SCIENCE COVER The Basenji represents one of the most divergent dog lineages in existence today. Genetic analyses of modern and ancient canids, including some of the oldest known dog remains, place the origin of modern dogs in Europe between 18,800 and 32,100 years ago. See pages 785 and 871. Photo: © Barbara von Hoffmann/Alamy |
Wie auf Petwatch berichtet, konnten in den letzten Jahren über 30.000 Jahre alte Fossilien eindeutig als solche von Hunden bestimmt (Ovodov, Druzhkova) oder als solche vermutet werden (Germonpré). Tübinger Wissenschaftler (Napierala, Uerpmann) hatten einen vor 140 Jahren achtlos als Wolfsfossil archivierten Oberkiefer genauer angeschaut und ebenfalls eindeutig als den eines voll domestizierten Hundes identifiziert. Auch von Seiten der Genetiker zeigt sich inzwischen die Tendenz, das Alter des Hundes auf mindestens 14.000 Jahre zu veranschlagen. Genetiker um Savolainen und Pang sehen dabei Nordost-China als Ursprungsregion, Forscher um Wayne eher den Mittleren Osten. Nicht zuletzt kristallisiert sich heraus, dass es möglicherweise mehrfach und an verschiedenen Orten des euroasiatischen Kontinents zur Hundwerdung gekommen sein mag. Die neue Untersuchung gibt ein neues, beachtliches Fundament zur Beantwortung dieser Frage.
Unsere Hunde begleiten den Menschen bereits seit der Altsteinzeit
Die jetzt bei Science veröffentlichte Studie "Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs" stellt einen neuen Höhepunkt der Erforschung von Alter und Herkunft unserer Hunde dar. In einer Erklärung der Uni Tübingen heißt es: "Danach stammen alle heute lebenden Hunde von europäischen Vorfahren ab. Die Domestikation nahm ihren Anfang im Zeitraum vor 18.800 bis 32.100 Jahren zum Höhepunkt der letzten großen Eiszeit, als europäische Jäger und Sammler die ersten Wölfe zähmten." Der Hund war also bereits tausende Jahre vor der Sesshaftwerdung der ersten Menschen entstanden (vgl. Coppinger).
Studie: Europäer sind als Erste auf den Hund gekommen
In der neuen Studie hat das hochkarätig besetzte internationale Forscherteam erstmals in einer umfassenden genetischen Analyse 18 prähistorische Hundeartige und Wölfe mit 77 modernen Hunden und 49 Wölfen verglichen, darunter so verschiedene Tiere wie den Basenji aus Zentralafrika, den australischen Wildhund Dingo, die in Nordamerika verbreiteten Kojoten als wilde Hundeart sowie mehrere chinesische Hunderassen (Erklärung der Uni Tübingen).
Fotos und Fotomontage: Christoph Jung |
Das "Wo und Wann" klärt sich immer mehr - doch Warum und Wie?
Die Ergebnisse dieser Untersuchung korrespondieren sehr gut zu dem Modell der "Aktiven sozialen Domestikation des Hundes", das vom Autor dieses Artikels zusammen mit der Neurologin Daniela Pörtl ausgearbeitet und kommende Woche auf dem Kongress der DGPPN in Berlin (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) vorgestellt wird. In diesem Modell geht es um das WIE und WARUM dieser einzigartigen interspezifischen Beziehung zwischen Mensch und Hund. Dazu werden die sozialen, psychischen und neurobiologischen Grundlagen von Mensch und Hund analysiert und so ein Blick auf die Geheimnisse dieser besonderen Partnerschaft geworfen.
Wir werden zu diesem Thema in Zukunft verstärkt berichten.
Ein Beitrag von Christoph Jung