Mittwoch, 24. Dezember 2008

2009 - Wende in der Zucht auch in Deutschland?

Nun ist das erste Jahr dieses Blogs bald zu Ende. Seit November 2007 sind 33 Artikel erschienen, die jeweils im Durchschnitt von 315 Besuchern gelesen wurden.

Ob es was gebracht hat?


"Aus Sorge um das Wohl und die Gesundheit unserer Hunde" - was haben wir für Alternativen, wenn wir dieses Motto des Blogs ernst nehmen? Schweigen, Ignorieren, 3-Affen-spielen? Wir müssen das Wort erheben, eben aus Sorge um das Wohl und die Gesundheit unserer Hunde.
Ich kann jedenfalls nicht zuschauen, wie eine in weiten Teilen verantwortungslose Zucht kranke Rassehunde produziert. Hunde, die ich ins Herz geschlossen habe.

Wie meinen Bulldog Willi, den ich Anfang des Jahres verlor. Willi wurde 11 Jahre, für eine Englische Bulldogge bereits ein hohes Alter und immerhin noch 4 Jahre mehr als die heute durchschnittliche Lebenserwartung eines Rassehundes. Ein trauriger Wert. Trotz riesigen Angebotes an hochwertigem (?) Futter und moderner Tiermedizin - die Lebenserwartung eines Rassehundes ist nur halb so hoch wie die seines wilden Vorfahren.

Ja Willi, ein Bulldog mit einem herrlichen, liebeswürdigen Charakter. Er bindet sich eng an seinen Menschen, er liebt es geliebt zu werden. Willi und ich verstanden uns "blind". Ein Blick genügte. Doch gerade auch die Bulldogs sind eines der prominentesten Opfer verantwortungsloser Züchter. Es ist schon was besonderes, wenn er auch noch freiatmend ist! Ja, eine Grundfunktion des Lebens ist für unsere Plattnasen noch nicht einmal selbstverständlich.
Erst gestern erhielt ich einen Brief vom Frauchen der französischen Bulldogge Spocky. Das arme Kerlchen hat mit 3 Jahren schon eine so dicke Krankenakte, die selbst für ein ganzes Menschenleben reichen würde. Erst Prof. Öchtering in Leipzig ermöglichte ihm das normale Atmen - nach 7-stündiger OP.
Und Spocky ist leider keine Ausnahme. Und es triff längst nicht nur die Plattnasen. Schäferhund, Husky, Spaniel - etliche Hunderassen sind im Grunde in weiten Teilen zur Qualzucht verkommen.

Sicher gibt es innerhalb und ausserhalb des VDH ernstzunehmende, engagierte Zuchtvereine, die alles dafür tun, dass gesunde und vitale Hunde bei ihnen gezüchtet werden. Aber es sind derzeit noch lobenswerte Einzelinitiativen und es gibt keinerlei verbindliche Ethik für eine Zucht in diesem Sinne.

Ein Pudelzüchter entgegnete mir einmal, "besser wir basteln an der Frisur der Hunde herum, als an deren Körper" - da ist leider was Wahres dran.

Kennel Club leitet Wende ein.

Da ist es schon eine Sensation von unschätzbarem Wert, wenn der britische "The Kennel Club" Besserung schwört. Freilich nicht freiwillig, der Druck der Öffentlichkeit bis hin zur BBC wurde zu groß und auch das Geschäft mit dem (kaputtgezüchteten) Rassehund droht einzubrechen; Designer-Dogs kommen in Mode.
Immerhin - die älteste und grösste Hundeorganisation der Welt erklärt offiziell, wofür man in Deutschland wüste und unflätige Beschimpfungen und Bedrohungen von Züchtern erntet. Nein, ich meine hier nicht Hinterhofzüchter fragwürdiger "Hunde-Weltverbände"; "seriöse" Züchter innerhalb und ausserhalb des VDHs.
Tja, interessant, was Liebhaberei für Blüten treibt.

Kommodor (VDH) - wo ist nochmal vorne?

Es ist wirklich bemerkenswert, wie wenig das Elend der Rassehundezucht in Deutschland Beachtung findet. Weder von amtlicher Seite noch aus den Reihen der zahlreichen Hundefreunde, Hundekenner, Hundeprofis.
Mehrmals die Woche sorgt sich eine prominete Hunde-Schickeria medienwirksam um Straßenhunde auf Mallorca oder anderswo in der Welt. Ob diese Hunde immer glücklich im angeleinten und eingezeunten Deutschland sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber der Import von vermeindlich armen Hunden aus Rumänien, Spanien oder gar Afrika ist zur Mode geworden. Das Elend der Rassehunde mitten unter uns interessiert nicht.

Seit der Erklärung des Kennel Club im Oktober kann keiner dieser Hundefreunde mehr behaupten, man hätte nichts gewusst. Der Kennel Club hat das Elend beim Namen genannt und einen ganzen Katalog von Maßnahmen zur Gesundung der Rassehunde gepackt. Hoffen wir, dass den Worten auch nachhaltig die entsprechenden Taten folgen werden. Hoffen wir, dass dieses Beispiel auch in Deutschland Schule machen wir.
Ich werde mich auch 2009 weiterhin diesem Ziel verschreiben. Unsere Hunde haben es verdient.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern schöne Feierage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2009!

Boxer und mein Bulldog Bruno - nach langem Suchen einen Prachtkerl gefunden (VDH)

Freitag, 12. Dezember 2008

Kaiserschnitt - normale Zuchtpraxis oder Qualzucht?

Hunde sind sehr fruchtbare Tiere. Die Folgen sind weltweit gegenwärtig in Form von Dorf-, Straßen- oder Pariahunden. Das sind 90% des Bestandes an Hunden überhaupt. Selbstverständlich alle natürlich geboren und das ohne jede menschliche oder gar tierärztliche Hilfe.

Diese natürliche Fähigkeit, von essentieller Bedeutung für den Erhalt einer Art, ist den Hunden unter Obhut des Menschen innerhalb von etwa 40 Jahren in erheblichem Maße verloren gegangen. Es gibt eine Reihe von Rassen, bei denen natürliche Geburten schon die Ausnahme darstellen.

Kaiserschnitt-Geburten können unterschiedliche Ursachen haben; strukturelle aufgrund des Phänotypes der Rasse wie die übergrossen Köpfe bei den Bulldog-Rassen oder spontane wie die zunehmenden Komplikationen bei Geburten als Degenerationserscheinung einer Rasse.

Leider gibt es nur wenige Rassehunde-Vereine die sich dieses Problems ernsthaft annehmen. Die, die es am Nötigsten hätten, tun hier anscheinend noch am wenigsten bzw. garnichts - postive Ausnahmen abgesehen. Es ist allgemeiner Konsens unter seriösen Züchtern, dass spätestens nach dem zweiten Kaiserschnitt, egal aus welchem Grund, eine Hündin aus der Zucht genommen wird.
Das Landseer Magazin schreibt:
"Um das Risiko einer Gesundheitsgefährdung zu mindern, werden Landseerhündinnen nach einem zweiten Kaiserschnitt aus der Zucht genommen wie es die Zuchtordnungen vorschreiben. Glücklicherweise sind aber die meisten Landseer Geburten problemlos und verlaufen völlig normal."

Die erfahrene Bully-Züchterin Gudrun Schäfer, Vorsitzende des vor kurzem gegründeten Französische und Englische Bulldoggen e.V., ist persönlich sogar der Auffassung, dass die Zucht nach Möglichkeit ganz auf natürlich geworfene Elterntiere setzen solle und bestenfalls ein Elternteil per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sein darf.

Aus dem Qualzuchtgutachten der Bundesregierung folgt, dass die Verwendung einer Hündin auch nach einer zweiten Kaiserschnitt-Geburt als Tierquälerei und Qualzucht anzusehen ist. Das Gutachten zu § 11b des Tierschutzgesetzes - Verbot von Qualzüchtungen - führt ausdrücklich an, dass ein "Zuchtausschluss nach dem 2. Kaiserschnitt" erfolgen soll.


Trotzdem, der Anteil der Kaiserschnitt-Geburten nimmt stetig weiter zu. Bei den Französischen Bulldoggen liegt er bei um die 50% und bei den Englischen Bulldoggen liegt erst gar keine Statistik hierzu vor. Es ist davon auszugehen, dass die Quote bei den Bulldogs eher noch höher ist als bei den Bullys.

Im Jahr 2008 wurden drei neue Zuchtordnungen für den Englischen Bulldog in Deutschland veröffentlicht. Was zunächst einmal sehr zu begrüßen ist, verschlägt einem bei näherem Hingucken den Atem.
Lediglich die Zuchtordnung des "Französische und Englische Bulldoggen e.V." legt strenge Maßstäbe im Interesse des Wohls und der Gesundheit der Bulldoggen an. Zum Thema Kaiserschnitt wird ein Zuchtausschluss nach dem 2. Kaiserschnitt ohne Wenn und Aber festgelegt.
Die Zuchtordnung der "Interessengemeinschaft Bulldoggen im MPRV e.V." spart das Thema ganz aus, als sei es bei den Bulldoggen nicht existent.
Der "Club für Englische Bulldogs e.V." allerdings mutet seinen Hündinnen per Zuchtordnung sogar noch mehr Kaiserschnitt-Geburten zu, als das Qualzuchtgutachtem empfiehlt. Es heßt: "Eine Hündin mit 3 Schnittgeburten scheidet aus der Zucht aus, auch wenn sie das 7.Lebensjahr noch nicht erreicht hat." (§ 4.3)

Kaiserschnittboom wegen Zucht aus Liebhaberei ?

