Donnerstag, 29. März 2012

Verleumdete Kritiker: Von Drohung bis Rufmord

Verleumdete Journalisten: Von Drohung bis Rufmord - so titelt ein hochinteressanter Beitrag des Norddeutschen Rundfunks, den ich mir im hiesigen Titel erlaubt habe, zu erweitern. Die Spendenindustrie, namentlich auch diejenige im Namen des Tierschutzes, Pharmaindustrie und Finanzbranche sind milliardenschwere Geschäftsfelder, die in weiten Bereichen keine kritischen Blicke hinter die Kulissen dulden.

"Spenden, Pharma, Finanzen - alles milliardenschwere Branchen. Wenn Journalisten dort recherchieren, geraten erst die Firmen unter Druck, dann die Journalisten selbst." Fasst der NDR-Beitrag zusammen.

Agenten der Qualzucht hinter der Maske des Tierschutzes

Ähnliches erleben wir im Hunde-Markt, wo manche Züchter und Hundehändler offen, in der Regel aber anonym und/oder über gedungene Mittelsmänner hinter der Maske des "Tierschützers" kritische Stimmen mundtot machen wollen. Die Methoden sind im Kern dieselben wie im NDR Beitrag gezeichnet. Dabei ist die Szene zuweilen so dummdreist, dass missliebige Stimmen ganz offizell im Auftrag von Größen derselben, insbesonders aus der Plattnasen-Zuchtszene angegangen werden. Hier ein Beispiel wo unter der Maske des "Tierrechtlers" offiziell die Interessen einer Mops-Massen-Züchterin mit allein 25 öffentlich ausgewiesenen Zuchthunden vertreten werden (s.gelb markierte Stellen). Deren Mops ohne Schnauze und mit kreisrundem Kopf war im Mai 2011 zum FCI Jahrhundertsieger gekürt worden. Fachleute nehmen genau diesen Mops als ein Beispiel für die heutigen Qualzuchtescapaden, wie zuletzt auf dem Leipziger Tierärztekongress geschehen.

Eine Hundezucht, die mit solchen Mitteln vorgeht, hat kein Vertrauen verdient. Eine solche Szene wird niemals freiwillig das Wohl der Hunde in den Mittelpunkt rücken. Dieser Teil der Zucht hat sich durch seine langjährigen Zuchtergebnisse bereits selbst disqualifiziert. Er disqualifiziert sich ein weiteres Mal durch die Methoden seines Umgangs mit unliebsamen Meinungen.

Qualzucht kann sich selbst nicht mit offenen, ehrlichen Argumenten rechtfertigen - wie dann auch?


Ein Zwischenruf von Christoph Jung

Samstag, 24. März 2012

Kampf um eine Zukunft für den Lundehund

Der Lundehund, auf den ersten Blick kein sonderlich auffälliger Vertreter seiner Art, hat eine ganz besondere Stellung unter den Hunden. Wir haben hier bereits aufgezeichnet, welche besonderen Leistungen er zeigen kann. Er ist extrem gelenkig, fast wie eine Katze, er kann seine Ohren aktiv schließen und hat sechs Zehen. Der Lundehund ist zudem ein prägnantes Beispiel, welche Veränderungen die speziellen Anforderungen an den Arbeitseinsatz für die Menschen, welche Veränderungen die Evolution hervorbringen kann. Hätte der große Naturforscher Charles Darwin den Lundehund gekannt, er hätte sicher einen Platz ihm in seinen wegweisenden Werken gewidmet. Aber der Lundehund ist ganz nebenbei auch ein hervorragender Familienhund und Begleiter in unseren Tagen.

Wir mussten in einem zweiten Artikel leider ebenfalls davon berichten, dass in der Population dieser Hunderasse eine Krankheit verbreitet ist, die populär als "Lundehund Syndrom" (LS) bezeichnet wird. Es handelt sich um eine schwerwiegende Störung des Verdauungssystems, die in aller Regel über kurz oder lang zum Tode führt. Manche vergleichen LS mit dem Morbus Crohn beim Menschen. Die "Rheinische Post" brachte gerade einen Bericht zu LS (Das sinnlose Leiden der Lundehunde). Die Wissenschaft geht von der Erblichkeit von LS aus. Führende Spezialisten auf diesem Gebiet wie Prof. Dr. Ingo Nolte von der TiHo Hannover fordern deshalb die Zuchtszene seit Jahren auf, auf Anlageträger in der Zucht zu verzichten und die Krankheit systematisch zu bekämpfen.

