Ein Gastbeitrag von langjährigen Freunden der Deutschen Dogge, dem Betreiber des Blogs namentlich bekannt:
Lilly und Ghost sind taub, Bootsmann hat eine Seh- und Hörschwäche (siehe 3 Screenshots weiter unten). Weil die Besitzer mit den Behinderungen ihrer Hunde überfordert waren, befinden sich alle 3 nun im Doggenschutz, ein Schicksal, das viele weiße Doggen weltweit teilen. Die Züchter (sogenannte Schwarzzüchter) hätten das ahnen können:
Solche Behinderungen treten nach der Kreuzung von Doggen, die beide das Merle-Gen regelmäßig auf. Die Eltern der Geschwister (Grautiger x Gefleckt) hätten nicht verpaart werden sollen…und nicht verpaart werden dürfen.
Und doch wollte der Deutsche Doggen Club 1888 e.V. (DDC) gerade solche Verpaarungen unter dem Deckmantel eines "Forschungs- projekts" nach jahrelangem Verbot wieder vornehmen.
Am 14.05.2011 fand nach 15 Jahren die erste gefleckt x gefleckt Verpaarung im DDC statt. Doch dank der Einsicht des Wissenschaftlichen Beirats des VDH wurde die sogenannte "
Grautigerstudie" noch vor der Geburt der Welpen wieder eingestellt.
Kreuzung zweier Merle-Hunde ist Qualzucht
Schon 1925 (WRIEDT, C. :Letale Faktoren, Z. Tierz. Züchtungsbiol. 3, 223-230) wurde ein Phänomen beschrieben, das nach der Kreuzung zweier Merle-Hunde regelmäßig auftritt: Neben Merle-farbigen und einfarbigen Hunden treten auch überwiegend weiße Nachkommen auf, die sehr häufig taub sind und unter weiteren Behinderungen (Augenanomalien bis zur völligen Blindheit, Fruchtbarkeitsstörungen usw.) leiden können. Schon damals wurde für solche Hunde das Wort "Weißtiger" geprägt.
Clarence C. Little hat in seiner wegweisenden Arbeit zur Genetik der Fellfarben beim Hund den Grund für das Auftreten der Weißtiger aufgedeckt, indem er die Existenz des Merle-Gens postulierte: Besitzt ein Hund ein solches Gen, ist er ein typischer Merle, besitzt er dagegen zwei Merle-Gene, wird er ein Weißtiger: Überwiegend weiß und mit hohem Risiko von Taubheit und anderen Behinderungen. Dieses Risiko ist zwangsläufig immer dann gegeben, wenn zwei Merle-Hunde untereinander gekreuzt werden, und ist dagegen Null (*siehe Anmerkung CJ unten), wenn ein Merle-Hund mit einem nicht Merle-farbigen Hund angepaart wird. Die Forschung zum Merle-Gen hat in den letzten Jahren immense Fortschritte gemacht und inzwischen ist nicht nur Littles Postulat eindeutig bewiesen, sondern das Merle-Gen bis in die molekulargenetische Ebene hinein untersucht und definiert.
Taubheit des Doppelmerles
Die Taubheit bei Doppelmerles wurde von George M. Strain und von Sheila Schmutz ausführlicher untersucht: Es konnte nicht nur das hohe Risiko dieser Hunde für Taubheit statistisch eindeutig nachgewiesen werden, sondern es kristallisierte sich auch ein additives Risiko beim zusätzlichen Vorhandensein anderer Gene, die für eine Weißfärbung des Felles verantwortlich sind, wie das Piebald-Gen (beispielsweise beim
Dogo Argentino oder beim
Weissen Bullterrier, zwei ebenfalls mit Taubheit belasteten Rassen), das Mantel-Gen und bei Doggen auch das Harlekin-Gen (siehe unten): Je mehr solcher Gene mit "Weißmachereffekt" für das Fell zusammentreffen, desto höher ist das Risiko für den Hund, taub zu sein. Dies erklärt die
extrem hohe Wahrscheinlichkeit von Taubheit für eine Doppelmerle-Dogge: Bei den Doggen kommen zusätzlich zu dem Merle-Gen auch alle anderen erwähnten Gene vor, die zur Weißfärbung des Felles führen und damit das Taubheitsrisiko erhöhen.