Es ist kaum vorstellbar, dass man bei einer Zucht aus Liebhaberei zu den Hunden - vorgebliches Motiv aller Züchter im VDH und den hier genannten Vereinen - einer Hündin und der Rasse soviel Kaiserschnitt zumutet. Es ist ferner zu prüfen, ob die weitere Verwendung einer Hündin für die Zucht auch nach einer zweiten Kaiserschnitt-Geburt bereits als Tierquälerei und Qualzucht anzusehen ist.
Im Interesse
  • des Schutzes der Gesundheit der einzelnen Hündin
  • des Schutzes der Rasse vor weiterer Degeneration durch verantwortungslose Zucht
  • einer neuen Ethik der Zucht, die das Wohl der Hunde vor die Interessen des Kommerz stellt
müssen nachhaltige Maßnahmen zur Förderung der natürlichen Geburten bei unseren Rassehunden ergriffen werden

Im letzten Post über die Wende beim britischen Kennel Club sehr erfreut, sind wir hier wieder in den Tiefen der züchterischen Realität in Deutschland angekommen.


Dienstag, 28. Oktober 2008

Eine Wende in der Hundezucht bahnt sich an

Ich konnte es zuerst kaum glauben, was ich da auf der Website des Kennel Clubs las. Der wichtigste Hundeclub der Welt hat eine Wende vollzogen zu mehr Gesundheit für unsere Hunde. Gerade der Kennel Club, der maßgeblich mitverantwortlich dafür ist, dass sogar Rassestandards den Moden und züchterischen Übertreibungen angepasst wurden. Gerade der Kennel Club, der mit Crufts ein Monsterspektakel der Eitelkeiten und Champion-Geilheit Jahr für Jahr austrägt und damit gute Geschäfte macht.

Jetzt diese Wende!
+ Auf freies Atmen, Laufen, Sehen und das Wohl der Hunde ganz allgemein überarbeitete Standards.
+ Eine offen Absage an die Seuche der Inzucht oder Linienzucht.
+ Eine grundlegende Wende im Ausstellungs(un)wesen - nicht mehr die "schönsten" Hunde sollen prämiert werden, nun mehr nur die Gesündesten.
+ Eine Datenbank, mit der jede Verpaarung hinsichtlich DNA und Populationsgenetik bewertet werden soll.

Kaum zu glauben!


Pekinese nach dem alten, jetzt vom KC revidierten, Standard

Da höre ich die Stimmen vieler Züchter und Zuchtverbandsfunktionäre, dass sei doch alles garnicht möglich und auch garnicht nötig, man züchte nur gesunde Hunde. Da erinnere ich mich, wie oft Dr.Hellmuth Wachtel, der schon vor 10 Jahren solche Vorschläge machte, als weltfremder Theoretiker diskriminiert wurde. Ich erinnere mich an die zahlreichen teils unflätigen Auslassungen von Züchtern, man könne als Nicht-Züchter doch garnicht mitreden, und sich so jede Kritik verbitten. Ich erinnere mich an die Wetten mit meiner Frau auf die vorderen Plätze bei Ausstellungen - ja wir lagen fast immer richtig, die schwersten, extremsten, "typischsten" Exemplare wurden prämiert.

Im zweiten Quartal dieses Jahres wurden solche Erfahungen für mich von ganz besonderer persönlicher Bedeutung.
Wir suchten nach einem Welpen, einem English Bulldog-Welpen. Aber er sollte gesund sein, frei atmen (welch dreiste Forderung), nicht genetisch verarmt, die Elterntiere nicht zu schwer und dann noch gut sozialisiert sein. Das hört sich fast nach der Quadratur des Kreises an, aber ich hab sie immer wieder gesehen, vitale, kerngesunde Bulldogs. Selten zwar, zu selten, aber es gibt sie. So einer sollte es sein und nur so einer. Ansonsten wollten wir lieber keinen Bulldog-Welpen holen.

Nun, ich kenne die Bulldog-Szene ein bischen und meine Erwartungen waren eh nicht groß. Aber was ich da erleben musste, schlug meine schlimmsten Befürchtungen. Extrem tiefgelegte Hunde, schon in der Jugend keuschend, kaum Nase, kaum Hals dafür riesige Nasenfalten. Herumeiern bis zu patzigen Reaktionen auf Fragen wie nach Kaiserschnitt. Ich frage mich immer wieder, warum die Behörden hier nicht nach dem gültigen Tierschutzgesetz vorgehen.
Zahlreiche Händler tummeln sich im Markt mit Handy-Nummern und Welpen auf Bestellung. Ich schätze, dass weit mehr als das Doppelte der vom VDH gemeldeten 121 (2007) Welpen über Händler und Wald-und-Wiesen-Züchter zwielichtiger Verbände vermarktet werden. Alle natürlich mit "Papieren".

Etliche Züchter im benachbarten Ausland bieten den Service der bequemen Lieferung per Luftpost an. Immer wieder Züchter, denen man anmerkt, dass sie eigentlich nichts mit der Rasse zu tun haben. Bei der Frage nach Gesundheitschecks kam regelmäßig der Verweis auf die Impfungen der Welpen oder andere Selbstverständlichkeiten, wenn überhaupt eine Antwort kam. Auch die Frage nach dem Stammbaum wurde nur selten beantwortet. Lediglich beim ACEB/VDH kann man die Stammbäume regelmäßig einsehen. Am meisten enttäuschten mich die Züchter, die das grösste Schild "Gesundheit" vor ihrem Zwinger stehen haben. Ein bischen nachgebohrt, zeigten sich kaum belastbare Merkmale einer wirklich gesundheitsorientierten Zucht. Unter Verweis, man könne den Stammbaum kopieren und dann für Importwelpen aus Osteuropa mißbrauchen, wurde sogar die Offenlegung des Stammbaums verweigert. Ich könnte noch lange berichten. Leider hatten die wenigen Züchterinnen, denen ich Vertrauen schenke, zu dieser Zeit keinen Wurf absehbar.

Wir waren schon fast entschlossen von einem Bulldog-Welpen Abstand zu nehmen, da trafen wir auf Bruno, einem Welpen aus einem Zwinger des ACEB/VDH. Ein Züchter, der kein grünes Schild am Zwinger hängen hat. Aber zu der Zeit der einzige Wurf, der unseren Anforderungen entsprach.
Heute ist Bruno acht Monate, ein putzmunteres, kerngesundes Kerlchen mit einem herrlichen Bulldog-Charakter. Glück. Glück gehabt...



...aber wie oft ist es anders?


"The Kennel Club" verantwortet auch den Standard des Bulldogs. Mal sehen, was dort überarbeitet wird.
Eher wichtiger als die Überarbeitung des Standards erscheint mir beim Bulldog in Deutschland die Umorientierung der Beteiligten in der Zucht. Eine neue Ethik der Zucht für Züchter, Zuchtrichter, aber auch Halter ist dringend notwendig, der Verzicht auf Übertypisierungen, die Einführung einer DNA- und Gendatenbank, Transparenz und weniger Vertuschung der Realitäten. Man kann es kaum glauben, in Deutschland hat nur ein einziger von 11 Bulldog-Zuchtverbänden eine Zuchtordnung oder ZTP für den Bulldog veröffentlicht. Es gibt keine einsehbaren Zuchtbücher der letzten Jahre, keine Dokumentation z.B. von Kaiserschnitten, geschweige denn eine öffentlich zugängliche Datenbank, wie sie z.B. bei den Whippets oder in Finnland, um nur zwei Beispiele zu nennen, schon lange ganz selbstverständlich ist.

Vorsicht ist angebracht, aber - wie sollte der Start in eine Wende zu mehr Gesundheit in der Rassenhundezucht besser aussehen als das was der immerhin wichtigste Hundeverband der Welt, The Kennel Club, jetzt vorgelegt hat!?!

Dienstag, 14. Oktober 2008

Die Verkrüppelung des Deutschen Schäferhundes


Bitte auf das Bild Klicken.

Ausgangspunkt dieser Animation ist das Skelett des Deutschen Schäferhundes nach einer noch Ende der 80er Jahre benutzten DDR-Karte. Die Oberkanten von Schulter- und Hüftgelenk liegen etwa auf gleicher Höhe, die Rückenlinie ist so gut wie waagerecht. Der von Stefanitz begründete DSH hatte die gleiche Rückenlinie.

Endpunkt ist das rückwärtig tiefergelegte Skelett ("Fließheck") eines DSH nach dem Idealbild des größten Hundeverbandes der Welt, des SV. Wahrlich ein Endpunkt.

Montag, 15. September 2008

Zucht- und Frisörschauen des VDH

SSeit Jahren nun schon gehe ich auf die "Internationale + Nationale Zuchtschau Leipzig" des VDH. Nicht, dass ich daran Spass hätte. Nein, so ein Besuch ist jedes mal von einem beklemmenden Gefühl begleitet.

Sicher, es ist schon imposant, was man alles auf solch grossen Hundeausstellungen sieht. In Leipzig sollen es laut Katalog alleine 240 Rassen sein. Man kann Hunde erleben, die man sonst kaum einmal zu Gesicht bekommt. Auch die Vielfalt unserer Hunderassen beeindruckt mich immer wieder neu.

Nicht zuletzt lohnt sich immer ein Gang durch die grosse Halle mit den Anbietern von Futter, Zubehör, Schmuck, Büchern und etlichem Nippeskram rund um den Hund. Ein weiterer Höhepunkt sind die Hundesport-Wettkämpfe und -Vorführungen.
Warum nun das etwas bekemmende Gefühl? Weil es um die Hunde geht, gehen soll. Die einzigen, die keinen Spass an der Zuchtschau haben, sind die Schauobjekte selbst. In der grossen Halle mit den Ringen rauscht es wie in jeder grossen, gut besuchten Messehalle. Hunderte Hunde, hunderte, vielleicht tausende Menschen quetschen sich durch die Hallen, zudem eng, laut, wahrscheinlich für den Hund auch noch eine Geruchsbombe, die er stundenlang zu ertragen sind.

