Sonntag, 24. Juni 2012

UK - Offensive gegen Show- und Qualzucht

Unter dem Motto "Born to suffer" und "Bred for looks - born to suffer" organisiert die britische Tierschutzorganisation RSPCA eine Offensive gegen Show- und Qualzucht. "Die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals" (RSPCA ) ist die älteste und größte Tierschutzorganisation der Welt. Schon um 1830 hat sie sich um das Wohl der Hunde verdient gemacht, als sie maßgeblich an der Durchsetzung des Verbotes der Hundekämpfe in England und Wales beteiligt war.
Anders als in Deutschland formiert sich im Mutterland der Rassehundezucht eine wachsende, breite Öffentlichkeit zum Schutz der Hunde vor Qualzucht und Show-Wesen. Sie fordert eine grundlegende Wende in der Rassehundezucht, wie es auch der "Dortmunder Appell" tut. In Deutschland schauen die Organisationen des Tierschutzes weg, ignorieren diesen Skandal systematischer Tierquälerei mit erstaunlicher Konsequenz. Behörden und Staat schauen ebenfalls weg. Als die Novelle des Tierschutzgesetzes ein Verbot des Ausstellens von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen vorsah, empörte sich sogleich der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) dagegen.
Es wäre nur zu wünschen, dass auch in Deutschland etwas Substanzielles für den Schutz der Hunde getan und dem Unwesen der Show- und Qualzucht ein Ende bereitet würde. Von Tierschutz geredet wird ja viel, besonders wenn es um Tierschutz im Ausland geht - was auch immer darunter verstanden wird.


(Artikel Christoph Jung)

Mittwoch, 20. Juni 2012

Trittbrettfahrer des Tierschutzes


Die Deutschen sind stolz auf ihr "hohes Tierschutzniveau", mit dem auch gleich die ganze Welt beglückt werden soll. Da wird gerne darüber hinweg geschaut, dass Deutschland der mit Abstand größte Markt für den (legalen wie illegalen) internationalen Hundehandel ist. Qualzucht grassiert im Tierschutz-Deutschland praktisch ungehemmt. Plattnasen, die kaum Luft bekommen, erobern die Spitzenplätze der Beliebtheit (lt. Agila-Haustierversicherung AG sind Mops, Bully und Bulldog 2011 zu den 10 beliebtesten Hunderassen in D aufgestiegen). Hier realisiert der internationale Hundehandel märchenhafte Profite. Zum Lebendpreis von 250,- Euro werden Bulldog-Welpen bei deutschen "Züchtern" angeliefert, die sie dann für 1200,- Euro und mehr vermarkten - in der Regel brutto für netto. Da sind Skrupel fehl am Platze.

Der Schatten hinterm Heiligenschein der Tierliebe ...

Aber nein, Hundehandel gibt`s doch nicht, das sind alles Tierschutzorganisationen, die sich um arme Nothunde aus Osteuropa kümmern. Und Qualzucht gibt`s gleich gar nicht, das ist nur böses Gerede, wir sind alle Gesund-Züchter, die nur aus Liebe zur Hunderasse züchten und dabei noch viel Geld drauflegen. Wenn man ein wenig hinter den Glanz des Heiligenscheins unseres heilen Tierschutzidylls schaut, öffnet sich ein Abgrund menschlicher Schattenseiten. Tierschutz erweist sich als wunderbarer Schafspelz zur Tarnung zwielichtiger Interessen auf Kosten der Tiere.

Wer ehrlich für Tierschutz eintritt, hat keine Furcht vor Kritik. Aber nicht wenige "Tierschützer" fürchten nichts mehr als eben den ernsthaften Tierschützer. Solche Erfahrungen mussten und müssen Stefan Loipfinger und Karin Burger von der inzwischen eingestellten Initiative Charitywatch machen und solche Erfahrungen macht auch, wer ernsthaft dem Thema Qualzucht auf den Zahn fühlt.