Wie kann man einem Freund sowas antun?

Doch leider scheinen diese Stimmen in der Züchterschaft ohne ernsthafte Konsequenzen zu verhallen. Statt sich mit wirklich allen erdenklichen Mitteln um die Ausmerzung dieser heimtückischen (und teuren) Krankheit zu kümmern, leugnet ein Teil der Zucht sogar diese Krankheit oder verniedlicht sie; kritische Stimmen werden zuweilen gar unter der Gürtellinie gekontert. Tenor: Halb so wild. Solche Leute bezeichnen sich trotzdem als Freunde des Lundehundes. Wie kann man einem Freund aber eine solche Krankheit antun? Und man fragt sich als Hundefreund:

Kann man einer solchen Zucht-Szene sein Vertrauen schenken?

Nicole Kamphausen hat nun einen "Offenen Brief" an den Präsidenten des Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH) geschickt, den wir hier in Auszügen wiedergeben:

Offener Brief an den VDH

"Sehr geehrter Herr Professor Friedrich,

es ist offensichtlich, dass die züchterische Lage des Lundehundes unter dem Dach des VDH tierschutzrelevant ist und von daher fällt es mir umso schwerer, meine Enttäuschung in Worte zu fassen. Mein erster Brief enthielt folgenden Absatz: „In unserem Telefongespräch haben Sie mir vermittelt, dass auch Sie der Meinung sind, dass es so mit der Zucht nicht weitergehen darf und bei mir Hoffnung geweckt.“ Angesichts des Leides vieler Hunde, das durch Fehlleistungen der Zucht entsteht, haben Sie mir im März 2011 zugesagt, dass es bis Ende 2011 eine Wende in der Lundehundzucht geben wird. Dieses Versprechen haben Sie nicht eingehalten. ...

Herr Professor Friedrich: Warum halten Sie mich hin? Warum schauen Sie dieser Qualzucht so lange zu?

Letzte Woche erhielt ich einen Anruf meiner Lundehundfreunde. Ihr Lundehund ist in den Armen seines Frauchens eingeschlafen. Dieser Hund wurde noch nicht einmal sieben Jahre alt und war bereits seit längerer Zeit erkrankt. Auch seine Geschwister sind an der heimtückischen Lundehund-Krankheit gestorben.

Aus Amerika erhielt ich die schreckliche Nachricht, dass zwei junge Hunde verstorben sind wieder an diesem für den Lundehund typischen Krankheitsbild, das dem Morbus Crohn beim Menschen ähnelt. Kein Medikament hat bei ihnen angeschlagen. Die Hündin wurde noch nicht einmal zwei Jahre alt. Der Vater dieser Hündin wurde in Deutschland geboren. Der Rüde verstarb im Alter von drei Jahren, obwohl seine Besitzerin eine Tierärztin ist. Beide Hunde stammen aus Verpaarungen wo auf 4 Generationen der Inzuchtfaktor 0% beträgt. Auch die Elterntiere dieser Verpaarungen haben einen Inzuchtfaktor von 0%. Diese Hunde, wie auch mein Vitani, sind aus einer Verbindung mit einem Inzuchtkoeffizienten von 0%.

Das Zuchtprogramm, das der Deutsche Club für nordische Hunde im VDH (DCNH) vorgelegt hat, ist aus folgendem Grund indiskutabel und inakzeptabel.

Ich denke, Sie gehen mit mir konform, dass Professor Dr. Ingo Nolte führend auf dem Gebiet der Gastroenterophatie ist. Professor Nolte ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates und hat zusammen mit Professor Dr. Steiner die wissenschaftliche Betreuung der Dissertation von Frau Berghoff übernommen.

Sie gehen auch mit mir konform, dass Professor Nolte auf dem Gebiet des Lundehundsyndrom führend in Deutschland ist.

Zitat Anfang: „Konsequenterweise sind auch klinisch nicht erkrankte Hunde mit abweichenden Laborwerten von der Zucht auszuschließen, mindestens bei betroffenen Lundehunden jedoch eine weitergehende Untersuchung anzuordnen. Nur so können auch subklinisch erkrankte Hunde und solche in der Frühphase der Erkrankung erkannt und von der Zucht ausgeschlossen werden ... .
... Zur Eindämmung der Gastroenteropathie beim Lundehund ist eine strenge Zuchthygiene, d. h. ein Zuchtausschluss betroffener Tiere unumgänglich
“ Zitat Ende.