Kein Hund würde sich so etwas freiwillig antun.

Der grosse Hundekenner und -freund Gert Haucke sagte den versammelten VDH-Funktionären anläßlich seiner Festrede zur Europa-Schau in Dortmund: "Was meinen Sie, wie viele Hunde gekommen wären, wenn sie selbst die Entscheidung hätten treffen können? Hunde lieben frische Luft, Massenzusammenkünfte sind ihnen ein Gräuel, weil ihre feinen Sinne dem Anturm von Geräuschen und Gerüchen nicht gewachsen sind. Ihnen sind Trophäen das wert, was sie in Wirklichkeit sind: nichts!"

An anderer Stelle bin ich schon oft auf das Bewertungsunwesen der Richter bei vielen Rassen eingegangen, die Übertypisierung nicht nur zulassen, sondern auch noch belohnen. Richter, die sich einen Dreck um das Wohl und die Gesundheit der Hunde scheren, genauso wie deren Züchter und Zuchtverbände auch.

Leistungsschau der Frisöre

Doch in grossen Teilen könnte man auch fast glauben, man sei auf einer Leistungsschau der Frisöre. Bei nicht wenigen Rassen sieht man eifrig und mit angespannter Miene tupierende, scherende Männlein und Weiblein, um ihren Hund tanzend. Es interessiert nicht im geringsten, ob der Hund das gut findet. Ein paar Impressionen.




Donnerstag, 4. September 2008

Schäferhund: Hüftgelenksdysplasie und Ethics beim DSH

Ich möchte heute einen Aufruf des Mitglieds im Schäferhund Verbandes (SV), des größten Hundevereins der Welt, Jan Demeyere dokumentieren. Jan hatte vor kurzem bereits die riesigen Umsätze aufgedeckt, die manche Zwinger im SV allein durch Decktaxen ihrer Rüden erwirtschaften - längst jenseits von "Liebhaberei". Jan ist auch sher engagiert im Kampf gegen die "Seuche" HD. Er und seine Tochter Lisa verloren ihren Schäferhunde Indiana in jungen Jahren wegen HD.

Hier der Aufruf von Jan Demeyere anläßlich der Bundeszuchtsiegerschau 12.-14.09. in Aachen:

"Der SV kommt unter erheblichem Zeitdruck zu stehen. Nur wenige Tage vor der Bundesiegerzuchtschau 2008 in Aachen müssen Entscheidungen getroffen werden. Schwere Entscheidungen vielleicht, aber dringend notwendige.

Das vorliegende Datenmaterial kann nicht einfach unter dem Tisch gekehrt, oder der Allgemeinheit vorenthalten werden. Auf multimedialem Wege wurde bereits Material verbreitet, dass die einfachen Hundesportler, sprich: „die Basis“, sehr beunruhigt. Was wird der Verein damit machen? Was wird man entscheiden?

Wenn auch nur der leiseste Verdacht auf Manipulation, Einflussnahme oder Bereicherung besteht, muss sofort eingegriffen werden.
Bei der grössten kynologischen Veranstaltung des Jahres und der Welt, wo die Hundesportler ihre Hunde - in Vertrauen auf einen ehrlichen Wettbewerb - zwecks Begutachtung, nach intensivsten, monatelangen Vorbereitungen (wobei sie lange Wege in Kauf nehmen) vorstellen, muss eine 100%-ige Ehrlichkeit und Integrität gewährleistet sein.



Nicht „auch wenn es der BSZS betrifft“, sondern „ganz besonders wenn es der BSZS betrifft“, müssen alle Richter über jeden Zweifel erhaben sein. Da gibt es keine Alternativen, keine Möglichkeiten der Vertuschung. “Wir haben es nicht gewusst!” zählt nicht. Es gilt als gesichert, dass der Präsident des SV über die Vorkommnisse ausführlich informiert ist. Ich habe deshalb um eine Stellungnahme gebeten, diese bleibt aus. Wie alle Stellungnahmen beim SV immer ausbleiben. Man schreibt mir: „Da kann man lange warten!“ Die Hundesportler wollen aber nicht warten.

Anno 2008 kann der Verein mit Stillschweigen nicht mehr durchhalten. In diese multimedialen Welt kann nichts mehr im stillen Kämmerlein gehalten, nichts mehr unter dem Tisch gekehrt werden. Die Öffentlichkeit schaut immer mit und versteht es sich schnell zu informieren.

Eine schnelle Entscheidung zwingt sich auf.
Es kann nicht bis nach der Schau gewartet werden.
„Herr Henke! Tun Sie was!“

Jan Demeyere
8570 Vichte
SV-Mitglied LG16 - 12023106"

Links

Montag, 25. August 2008

Behördliche Tierquälerei !?

Es sind gerade einmal 3 Jahre her, da wurde der Schutz des Tieres mit drei Worten in das Grundgesetz aufgenommen. Artikel 20a lautet seither:

"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung. "

In der Verwaltung der 230.000 Einwohner Stadt Krefeld am Niederrhein scheint dies noch nicht angekommen zu sein. Dort soll der 13-jährige Münsterlander Basco zur Strafe für ein Vergehen, das seinem Herrchen vorgehalten wird, zwangsweise ins Tierheim verbracht werden.

Was ist nun vorgefallen?
Herrchen Holtkamp hat seinen Hund unangeleint in einem öffentlichen Gewässer der Stadt baden lassen. Auf Anraten des behandelnden Tierarztes gab es diese Badeeinlagen für den alten und kranken Basco.
Unangeleint gebadet, wo doch Leinenpflicht besteht; das war der Stadt Krefeld ein Dorn im Auge. Wiederholt wurden Holtkamp und Basco beim unsittlichen Unangeleint-Baden erwischt. Zuerst gabs saftige Strafgelder fürs Herrchen, die aber jedes Mal vom Verwaltungsgericht auf 20 Euro gekappt wurden.

Jetzt lässt die Stadtverwaltung die Muskeln spielen. Aber sie lässt sich am schwächsten Glied der Kette, einem 13-jährigen Hund aus - sehr schwach zumal für eine Verwaltung, die von einer sich christilich nennenden Partei regiert wird.

Basco soll in quasi Beugehaft. Der alte Hund soll vom Staat in Halftung genommen werden für Dinge, die er nicht zu verantworten hat. Um es klar zu stellen; es ist völlig unstrittig, dass Basco einfach nur ein gut erzogener, lieber Hunde-Opa ist.

Aber warum soll dann ER in Haft?


Man muss sich das einmal vorstellen - ein 13-jähriger lieber alter Hund soll seinem Herrchen weggenommen und ins Tierheim gesteckt werden - und das, ohne dass er sich irgendetwas zu Schulden hätte kommen lassen!
Dieses Vorgehen der Stadt Krefeld ist nichts anderes als Tierquälerei, behördlich angeordnete Tierquälerei!
Es verstösst zumal gegen das Grundgesetz, das den Staat zum Schutz der Tiere verpflichtet.


Auf Nachfrage des Autors teilt Bernd Dammert, Sprecher der Stadt Krefeld, mit:
"Sie dürfen aber davon ausgehen, dass die Ordnungsbehörde speziell in diesem Fall bis zuletzt nach einer für alle Seiten akzeptablen Lösung gesucht hat, damit der Hund bei seinem Halter bleiben kann."

Das ist wohl ein schlechter Witz. Was bitte soll dagegen sprechen, dass der Hund bei seinem Halter bleibt?
Wie gesagt, es geht lediglich um wiederholtes Unangeleint-Baden!
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stadt hier einen Rachefeldzug wegen der bereits verlorenen Prozesse beim Verwaltungsgericht nun auf wirklich üble Weise führt oder/und dass hier Hundehasser am Werke sind.

Der Autor hat demgegenüber Herrn Dammert mitgeteilt, dass derzeit geprüft wird, die Stadt Krefeld wegen Tierquälerei zu verklagen.

Bitte protestieren Sie bei der Stadt Krefeld gegen eine Tierheimverbringung des alten Basco oder der Drohung hiermit.



Montag, 7. Juli 2008

Pitbull-Gesetz fällt

Es ist sehr zu begrüssen, wenn nun endlich das niederländische Pitbull-Gesetz (Regeling Agressieve Dieren) fällt.

Was JEDER Kynologe voraussagen konnte, ist eingetroffen - das Gesetz hat keinerlei Einfluss auf die Zahl der Beissunfälle. Das hat jetzt eine vom Ministerium eingesetzte Kommission (Rapport van de commissie Van Sluijs) bestätigt. Die Ministerin kündigte daraufhin eine Aufhebung dieses Gesetzes an.

Trotzdem - 1056 Hunde wurden auf Grundlage dieses Gesetzes euthanasiert. Getötet einzig und allein weil sie phänotypisch einem Pitbull ähnlich sehen. Von der Strasse weg beschlagnahmt und - wenn der Halter nicht nachweisen konnte, dass es sich nicht um eine sog. Kampfhund-Rasse handelt - getötet.

1056 Hunde getötet ohne jegliche individuelle "Schuld", lediglich augrund einer vermuteten äusserlichen Rassezugehörigkeit.


Mitten in Europa und nicht vor 70 Jahren.

Kein Zweifel - gegen wirklich aggressive Hunde müssen konsequent Massnahmen ergriffen werden, im Extremfall bis zur Tötung.

Aber warum werden Hunde aggressiv? In den meisten Fällen sind es Menschen, die Hunde erst aggressiv auf Menschen manchen. Menschen, die ihre Hunde als Machtsymbol, als Waffe verstehen und einsetzen. Aber gegen solche Menschen werden in aller Regel keinerlei ernsthafte Massnahmen ergriffen. Gegen die Hunde die Todesstrafe.