Nach dem Erkennen dieser Zusammenhänge war es nur logisch, dass die mit der Hundezucht befassten Organe die entsprechenden Konsequenzen zogen: Die FCI empfiehlt seit den 90er Jahren die Kreuzung zweier Merle-Hunde zu unterlassen, und viele Rassehundevereine, bei denen mit diesem Farbschlag gezüchtet wird, waren ihr da schon zuvorgekommen und untersagen ihren Mitgliedern diese risikoreiche Verpaarung. In Deutschland fällt eine solche Kreuzung unter den Qualzuchtparagraphen des Tierschutzgesetzes.
Bei der Deutschen Dogge betraf dieses Verbot den gefleckten Farbschlag, in dem seit 1997 nur noch gefleckt mit schwarz verpaart werden darf, da es sich bei Gefleckten wie erwähnt um modifizierte Merle-Hunde handelt: 1985 wurde die Existenz eines für diese Modifikation verantwortlichen und nur bei der Deutschen Dogge vorkommenden Genes postuliert, das Merle-Hunde zu Gefleckten macht, bei Hunden ohne Merle-Gen jedoch unsichtbar bleibt. Kurze Zeit nach dem Merle-Gen ist auch dieses H(Harlekin)-Gen inzwischen molekulargenetisch nachgewiesen worden und wie auch das Merle-Gen trägt ein Gefleckter nur ein Exemplar dieses Gens. Im Gegensatz zu den Doppelmerles, die zwar sehr oft behindert, aber meist lebensfähig sind, sterben Welpen mit zwei H-Genen im Embryonalstadium ab und werden resorbiert:
Es gibt keine lebenden "Doppel-Harlekine".
Genetisch gesehen wäre aus tierschützerischen Aspekten auch die Anpaarung von Grautigern (Merle-Doggen ohne das Harlekin-Gen) mit Schwarzen ohne Risiko möglich, jedoch gelten Grautiger in der Doggenzucht als Fehlfarbe und können nicht zur Zucht zugelassen werden. Dies ist ein Relikt aus einer Zeit, in der die genetischen Zusammenhänge der Geflecktzucht noch nicht verstanden waren und man wohl hoffte, die Grautiger zugunsten der Gefleckten "ausrotten" zu können. In Anbetracht der Mendelschen Aufspaltung, die der Geflecktzucht zugrunde liegt, ist das verständlicherweise nicht möglich.
Nun könnte man vermuten, die Geschichte ende hier: Züchten mit Merle-Trägern birgt das Risiko der Geburt von weißen zumeist tauben Doppelmerles, doch kann dies zuverlässig verhindert werden, indem man stets nur Merle-Hunde mit Nicht-Merle-Hunden verpaart. Ende gut, alles gut.*
Doch der DDC folgt einer anderen Logik: Seit jeher haben die Züchter dieser Rasse große Schwierigkeiten, das Verbot der Kreuzung zweier Gefleckter zu akzeptieren. Denn das große Ziel der Zucht im Farbschlag Schwarz-Gefleckt sind gefleckte Welpen,
die sich ganz nebenbei auch deutlich teurer verkaufen lassen als alle anderen Farben. Die bei der Gefleckt-Zucht zwangsläufig auftretenden schwarzen Doggen sind in Maßen akzeptabel, Grautiger dagegen Ausschuss.
Nicht wenige Züchter sind von daher nicht zimperlich mit einer archaischen Form der Zuchtselektion, zumal Doggen als Riesenrasse in der Regel sehr große Würfe haben:
Grautiger werden da ohne Ausnahme direkt nach der Geburt getötet, ebenso wie "überzählige" Schwarze. In manchen Ländern wie Frankreich wird dies zumindest in Züchterkreisen offen als Selektionsmethode propagiert und zum Teil auch so veröffentlicht: 15 Welpen geboren, 8 "unter der Mutter belassen" ist da nicht selten zu lesen.