Auch macht es keinen Sinn, ein Forschungsprojekt „Lundehundsyndrom“ an der TiHo Hannover zu betreiben, wenn es nach Aussage von Dr. Renate Winkler, keinen Sinn macht, erkrankte Tiere aus der Zucht zu nehmen, weil das Lundehundsyndrom polygenen Genese vererbt wird. Professor Dr. Distl stellt 2008 in Dortmund seine Arbeit über die HD Vererbung beim Schäferhund vor. Auch HD ist polygene Genese vererbbar. Hier werden erkrankte Hunde aus der Zucht genommen.

Am 13.03.2012 habe ich die letzten Blutwerte meines Vitanis erhalten und weiß, dass die Zeit mit ihm nur noch sehr kurz sein wird. Er ist immerhin schon 10,5 Jahre alt. Sein Sohn starb bereits mit 2 Jahren und seine Tochter mit 4 Jahren am Lundehundsyndrom, ebenso sein Vater mit 5 Jahren und seine Mutter mit 9 Jahren.

Der DCNH macht es sich einfach, indem er dem VDH die Verantwortung überträgt. Stimmen Sie diesem Zuchtprogramm, was einem Tierversuch ohne Labor gleichzusetzen ist zu, überträgt man Ihnen beim Fehlschlagen die Schuld. Es ist auch kein Zuchtprogramm, weil dieses bereits schon in dieser Form seit Beginn der Lundehundzucht praktiziert wird. Es ändert sich überhaupt nichts.

Stimmen Sie dem nicht zu, wird man dem VDH die Schuld zuweisen, dass man keine gesunden Lundehunde züchten kann, weil der VDH das Zuchtprogramm abgelehnt hat. Norwegen wird dann wieder die Empfehlung geben, keine Lundehunde nach Deutschland zu exportieren. Ich hatte vom DCNH auch kein anderes Zuchtprogramm erwartet! Sie haben mir einmal gesagt, dass es um Politik geht. Auch hier steht jetzt wieder die Politik und nicht die Gesundheit der Hunde im Vordergrund.

Das vom DCNH eingereichte Zuchtprogramm beinhaltet, dass Lundehunde die an Katarakt erkrankt sind, in der Zucht eingesetzt werden. ...

Sehen Sie in dem veröffentlichten Bericht des DCNHs auch nur ansatzweise, dass zu dem Forschungsprojekt von Professor Dr. Distl aufgerufen wird. Warum gibt es nicht eine Verpflichtung für Zuchthunde bzw. für Mitglieder mit Lundehunden?

Es ist für einen VDH konformen Zuchtverein untragbar, dass der damalige Fachbereichsleiter Zucht, mir als Lundehundbesitzerin und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands im DCNH (vielleicht ist das unter Vorstandsmitgliedern so üblich) dazu geraten hat, die Augenuntersuchung in Utrecht vornehmen zu lassen. Dort würde das negative Ergebnis auf Wunsch nicht eingetragen. Dies führt natürlich dazu, dass das Gesamtergebnis einer Rasse dadurch verfälscht wird, bzw. es keine erkrankten Hunde dieser Rasse gibt.

Meine Tochter sagte nach unserem ersten Telefonat zu mir: „Mama du glaubst doch nicht wirklich dass der VDH in dieser Sache etwas unternimmt. Es läuft doch! Auf Grund deiner Arbeit als Kassiererin im DCNH weißt du, dass der VDH 1,50 EUR pro Welpe erhält. Die machen sich doch nicht die Mühe und beschäftigen sich mit Problemen einer Rasse. Du wirst nur hingehalten!

Geben Ihnen diese Worte nicht zu denken? Herr Professor Friedrich, Sie schulden mir die Antwort auf meine im Frühjahr 2011 gestellte Frage: „Wann wird die von Professor Dr. Ingo Nolte geforderte Zuchthygiene in der Lundehundzucht in Deutschland eingeführt?
Sie gehen bestimmt auch hier mit mir konform, dass allein Ihre (VDH) Prüfung des vom DCNH eingereichten Zuchtprogramms die Kompetenz von Herrn Professor Nolte in Frage stellt.