Da erinnere ich mich. Ende der 90er Jahre hatte ich mich mit anderen für die Schliessung eines Kampfhunde-Zwingers in der Nähe von Bielefeld eingesetzt. Dieser war in der Halbwelt-Szene dafür bekannt und gepriesen, dass man dort die schärfste Hunde erhalten könne. Hunde aggressiv zu machen, war auch damals schon laut Tierschutzgesetz verboten. Doch die damals zuständige Ministerin Bärbel Höhn von den Grünen dachte nicht daran, hier etwas zu unternehmen.
Kurze Zeit später war sie aber eine der Protagonisten dieser unsäglich Progromstimmung gegen Hunde. Und auch der Halter des Hundes, der 2000 in Hamburg den sechsjährigen Volkan tot biss, war bereits einschlägig vorbestraft, konnte seine beiden American Staffordshire aber weiter halten, auf Bewährung und dann wieder auf Bewährung ...

Link:
http://www.hundepolitik.de/

Donnerstag, 15. Mai 2008

Darf man solche Hunde noch kaufen?

Die Plattnasen unter den Hunden gibt es bereits seit mehr als tausend Jahren. Doch waren sie noch nie so platt wie heute. Kommen noch manche Rassen in Mode, so ist es mit der Gesundheit noch schlechter bestellt. Bei Möpsen, Französischen und Englischen Bulldoggen und anderen brachycephalen Rassen produzieren manche Züchter und Vereine regelmäßig Hunde, die nur noch nach operativen Eingriffen einigermaßen überleben können.

Gaumensegelverkürzungen und Augen"korrekturen" sind bereits Routine und in Leipzig hat sich Prof. Dr. Gerhard Oechtering, Direktor der Klinik für Kleintiere, darauf spezialisiert, operativ den Plattnasen das Atmen beizubringen.

Ich habe nun überhaupt nichts dagegen, dass den betroffenen Tieren geholfen wird; aber wäre es nicht eher angebracht, konsequent gegen eine Zucht vorzugehen, die solche kranken Tiere erst hervorbringt?

Der VDH scheint hier machtlos oder gar untätig zu sein und der Staat ist offensichtlich nicht an der Umsetzung der eigenen Gesetze interessiert. Denn es ist laut Tierschutzgesetz seit langem verboten, Tiere zu züchten, deren Leben gesundheitlich eingeschränkt ist. Das interessiert leider nicht; extreme Plattnasen, die kaum Luft zum Atmen bekommen, glubschige Augen, die fast aus den Augenhöhlen fallen, tiefergelegte überschwere Gangwerke, die kaum einen Spaziergang mithalten können - all das wird in Deutschland regelmäßig gezüchtet und zum Kauf angeboten.

Hannibal (rechts), nun 10,5 Jahre, erfreut sich noch bester Gesundheit - weiter so :-)

Und das war nicht immer so. Vor einigen Jahrzehnten hatten unsere Plattnasen noch etwas Nase und Hals und konnten so atmen, funktionierten die Augen, war der Körper noch zum Laufen tauglich. Es ist für mich eigentlich schon ein Skandal, dass man überhaupt darüber reden muss, dass ein Lebewesen frei atmen können soll!

Ich selbst - seit frühester Kindheit Fan der Plattnasen - frage mich heute, ob man es überhaupt noch verantworten kann, sich einen Mops , Bully oder Bulldog zuzulegen. Über die Jahre hinweg habe ich zuviel Leid bei solchen Hunden - und ihren Haltern, nicht selten Kindern - gesehen. Gerade weil diese Hunde einen solch herrlichen Charakter haben und sich aufs engste mit ihren Menschen verbinden können, gerade deshalb schmerzt dieses Leid ganz besonders.

Doch es gibt etwas Hoffnung. Es gibt auch Züchter, freilich noch viel zu wenige, die ein Herz für Hunde haben. Es gibt auch Züchter, die den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen und die gesundheitlichen Probleme ihrer Rasse offen beim Namen zu nennen und - das Entscheidende - praktische Konsequenzen zu ziehen.

Ich habe mich deshalb besonders gefreut, für bulldogge.de ein Interview mit der Bully-Züchterin Gudrun Schäfer führen zu können, die zusammen mit 5 weiteren Bully-Züchtern einen Verein gründet, der sich ernsthaft dem Wohl und der Gesundheit der Hunde annehmen will.

Dazu wünsche ich aus vollem Herzen viel Erfolg!

Sonntag, 6. April 2008

Etikett "Zucht aus Liebhaberei"

Eine Untersuchung von Jan Demeyere

Schäferhund-Freund Jan Demeyere, aktives Mitglied des SV, hat eine interessante Untersuchung zur Deckpraxis im Schäferhund-Verein (SV) vorgelegt. Demeyere hat die offiziellen vereinsamtlichen Deckmeldungen der Jahre 2003-2007 ausgewertet. Er schreibt:

"Die Tabelle lehrt uns, und die Publikationen des SV bestätigen dies, dass es im Verein jährlich in etwa 7.270 ordentlich registrierte Deckakte gibt. Wir sprechen also über ein geschätztes jährliches Geschäftsvolumen von 7,27 Millionen Euro. Im 5-Jahreszeitraum kommt somit ein Umsatz von über 36 Millionen Euro zum tragen."
und

"Ich habe sie in einer getrennten Übersicht gesammelt, die erfolgreichsten 17 werden gelistet. In 2007 erzielen auch sie zusammen bereits 927 Deckakte = 12,7% der jährlichen Deckakte (7.305)."

Die Untersuchung von Jan Demeyere ist in zweierlei Hinsicht wichtig:

  • Ökonomie - darf man da noch von Hobby, Lieberhaberei sprechen?
  • Populationsgenetik - ist eine solch häufige Verwendung weniger Rüden mit der Zuchordnung vereinbar?
Heute schauen wir uns den ersten Aspekt näher an.
Wir sollten uns dabei vergegenwärtigen, dass im VDH und in der FCI ausschließlich Züchter Platz haben, die "lediglich aus Gründen der Liebhaberei (Hobby)" der Zucht nachgehen. Im einzelnen hier die Bestimmungen:

Satzung des VDH §2 Abs.2.1
"Als ordentlicher Züchter und Halter gilt, wer lediglich aus Gründen der Liebhaberei (Hobby) die Zucht und/oder Ausbildung nach kynologischen Grundsätzen betreibt und fördert."

Internationales Zuchtreglement der FCI, Präambel
"Kommerziellen Hundehändlern und -züchtern ist die Zucht in einem Mitgliedsland bzw. einem Vertragspartner der FCI nicht erlaubt."

VDH-Zucht-Ordnung, §1 Abs. 6
"Kommerziellen Hundehändlern und -züchtern ist die Zucht in einem Mitgliedsverein des VDH nicht erlaubt."

Das ist eigentlich eindeutig. Demeyere weisst nun in seiner Untersuchung nach, dass nicht wenige Schäferhund-Zwinger um 100.000 Euro und teils deutlich mehr Umsatz p.a. allein aus Decktaxen erwirtschaften. Der Zwinger "vom Holtkämper Hof" ( H. & J. Niedergassel, Holtkampstr. 6, 33649 Bielefeld), so die Ergebnisse von Demeyere, hat im genannten Zeitraum einen geschätzten Umsatz von 1,35 Mio. Euro erwirtschaftet, wie gesagt allein aus Decktaxen.
Bei Umsätzen im 5-7-stelligen Euro-Bereich kann man defintiv nicht mehr von von Handeln "lediglich aus Gründen der Liebhaberei (Hobby)" sprechen. Es handelt sich hier um Unternehmen, um landwirtschaftliche Zuchtbetriebe.

Freilich hat die Etikettierung "Liebhaber" einige Vorteile für diese Unternehmen. Nichtzuletzt zulasten der Hunde und Halter. So werden den echten Liebhabern, die einen einzelnen Wurf machen wollen, Verträge zwischen Privatpersonen vorgelegt, die dann weitestgehend Gewährleistungspflichten des defakto Unternehmers ausschalten. Rechtlich fragwürdig, aber üblich und von der Justiziarin des VDH empfohlen.

Es muss endlich Schluss gemacht werden mit der Heuchelei um die Zucht von Rassehunden nur aus Liebhaberei.

Donnerstag, 3. April 2008

Ende für HD?

Gestern wurde an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein genetischer Marker vorgestellt, mit dem bei Deutschen Schäferhunden die Veranlagung für Hüftgelenkdysplasie (HD) festgestellt werden kann. In der Presseerklärung hierzu heisst es:

"Der Hüftgelenkdysplasie ist bei Hunden die bedeutendste Erkrankung der Bewegungsorgane. Sie kommt bei allen Rassen vor, ist bei großen und schnell wachsenden Rassen aber meist stärker ausgeprägt. Die Erbkrankheit äußert sich in einer Fehlentwicklung des Hüftgelenks und führt bei den Patienten zu starken Schmerzen während der Bewegung....


Die molekulargenetische Aufklärung der Erkrankung dient zugleich als Modell um zu zeigen, wie es möglich ist, Krankheiten, die durch das Zusammenwirken vieler Gene und komplexer Stoffwechselvorgänge entstehen, mit molekulargenetischen Techniken zu bekämpfen. Durch die Anwendung des neuen Testverfahrens wird es möglich sein, selektiv zu züchten und so die vererbte Hüftgelenkdysplasie beim Hund zurückzudrängen. In der Fortsetzung wollen die Forscher neue Erkenntnisse über die Entstehung der Erkrankung gewinnen und so Ansätze für die Entwicklung neuer Therapieansätze und Vorsorgemaßnahmen erarbeiten.