In Deutschland, wo der Tierschutzgedanke allgegenwärtiger ist, als es manchem Züchter lieb ist, bevorzugt man die Diskretion, bei dem die Grautiger unbemerkt verschwinden:
So entstand wohl auch das Ammenmärchen der Grautigerfreien Linien, das von Personen wie Heiko Wagner, Tierarzt und Präsident der KyDD, dem zweiten Doggen-Verein in Deutschland, mit erschreckendem Ernst zum Besten gegeben wird. Manche Zwinger kommen so auf fast 100 Gefleckt-Schwarz Anpaarungen ohne einen einzigen Grautiger. Der Erbgang sagt auf 100 geborene Welpen zwischen 16 und 25 Grautiger voraus.
Aus dieser ethisch fragwürdigen Grundeinstellung zur Zuchtwahl per Euthanasie erklärt sich natürlich eine gewisse Gleichgültigkeit der Züchter gegenüber dem Risiko, behinderte Doppelmerles zu züchten: Welpen, die aufgrund ihrer überwiegend weißen Farbe als potentiell taub vermutet werden, wurden (und werden außerhalb Deutschlands immer noch) ebenso wie unerwünschte Grautiger einfach nicht aufgezogen, sprich nach der Geburt getötet. Doggenwelpen schweben bereits in Lebensgefahr, wenn sie mit der falschen Farbe auf die Welt kommen… es wäre wohl naiv, sich über die Überlebenschancen von potentiell behinderten Welpen Illusionen zu machen.
Es stellt sich zwangsläufig die Frage:
Warum das Risiko der Geburt von Doppelmerles eingehen, wenn man Gefleckte auch ohne Risiko züchten kann, indem man mit Schwarz kreuzt ?
Die Zahl an Grautigern im Wurf nach der Anpaarung zweier Gefleckter ist quasi identisch mit derjenigen nach der erlaubten Kreuzung Gefleckt x Schwarz; an der Farbverteilung kann es also nicht liegen. Die Gründe für die Besessenheit des DDC, die Gefleckt-Kreuzung zurückzuerobern, sind woanders zu suchen:
Zum einen hält sich hartnäckig das Gerücht, dass nur die Anpaarung von Gefleckten untereinander auf Dauer "schöne Gefleckte" (d.h. reinweiße Grundfarbe, tiefschwarze, gleichmäßige Flecken) ergibt, was bei einem Mendelschen Erbgang natürlich eine absurde Annahme ist, doch nichtsdestotrotz mit großer Regelmäßigkeit gerade von alteingesessenen Züchtern immer wieder zum besten gegeben wird.
Bedeutsamer, aber nur ungern offen ausgesprochen, ist wohl der zweite Grund:
Aus der Sicht des Züchters ist ein Doppelmerle ein ideales Zuchttier zur Geflecktzucht, denn die Nachzucht eines Doppelmerles mit einem Schwarzen besteht zu 100% aus Merle-Hunden. Wieviele davon die erwünschten Gefleckten sind, hängt von der Zahl der zusätzlich beteiligten H-Gene ab: Ist der Doppel-Merle oder der Schwarze ein H-Träger, sind die Hälfte der Nachkommen Gefleckte, tragen sie es gar beide, ergibt dies eine Chance auf 66% Gefleckten in der Nachkommenschaft… das ist das Doppelte von dem was ohne Doppelmerle in der Elternschaft erreichbar ist.
Nur zu gerne greifen deutsche Züchter deshalb bereits auf solche Doppelmerle-Zuchthunde aus dem Ausland zurück... stehen sie doch zur Verfügung in Ländern, in denen Gefleckte miteinander gekreuzt werden. Offiziell sind solche zur Zucht zugelassenen Hunde selbstverständlich nicht taub… einen Hörtest müssen sie jedoch nicht ablegen.
Auch dürfen deutsche gefleckte Rüden im Ausland ungestraft gefleckte Hündinnen decken, das Ergebnis einer solchen Verpaarung kann man hier bewundern (2 schwarze, 3 gefleckte und 3 weiße Welpen, von denen laut Aussage der Züchter 2 taub sind).