In dem 15.03.2012 geführten Telefonat sagten Sie mir zu, dass Sie ein Treffen mit Ihnen, Herrn Professor Dr. Distl, Herrn Professor Dr. Nolte, Herrn Guido Schäfer und mir arrangieren wollen. Sie haben mir versprochen einen Termin bis spätestens 29.03.2012 zu nennen.

Wie schon telefonisch besprochen, lehne ich die Anwesenheit des Herrn ... ab.  ... Darüber hinaus stellt er die LS-Problematik überhaupt infrage, was der eigentliche Tierschutz-Skandal ist. Ich denke, bei einer Gesprächsrunde im Interesse des Wohls der Hunde kann es nur darum gehen, wie man möglichst zeitnah zu einem praxiswirksamen Handeln zur Bekämpfung dieser schweren Erkrankung in der Population kommt.Mit Leuten, die die Relevanz des LS leugnen, gibt es für mich keine Gesprächsgrundlage.

Der VDH wirbt mit „kontrollierter“ Zucht als Alleinstellungsmerkmal. Wo bitte ist die Kontrolle, wenn es wie hier beim Lundehunde um jahrelange, bekannte und dokumentierte Zucht mit schweren Erbkrankheiten geht. Das darf man allein aus Tierschutzgründen nicht dulden!

Mit freundlichen Grüßen
Nicole Kamphausen"

Der Offene Brief kann von mir auf Wunsch im vollen Wortlaut per Email zugesandt werden, Christoph Jung.

Fotos: Nicole Kamphausen

Sonntag, 11. März 2012

Hundeproduktion in Deutschland

Am Beispiel des Deutschen Schäferhundes, der seit Generationen beliebtesten Hunderasse der Deutschen. Der Schäferhund des Rittmeister von Stefanitz war einst der weltweit unbestrittene und hoch angesehene König der Arbeitshunde.

Jan Demeyere lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Er zieht sein Ding mit beachtlichem Mut, Engagement und erstaunlicher Beharrlichkeit durch - gegen alle Widerstände. Und diese Widerstände sind mächtig und sozusagen "kampferprobt". Die kommerzielle Hundezuchtszene und namentlich die des Schäferhund Vereins (SV), des weltweit größten Vereins um eine Hunderasse.

SV-Mitglied Jan Demeyere ist Erstunterzeichner des "Dortmunder Appells für eine Wende in der Hundezucht" und hat hier bei Petwatch bereits mehrfach Berichte veröffentlicht. Zuletzt erschien im Magazin "Stern" ein Artikel, der auf seiner investigativen Arbeit beruht. Jetzt hat Jan Demeyere einen Brief an den Dachverband des SV, den Verband für das deutsche Hundewesen (VDH), namentlich an Hauptgeschäftsführer Meyer und an den Präsidenten Prof.Dr. Friedrich geschickt, in dem er nachweist, wie weit entfernt manche Züchter im SV vom heeren Satzungsgrundsatz des VDHs und der FCI sind, der lediglich eine Hundezucht aus Gründen der Liebhaberei zulässt.
Der echte Deutsche Schäferhund des Rittmeisters von Stefanitz hatte selbstverständlich eine kerzengerade, waagerechte Rückenlinie. (Foto von 1915)

Die von Jan dokumentierten Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs der annähernd flächendeckenden Kommerzialisierung der Hundezucht in Deutschland und das freilich nicht nur im VDH. Der Hund ist in Deutschland längst zu einer Ware geworden, die profitorientiert produziert und ganz legal über den nationalen und internationalen Handel wie Waschmaschinen vermarktet werden dürfen. Doch dazu in einem späteren Artikel mehr.

Hier Auszüge aus der Dokumentation von Jan Demeyere zur Hundeproduktion im Schäferhund Verein (die vollständige Dokumentation zur Liebhaberzucht im SV steht hier als PDF zur Verfügung):

"Sehr geehrte Herren,
mein befreundeter Hobbyzüchter hat seinen Wurf seit Monaten sorgfältig geplant. Höchstens 2 Mal im Jahr wird ein Wurf gemacht, es wird selbstverständlich auch mal ein Jahr augesetzt. So ist das eben beim Hobbyzüchter. Wenn die Welpen endlich geworfen sind, hat er ‘ne ganze Menge zu tun, und muss zahllose Male pro Tag nachschauen ob in die Wurfkiste auch alles in bester Ordnung ist. Er kann sich nicht vorstellen gleichzeitig zwei Würfe zu machen, die Welpen aus Liebhaberzucht fordern dem ganzen Züchter UND seiner Familie.