Bei keinem anderen Haustier verfügen wir über ein so umfangreiches Wissen über Körpermerkmale, Verhaltenseigenschaften und erbliche Krankheiten wie beim Haushund. Rund hundert Krankheiten wurden inzwischen molekulargenetisch erforscht. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um einzelne Gene, komplexe Erkrankungen wurden beim Hund bisher noch nicht mit molekulargenetischen Methoden aufgeklärt. Auch beim Menschen sind genetisch komplexe Krankheiten, wie beispielsweise Gelenk-, Herz- und Tumorerkrankungen, schwierig zu bearbeiten, der Hund kann hier als Modell für Erkrankungen beim Menschen stehen. Dafür spricht auch, dass Hunde eine sehr ähnliche Umwelt mit dem Menschen teilen und somit ähnlichen Umwelteinflüssen und Lebensbedingungen ausgesetzt sind wie der Mensch.

Für weitere Informationen steht Ihnen gern zur Verfügung:
Prof. Dr. Ottmar Distl
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
Tel. 0511-9538875
E-Mail: ottmar.distl@tiho-hannover.de "

Mehr zum Thema später.
Foto: Jan Demeyere, Indiana, ein Opfer von HD

Mittwoch, 26. März 2008

Deutscher Heimtiermarkt 2007

Der Industrieverband Heimtierbedarf veröffentlichte jetzt die Zahlen für den deutschen Heimtiermarkt 2007. Hier ein paar Auszüge:

Hundefuttermarkt bestätigt Vorjahresergebnis


Der Markt für Hundefutter entwickelte sich in unterschiedliche Richtungen: Während der Umsatz bei Snacks um 1,1 Prozent auf 285 Mio. Euro zunahm, ging der Umsatz bei Feuchtfutter um 0,4 Prozent auf 342 Mio. Euro und bei Trockenfutter um 0,4 Prozent auf 374 Mio. Euro zurück. Insgesamt erzielte der Hundefuttermarkt einen Umsatz von 1.001 Mio. Euro und übertraf so das Vorjahresniveau um 0,1 Prozent.

Mehr Katzen und Kleintiere – Hundepopulation stabil

2007 hat die Anzahl der Katzen erneut zugenommen, um 1,3 Prozent auf nunmehr 7,9 Mio. Tiere. Die Hundepopulation blieb mit 5,3 Millionen Tieren stabil.

Quelle: Industrieverband Heimtierbedarf

mehr zum Thema im Petwatch-Blog
Foto: Industrieverband Heimtierbedarf

Donnerstag, 20. März 2008

Der Hund als Konjunkturindikator

Und anderes zum riesiges Geschäft Haustier: Mit Futter und Zubehör setzt die Branche weltweit mehr als 50 Mrd. Euro um - dominiert wird der Markt von Multis wie Nestlé, Mars und Procter & Gamble. In Deutschland sorgt derweil die Discountkette Fressnapf für Aufsehen....

Ein lesenswerter Artikel von Heinz-Roger Dohms in der Financial Times Deutschland

Würden Sie ein Auto ohne Bremsen kaufen?

Das Thema Gesundheit gewinnt nach und nach bei Hundehaltern an Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Orientierung sehr schwierig. Es gibt keinerlei unabhängige Kontrolle, Zertifizierung oder gar ein Qualitätsmanagment zum Thema Zucht von Rassehunden. Man ist auf die meist spärlichen Angaben der Zuchtorganisationen und der Züchter selbst angewiesen. Nicht selten erschöpfen sich diese in die beim VDH obligatorischen Angaben zu HD und den Hinweis, dass man selbstverständlich ein besonders gesundheitsbewußter Züchter sei.

Eine neue Methode scheint nun bei Züchtern an Beliebtheit zu gewinnen. Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht. Das hört sich zunächst einmal ganz gut an. Doch gerade hier sollten die Alarmglocken läutem!

Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht?

Das beliebte Eurasier-Portal der Autorin Annelie Feder macht nun ein ganz normales tierärztliches Attest zum Beleg der besonderen Seriösität der Zucht. Per Formblatt und Häckchen bescheinigt das Attest, dass Herz, Atmung, Gebäude eines Welpen ohne Befund seien.

Ups, sollte es nicht eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass nur gesunde Welpen angeboten werden!?
Muss man das jetzt schon hervorheben und wird es gar als Merkmal besonderer Seriösität hervorgehoben, da fragt man sich, was ansonsten für Welpen angeboten werden. Das auch noch bei den Eurasiern, die unter dem Siegel einer robusten Gesundheit so viele Freunde gewannen.

Johann Bucher, selbst passionierte Eurasier-Züchter, ist empört. Er schreibt:
"Kein Tierarzt der Welt, kann bei einem Welpen ev. genetisch bedingte Probleme zu so einem frühen Zeitpunkt erkennen; jedenfalls nicht die gängigen wie HD, ED oder Patella.
Alles, aber wirklich alles läuft darauf hinaus, dass sich alleine der Züchter gemäß neuem Kaufrecht absichert, also dass er eine einwandfreie WARE übergeben hat.
Kein Wort über das, was wirklich wichtig ist, ..."


Eine Bescheinugung über elementare Gesundheitsmerkmale der Welpen als Zeichen besonderer Seriösität zu preisen, ist so als würde ein Autohändler damit werben, dass seine Neuwagen mit Bremse, Lenkrad und vier Rädern ausgeliefert werden.

Leider kein Einzelfall. So wirbt auch der Kasseler "Zwinger von der Enterprise" in der English-Bulldog-Szene damit, besonders auf Gesundheit zu achten. Als Beleg finden wir neben zahlreichen Ausführungen zur Gesundheit der Hunde auch gleich zwei dieser im Grunde nichtssagenden Atteste der Selbstverständlichkeiten. Hier wird nur der Zuchthündin bescheinigt, dass sie aktuell ohne Befund sei. Bulldog-spezifische Fragen tauchen nicht auf und konkrete Untersuchungsberichte beispielsweise zu Luftröhre, Atmung, Herz oder Kniescheibe fehlen völlig. Es wird mit einem solchen Attest zudem überhaupt nichts darüber ausgesagt, ob der Hund wegen bestimmter Krankheiten nicht schon operiert wurde oder Medikamente erhielt.

Atteste der Selbstverständlichkeiten

Die Praxis, mit Attesten zu werben, die bestenfalls nur elementare Grundvoraussetzungen seriöser Zucht belegen, kann nur als zutiefst unseriös bezeichnet werden. Es lässt den Verdacht aufkommen, dass hier
  • die Kunden, die Welpenkäufer über die Gesundheit der Zucht getäuscht und
  • sich der Züchter gemäß neuem Kaufrecht gegenüber Gewährleistungsansprüchen absichern will

Man muss auch zwischen den Zeilen lesen können!

Mittwoch, 12. März 2008

Wer frisst aus dem Fressnapf?

Die Fressnapf-Gruppe versteht ihr Geschäft mit dem Heimtier. Sie gilt nach McDonald als das erfogreichste Franchise-Unternehmen Deutschlands und erzielte 2007 in zwölf europäischen Ländern einen Umsatz von 934,8 Mio. Euro mit gut 5.000 Mitarbeitern. Die Steigerungsraten sind gewaltig. Allein in Deutschland haben 682 Märkte das Fressnapf-Logo.

Es ist zu begrüßen, dass Fressnapf, wie auch die Zoofachgeschäfte des ZZF, auf das Geschäft mit dem Handel von Hunden verzichten. Nichtsdestotrotz nimmt das Geschäft mit dem Hund eine zentrale Rolle ein.
Einen Ausblick gibt Fressnapf-Chef Torsten Toeller:
Fressnapf ist noch lange nicht satt. Mit einer ganzen Reihe von neuen Services werden wir uns zum Komplettanbieter rund ums Thema Haustier entwickeln.“ Dabei steht der Hund als wichtigstes und umsatzstärkstes Heim"tier im Mittelpunkt.


"Schon heute ist Fressnapf Deutschlands zweitgrößter Tierversicherer. Verreisen mit Tieren, Hundefriseure, Hundeschulen, Tierärzte in Fressnapf-Märkten – alle diese Dienstleistungen nimmt Fressnapf gemeinsam mit Kooperationspartnern nach und nach in sein Portfolio auf. Vom Verleih von Hunde-Transportboxen über Pfötchenhotels bis hin zu einem Gassi-Service für Senioren sei für Fressnapf in Sachen Services künftig alles denkbar," ergänzt Toeller.

Monopolisierung im Geschäft mit dem Hund

Anbieterseitig sehen wir eine zunehmende Monopolisierung im einträglichen Geschäft mit dem Hund. Neben den internationalen Food-Konzernen wie Mars, Procter&Gamble und Nestle, die den Markt der Hundenahrung beherrrschen, spielen auch fast allen Pharma-Konzerne im Pet-Geschäft mit. Kaum eine Veterinär-Fakultität, die nicht in Abhängigkeit zu diesen Konzernen steht.
Neu ist nun die Tendenz, dass sich auch im Handel und Dienstleistungsbereich rund um den Hund grosse Player etablieren.

Verbraucherseitig sehen wir ein Marktsegement mit den wenigsten Verbraucherrechten, ohne Interessenvertretung der Verbraucher und der Hunde selbst. Das soll sich mit Petwatch ändern.

Foto: Fressnapf

Samstag, 8. März 2008

Moderne Rassehundezucht in der Sackgasse

Erst in der 2. Hälfte des 19.JHD begann in England die moderne Rassehundezucht. 1862 wurde von Rechtsanwalt Mr. Wickens und dem Direktor der Bank of England Mr. Brent der Bulldog-Club gegründet, der erste Hundeclub weltweit, auch wenn er nur kurze Zeit bestand. 1875 wurde zum ersten Mal mit "The Standard of the Bulldog" ein Rassestandard verbindlich festgelegt und das Führen eines Stammbaumes begründet.