Doch all das reicht dem DDC nicht aus. Man möchte - genauso wie die sonst so vehement verteufelten "Schwarzzüchter" - auch in Deutschland wieder gefleckte Doggen im VDH verpaaren. Deshalb beauftragte im Jahre 2008 Horst Fischbach, Zuchtleiter des DDC, Frau Dr. Ina Pfeiffer, Privatdozentin an der Universität Kassel, mit einer Studie zur Geflecktzucht, der sogenannten
"Grautigerstudie".
Das Ziel dieser Studie wäre "
die Gewinnung und Verwertung forschungsrelevanter Daten zur Fellfarben-Vererbung Grautiger bei der Deutschen Dogge."
Dreh- und Angelpunkt dieser Studie sollte eine Reihe von Test-Verpaarungen sein. Hier lässt der DDC schon recht ungehemmt seine wahren Beweggründe durchschimmern… denn unter diesen Test-Verpaarungen sind zwei reine Gefleckt-Kreuzungen (Gefleckt x Gefleckt, schön gefleckt x gefleckt mit Grauanteil), jedoch nur eine Kreuzung mit Grautiger-Beteiligung vorgesehen (schön gefleckt x Grautiger), wohingegen Grautiger x Schwarz, die einzige tierschutzrechtlich unbedenkliche Variante ohne Doppelmerle-Risiko, erst gar nicht vorgesehen ist: Eine allemal erstaunliche Versuchsanordung für eine angebliche Grautigerstudie, die das Verhalten des Grautigers in der Zucht erforschen soll.
Es wurde ja bereits erwähnt, dass Merle- und Geflecktvererbung zu den wohl besterforschten Erbgängen unter den Fellfarben zählen, die bis in die Details über die verantwortlichen Mutationen bekannt sind, dank der Arbeiten der Forschungsgruppe um Leigh Ann Clark.
Weshalb bedarf es dann einer neuen Studie, in der auf längst nicht mehr zeitgemäße Kreuzungsversuche zurück gegriffen wird? Möchte man es vielleicht dem französischem Doggenclub nachtun, der seit dem Jahre 2000 unter dem Deckmantel einer "Gefleckt-Studie" ungehemmt Merle-Verpaarungen durchführt, bisher ohne Ergebnis, geschweige denn eine Methode? Oder geht es darum, herauszufinden, wieviel Prozent der weißen Doppelmerle-Doggen tatsächlich behindert sind? Wieviel Prozent müssen es denn sein, damit auch der Doggenzüchter die Verpaarung von Gefleckten als unethisch empfindet? 5,10 oder 50 Prozent?
Liest man sich die Äußerungen von Dr. Pfeiffer in der Clubzeitschrift des DDC durch, dann kommen einem gewisse Zweifel.
So bezeichnet Pfeiffer die bei den risikoreichen Kreuzungen entstehenden Doppelmerle als Gefleckte, und nicht als Weißtiger: Auf diese Weise lässt sie sich gar dazu hinreißen, die Anpaarung eines Gefleckten Hundes mit einem Doppelmerle als "
viel versprechend" anzuprangern. Hier sind statistisch die Hälfte der geborenen Welpen stark taubheitsgefährdete Doppelmerle, doch lässt Dr.Pfeiffer diese offenbar verschwinden, indem sie diese den Gefleckten zurechnet.