Nicht so beim Massenzüchter!

... Zu Weihnachten 2011 müssten bei den Niedergassels aus Bielefeld (die Zuchtstätten sind unter dem Namen “Holtkämper” beim SV eingetragen) viele Welpen aus den folgenden Verpaarungen liegen, bzw. es wurden Welpen in Kürze erwartet: Die Wurfplanung eines Grosszüchters ...
Es werden also in September: 3, in Oktober: 5, in November: 2 und in Dezember: 2 Würfe = also insgesamt 12 verschiedene Würfe in kürzester Zeit  geplant bzw. eingeleitet! Der Deckakt dafür ist offiziell beim SV registriert, nun kann man auf die Welpen warten!
Bei einem niedrigen Schnitt von 5 Welpen pro Wurf, müssten an die 60 Welpen fallen bzw. im
Zwinger sein!

...

Was bedeutet dies nun alles?

Es bedeutet zum Beispiel, dass hier nicht weniger als 12 Zuchthündinnen in weniger als 3 Monaten in die Zucht verwendet werden!! Hier noch von einer Hobbyzucht zu sprechen ist Irrsinn! ...

Die kurze Aufstellung macht deutlich, dass im SV eine gewerbliche Hundezucht unterstützt, bzw. toleriert wird. Das Zuchtamt bekommt die Deckmeldungen und die Wurfmeldungen. Spätestens hier beim Zuchtamt, müsste der Verein seine Statuten in Erinnerung bringen, und zusehen, dass aus “Liebhaberzucht” nicht eine “gewerbliche” Zucht wird. Bereits im folgenden Monat, Januar 2012, wurden noch einmal 4 weitere Hündinnen gedeckt.

Zusammengefasst: In einem Zeitraum von 4 Monaten hat dieser Züchter somit bereits 16 verschiedene Zuchthündinnen für die “Produktion” verwendet!

Ich bin der Meinung, es obliegt dem VHD zuzusehen auf seine ihm untergeordnete Vereine. Das wird wohl “unstrittig” sein. Hier wird eindeutig eine kommerzielle Zucht im Schosse eines gemeinnützigen Vereins dokumentiert und unter Beweis gestellt, ein Verein der in seine Statuten festgehalten hat, dass: “Handel und Gewerbe im Verein NICHT toleriert werden, bzw. “gewerbliche Hundezüchter”
keine Aufnahme im Verein finden können!” Auch der VDH hat in seine Ordnungen festgehalten, dass kommerzieller Hundehandel NICHT erlaubt ist, siehe bitte VDH-Satzung (VDH-SA), sie ist in dieser Hinsicht unmissverständlich.

Für den Fall, dass Sie womöglich der Meinung sein sollten, dass der Züchter vielleicht erst spät im Jahr in die Gänge gekommen wäre, seien an dieser Stelle die bereits vorher in 2011 festgehaltene Verpaarungen dieser Zuchtstätte einmal aufgelistet. Sie werden sehen, wie der Begriff  “Hobbyzucht” hier ad absurdum geführt wird. ...

Wenn Sie jetzt nachzählen wollen, es gab bereits nicht weniger als 22 (!!) Verpaarungen, vor dem vorhin oben geschilderten und zusammengefassten “Weihnachtsgeschäft”!


Zusammenfassung
Insgesamt reden wir also über 12 (oben beschriebenes Weihnachtsgeschäft) + 22 (vorhin im Laufe des Jahres 2011 geleistete Deckakte) = 34 Verpaarungen (= geplante Würfe) in einem einzigen Jahr!

Hobbyzucht?!
Vonwegen!! ...


In Wirklichkeit geht es also hier aber eindeutig um ein einziges gemeinsames kommerzielle Streben (= Unternehmen!), und zwar Hunde im grossen Rahmen im Schosse des SV kommerziell zu züchten und zu verkaufen, und dafür die Vorrichtungen des gemeinnützigem Vereins (SV, innerhalb vom VDH!) als Marketingplatform für “gewerbliche Hundezucht” zu verwenden. Und gerade DAS will der SV, bzw. will auch der Dachverband VDH laut Satzung koste es, was es wolle doch vermeiden?!

