, philosophiert ein Großteil der Züchter in epischer Breite über die verschiedenen Farbschläge wie Blenheim und Tricolour, die als "Parti-Colours" nicht mit den beiden "Whole-Colours" Ruby und Black and Tan vermischt werden sollen, anstatt ihre züchterische Energie der Gesundung ihrer Rasse zu widmen. Gleichwohl sterben diese liebenswerten Spaniels viel zu früh, meist an erblich bedingten Herzerkrankungen und erreichen nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren. Das sind locker 5 Jahre weniger, als bei einem Hund dieser Größe zu erwarten wäre. Innerhalb der Population dieser kleinen Spaniels soll der Anteil der herzkranken Hunde pro Lebensjahr um 10% steigen, sodass statistisch gesehen bei 50% der 5-jährigen Cavaliere mit einer Herzerkrankung zu rechnen ist und schließlich 100% der 10-jährigen Cavaliere betroffen sind.

Es ist überhaupt fraglich, ob man eine Unterteilung in Farbschläge aus Sicht des Wohls der Hunde vertreten kann. Selbst wenn die meisten Farbvarianten ohne unmittelbare gesundheitliche Zusatzrisiken auftreten, so engt doch die Trennung nach Farben den Genpool völlig unnötig weiter ein und schafft so erhöhte gesundheitliche Risiken für die ganze Population. Es ist noch nie im Interesse der Hunde gewesen, wenn man Farbschläge genetisch isoliert.

Der schwarz-weiße Neufundländer

In extremen Fällen wurden aus Profilierungs- und/oder Profitstreben der Züchter ganze Rassen lediglich aufgrund der Farbe getrennt. Der Neufundländer kam schon immer in drei Farbschlägen vor: schwarz, schwarz-weiß und braun. Aus Sicht der Hunde völlig willkürlich wurden aber Hunde des schwarz-weißen Farbschlags des Neufundländers isoliert und hieraus die neue "Rasse" Landseer kreiert - lediglich wegen einer Farbvariante. So wurde und wird die Population einer eh schon zahlenmäßig kleinen Rasse noch weiter verkleinert. Wie gesagt, aus Sicht des Wohls der Hunde gibt es keinen einzigen Grund, diese Isolierung alleine wegen einer Farbe vorzunehmen, zumal bei den Neufundländern eh alle drei Farbschäge zugelassen sind.

"Ridgeless Puppies shall be culled at birth!"

Bei anderen Rassen wie den Sennenhunden, Boxern oder Deutschen Schäferhunden geht regelmäßig wertvolles Zuchtmaterial verloren, weil ansonsten hervorragende Hunde einzig wegen vermeintlicher Farbfehler nicht zur Zucht zugelassen werden. Unter der Hand werden von unseriösen Züchern völlig gesunde Welpen getötet, nur weil deren Farbe nicht passt. Bis 2008 schrieb der Standard führende britische Rhodesian Ridgeback Club sogar ganz offiziell vor, dass kerngesunde Welpen ohne die Fellanomalie Ridge - eine Erbkrankheit - getötet werden sollen.

Willy Wertlos

Gerd Haucke hat das Thema in seinem Buch "Die Sache mit dem Hund" auf die Schippe genommen. "Willy Wertlos" nannte er seinen Boston Terrier. Wertlos, weil er ihn für die Hälfte bekommen hatte. Der Grund: ein Auge lag nicht "standardgerecht" im Zentrum des schwarzen Abzeichens.

Die Liebe zum Hund geht nicht über die Farbe. Ein guter Hund hat keine Farbe, wohl aber ein Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Was muss das für ein Hunde"freund" sein, der den Tieren ein erhöhtes gesundheitliches Risiko allein wegen der Farbe seines Fells zumutet?

Im Interesse des Tierschutzes erscheint mir als sinnvoll:

  1. Zucht auf Farbe sollte grundsätzlich untersagt werden, wenn der Genpool lediglich wegen einer Mode eingeengt wird. Bei den meisten Rassen hat es in einem Wurf immer unterschiedliche Farben, derer man sich bedienen kann. Die Standards sollten nur minimale Vorschriften hinsichtlich der Farbe enthalten. Zuchtausschluß wegen einer angeblichen Fehlfarbe sollte nicht erlaubt sein.
  2. Gerade bei Populationen, die eh mit Erbkrankheiten und durch Extremzucht belastet sind, sind alle Farb-Kriterien für die Zuchtauswahl abzulehnen.
  3. Zuchten, die unmittelbar durch die Farb- oder Fellauswahl zu erhöhten gesundheitlichen Belastungen der Individuen oder der Population führen, wie etwa Merle, sind ebenfalls abzulehnen.

Literaturhinweis:
Unsere Stimmen für den Hund: Anmerkungen zur Lage des Rassehundes

Freitag, 7. Mai 2010

Der Neandertaler in uns oder die Wende der Genetik

Anhand umfangreicher Untersuchungen des Erbguts haben Wissenschafter des Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie um Svante Pääbo festgestellt, dass Erbgut des Neandertalers in uns, d.h. den Menschen außerhalb Afrikas südlich der Sahara, steckt.

(c) Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology

Das ist eine wirklich sensationelle Aussage.
Für einen Blog zum Thema Hund ist diese Entwicklung aber auch aus einem weiteren Grund bemerkenswert: wie sich Aussagen ändern können!

Noch bis vor kurzem galt es quasi als Axiom der Wissenschaft, dass sich Neandertaler und Cro-Magnon-Mensch NICHT vermischt hätten. Richard Greene zum Beispiel, Co-Autor der aktuellen Studie, hat noch in 2009 eine Studie veröffentlicht, deren Titel sogar lautete:
Allerdings, wenn man bedenkt, dass beiden Menschen-Varianten über zehntausende Jahre nebeneinander gelebt haben, so hatte es schon immer etwas vom berühmten Elfenbeinturm der Wissenschaft, zu unterstellen, es wäre NIE zu sexuellen Verbindungen gekommen.

Es soll nun keineswegs an der Qualität der Arbeit des Leipziger MPI gezweifelt werden. Aber wir wollen einzelne Erkenntnisse weniger absolut als ultima ratio annehmen.

Es gibt ja zahlreiche wertvolle Veröffentlichungen der Genetiker, auch des Leipziger MPI, zur Abstammung des Hundes. Savolainen sieht diese im Nordosten Chinas, Wayne und Parker sehen mehrere Hotspots, davon einen in Mesopotamien und für Boyko spricht vieles dafür, dass der Hund analog dem Cro-Magnon aus Afrika kam. Alleine schon die unterschiedlichen Aussagen dieser anerkannten Forscher machen stutzig. Und ich habe schon darauf hingewiesen, dass die Geschichte der Hunde mit Genetik alleine nicht zu klären ist - auch wenn diese äußerst wichtige Erkenntnisse beisteuert. Das gilt noch stärker für Untersuchungen anhand der mtDNA, die lediglich die mütterliche Linie repräsentiert.


 
Petwatch Blog