Eine weitere Absurdität, und gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt der Analyse der Kreuzungen, ist die immer wiederkehrende Warnung vor dem Zusammentreffen zweier H-Gene. Pfeiffer behauptet hier, solche "
Doppel-Harlekine" seien entweder "
nicht lebensfähig oder werden geboren und treten als annähernd fast schneeweiße Doggen auf." In der Realität sind die betroffenen Embryos wie bereits erwähnt nie lebensfähig und werden stets schon im Mutterleib resorbiert: Es gibt also keine lebenden "Doppel-Harlekine", sondern lediglich etwas kleinere Würfe durch die resorbierten Embryos mit zwei H-Genen… und doch zieht sich die Warnung vor der Entstehung von "Doppel-Harlekinen" wie ein roter Faden durch ihre Kreuzungsanalyse, während das Gesundheitsrisiko der Doppelmerles völlig ignoriert wird. In Anbetracht der Tatsache, dass das Zusammentreffen zweier H-Gene also lediglich die Wurfgröße verringert, wohingegen zwei M-Gene das Risiko der lebensfähigen, aber behinderten Doppelmerles mit sich bringen, bleibt bloß die Frage, ob hier von der wahren Problematik abgelenkt werden soll oder aber die Thematik nicht verstanden wurde.
Auch in einem im Juli diesen Jahres in der Clubzeitschrift veröffentlichen Artikel von Dr. Pfeiffer rangiert die Kreuzung zweier Träger des H-Gens in der Risikobewertung der Anpaarungen noch vor derjenigen von zwei Merle-Hunden: Eine solche Verpaarung ist laut ihrer Meinung "
abzulehnen", während die Verpaarung zweier Merle-Träger nunmehr von ihr als "
kritisch" bewertet wird. Bemerkenswert am neuen Artikel Pfeiffers: So pocht sie auf die Notwendigkeit, Gefleckte auf ihren Genstatus zu untersuchen, da es sich auch um "
verdeckte Grautiger" handeln könnte, also Hunde, die wie Gefleckte aussehen, aber keine H-Gen tragen. Clark et al. haben allerdings über 100 gefleckte Doggen auf das H-Gen getestet und es bei allen gefunden… im Rahmen einer Arbeit, die Frau Pfeiffer selbst zitiert.
Der "verdeckte Grautiger" scheint daher ebenso ins Reich der Phantasie zu gehören wie die "schneeweißen Doggen" mit zwei H-Genen.
VDH stellt Grautigerstudie in Frage
Anfang dieses Jahres hat der VDH nach eingehender Sichtung des aktuellen Forschungsstandes zur Merle- und Geflecktvererbung den Sinn eines Kreuzungsexperiment mit dem erheblichen Risiko der Geburt behinderter Welpen völlig zu Recht in Frage gestellt. Noch vor einer definitiven Aussage des VDH stellte der DDC dann (überhastet?) die Welt vor vollendete Tatsachen: Die erste Geflecktkreuzung im Rahmen des Experimentes wurde im Zwinger "vom Goldbergsee" zwischen Addison vom Altmühltal & Dustin vom Albtrauf durchgeführt. Der Wissenschaftliche Beirat des VDH hat prompt reagiert und noch vor der Geburt der Welpen die Genehmigung des Kreuzungsexperimentes widerrufen.
Am 14.07.2011 sind nun die Welpen aus der ersten und letzten Gefleckt-Kreuzung im DDC seit 15 Jahre geboren. 8 von den 9 geborenen Welpen wurden als "Gefleckt" deklariert, bei dem einen oder anderen wäre die Kontrolle des Merle-Gens wohl angebracht, um den Genstatus des Doppelmerle zu bestätigen oder auszuschliessen. Bezeichnend ist, dass ausgerechnet der fast komplett weiße Rüde "Face" als erstes verkauft wurde, erhofft man sich einen "für die Zucht so wertvollen" Doppelmerle zu erwerben? Der Rüde "Freddy" dagegen sieht sehr nach einem Grautiger mit Doppelmerle aus (d.h. Genstatus MMhh), die ebenfalls oft von Taubheit betroffen sind. 2 weitere Welpen wurden - laut Aussage des Züchters - tot geboren, so dass hier eine Überprüfung bedauerlicherweise nicht möglich sein wird. Grundsätzlich ist jedoch anzumerken, dass ein einzelner Wurf die statistischen Wahrscheinlichkeiten bei der Farbverteilung nur sehr andeutungsweise widerspiegelt: 1 Wurf ähnelt noch einem Lottospiel, 10 Würfe dagegen werden schon sehr nahe bei der nach Mendel zu erwartenden Verteilung liegen.