... menschliche Abgründe und Gewalt

Derzeit hat Karin Burger das besondere Missfallen dieser "Tierschutz"-Szene auf sich gezogen. Denn sie lässt auch nach dem Ende von Charitywatch nicht locker. Sie berichtet über Veruntreuung riesiger Geldsummen, die eigentlich für den Tierschutz gedacht sind. Sie beleuchtet die Verwicklung des (Not-) Hundehandels mit der organisierten Kriminalität. Sie kritisiert Verletzungen der Menschenwürde (Art 1 GG) im Namen des "Tierschutzes".

"Macht die Sau fertig! Macht sie hin!"

Das ist nicht der Ruf eines Landfleischers beim Schlachten, vielmehr der Ruf vermeintlicher Tierfreunde gegenüber einem Menschen! Dass Frau Burger Recht hat, beweist die Szene selbst mit solchen Verleumdungen und unverhohlenen Drohungen, hier eine Kostprobe von Mitte 2012 von Facebook, alle 3 Beispiele aus dem unmittelbaren Umfeld der Leitungen von "Tierschutz"organisationen:
"...den Finalschuss verpasse ich den Bastarden." (im Namen des Tierschutzes!)

Ja, der "Taunus-Rocker", Viola und Karl-Heinz, wahre Helden des "Tierschützes". Einer Dame 50+ Angst machen: Glückwunsch an die Rocker-Gemeinde zu solchen Helden, deren Mut jedem gestandenen Manne zur Ehre gereicht. Glückwunsch an die einschlägige "Tierschutz"-Gemeinde (die hinter diesem Lynchmob stehenden "Tierschutz"-Organisationen sind bekannt), die jubelt ob solcher Manneskraft.

Zum Aufheizen einer Hass- und Progromstimmung wird der Kampf gegen Zoophilie instrumentalisiert. Zoophile mit ihrem denkbar schlechten gesellschaftlichen Ansehen eignen sich hervorragend zur progromhaften Stigmatisierung jeder missliebigen Kritik am Treiben solcher "Tierschützer". So wird auch Karin Burger gleich zur Zoophilen erklärt wie auch jede andere kritische oder missliebige Stimme. Wer so inflationär mit dem Begriff "zoophil" um sich wirft, wer diese Kennzeichnung als Waffe zum Rufmord an kritischen Stimmen einsetzt, kann das Thema nicht wirklich ernst nehmen.*

Offener Rechtsbruch wird gebilligt

Die Szene hat offenbar keinerlei Probleme mit Gewalt gegenüber Menschen und der Nähe zu erklärten Rechtsbrechern im Auftrag internationaler (Qual-)Züchter - was in dankenswerter Offenheit demonstriert wird. In auffälliger Nähe zum gewaltbereiten "Hassprediger der Qualzucht" bedient sie sich ungeniert dessen menschenunwürdiger Diktion, goutiert offen das Rufmorden an Kritikern von Qualzucht und Hundehandel (Rechtswidrigkeiten, die selbst Lieschen Müller auf Anhieb auffallen und bereits ausdrücklich von verschiedenen Gerichten als solche und Straftaten erkannt sind).
"Bulldogs in Geschichte und Gegenwart" aus dem Kynos-Verlag enthält eine
fundierte Abrechnung mit der seit über 30 Jahren grassierenden Qualzucht.
Wer ernsthaft für den Schutz der Tiere eintritt, wer ein ehrliches Ansinnen zum Wohl der Tiere verfolgt, hat zum einen menschenunwürdiges Vorgehen und Fäkalsprache nicht nötig, und würde zudem zweifelsfrei erkennen, dass oben beschriebenes Verhalten dem Wohl der Tiere nur Schaden zufügt. Wer soll noch Tiere vor Übergriffen von Menschen schützen, wenn selbst elementare Menschenrechte bewusst und fortlaufend mit Füßen getreten werden? Nicht ohne Grund schrieben die Väter des Grundgesetzes nach den Gräuel des Hitler-Faschismus  als aller erstes den Grundsatz fest:

"Die Würde des Menschen ist unantastbar." (Art 1 GG).

