Montag, 21. September 2009

Hundefutter das krank macht

In jedem Supermarkt, bei allen Discountern oder Drogeriemärkten, hat Hundefutter heute seinen festen Platz in den Regalen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man damit gutes Geld machen kann, selbst gemessen an den Ansprüchen von Konzernen wie Aldi, Lidl oder Rewe. Auch bei den Herstellern, der Nahrungsmitteldindustrie, hat sich längst herumgesprochen, dass die Nahrung auch für Hunde ein sehr profitables Geschäft ist. Nestlé und Mars, weltweit führend bei der Herstellung von Fertigfutter für Menschen, sind mit Pedigree, Royal Canin, Purina &Co, auch die führenden Hersteller von Fastfood für Hunde. Der Erfinder des Schokoriegels Mars ließ es sich allein 1,5 Milliarden US-Dollar kosten, die Marke Royal Canin zu kaufen, die größte Konzerninvestition bis dato. Alleine mit Futter und Zubehör setzt die Branche weltweit mehr als 50 Milliarden Euro um.

Der Hund spült 1,2 Milliarden Euro im Jahr alleine in Deutschland für Fastfood ein, so die göttingener Wirtschaftswissenschaftler Ohr und Zeddies (2006). Weitere 600 Millionen werden aber noch am Fertigfutter vorbei für Hundenahrung ausgegeben, oft relativ naturnahes Futter. Um diesen Topf streiten sich die Fastfood-Hersteller und Discounter erbittert. Um diese noch unerschlossenen Marktanteile zu kontrollieren, wird auch immer wieder das Gerücht gestreut, natürliche Nahrung sei ungesund für unsere Hunde. Den Multis verbundene Tierärzte und Hundeprofis gibt es für solche "fachkundigen" Statements freilich genug, sponsorn doch Mars &Co praktisch jede Veranstaltung der Szene, fast alle Hunde-Magazine und TV-Sendungen wie auch etliche Lehrstühle der Veterinäre.

Mitte September erscheint nun ein Artikel im Spiegel mit dem Titel "Hungeranregendes Haustierfutter - Fett dank Zusatzstoffen". Der Spiegel führt aus: "Dass von denen (den Heimtieren) aber so manches eine ganz und gar artfremde Fressgier entwickelt, liegt womöglich daran, dass viele Tierfutter es locker mit so mancher Menschennahrung aufnehmen können, was die Zusatzstoffe angeht. So will die Tierfutterindustrie neue Zusatzstoffe gefunden haben, mit denen sich der Appetit von Hunden und Katzen künstlich steigern lässt, berichtet der SPIEGEL. Die Enzyme der dänischen Firma Novozymes etwa verdoppeln offenbar den Hunger von Testhunden und Testkatzen auf das ihnen angebotene Fressen. Zum Einsatz kommen Enzyme mit sperrigen Namen wie Protamex oder Novo Pro D."

Und die Realität ist wirklich haarsträubend. Kristina Peter weist darauf hin, dass zahlreiche, auch bedenkliche Inhaltsstoffe laut EU-Verordnung erst gar nicht ausgewiesen werden dürften. Dies wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium damit begründet, dass soviele Zusatzstoffe im Futter sein könnten, dass eine Kennzeichnungspflicht nicht praktikabel sei. Auch Professor Winfried Drochner vom Institut für Tierernährung der Uni Stuttgart-Hohenheim kritisiert die zahlreichen Zusatzstoffe in Futtermitteln. So werde etwa der Geschmacksverstärker Glutamat gezielt eingesetzt, um die Akzeptanz der Hunde zu erhöhen. Damit legen Hunde ganz im Sinne der Hersteller Präferenzen an. Veterinärkritiker Klaus Dieter Kammerer schlussfolgert in "Schwarzbuch Hundefutter": "So schaffen sich die Tierfutterhersteller ganz innovativ selbst den Markt für ihre neuen Produkte und liefern der von ihnen umworbenen Tierärzteschaft auch gleich die Patienten mit."

Die Hersteller bieten zwar regelmäßig ausführliche Tabellen über die im Grunde chemische Zusammensetzung ihrer Produkte, was aber nur ansatzweise etwas zur tatsächlichen Qualität aussagt. Die eigentliche Herkunft der Lebensmittel, deren konkrete Ausgangsprodukte und Herstellungsverfahren sind ebenso regelmäßig intransparent gehalten und werden hinter glatten Marketingfloskeln versteckt. Der meist viel zu hohe Weizenanteil ist den Entsorgungsbedürfnissen der Humansparte geschuldet. Positive Ausnahmen meist kleinerer Hersteller bestätigen die Regel.

Wollten wir uns selbst ein Leben lang nur mit Fastfood ernähren?


Es ist auch die Frage, warum wir bei der Ernährung unseres Hundes auf die Konzerne vertrauen sollen, die uns schon beim Menschen denaturierte, mit Zucker, billigen Fetten und Glutamat vollgepumpte und möglichst auch per Gentechnik oder Imitate "veredelte" industrielle Produkte als gesund verkaufen will. Auch wenn es genug Wissenschaftler gibt, die uns weis machen wollen, Fleisch, Knochen, Innereien seien ungesund für den Hund, so sollte sich doch jeder die Frage stellen, ob er sich selber und seine Kinder ausschließlich und ein Leben lang mit Fastfood aus dem Hause Nestlé, Mars und Co ernähren würde.

Mehr zu diesem Thema in:
 
Petwatch Blog