Nun darf man gespannt sein, ob die Welpen audiometrisch auf Hör- und Sehvermögen getestet werden.
Auch wenn das Endergebnis - der sofortige Stopp der Gefleckt-Kreuzungen - erfreulich ist, bleibt doch ein empfindlich bitterer Nachgeschmack:
- Wie ist es um die Ethik eines Rassehundevereins bestellt, der keine Mühen scheut, um unter dem Deckmantel von Pseudoforschungsvorhaben eine Verpaarungsvariante zurückzuerobern, die seit 15 Jahren aus Tierschutzgründen verboten ist, weil sie das hohe Risiko birgt, behinderte Welpen hervorzubringen?
- Wie ist es möglich, dass man eine Hunderasse vor ihrem eigenen Verein und ihren Züchtern in Schutz nehmen muss, damit diese ihr kein Leid zufügen?
* * *
aus der Stellungnahme von Bernhard Meyer, Hauptgeschäftsführer des VDH:
"
Seit Bekanntwerden der Entscheidung, den Zuchtversuch im DDC nicht fortzusetzen, wird in diversen Foren und an anderen Stellen der Vorgang in einer Weise diskutiert, die fragwürdig erscheint.
Falschdarstellungen und Unterstellungen den VDH und Vorstand des DDC betreffend vermitteln den Eindruck, dass es nicht um die Sache und den Austausch unterschiedlicher Denkrichtungen geht, sondern um eine Instrumentalisierung. Insofern möchte ich Sie ausdrücklich ermutigen, dieses Antwortschreiben gleichermaßen publik zu machen.
Der DDC hat völlig im Einklang mit den VDH-Regelwerken und den Grundsätzen des VDH alles richtig gehandhabt, die erforderliche VDH-Genehmigung unter Beteiligung des Wissenschaftlichen Beirates eingeholt und eine genehmigte Versuchsverpaarung durchgeführt.
Der VDH hat weder seine erteilte Genehmigung widerrufen noch in irgendeiner Weise das Vorgehen des DDC kritisiert. Es wurde lediglich entschieden, dass der Zuchtversuch nach Vorlage neuer Erkenntnisse nicht fortzusetzen ist. Die entsprechende Beschlussempfehlung des Wissenschaftlichen Beirates des VDH basiert im übrigen nicht auf aktuellen Diskussionen, sondern auf der Auswertung wissenschaftlicher Studien und Forschungsberichte. Die Versuchszüchtungen sind nicht fortzusetzen, weil gewissermaßen unnötig, da keine neuen Erkenntnisse im gewünschten Maße zu erwarten sind."
Anmerkung Christoph Jung zu Merle:
Zunächst begrüße ich, dass die hier angesprochenen Machenschaften zu Lasten der Hunde aufgedeckt und bekämpft werden. Die so über jeden Zweifel erhabene Einschätzung von Merle-Carriern kann ich aber nicht teilen. Erst 2009 wurde eine Untersuchung des Department of Comparative Biomedical Sciences der School of Veterinary Medicine, Baton Rouge, USA veröffentlicht,
die zu der Feststellung kommt, dass auch bei Trägern nur eines Merle-Gens 2,7 einseitig bzw. 0,9% beidseitig von Taubheit betroffen sind. Nach Verpaarungen Merle-Hund mit Merle-Hunden (Merle MM) sind sogar 10% einseitig und 15% beidseitig taub (auf diese Risiken wird hier ja sehr eindringlich hingewiesen). Hunde ohne Merle-Gendefekt haben demgegenüber einen Taubheitsanteil unterhalb messbarer Größenordnungen im Rahmen einer Studie.
Die Untersuchung von Strain belegt sowohl den Zusammenhang zwischen Merle und Taubheit als auch, dass Merle in jeder Ausprägung, also nicht nur bei Verpaarung zweier Merle-Träger, zu Taubheit führen kann.
Darüber hinaus schränkt jede Zucht mit Merle die Möglichkeiten signifikant ein, innerhalb einer Rasse-Population, Partner nach Kriterien der individuellen wie auch der Gesundheit der Population zu kombinieren.