Und dieser Grundsatz ist unteilbar und gilt selbst für verurteilte Verbrecher, auch wenn einem persönlich das zuweilen schwerfallen mag.

Mahatma Gandhi sagte uns: "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln." Ich möchte es konkretisieren: Anhand ihrer Moral im Umgang mit Menschen kann man messen, wie ernst es Menschen mit Tierschutz meinen.

Der ernsthafte Tierschutz tut gut daran, einen klaren Trennungsstrich zu solchen Trittbrettfahren zu ziehen.

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* Der Autor dieses Beitrags setzt sich bereits seit Jahren für ein ausdrückliches gesetzliches Verbot von Sodomie ein. So wurde ein diesbezüglicher Vorschlag auch bei verschiedenen Beratungen zum neuen Tierschutzgesetz in Berlin eingebracht. Dieser fand leider kein ausreichendes Gehör mit der Begründung, das Zufügen von Leid an Tieren sei eh verboten. Aber wie einen solchen Nachweis im Einzelfall führen? Das Durchsetzen eines ausdrücklichen gesetzlichen Verbotes bedarf also noch einer gewissen (demokratischen) Überzeugungsarbeit. Die oben angedeutete Vorgehensweise der vorgeblichen "Anti-Zoos" bringt dieses Ansinnen nur in Verruf und steht jedem ernsthaften Engagement zum Schutz der Tiere vor menschlichen Übergriffen diametral entgegen.




Montag, 11. Juni 2012

Working Siberian Husky

Wir berichten hier regelmäßig über Fehlentwicklungen und Missstände in der Rassehundezucht. Abgesehen vom Deutschen Schäferhund betrifft es dabei durchweg Hunderassen, die heute vorwiegend oder ausschließlich eine Rolle als Begleiter haben. Leistung und Leistungsfähigkeit fehlen hier allzu oft als ein Kriterium der Zuchttauglichkeit. Aber auch bei den - neben dem Jagdbereich - wenigen Hunderassen, die auch heute noch auf Leistung gezüchtet werden, liegt zuweilen manches im Argen.


Freunde des Working Siberian Husky machen sich Sorgen um die Richtung, in der sich die Zucht ihrer Hunderasse entwickelt. Zu Beginn wollen wir hier einen "Offenen Brief an den VDH" von Daniela Pörtl veröffentlichen:


Offener Brief an den VDH

Sehr geehrter Herr Prof. Friedrich,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im VDH,

mit großem Interesse verfolge ich die Bemühungen des VDH das Zuchtwesen zu reformieren. Die  Ansicht, dass eine Wende in der Hundezucht zum Erhalt des Rassehundes notwendig ist, teile ich uneingeschränkt. Insbesondere die Änderung der Zuchtordnungen mit Schwerpunkt auf Gesundheit und Wesen des Rassehundes sowie die Umsetzung einer objektiven, gesetzlich legitimierten Zuchtkontrolle erscheinen mir dringlich!

Jetzt möchte ich Ihnen meine Erfahrungen und Beobachtungen bezüglich Zucht des Working Siberian Huskys schilder, der als Arbeitshund  trotz gefordertem Leistungsnachweis für Zuchttiere in seiner Rassespezifität bedroht ist - überwiegend aus sportlichem Ehrgeiz der Züchter... ich schreibe Ihnen, in der Hoffnung auf eine Wende - auch für den Working Siberian Husky!

Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema "Hund" und teile auch mein Leben seit diesem Zeitpunkt mit Hunden. Als Humanmedizinerin verfolgte ich auch immer mit Interesse die rassespezifische Hundezucht mit ihren (zunehmenden) Problemen und Erkrankungen.

Bis in die 90er Jahre erwarb ich immer Welpen von VDH-Züchtern. Das Gütesiegelversprechen hatte sich bis dahin immer bestätigt, die Züchter "fragten mich aus", legten mir ihre Zuchtstrategien offen und ich erhielt einen gesunden Welpen mit welchem ich mit Freude einen Abschnitt meines Lebens teilen durfte.