FAZIT
Es wird dem VDH sicherlich auch schwerfallen, so viele Würfe wie sie hier von einem einzigen Schäferhund-Züchter in einem Jahr “produziert” wurden, noch als reiner “Hobbyzucht” zu definieren, wenn er nicht gleichzeitig seine Statuten als völlig unglaubwürdig darstellt bzw. diese Satzungen total ignoriert. ...

Weiteres Beispiel

Wie viele Welpen werden in 2011 verkauft/geboren im Zwinger “Salztal”?
Die Verpaarungen werden hier auf einem Blick gelistet: Man nennt die Zwinger: “vom Salztalblick”, “von der Salztal-Höhe” und “vom Haus Salztalblick”, ab und wann steht auch mal eine dazugekaufte Hündin im Zwinger. Dahinter steckt aber nur eine einzige Züchter-Familie (Familie Müller aus Bad-Soden, Salmünster), ein einziges “Unternehmen”! Wie bei den Niedergassels.

Was hält der VDH von einer Wurfplanung für das Jahr 2011 die aussieht wie folgt: Zu Weihnachten 2010 liegen bereits Welpen aus den ersten drei genannten Verpaarungen in den Wurfkisten, und es werden unaufhörlich weitere Hündinnen gedeckt,  für Verkauf im Jahre 2011: Wir entnehmen die Informationen den offiziellen SV-Decknachrichten wie folgt: ...

In 2011 wurden somit 56 Deckakte in der Wurfplanung dieses Züchters (Salztal) in 2011 vorgenommen. Auch wenn die Welpen aus den letzten Deckakten naturgemäss erst im Folgejahr geboren oder verkauft werden, ist die Absicht klar. Hier wird kontinuierlich gezüchtet was das Zeugs halt.

Wenn ein geringer Durchschnitt von 5 Welpen pro Wurf gerechnet wird, fallen hier im Zeitraum eines Kalenderjahres in etwa 56 x 5 = 280 Welpen!

Der ECHTE Hobbyzüchter hätte mit 15 Welpen pro Jahr bereits seine Vollbeschäftigung!
Bereinigen wir diese obige Aufstellung von alle mehrfach belegten Hündinnen, so zählen wir für die Zuchtstätte aus Bad-Soden nicht weniger als 33 verschiedene Zuchthündinnen!!

Kann man das allen Ernstes noch als “Hobbyzucht” oder “Liebhaberzucht” im VDH definieren?

FAZIT
Wann spricht der SV, und wann spricht der VDH erst von einer “kommerziellen Hunde-Zucht”, wenn nicht bei 56 belegte Hündinnen bzw. 56 geplante Würfe in einem einzigen Kalenderjahr in einer einzigen Zuchtstätte!?

Was kann der VDH mit diesen Informationen nun anfangen?
Drückt der VDH genauso ein Auge zu, wie das beim SV getan wird?
Oder respektiert der VDH seine Ordnungen und Satzungen sowie seine ethische Aufgabe in Sachen “Liebhaberzucht”?

Das Zuchtgeschehen ist beim SV völlig entgleist, die Auswuchse sind gravierend, und es obliegt dem Dachverband, dem VDH, hier sofort korrigierend einzugreifen.

Tut er das NICHT, so entzieht er sich den ihm gestellten Aufgaben.
Man darf es gerne vertiefen. Wir stehen jederzeit für weitere Auskünfte zur Verfügung."

Freitag, 2. März 2012

Initiative Gesunde Bulldoggen

Ein Interview mit Claudia Fuhrmann, Mitbegründerin der Initiative "Gesunde Bulldoggen"

Christoph Jung: Vor 2 Jahren hast du mit anderen "Gesunde Bulldoggen" ins Leben gerufen. Was war der konkrete Anlass hierfür?