Heute blicken wir auf gut 30 Generationen selektierter Zucht von Rassehunden zurück.

Die FCI erkennt nicht weniger als 354 Rassen an, allesamt selektiert gezüchtet. Man kann sich sicherlich fragen, warum es nun gleich 354 Rassen sein müssen. Aber ein Rassehund als solcher macht sicherlich Sinn. Es macht Sinn, Hunde mit einem relativ genau definierten und vorhersagbaren Paket an physischen und psychischen Eigenschaften zu haben. Jagdhunde, Begleithunde, Hüte- oder Schutzhunde haben ein sehr unterschiedliches zuweilen konträres Profil. Ein nicht bestimmbarer Mischmasch an Eigenschaften würde heute das Zusammenleben Mensch - Hund noch komplizierter machen, als es eh schon ist. Viele wunderbare Eigenschaften gingen zudem verloren.

Konkurrierende Vereine ohne Rücksicht auf die Hunde

Problematisch sind aber einige Praktiken der modernen Rassehundezucht. Die Rassen untereinander sind per Definition genetisch abgeschlossen. Und nicht nur die; oft gibt es in einem Land parallel Zuchtvereine der gleichen Rasse, die einander nicht grün sind, und dies rücksichtslos zu Lasten der Hunde austragen indem sie die Zucht mit Tieren des konkurrierenden Vereins gleicher Rasse verbieten.
Aus mangelnden Kenntnissen der Genetik, zuvorderst aber aus schlichten ökonomischen Interessen heraus werden willkürliche genetische Grenzen gezogen. Das hat fatale Folgen für die effektive Population. Erbkrankheiten, Verhaltensstörungen, mangelnde Vitalität und verkürzte Lebenswerwartung sind regelmäßige Folgen.



Bis zur Begründung der modernen Rassehundezucht wurden die Schläge nach Phänotyp oder/und Eigenschaften "bunt gemischt". Die genetische Vielfalt war nicht gefährdet. Das hat sich nach 150 Jahren Rassehundezucht gründlich geändert und ist zu einer Geißel unserer Hunde geworden, die man als systhematische Tierquälerei kennzeichnen muss.

Die Poltik der abgeschotteten Genpoole, wie eben auch Inzucht, Engzucht, Linienzucht allgemein, ist die zweifelhafte Errungenschaft einer Zeit, die sich ansonsten überall gerne mit "grünen" und umweltfreundlichen Signets schmückt. Noch bis 1970 konnten Richter sogar in England, dem Mutterland und Gralshüter der Rassehundezucht, stammbaumlosen Hunden Rassezugehörigkeit erteilen, um so "das Blut aufzufrischen".
Diese sinnvolle Option der ersten 100 Jahre moderner Rassehundezucht ist heute weitgehend verboten und verpöhnt.

Erst in den letzten Jahren mehren sich Stimmen, die auf die Sackgasse dieser modernen jedoch tierquälerischen Rassehundezucht hinweisen über die wir hier regelmäßig berichten und berichten werden.

Die meisten Zuchtverbände verweigern sich leider noch dieser Wende im Interesse des Wohls und der Gesundheit unserer Hunde.

Foto: Chris Jung

Mittwoch, 27. Februar 2008

Der psychologische Aspekt beim Welpenkauf

von Gastblogger Johann Bucher, Eurasierzüchter

Wer jemals in seinem Leben einen wenige Wochen alten Welpen in den Händen gehalten hat oder nur seine ersten unbeholfenen Schritte ins Leben aufmerksam beobachtet hat, der weiss, dass man sich der Faszination dieser Augenblicke nur schwer entziehen kann.

Wenn sich eine Familie entschlossen hat, einen Hund als weiteres Familienmitglied aufzunehmen, dann ist mit diesem Entschluss eine weitgehende psychologische Weichenstellung verbunden, welche die grosse Gefahr birgt, kritische Beurteilungskriterien in den Hintergrund rutschen zu lassen.


Man freut sich auf den neuen Hausgenossen und wenn man den wenige Wochen alten Kleinen zum ersten Mal sieht und er sich einem an die Hand kuschelt, dann ist es um einen geschehen. „Der muss es sein" - viele Leser kennen dieses Gefühl, man kann sich dieser Faszination nicht entziehen, es ist nur menschlich und vollkommen normal.

"Liebe macht blind"

Wer würde nach so einem Erlebnis noch nach Untersuchungsergebnissen und Attesten der Eltern fragen? Richtig – kaum einer. Im Gegenteil, würde es jemand doch tun, könnte man auf den Gedanken kommen, dass dieser jemand nicht der Richtige ist, dem man einen Welpen anvertrauen soll.

Ich kann dies aus eigener Erfahrung berichten als wir unsere Eurasierhündin Briska zum Crutzen mit 4 Wochen das erste Mal sahen. Wir dachten nicht in Traum daran, die Züchter nach irgendwelchen Attesten der Eltern zu fragen. Wir waren hin und weg und konnten den Übergabezeitpunkt nicht mehr erwarten. Heute, gut 7 Jahre später, ist mir klar, welches Glück wir hatten, dass Briska sich zu einem gesunden Eurasier entwickelt hat, es hätte auch anders kommen können.

Aufklärung und Information der Welpenkäufer nur selten


Als wir mit Briska dann im Jahr 2004 einen Wurf hatten, beschlossen wir, dass wir den Welpenkäufern eine Mappe mit übergeben, die Kopien aller Untersuchungsergebnisse der beiden Elterntiere enthält. Bereits bei den ersten Telefonaten mit den Welpeninteressenten wies ich diese daraufhin, dass ich alle diese Informationen für sie zusammenstelle und mit übergebe.

Diese allesamt wunderbaren Menschen, die schliesslich dann einen Eurasier von uns abholten, reagierten genauso wie wir gut 3 Jahre zuvor, als wir unsere Briska abholten. Diese Mappe mit den Ergebnissen war das wohl unwichtigste Ding überhaupt, es ging um den Welpen und das war alles - und das war auch gut so.

Wir als Züchter hatten aber die Gewissheit, dass wir unseren Welpenkäufern alle Informationen mit gegeben hatten, die wir zum Zeitpunkt der Wurfplanung belegen konnten.


Mit ist klar, dass gegen diese vollkommen menschliche Handlungsweise kein Mensch gefeit ist. Der Versuch, allen Welpeninteressenten, egal welcher Rasse, nahe zulegen, das sie wenigstens ein klein wenig darauf achten, ob und wie der Züchter bereit ist, Auskünfte über die Eltern zu erteilen, erscheint deshalb wie das Anrennen gegen eine massive Mauer.

Trotzdem hoffe ich, dass zumindest alle Leser dieser Zeilen, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Rassehundwelpen zu kaufen, daran denken.

Um nicht dem Charme eines Welpen bei der ersten Begegnung zu erliegen und alle guten Vorsätze dann wieder über Bord zu werfen, empfehle ich, dass sie sich VOR der ersten Begegnung mit ihrem Welpen, Einblick in die Unterlagen gewähren lassen.

Viel Leid und Enttäuschung könnte so manch unbedarften und vertrauensseligen Welpenkäufer erspart bleiben, würde er diese Vorsichtsmassnahme beherzigen.

Der Autor
Johann Bucher (Diplomphysiker)
Jahrgang 1961
Eurasierzüchter

Fotos: Johann Bucher

Sonntag, 24. Februar 2008

1 Hunderasse - 11 Vereine

Mindestens 11 eingetragene Vereine für die Zucht des English Bulldogs gibt es in Deutschland.

Warum soviele Zuchtvereine, zumal für eine nicht allzu verbreitete Hunderasse? Es handelt sich ja nicht um einzelne Züchter, vielmehr um deren Zusammenschluss zu Zuchtverbänden. Und alle wollen nach eigenem Bekunden nur Englische Bulldoggen nach demselben FCI-Standard züchten, Papiere ausgeben und Champions küren.
Warum zu exakt dem gleichen Zweck also 11 Verbände in Deutschland? Wer braucht sowas?


Foto: Dr.Deermann, Mitbegründer und erster Vorsitzender des ACEB, gründete aus Protest gegen dessen Zuchtpraxis den VdFEB*

Von allen 11 ist nur der ACEB der FCI und dem VDH angeschlossen. Es ist legitim, am ACEB Kritik zu üben, besonders was die Qualität der Zuchtarbeit angeht. Hierzu hat der Autor eine sehr kritische Position, vermisst er doch ein ernstzunehmendes Engagement für die Gesundheit und das Wohl der Hunde und sieht beim ACEB maßgebliche Verantwortung für die schlimmen Erscheinungen von Extremzucht und genetischer Verarmung.

Da könnte man nun der Hoffnung sein, als Motiv hinter der Gründung der unten genannten 10 weiteren Zuchtvereine könnte ja eine andere, bessere Zuchtmoral stecken. Also ein neuer Zuchtverband aus Sorge um das Wohl unserer Hunde mit entsprechendem Programm, Zuchtordnung, Aufklärungsarbeit? Nicht schlecht. Das wäre klasse!

Doch leider bleibt es bei der frommen Hoffnung.

Zu keinem einzigen der unten aufgeführten Vereine habe ich Informationen oder Argumente gefunden, die eine Vereinsgründung aus Sorge um das Wohl der Hunde begründen könnten.
Da bleibt nur das ungute Gefühl, die Vereine seien lediglich aus kommerziellem Interesse gegründet worden; Züchter, die auf billige und unkomplizierte Art und Weise Papiere und Champions ihren Kunden präsentieren wollen, vielleicht auch Züchter, die sich einer ernsthaften Kontrolle ihrer Arbeit entziehen wollen. Mehr zu diesem Thema später.