Im Jahre 2006 übernahm ich einen Hound aus dem Tierschutz und stieg mit diesem in den Schlittenhundesport ein. Zur Teamverstärkung wollte ich dann 2010 einen  Working  Siberian Husky dazunehmen und machte mich bei VDH-Züchtern auf die Suche nach einem passenden Welpen - und mußte leider feststellen, dass das Güteversprechen nun keine Selbstverständlichkeit mehr ist - und schlimmer noch - die Zuchtstrategien dem eigentlichen Wesen des Siberian Husky als mental starken, im Team arbeitenden Marathonläufer entgegenwirken.

Als einfacher Liebhaber dieser Rasse mit all ihren Facetten - ich züchte nicht, ich bin und war in keinem Rasseclub Mitglied und ich fahre keine Rennen, nur Touren - möchte ich Ihnen berichten:

Auf der Suche nach einem Welpen hatte ich Kontakt mit verschiedenen VDH - Züchtern, die natürlich auf Grund des geforderten Arbeitsnachweises für den Working Siberian Husky auch alle selbst aktive Musher sind. Ich führte Gespräche und informierte mich über Zuchtlinien. Dabei fiel mir auf, dass der Siberian Husky zunehmend größer gezüchtet wird. Im Rahmen der auch von Ihnen  geforderten, weniger auf äußere Merkmale gerichteten Zucht, denkt man jetzt im ersten Moment:

"Was machen hier einige Zemtimter mehr oder weniger denn aus?"


Ziel der Zucht von großen Working Siberian Huskys ist es, durch die Beinlängenzunahme die Schrittlänge und damit die Geschwindigkeit zu erhöhen. Erstmal durchaus nachvollziehbar, für einen arbeitenden Hund, der Rennen laufen soll. Nur erkauft man sich die zunehmende Größe mit zunehmenden Gewicht, was den Siberian Husky - als den Marathonläufer unter den Hunden -  durch die eher einsetzende Hyperthermie in der Distanz limitiert und  er letzten Endes  damit dem Zuchtstandard immer weniger gerecht wird. Denn wie Ihnen bekannt ist, nimmt die Oberfläche der Hundezunge/-nase im Vergleich zur Körpermasse natürlich deutlich weniger zu, so daß die Gehirnkühlung weniger effektiv erfolgt (kritische Grenze ca 25 kg). Dazu kommt noch, dass die Zucht auf Beinverlängerung den ganzen Hundetyp verändert, denn die Beinlänge wird mit der Becken- und Schädelform gekoppelt vererbt.

Aus dem Marathonläufer unter den Hunden wird zunehmend ein distanzlimitierter Hund mit Sprintereigenschaft.

Dies zeigt sich auch deutlich an der fast jährlichen Kürzung der deutschen Mitteldistanzstrecken von ehemals über 40 km auf z.Z. 25 km innerhalb weniger Jahre!

Um die Geschwindigkeit und "Führbarkeit" des Working Siberian Husky zu erhöhen gibt es auch den Trend, geschickt Alaskan Huskys o.ä. einzukreuzen. Auch dies erscheint im Rahmen der Genpoolöffnung erstmal vielleicht unbedenklich. Doch verliert der Working Siberian Husky dadurch seine typischen mentalen Eigenschaften  was ihn wiederrum auch in der Ausdauer begerenzt. Wie Ihnen aber bekannt ist: Der Phänotyp bleibt recht stabil (man muß schon sehr genau hinschauen...), aber das Wesen verändert sich nachhaltig!

Es gilt zu bedenken, dass diese "Zuchtstrategien" nicht der Verbesserung der Rassegesundheit an sich dienen, sondern lediglich das "Merkmal Geschwindigkeit" erhöhen sollen, was aber den Rassetyp nachhaltig zerstört!