Claudia Fuhrmann: Hierfür gab es mehrere Gründe. Wir wollten eine Aufklärungsseite für Welpeninteressenten gestalten, um über Besonderheiten und Krankheiten der Rassen zu informieren. Besitzer sollten die Möglichkeit bekommen, Erfahrungsberichte zu verfassen. Generell haben wir Anfragen von Menschen, die Rat suchen, sei es vor dem Hundekauf oder auch bzgl. der typischen Erbkrankheiten der französischen Bulldoggen.
Französische Bulldogge und Cavalier - 2 Hunderassen, die den Menschen lieben, aber leider vom Menschen missbraucht werden.
Viele Welpenkäufer stürzen sich recht blauäugig in das Abenteuer Bully und sind dann finanziell und emotional schnell überfordert, wenn der geliebte Schatz sich nicht als ganz gesund herausstellt und umfangreiche medizinische Eingriffe notwendig werden, um den Hund ein normales Leben zu ermöglichen. Hier möchten wir einfach ein offenes Ohr schenken und unsere Erfahrungen weitergeben.
Spocky: Ein charakter- und temperamentvoller Bully-Rüde, der gerne frei Atmen würde. Wo ist hier die Schnauze - zum Atmen ... sowie DAS Organ zur Thermoregulation?

Christoph Jung:
Wurden seither Fortschritte erzielt?

Claudia Fuhrmann: Ich sehe Fortschritte, dass es mittlerweile viel mehr Informationen über die Rasse gibt. Jedem Welpenkäufer sollte mittlerweile bewusst sein, dass die „Geiz-ist-geil“ Mentalität sich mit der gesunden Bulldogge nicht vereinbaren lässt, man einen wohlgezogenen Bulldog weder im Discounter, noch über das Internet kaufen kann. Es ist immer noch eine sehr übertypisierte Rasse, die immense Forderungen an Züchter und Halter stellt.
Spocky kann nach umfangreicher Sanierung der Atemwege endlich wieder durchatmen und Hund sein.
Als Fortschritt in der Zucht sehe ich, dass sehr viele Bullys mittlerweile mit der Atmung vordergründig kein Problem mehr haben. Nimmt man aber sämtliche Erkrankungen hinzu und belastet die Bullys zu jeder Jahres- und Tagzeit wie normale, kleine Hunde, erkennt man aber auch hier, dass noch viel zu tun ist.
Sportliche Bulldoggen halten auch gut mit großen Hunden mit.
Zu der Zeit, als ich einen Bully suchte, gab es diese Informationen noch sehr wenig. Die Züchter-Homepages waren sehr überschaulich, es wurde noch viel darüber geschrieben, dass der Bully der drollige Schnarcher ist. Sprach man Züchter an, waren immer alle Bullys gesund.

Hier wird mittlerweile weniger schöngeredet, viele Züchter sprechen offensiv die Problematik der gesunden Bulldoggen an. Es wäre schön, wenn jeder Welpenkäufer das Glück eines gesunden, wesensfesten, im Standard stehenden Bulldog genießen dürfte.

Christoph Jung: Was muss sich ändern, damit diese Hunde, die ein so faszinierendes Wesen haben, vom Züchter das Zeug zu uneingeschränkter Lebensfreude mitbringen?

Claudia Fuhrmann: Die Gesundheit der Zuchthunde muss seitens der Züchter, Vereine und Verbände im realistischen Rahmen kontrolliert werden. Man sollte sich z.B. an evaluierte Gutachter, aber zumindest anerkannte Fachtierärzte wenden, welche die Tiere auswerten.
In der Ruhe liegt die Kraft.
Züchter sollten so viel Sachverstand mitbringen, dass sie versuchen, die Bulldoggenrassen wirklich zu verbessern und nicht nur zu erhalten. Die Grenzen bzgl. der Gesundheitsauflagen müssen nicht immer bis zur Grenze ausgeschöpft werden. Hunde, z.B. mit ein bisschen Patella, Atemgeräusch, leichter HD, 4 Keilwirbeln und fehlenden Zähnen z.B. muss man nicht unbedingt als Vererber einsetzen, auch wenn die Formrichter diese Tiere völlig begeistert vor die Pokale setzen. Es muss die Reihenfolge Gesundheit, Wesen, Standard eingehalten werden. Bei gefestigter Gesundheit kann man das Exterieur auch wieder in den Vordergrund stellen. Momentan sind wir davon meilenweit entfernt, es werden in diversen Clubs wahre Gesundheitskatastrophen als uneingeschränkte Zuchthunde geduldet. So nutzen auch die neuen Gesetze des § 11 b nichts, wenn die Züchter diese durch schlappe Zuchtordnungen ignorieren können.
Drei verschiedene Bulldogtypen sind sich einig, wenn es ums Bewachen des Hauses geht

Christoph Jung: Was hälst du von neuen Moden wie "blauen" Bullys?