Vereins"vielfalt" - Kommerz zu Lasten des Hundes, hier zu Lasten des English Bulldogs (bei den Vereinsregistern eingetragene Vereine mit English Bulldog ausgewiesen**):



*VdFEB - Verein der Freunde Englischer Bulldogs e.V. wurde 1980 gegründet als reine Halter- und Liebhaberorganisation und Gegenpol zu den Züchter dominierten Vereinen.

**Falls ich hier etwas übersehen haben sollte oder Sie einen Bulldog-Zuchtverband kennen, der die Gesundheit und das Wohl der Hunde in den Mittelpunkt stellt, so lassen Sie es mich bitte wissen: blog@petwatch.de

Donnerstag, 14. Februar 2008

3 Trümpfe für unsere Hunde

Gerne schaut man nach Rumänien oder China um sich selbst dann das Etikett des Tierfreundes umzuhängen. Nicht selten zu unrecht. Denn es gibt auch in Deutschland eine alltägliche, institutionalisierte Tierquälerei, auch und gerade was unsere Hunde betrifft.

1. Hundehandel ist Tierquälerei
2. Extremzucht ist Tierquälerei
3. Inzucht ist Tierquälerei

Ich will es hier einmal bei diesen drei Punkten belassen, die Liste ließe sich fortsetzen. Denn diese drei Punkte stehen in unmittelbarer Mitverantwortung der Hundehalter!

Die Verantwortung der Hundehalter

Ein Hundehalter, der seinen Welpen beim Händler, per Online-Flohmarkt zum Schnäppchenpreis oder auf dem Markt in Polen oder Belgien kauft, macht sich zumindest moralisch unmittelbar der Tierquälerei mitschuldig. So arglos kann man kaum sein, dass jemandem die mit dem Hundehandel verbundenen Qualen der Welpen und Elterntiere verborgen bleiben. Ob eines vermeindlich günstigen Preises werden letzte Skrupel besänftigt.

Auch die extreme Betonung bestimmter Merkmale müsste jeden seriösen Hundehalter stutzig machen. Klar, viele Züchter preisen ihre Ware dem Kunden als vermeindliche Fachleute regelmäßig als top und gesund an. Championate tun ihr übriges. Doch heute kann man sich problemlos über das Web kundig machen. Selbst bei viel weniger wichtigen Erwerbungen trauen wir auch nicht blind dem Verkäufer, recherchieren Testberichte und schauen uns genau die Liste der Eigenschaften an.
Ohne Halter, die Gefallen an Extremzuchten hätten, würden auch die skrupellosen Züchter zur Besinnung kommen und die Auswüchse des Ausstellungswesens ohne ihren entscheidenden wirtschaftlichen Zweck ins Leere laufen. Es ist auch in der Verantwortung der Hundehalter, die Angebote auf äußere "Schönheit" gezüchteter Rassehunde abzulehnen und gesundheits- sowie wesensorientierte Zwinger zu wählen. Auch hierzu will Petwatch Kriterien an die Hand geben.


Es ist eine Binsenweißheit der Biologie, dass Inzucht zu vermeiden ist. Für die Hundeproduzenten ist Inzucht aber ein probates Mittel, relativ genau vorhersagbare Welpen zu produzieren und den Marktwert der eigenen Champions zu erhöhen. Für die Hunde bringt es gehäuft Erbkranheiten sowie Verlust an Vitalität und Lebenserwartung. Ein Blick in den Stammbaum reicht, um einen ersten Eindruck zu erhalten. Als Faustregel wird selbst im vom VDH offiziell empfohlenen neuen Handbuch der "Hundezucht" benannt: Kein Ahne solle im Stammbaum doppelt vorkommen.

Würden alle Hundehalter diese drei Punkte beherzigen, so wäre ein enormer Fortschritt für das Wohl und die Gesundheit unserer Hunde erreicht.
Es würden 3 Trümpfe für unsere Hunde.


aus "Hundezucht", S.69:

"Sie entspräche ganz dem Anliegen zeitgemäßer Hundezucht, nämlich fortzukommen von dem Zuchtziel
  • "Verbesserung der Rasse" im Sinne Steigerung vorhandener Merkmale
  • hin zu einer
  • "Verbesserung der Rasse" im Sinne ihrer gesunden Konstitution und ihrer genetischen Vielfalt."


"Hundezucht", Kosmos-Verlag 2006, Herausgeberin Helga Eichelberger, Vorsitzende der Gesellschaft zur Föderung Kynologischer Forschung e.V. und Obfrau beim VDH.
Leider haben die sehr wertvollen Erkenntnisse dieses Buches im Zuchtgeschehen des VDH noch keinen nennenswerten Niederschlag gefunden.

Foto: Photocase

Samstag, 9. Februar 2008

Lebenserwartung bei Rassehunden

In der Februar-Ausgabe des Magazins "WUFF" finden wir einen sehr interessanten Artikel des Kynologen und Genetikers Dr. Hellmuth Wachtel zum Thema Lebenserwartung unserer Hunde - "Über kleine Methusalems & kurzlebige Riesen".

Geht der Mensch eine wirkliche Freundschaft mit seinem Hund ein, so kann sich ein sehr tiefes, inniges beiderseitiges Verhältnis entwickeln. Aber das Leben unseres Hundes zieht vom Welpen- hin zum Greisenalter wie im Zeitraffer an uns vorbei. Der Schmerz über den Verlust des Freundes ist groß. Viele fragen sich, warum die Natur das so eingerichet hat; leben doch viele vergleichbare Geschöpfe wesentlich länger.

Lebenserwartung von nur 6,7 Jahren bei Rassehunden

Immerhin, auch der Urvater der Hunde erreicht in Gefangenschaft problemlos 15 Jahre. Bei Hunden ist dies eine nur bei einigen Kleinhunden realistische Lebenserwartung. Die meisten Rassehunde haben eine deutlich geringere Lebenserwartung. Grosse und massige Rassen haben dabei die kürzeste Spanne. Umfangreiche Studien aus Nordamerika und Europa, die Wachtel anführt, belegen eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 6,7 Jahren bei Rassehunden, die von Mischlingen liegt knapp 2 Jahre höher.

In meinen Augen sind 6,7 Jahre eine erschreckend niedrige Lebenserwartung für unsere Hunde.

Tatsache ist zudem auch, dass in den USA die Lebenserwartung seit 1990 sogar weiter sinkt und das trotz wesentlicher Fortschritte der Tiermedizin und einer Fülle angeblich wissenschaftlich optimierter Hundenahrungsprodukte.

Wachtel führt die langjährige Inzucht bei Rassehunden als einen wesentlichen Faktor für die gegenüber dem Wolf mehr als halbierte Lebenserwartung an.
Ein sehr lesenswerter Artikel, für den alleine sich ein Kauf dieser WUFF-Nummer lohnt.




Foto: Photocase; weiterführende Links:

Sonntag, 3. Februar 2008


Ein Gruß aus der Schweiz von meinem Freund André Sauvain und Hugo :-)

Sonntag, 27. Januar 2008

Unser
Willi

22.02.1997 - 27.01.2008

ist gegangen.

Er ist friedlich im Schlaf, wie immer in unseren Armen liegend, entschlafen. Sein altes Herz hörte einfach auf zu schlagen. Bis zum letzten Atemzug hatten wir eine schöne gemeinsame Zeit. Wir sind sehr dankbar. Wir vermissen unseren "Jungen" sehr!
Der Verstand hat seinen Frieden gefunden.
Der Schmerz findet keine Worte.

Willi und Vari im Herbst 2007



Unser "Junge"


Samstag, 19. Januar 2008

Haushunde vor 6000 Jahren

Auf einer Anhöhe an der Saale, nahe dem heutigen Salzmünde bei Halle, siedeln Menschen bereits seit mindestens 7000 Jahren. Ein riesiges Grabungsfeld gibt Einblicke in 3000 Jahre vorgeschichtlicher Kulturen im heutigen Deutschland.




Hunde scheinen dabei eine feste Rolle zu spielen. Zahlreiche Hunde wurden neben ihren Besitzern beerdigt. Einige erhielten sogar ein eigenes Grab, wie der hier abgebildete junge Rüde aus der "Schönberger Zeit" vor 6000 Jahren. Der gute und oft vollständige Erhaltungszustand vieler Exemplare ist eine gute Grundlage zum Studium des Entwicklungsstandes der Hunde zu dieser relativ frühen Zeit.

Bildquelle: LDA/R.Popp
Ausgrabungsleitung: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Samstag, 12. Januar 2008

Der beste Freund des Menschen

Der Hund hat viel in die Freundschaft mit uns Menschen investiert, unser bester Freund.
Und es gibt viele Versionen, wie es begann. Die mit dem Wolfswelpen, der, in der steinzeitlichen Siedlung großgezogen, zum Urvater aller Hunde wurde, diese Version ist eher unwahrscheinlich. Es könnte gut sein, dass sich einige Wolfsrudel über lange Jahre hinweg angewöhnten, sich in der Nähe der Menschen aufzuhalten, mit ihnen zu wandern und in den ersten steinzeitlichen Siedlungen schließlich zu halbzahmen Paria-Hunden wurden. Aber dazu später einmal mehr. Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass die erste Phase der Freundschaft von beiden Seiten freiwillig erfolgte.

Der Hund domestizierte auch ein bisschen den Menschen

Beide profitierten von dieser Freundschaft. Der australische Zoologie Professor Colin P. Groves vertritt die These, dass der Mensch den Hund aber auch der Hund den Menschen domestizierte. Er meint, dass die Evolution des Menschen maßgeblich durch den Hund beschleunigt wurde. Unstrittig ist sicherlich, dass Hunde über viele Jahrtausende als Schweizer Messer dem Menschen dienten und manche Kulturen ohne Hunde nicht hätten existieren können.