Das heißt, der gute Ansatz des SHC Hunde nur mit Leistungsprüfung zur Zucht zuzulassen wird durch die auf sportlichen Gewinn orientierte Zucht ad absurdum geführt... hier gilt wieder frei nach Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Mit Sorge um den Erhalt dieser einmaligen Hunderasse,die unglaubliches zu leisten im Stande ist, nehme ich diese Zuchtentwicklung zur Kenntnis. Schlimmer aber noch ist, dass an der Rasse und nicht nur am sportlichen Erfolg interessierte Züchter seit Jahren versucht haben, für einen gesunden rassetypischen Working Siberian Husky zu kämpfen. Initiativen über Erkrankungs- und Todestatistiken, Hinweise auf Hybridisierungen und nachweislich zu große Hunde mit Zuchtzulassung wurden nicht nur abgeschmettert, sondern viele der an gesunder, rassetypischer Zucht  interessierten Züchter wurden buchstäblich aus dem Verein gemobbt!!! Der VDH wurde über die Erschleichung der Zuchtzulassung zu großer Hunde sowie der Ausstattung von Hybriden mit VDH Papieren und Registrierung von Schwarzwürfen  Mitte 2010 informiert... bis heute ohne Reaktion!!!

Auch wird mit an Diabetes, Epilepsie und Hypothyreose leidenden Hunden bzw mit solchen erkrankter Linien gezüchtet, zT sogar als enge Linienzucht und Hunde mit Patellaluxation dürfen zur Zucht verwendet werden. Der Gesundheit und Typerhaltung der Rasse sind diese unter das Qualzuchtgesetz fallenden Praktiken sicherlich nicht dienlich!

Ich denke, eines der Hauptprobleme in der derzeitigen Praxis der Rassehundezucht ist, dass bei den Rassen ausschließlich auf ein spezifisches Merkmal hin selektiert wird, sei es das "Kindchenschema", der Phänotyp oder wie hier die isolierte Geschwindigkeit. Wir schaffen uns dadurch die genetische Isolation eines "Ein-Generationen-Hundes", der Facettenreichtum einer Rasse und damit die genetische Vielfalt - auch für die folgenden Generationen - bleibt auf der Strecke! Schon Eibl-Eibesfeldt schrieb: "Vielseitigkeit erhöht die Chance, im Strom des Lebens zu überdauern. Demnach sollte nicht die beste gegenwärtige Anpassung sondern Vielseitigkeit ein Leitwort jeder Planung sein."

Zur gängigen Zuchtpraxis schreiben R. und L. Coppinger in ihrem Buch "Hunde": "Reinrassigkeit ist aber ein künstliches Konstrukt von Zuchtklubs, bei dem es letzten Endes nur um Geld und Ruhm geht... Die Betonung auf Reinrassigkeit (Anm.: Zucht auf ein Merkmal) in unserer heutigen Zeit hat die Rassen in die genetische Isolation getrieben. Ich wünsche mir, dass unsere reinrassigen Hunde aus diesem Gefängnis ausbrechen können. ... Es heißt nur, dass vor allem darauf Wert gelegt werden sollte, was ein Hund leisten kann, wie gesund er ist und wie gut es ihm geht."

Natürlich gibt es sicherlich noch viele Züchter, die mit Hingabe zur Rasse züchten und bei denen wirtschaftliche oder sportliche Interessen nicht den Schwerpunkt setzen, aber auch diese könnten von einer transparenten Zuchtstatistik und objektiven Kontrolle profitieren. Daher fordere ich für jeden Hund mit Zuchtzulassung eine Meldpflicht für auftretende Erbkrankheiten und für die Todesursache, damit kranke Hunde konsequent von der Zucht ausgeschlossen, Linien sinnvoll verpaart werden können und wir für alle Züchter zugängliche Transparenz schaffen.

Das A und O einer guten Zucht sind doch gesunde Hunde und gute Kenntnis über die Anlagen der Elterntiere um sinnvoll verpaaren und damit das Risiko von Krankheiten minimieren zu können.

