Ob es was gebracht hat?
"Aus Sorge um das Wohl und die Gesundheit unserer Hunde" - was haben wir für Alternativen, wenn wir dieses Motto des Blogs ernst nehmen? Schweigen, Ignorieren, 3-Affen-spielen? Wir müssen das Wort erheben, eben aus Sorge um das Wohl und die Gesundheit unserer Hunde.
Ich kann jedenfalls nicht zuschauen, wie eine in weiten Teilen verantwortungslose Zucht kranke Rassehunde produziert. Hunde, die ich ins Herz geschlossen habe.
Wie meinen Bulldog Willi, den ich Anfang des Jahres verlor. Willi wurde 11 Jahre, für eine Englische Bulldogge bereits ein hohes Alter und immerhin noch 4 Jahre mehr als die heute durchschnittliche Lebenserwartung eines Rassehundes. Ein trauriger Wert. Trotz riesigen Angebotes an hochwertigem (?) Futter und moderner Tiermedizin - die Lebenserwartung eines Rassehundes ist nur halb so hoch wie die seines wilden Vorfahren.
Ja Willi, ein Bulldog mit einem herrlichen, liebeswürdigen Charakter. Er bindet sich eng an seinen Menschen, er liebt es geliebt zu werden. Willi und ich verstanden uns "blind". Ein Blick genügte. Doch gerade auch die Bulldogs sind eines der prominentesten Opfer verantwortungsloser Züchter. Es ist schon was besonderes, wenn er auch noch freiatmend ist! Ja, eine Grundfunktion des Lebens ist für unsere Plattnasen noch nicht einmal selbstverständlich.
Erst gestern erhielt ich einen Brief vom Frauchen der französischen Bulldogge Spocky. Das arme Kerlchen hat mit 3 Jahren schon eine so dicke Krankenakte, die selbst für ein ganzes Menschenleben reichen würde. Erst Prof. Öchtering in Leipzig ermöglichte ihm das normale Atmen - nach 7-stündiger OP.
Und Spocky ist leider keine Ausnahme. Und es triff längst nicht nur die Plattnasen. Schäferhund, Husky, Spaniel - etliche Hunderassen sind im Grunde in weiten Teilen zur Qualzucht verkommen.
Sicher gibt es innerhalb und ausserhalb des VDH ernstzunehmende, engagierte Zuchtvereine, die alles dafür tun, dass gesunde und vitale Hunde bei ihnen gezüchtet werden. Aber es sind derzeit noch lobenswerte Einzelinitiativen und es gibt keinerlei verbindliche Ethik für eine Zucht in diesem Sinne.
Kennel Club leitet Wende ein.
Da ist es schon eine Sensation von unschätzbarem Wert, wenn der britische "The Kennel Club" Besserung schwört. Freilich nicht freiwillig, der Druck der Öffentlichkeit bis hin zur BBC wurde zu groß und auch das Geschäft mit dem (kaputtgezüchteten) Rassehund droht einzubrechen; Designer-Dogs kommen in Mode.
Immerhin - die älteste und grösste Hundeorganisation der Welt erklärt offiziell, wofür man in Deutschland wüste und unflätige Beschimpfungen und Bedrohungen von Züchtern erntet. Nein, ich meine hier nicht Hinterhofzüchter fragwürdiger "Hunde-Weltverbände"; "seriöse" Züchter innerhalb und ausserhalb des VDHs.
Tja, interessant, was Liebhaberei für Blüten treibt.
Es ist wirklich bemerkenswert, wie wenig das Elend der Rassehundezucht in Deutschland Beachtung findet. Weder von amtlicher Seite noch aus den Reihen der zahlreichen Hundefreunde, Hundekenner, Hundeprofis.
Mehrmals die Woche sorgt sich eine prominete Hunde-Schickeria medienwirksam um Straßenhunde auf Mallorca oder anderswo in der Welt. Ob diese Hunde immer glücklich im angeleinten und eingezeunten Deutschland sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber der Import von vermeindlich armen Hunden aus Rumänien, Spanien oder gar Afrika ist zur Mode geworden. Das Elend der Rassehunde mitten unter uns interessiert nicht.
Seit der Erklärung des Kennel Club im Oktober kann keiner dieser Hundefreunde mehr behaupten, man hätte nichts gewusst. Der Kennel Club hat das Elend beim Namen genannt und einen ganzen Katalog von Maßnahmen zur Gesundung der Rassehunde gepackt. Hoffen wir, dass den Worten auch nachhaltig die entsprechenden Taten folgen werden. Hoffen wir, dass dieses Beispiel auch in Deutschland Schule machen wir.
Ich werde mich auch 2009 weiterhin diesem Ziel verschreiben. Unsere Hunde haben es verdient.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern schöne Feierage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2009!