Diese enge und vielseitige Zusammenarbeit Mensch - Hund formte ganz besondere Fähigkeiten des Hundes. Die Spitzenleistungen eines Hundes sind in fast allen Bereichen höher als die des Wolfes - aber nie die eines einzelnen Hundes, lediglich die einer auf diese jeweilige Leistung spezialisierten Rasse. So konnte sich der Mensch Resourcen der Natur erschließen, die er ohne den Hund nicht hätte nutzen können.

Der Hund hat in dieser Zusammenarbeit auch einzigartige Fähigkeiten in der Kommunikation mit dem Menschen entwickelt. Kein Tier versteht den Menschen besser als der Hund!

Kein Tier musste auch so viel aufgeben, um es dem Menschen recht zu machen. Das nicht nur in der Vergangenheit.

Heute brüsten sich die Menschen in Mitteleuropa ob ihres Tierschutzes. Doch gerade bei unserem angeblich besten Freund spielt der Tierschutz weniger denn je eine Rolle, allenfalls oberflächlich. Man zeigt gerne mit dem Finger nach Rumänien oder China, aber in den Spiegel schaut man nicht.

So treibt weiterhin Engzucht unkontrolliert ihr Unwesen. Erbkrankheiten sind nur eine der schlimmen Folgen. Hunde dürfen sich fast nie den Sexualpartner auswählen. Nicht selten wird gar künstlich befruchtet, selbst wenn der Rüde in der Nähe steht. Übertypisierte, extremgezüchtete Exemplare werden weiterhin auf den offiziellen VDH/FCI-Ausstellungen zu Champions gekürt.



Hunde haben es zudem in manchen Gegenden nicht besser als Hühner in Käfighaltung. Oft sind es gerade solche Politiker, die sich - mit recht - Sorgen um freilaufende Hühner machen, die dann aber in brutaler und tierquälerischer Weise unseren Hunden jegliche natürliche Verhaltensweise vorenthalten. In Städten wie Hamburg gibt es heute kaum mehr Luft zum Atmen für unsere Hunde.

Der Hund ist bestenfalls noch willkommen als Wirtschaftsfaktor von 5 Mrd. Euro p.a. allein in Deutschland. Ansonsten will man sich dieses Lebewesens am liebsten entledigen.

Es ist eine der schlechten Eigenschaften des Menschen, sich der Natur nach Belieben bedienen zu wollen. Der Hund, der den Menschen Jahrtausende treu begleitete, der einen nicht unwesentlichen Beitrag zu seiner Entwicklung leistete, ein Tier, das Teil unserer Geschichte und Kultur ist, soll in den Augen nicht weniger Politker heute am besten entsorgt werden.

Der Hund hat besseres verdient.
Mit einem besten Freund geht man gut um, für einen besten Freund tut man fast alles. Man legt wert darauf, dass es einem besten Freund gut geht.

Eine Menschheit, die keinen Platz mehr für unsere Hunde hat, ist eine Menschheit für die die Natur in absehbarer Zeit auch keinen Platz mehr haben wird.

Hunde verstehen uns am besten

Im November 2002 veröffentlichten Forscher des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Harvard University einen Artikel zum Thema "Hund" in der Zeitschrift "Science". Ein Hund in einer so angesehenen international beachteten Zeitschrift, das musste schon etwas besonderes sein.
Und tatsächlich, die Forscher konnten eine auf den ersten Blick sehr einfache aber doch sehr bedeutsame Fähigkeit des Hundes nachweisen. Hunde können in einzigartiger Weise mit dem Menschen kommunizieren, besser als jedes andere Tier und das bereits angeboren.

Selbstverständlich können Hunde sprachliche Signale des Menschen bestens verstehen. Aber sprachliche Signale werden auch von vielen anderen Tieren verstanden, Affen, Pferden, Katzen, Papageien um einige zu nennen. Hunde können über 200 Begriffe unterscheiden, was sie auch in den Fähigkeiten zur sprachlichen Kommunikation mit dem Menschen hervorhebt. Aber Hunde verstehen den Menschen auch ohne Sprache.

Die Leipziger Forscher legten ein Leckerli unter eine von zwei Dosen. Der Hund weiss natürlich nicht unter welcher der Dosen seine Belohnung liegt. Ein Mensch zeigt nun mit der ausgestreckten Hand auf eine der beiden Dosen. Er sagt kein Wort und kann sogar in eine andere Richtung blicken. Das Ergebnis; die Hunde erkennen mit großer Zuverlässigkeit auf Anhieb das Signal der Hand und gehen auf die richtige Dose zu.

Die Forscher gingen sogar noch einen Schritt weiter. Sie führten das gleiche Experiment mit Hunde-Welpen durch, die bis dato kaum Kontakt zu Menschen hatten. Und trotzdem, selbst die kleinen Hund verstanden das menschliche Signal auf Anhieb.

Damit war der Nachweis erbracht, dass Hunden dieses hohe Niveau der Kommunikation bereits angeboren ist. Hunde haben im Laufe der Domestikation die Kommunikation mit dem Menschen genetisch verankert. Wie Wölfe untereinander mit einem vielfältigen Mimenspiel kommunizieren so machen es Hunde mit ihrem vermeintlichen Artgenossen Mensch.

Dasselbe Experiment mit dem unter einer Dose versteckten Leckerli wurde auch mit Schimpansen und anderen Primaten durchgeführt. Unsere genetisch nächsten Verwandten verstanden uns aber nicht. Nur ganz eifrige Kandidaten schafften es nach etlichen Versuchen, individuell die Bedeutung der ausgestreckten Hand zu interpretieren.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts hatte damit den Nachweis erbracht, dass Hund ein ganz besonderes hervorgehobenes Verhältnis zu uns Menschen haben.

Abb.: In diesem Experiment erhalten Hundewelpen durch Zeigen auf zwei identisch aussehende Gefässe einen Hinweis auf das Versteck des Futters .
Foto: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Veröffentlichung durch Chris Jung mit freundlicher Genehmigung des Max-Planck-Instituts

Montag, 7. Januar 2008

Biohund

Bereits im Jahr 2000 schlug der renommierte Kynologe und Genetiker Hellmuth Wachtel die Orientierung auf einen Biohund oder Bio-Rassehund vor.
Lange Zeit galt es in der Hundezucht als akzeptiert, Inzucht bzw. Engzucht (Inzest-/Linienzucht) zu betreiben. Tatsächlich kann man so relativ schnell, einheitliche Hunde für den Markt produzieren. Über mehrere Generationen hinweg führt Engzucht aber zum Verlust an genetischer Vielfalt und damit an Widerstandskraft, Vitalität, Gesundheit. Erbkrankheiten sind durch Engzucht zu einer Geisel des modernen Rassehundes geworden. Fast alle Rassen sind betroffen, bspw.:

- Herzklappendefekte beim King Charles Spaniel
- Leberschäden beim Bedlington Terrier
- Nierenversagen beim Bullterrier
- HD beim Schäferhund
- Häufung von Kaiserschnitten beim Scotch Terrier; selbst bei zahlreichen, auch auf den ersten Blick naturnah erscheinenden Rassen, werden Probleme mit natürlichen Decken, Werfen, Aufzucht berichtet.

Wachtel fragt in seinem Buch "Hundezucht 2000":
"Während "Bio" in unserem Leben eine immer größere Rolle spielt, gibt es leider noch keinen Klub weit und breit, der sich der Zucht von "Bio-Rassehunden", also natürlich, d.h. mittels Auszucht und Vitalselektion erzüchteten, zur Aufgabe gemacht hätte!"

Engzucht ist Qualzucht und Tierquälerei

Es ist nicht erst seit heute Stand der Wissenschaft, dass Inzucht zu erheblichen gesundheitlichen Schäden, wenn auch erst nach Generationen, in einer Population führt. Bei den über 140 Erhaltungsprogrammen der Zoos für gefährdete Wildarten (EEP) ist deshalb Vermeidung von Inzucht erste Prämisse. Ingezüchtete Tiere werden im Nutztier-Bereich nicht zur Produktion verwendet. Lediglich die Rassehundezucht ignoriert jegliche Erkenntnis der Genetik, ja auch die in die hunderttausende gehenden leidvollen Schicksale der Hunde und ihrer Halter.


Das Genom des Hundes ist heute vollständig bekannt und mit etwas Aufwand ließen sich sogar Zuchtprogramme entwickeln, die innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit Erbkrankheiten weitgehend zurückdrängen und vitale gesunde Rassehunde ergeben würden. Es ist zu befürchten, dass ein ingezüchteter und ein übertypisierter Hund im Markt für die Hundeproduzenten als auch für Pharmaindustrie und Veterinäre höhere Gewinne abwirft. Daher weitgehendes Schweigen von dieser Seite. Bisher hatte die Gesundheit des Hundes noch keine Lobby. Mit Petwatch soll sich dies nun ändern.

"Inzucht ist daher als Tierquälerei zu betrachten, denn hierbei wird das Hervorbringen schwerkranker Tiere bewußt oder fahrlässig in Kauf genommen... " nennt Wachtel das Kind beim Namen.

Dieser Tierquälerei muss dringend ein Ende bereitet werden. Es bleibt zu befürchten, dass der VDH und die Zuchtverbände hierzu, analog der Lage in Österreich, nicht Willens und/oder in der Lage sind. Es ist Zeit, dass verantwortungsbewußte Hundehalter ihre Stimme für die Gesundheit unserer Hunde erheben!
 
Petwatch Blog