Das Interesse des VDH sollte doch sein, den Zuchtstandard mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verbessern, um so wieder echte Qualität versprechen zu können, anstatt die Augen vor dem zunehmenden Trend des Qualitätsverlustes in der Hundezucht zu schließen.


Ich selbst habe im Jahre 2010 keinen Welpen erworben sondern mich auf Grund o.g. Sachverhalte für eine Working Siberian Husky quasi aus der Nothilfe entschieden:  Eine Hündin aus VDH Zucht, 3 Jahre, ich bin der 4. Besitzer! Die ersten Male ist die Hündin vom Züchter vermittelt worden. Zuerst an einen sicherlich sehr bemühten älteren Herrn ohne Hunderfahrung. Dieser Herr war völlig überfordert, der Hund sozial bis auf den Kontakt zur Besitzerfamilie isoliert. Diese Vermittlung führte zu schweren Verletzungen auf menschlicher Seite  - sicherlich eine Hundevermittlung zum Schaden von Hund und Halter! Mit 6 Monaten kam die Hündin deshalb zurück zum Züchter, dann wurde sie - mittlerweile mit angstaggressiver Tendenz nach der frühen Isolation -  mit knapp 1 Jahr in ein großes Rudel weitervermittelt. Auch hier ergaben sich mit der Zeit fast erwartungsgemäß  größere Probleme (die Hündin war so angstaggressiv, dass sie jeden Hund biss), über einen anderen Kennel, der sich engagierte kam die Hündin dann zu uns - und hat sich prächtig entwickelt! Auch diese Geschichte ist völlig konträr zum VDH-Gütesiegelversprechen der kompetenten Welpenvermittlung!!!

Wir haben unser Rudel nun nochmals um einen Siberian Husky erweitert und  um eine harmonische Rudelerweiterung soweit wie möglich zu gewährleisten sollte es diesmal ein Welpe sein - ich habe mich bewußt für einen Kennel mit langjähriger Zuchterfahrung entschieden, der aus o.g. Gründen seit kurzem aber  nicht mehr unter VDH-Siegel züchtet, der eine transparente und wohldurchdachte Zuchtpolitik betreibt und wo ich sicher bin einen gesunden und arbeitfähigen Siberian Husky zu bekommen (wenn auch ohne Papiere).Das kann ja nicht das Ziel des VDH sein, daß sich verantwortungsbewußte Züchter und Hundekäufer vom Verband Deutsches Hundewesen abwenden müssen um noch ein glaubhaftes Güteversprechen geben und einhalten zu können bzw mit Vertrauen einen Hund erwerben zu können.

Obwohl ich dem Rassehund und seinem Erhalt sehr positiv gegenüberstehe und früher überwiegend gute Erfahrungen mit VDH-Welpen machen durfte, ist nun mein Vertrauen in die "Marke" VDH zerstört... und ich frage mich, gibt es im VDH überhaupt noch eine Zukunft für den "echten" Working Siberian Husky als mental starken, teamfähigen "multi purpose" Marathonläufer, oder soll die Rasse in der VDH Zucht zu zweitrangingen "Hounds" verkommen (damit möchte ich die Hounds nicht abwerten,die ihre Stärke im Sprint haben).

Deshalb frage ich Sie: 
  • Was kann man tun, dass der echte Working Siberian Husky wieder eine Chance im VDH bekommt, jetzt wo viele verantwortungsbewußte Züchter dem VDH breits den Rücken kehren mußten und nach Alternativen suchen... gibt es noch eine Chance? 
  • Ist der VDH Willens die eingegangenen Meldungen bzügl. Verstößen im SHC zum Wohle des Working Siberian Huskys und der Qualitätsicherung in der Rassehundezucht zu bearbeiten? Kann sich der VDH noch mehr Vertrauensverlust leisten?

