Samstag, 13. Juli 2019

Greyhounds rennen um ihr Leben

Greyhounds rennen um ihr Leben - das ist bitterer Ernst. Jedes Jahr werden alleine im EU-Staat Irland tausende gesunde Greyhounds im besten Alter getötet. Der einzige Grund: sie sind zu langsam. Dazu kommen noch unzählige Welpen und Junghunde, ebenfalls gesund abgeschlachtet. Wer in den Rennen keine Chance hat, auf das Treppchen zu kommen, wird kurzerhand gekillt - meist per Schuss aus der Hand eines Abdeckers.

5987 Greyhounds wurden 2017 getötet, einzig da zu langsam

Nicht weniger als 5.987 Greyhounds wurden alleine 2017 auf diese Art geschlachtet. Wie gesagt, einzig weil sie "versäumt hatten, die Qualifikation zu schaffen oder ihre Leistung zurückgegangen war".  So berichtet es die britische Tageszeitung "The Guardian" unter Bezug auf die Reportage "Greyhounds - Running for Their Lives" des TV-Senders RTÉ Investigates von Conor Ryan.
1000-facher Überschuss wird gezüchtet...

Der Bericht deckt zudem auf, dass die Hunde wohl regelmäßig massiv mit EPO (Erythropoietin) gedopt werden. Das geht zuweilen so weit, dass "ihr Blut wie Sirup sei" - so ein Tierarzt. Zudem sei es üblich, dass ein massiver Überschuss gezüchtet wird. Laut der Doku werden 1.000% mehr Welpen gezüchtet, als die Rennindustrie braucht. So haben diese Profithaie auf dem Rücken der Hunde eine riesige Auswahl, um die erfolgversprechendsten Exemplare auszusieben. Die "restlichen" 999, die für diese Industrie genau wie die "alten" Ausgemusterten keinen Wert darstellen, werden schlicht beseitigt.

Bei dem ganzen Abschlachten sprechen wir noch lange nicht von der artgerechten Qualität des Lebens der nicht getöteten Champions, die es für ein paar Jahre auf das Treppchen geschafft haben. Und wir sprechen noch nicht einmal darüber, wie selbst solche Champions im jungen "Alter" euthanasiert werden. Manche der entsorgten Greyhounds trifft es noch schlimmer. Sie werden als Vieh nach China exportiert, berichtet Conor Ryan.
...um die meisten auszusortieren und abzuschlachten

Das irische Landwirtschaftsministerium fördert dieses systematische Tiermassaker auch noch, indem es dem Irish Greyhound Board in diesem Jahr 16,8 Millionen Euro zur Verfügung stellt, so die Doku. Bereits 2009 hatte ich im "Schwarzbuch Hund" auf solche Praktiken hingewiesen wie darauf, dass die EU die irische Greyhound-Industrie mit unseren Steuergeldern auch noch subventioniert - wissenden Auges. Auch in Großbritannien sollen jedes Jahr tausende Greyhounds abgeschlachtet werden, wenn sie keine Erfolge, sprich Profite im Renn- und Wettbusiness versprechen. Die Politiker und Behörden der EU sowie der betroffenen Mitgliedsländer wissen ganz genau und seit Jahren um diese systematischen Verbrechen. Auch bei meiner Teilnahme als Experte an den Beratungen und Anhörungen zur Novellierung des Tierschutzgesetzes in Berlin habe nicht nur ich dieses Thema explizit angesprochen. Doch bei den sonst so "menschlich" auftretenden Politikern gilt hier das Prinzip der drei Affen.
Von der EU geförderte Tierquälerei

Die EU, die ansonsten von einem Regulierungswahn getrieben ist, jeder Gurke ganze Aktenordner an Bürokratenkauderwelsch widmet, sich in jede Ritze des Lebens einmischen will, hat beim Thema Tierschutz meterdicke Scheuklappen vor den Augen. Dem Wohl unserer Hunde widmet die EU kaum ein Zeile. Dabei wäre es ein leichtes, Verordnungen zu erlassen, die Basics des Zuchtgeschehens regeln und Mindeststandards verbindlich machen. Auch zum Thema Qualzucht wäre dies längst angebracht.

Windhunde, Schlittenhunde, Profitgeräte

Diese Brutalität des Menschen im Umgang mit seinem "besten Freund" betrifft längst nicht nur die Windhunde. Auch bei Schlittenhunden sind im Business-Bereich ähnliche Praktiken üblich. Hunde, die jahrelang treue Dienste beim Ziehen der Schlitten verrichtet haben, werden von erfolgsgeilen Musher zum Ende der Saison kurzerhand erschossen, wenn sie für die kommende keinen Erfolg versprechen. Das betrifft nicht die vielen Amateure dieser so wunderbaren Sportarten wie Hundeschlittenfahren, Coursing oder Windhundrennen. Doch im professionellen Leistungssport, wenn es um viel Geld und die Siege bei den großen Rennen wie dem Iditarot in Alaska geht, sieht das anders aus. Auch manche Anbieter von Schlittenhundeausfahrten für Touristen handeln zuweilen nach diesem abscheulichen Muster. Bekannt wurde der Fall des kanadischen Anbieters "Outdoor Adventures Whistler", der - wie berichtet wurde - seine Mitarbeiter zwang, wegen schleppenden Geschäfts 100 Schlittenhunde mit dem Revolver zu entsorgen.

3.000 bis 4.000 Hunde werden in Deutschland bei Tierversuchen getötet - jedes Jahr

Es ist ein einzige Schande für die Spezies Homo sapiens, wie hier mit unseren treuen, nicht-menschlichen Partnern umgegangen wird. Doch bevor wieder ein deutscher Tierschützer arrogant mit dem langen Finger auf andere Länder zeigt: In Deutschland werden jedes Jahr zwischen drei- und viertausend Hunde bei offiziell zugelassenen Tierversuchen getötet - ganz legal. Diese Zahlen werden von der Bundesregierung schamhaft-dreist unter der Rubrik „Tierschutz“ verwaltet (BMFEL 2018). Diese Hunde werden vielleicht unter Aufsicht eines Veterinärs getötet, aber warum - und mit welchem Recht?

Ein Kommentar von Christoph Jung

Zur Geschichte des Greyhounds und der Koevolution von Mensch und Hund ganz allgemein sehr empfehlenswert: Greyhound Nation von Edmund Russell (leider nur in English):


Die Fotos sind Screenschots aus dem TV-Bericht von "Greyhounds - Running for Their Lives" des TV-Senders RTÉ Investigates





 
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