Claudia Fuhrmann: Wer ein blaues Tier haben möchte, sollte sich einen Papageien oder Koi kaufen. Blaue Bulldoggen halte ich für so überflüssig wie schlappohrige Schäferhunde, oder stummelrutige Windhunde.
Ein wesensfester Bulldog lässt sich nicht beirren.

Der Standard sollte schon eingehalten werden, wenn man sich mit der Rassehundezucht beschäftigt, sonst macht Rassehundezucht für mich keinen Sinn. Das gesundheitliche Risiko der Gendefekte kommt noch dazu. Gewissenhafte Züchter spielen Roulette, wenn überhaupt, nur im Casino.

Christoph Jung: Genau, und man holt darüber hinaus ohne Not zusätzliche Probleme für die Zuchtauswahl in die Population. Jetzt muss man auch noch darauf achten, nicht zwei Träger dieses Gendefektes, der die Farbe erzeugt, miteinander zu verpaaren. Kein Züchter oder Halter, dem das Wohl des Bullys am Herzen liegt, würde so ein Problem freiwillig in eine eh schon so gesundheitlich belastete Hunderasse holen. Auch die Käufer solcher "Farben" sollten sich hinsichtlich ihrer Verantwortung für den Tierschutz an die Nase packen.

Christoph Jung: Was können wir tun, damit die Misere in der Zucht endlich ein Ende hat?

Claudia Fuhrmann:
Einfach mit gesunden Hunden züchten, sich mit der Genetik und der Peripherie der Zuchthunde beschäftigen. Kontrolle der Ahnen und Nachzuchten, soweit es möglich ist.

Die Keilwirbelproblematik lässt sich z.B. schon sehr gut verdünnen, daher haben wir die Zuchtzulassung für Hunde von 6 auf 4 Keilwirbel reduziert, um hier wirklich die gefährliche Baustelle „instabile Wirbelsäule“ zu entschärfen. Lähmungen des Rückens lassen sich nicht so hübsch operieren, wie Brachyzephalie!  

Ein quirliger, lebensfroher Bulldog, der sich nicht bewegen kann, ist Qualzucht!

Ein gesundes Skelett ist ebenfalls eine Grundvoraussetzung für ein sorgenfreies Bullyleben.
Atemwegsverlagerungen sollten genauestens kontrolliert werden, Geräusche, egal welcher Art werden nach wie vor von vielen Züchtern noch verharmlost und verniedlicht. Die Zuchthunde auch nach Erwerb der ZTP immer kritisch im Auge behalten. Die Entwicklung der Hunde ist zu diesem Zeitpunkt längst nicht abgeschlossen! Man sollte sich nicht nur blind auf Ausstellungserfolge verlassen, denn der annähernd perfekt auf Schönheit gezüchtete Hund wird den Käufer nicht erfreuen, wenn er nicht funktioniert!

Und wenn trotz sorgfältigster Gesundheitsuntersuchungen kranke Hunde hervorgehen, muss man diese als Chance sehen, weiter zu forschen, die Ursachen zu finden und dies nicht als fürchterliches Unglück sehen. Neugierig bleiben und, wenn der gesunde Zuchthund sich nicht als Top-Vererber herausstellt, mutig genug sein, dem Schatz einen Sofaplatz zu gönnen und sich anderweitig zu orientieren. Austausch unter Züchtern sollte nicht als üble Nachrede missinterpretiert werden, wenn es um Defizite in der Gesundheit geht. Es ist schade um viele gute Züchter mit Liebe zur Rasse und Sachverstand, die aufgrund dessen bereits aufgegeben haben.

Wir müssen die vielgepriesene Wende in der Hundezucht einfach auch wirklich anpacken. Es wurde viel geredet, die Theorie funktioniert perfekt, nun muss auch endlich mal die Praxis folgen. Ich warte darauf… und hoffe noch…
Christoph Jung: Claudia, vielen Dank für deine Ausführungen und uns gemeinsam ein wenig Glück für "Gesunde Bulldoggen".

"It is unbelievable that we need invasive surgery just to repair the basic needs of the dog. Breathing is the most basic need and this is no way acceptable from any ethical point we have today."

Professor Dr. Gerhard Oechtering,
weltweit führender Spezialist in Sachen Brachyzephalie und Atmung bei den Hunden, im BBC-Beitrag "Pedigree Dogs Exposed: Three Years On" vom 27.02.2012


Fotos: Claudia Fuhrmann
 
Petwatch Blog