In dem Moment, wo der natürliche Selektionsdruck der Umwelt und der Arbeit für den ursprünglichen Hund wegfiel und wir Menschen begannen zu züchten, haben wir Verantwortung übernommen - für den einzelnen Hund und für die Rasseentwicklung - wir machten und machen den Hund zu dem was er ist - hoffentlich ein gesunder hundlicher Sozialpatner, der viel Freude schenkt - ein ganzes Hundeleben lang!

Dieses Schreiben möchte ich mit einem Zitat von Mark Rowlands, Prof. der Philosophie, beschließen: "Daraus (Anm: aus der machiavellistischen Intelligenz-Hypothese) ergibt sich naturgemäß der Gedanke, dass das unverwechselbar menschlich Böse durch bewusste Arglist entsteht... argumentiere ich jedoch, dass der größte Teil des von Menschen bewirkten Bösen nicht von Heimtücke, sondern von dem Unwillen herrührt, seine moralische und epistemische Pflicht zu erfüllen."

Es wird immer Menschen geben, die ihre moralische Verantwortung nicht ernst nehmen, daher brauchen wir objektive und unabhängige Kontrollinstanzen für die Hundezucht im VDH. Der VDH-Vorstand  aber sollte in der Lage und Willens sein, seine moralischen und epistemischen Pflichten (auch im Einzelfall!) zu erfüllen und damit Fehlentwicklungen zu verhindern!

Über eine Antwort bzw die Möglichkeit zum Dialog sowie Bearbeitung der o.g. Mißstände würde ich mich im Sinne und zum Wohle unserer Hunde sehr freuen, denn, um es mit Johann Wolfgang von Goethe zu sagen:

Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden;
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.

mit freundlichem Gruß

Daniela Pörtl

...dieser Brief blieb seit über zwei Monaten ohne Antwort vom VDH...


(Anmerkung Christoph Jung: Leider scheint das Nicht-Beantworten solcher sachlichen, ernst gemeinten Schreiben kein Einzelfall, vielmehr Standard zu sein - entgegen den Sonntagsreden des VDH)

Fotos: Daniela Pörtl, Roppelt
Hervorhebungen im Offenen Brief: Christoph Jung

Samstag, 2. Juni 2012

Älteste archäologische Nachweise des Hundehandels

Auf der winzigen Insel Dunnyneil, in der nordirischen Bucht Strangford Lough gelegen, fanden Forscher nun die Reste eines 1.100 Jahre alten Marktplatzes. Mit Russen, Germanen, Galliern und Isländern soll hier über 200 Jahre hinweg internationaler Handel betrieben worden sein. Wein, Pelze, Klingen aber auch Hunde zählten zum Handelsgut. Die Forscher sprechen davon, dass hier bereits im frühen Mittelalter die "berühmten irischen Wolfshunde" gehandelt worden seien.

Ältester archäologischer Nachweis des Hundehandels wie einer rezenten Hunderasse


Der Fund ist der älteste mir bekannte archäologische Nachweis des Hundehandels und wäre zugleich einer der ältesten archäologischen Nachweise einer konkreten heute noch existenten Hunderasse. Bekannt sind zahllose Belege für Hundehandel und konkrete Hunderassen aus der antiken Literatur, wo Rassehunde ebenso als wichtiges Exportgut der Provinz Britanniae dokumentiert sind. Auch gibt uns die Genetik immer mehr Hinweise zur realen Geschichte der Hunde.


Der Fund des Marktplatzes von Dunnyneil belegt, dass die Hunderassen Europas und möglicherweise sogar bis nach Asien (via Russland) bereits seit sehr langer Zeit weitflächig untereinander verbunden sind und mit großer Wahrscheinlichkeit auch so gekreuzt wurden. Es müsste noch genauer hingeschaut werden, wie weit tatsächlich ein Irischer Wolfshund in Dunnyneil nachgewiesen werden kann oder ob es sich beispielsweise um aus Russland importierte Vorfahren der Barsois handeln könnte aus denen erst der Irische Wolfhund hervorging oder vice versa. Ein spannendes Stück Geschichte der Hunde wie unserer selbst.

(Foto Christoph Jung)
 
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