Über
Ängste und Sorgen der Cavalierliebhaber (Teil 2 von 2)
von Elke GrabhornBei der Syringomyelie (SM) handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. Diese Erkrankung kann bei Menschen und verschiedenen Tierarten auftreten. Bei Hunden sind vornehmlich die Rassen Brüsseler Zwerggriffon und Cavalier-King-Charles-Spaniel betroffen. Als Folge einer Störung der freien Zirkulation der Hirnflüssigkeit (Liquor) kann es im Rückenmarkskanal zur Ausbildung einer Art "Zyste" (Syrinx) kommen. ...
Verbreitung SyringomyelieForschungen haben ergeben, dass der Anteil betroffener Hunde in jüngerem Alter deutlich unter dem bei älteren Hunden liegt. Im Juni 2011 berichtete Dr. C. Rusbridge über eine Studie
http://veterinaryrecord.bmj.com/content/early/2011/06/12/vr.d1726.abstract, bei der in den Jahren 2004 bis 2010 in England und in Holland 555 Cavaliere, die alle keine(!) klinischen SM-Symptome zeigten, mit MRT untersucht wurden. Neben der Frage, wie viele Hunde an Syringomyelie erkrankt sind, ging es darum, ob bei Betroffenen ein Einfluss von Alter und Geschlecht zu erkennen ist.
Das Geschlecht hatte keine erkennbare Bedeutung, wohl aber das Lebensalter der Hunde.
Die Untersuchungen der asymptomatischen(!) Cavaliere ergab bei 25% der einjährigen Hunde die Diagnose SM. Der Anteil der betroffenen Cavaliere stieg mit zunehmendem Alter und lag schließlich bei den sechs und mehr Jahre alten Hunden bei 70%, danach tritt SM bei unseren Cavalieren häufiger auf als MVD.
Da Hunde mit klinischen Symptomen von dieser Studie ausgenommen worden waren, ist die Verbreitung der Erkrankung insgesamt sogar noch höher anzusetzen, kommentiert Dr. C. Rusbridge die schlimmen Ergebnisse.
Spezialisten fordern wegen des höheren Anteils betroffener Hunde bei zunehmendem Alter, dass die für Zuchthunde als unverzichtbar angesehene MRT-Untersuchung (derzeit einzige sichere Diagnosemöglichkeit) mit ca. 2,5 Jahren erfolgen und in einem höheren Lebensalter wiederholt werden soll. Wenn auf den Seiten der deutschen Cavalierclubs von 1% bzw. von 3% bis 5% betroffenen Cavalieren gesprochen wird, dürfte es sich um
Schätzungen der Vereine zu symptomatisch(!) betroffenen Hunde handeln, die auf den bei den Vereinen eingehenden Rückmeldungen von Haltern/Züchtern symptomatisch SM-erkrankter Cavaliere basieren.
Die
Chiari-like malformation (CM)
ist eine anatomische Veränderung, bei der durch eine Verkürzung eines hinteren Schädelknochens ein Missverhältnis zwischen dem Raum des knöchernen Schädels und der Größe des Gehirns entsteht. Diese anatomische Besonderheit besteht bei über 90% aller Cavaliere.
Die Malformation kann dazu führen, dass das Hinterhauptsloch (Foramen Magnum) durch hintere Hirnanteile blockiert wird und damit ein Hindernis für die Zirkulation des Liquors entsteht. Dr. C. Rusbridge brachte in der BBC-Dokumentation PDE den erschreckenden Vergleich,
dass ein Fuß in einen zu kleinen Schuh gepresst wird http://www.youtube.com/watch?v=-qPLDMSPRXA.
Während Spezialisten lange davon ausgingen, dass CM "alleine" keine Symptome verursacht, sind in englischen Foren, in denen Halter betroffener Hunde schreiben, Berichte zu lesen, nach denen auch bei "SM-frei"-gescannten Hunden mit CM eine Schmerzsymptomatik besteht.
Anfang Dezember 2011 berichtet Rod Russel auf seiner Cavalierhealth-Seite, dass britische Forscher bei der Untersuchung von 42 klinisch auffälligen Cavalieren festgestellt haben, dass bei 25% keine SM – wohl aber CM nachweisbar war, CM "alleine" also auch Schmerzen zur Folge haben kann
http://www.cavalierhealth.org/syringomyelia.htm. Derzeit sind den Forschern keine sicheren Aussagen darüber möglich, unter welchen Bedingungen die CM zur Ausbildung einer Syrinx führt.
Verbreitung Chiari-like malformation (CM )International wird von einer Verbreitung der CM beim Cavalier ausgegangen, die um 95% liegt. In Übereinstimmung hiermit haben auch Untersuchungen in Deutschland ergeben, dass fast alle Cavaliere eine CM aufweisen. So stellt Dr. Biel in ihrer Dissertation fest (S. 103)
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2009/7043/pdf/BielMiriam_2009_06_04.pdf, dass bei den 42 von ihr untersuchten Cavalieren alle(!) eine Veränderung der Schädelhöhle zeigen. Da eine Veränderung in dieser Form bei keiner anderen Hunderasse auftrete, könne fast von einem "Rassestandard" gesprochen werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Kynologische Forschung kündigt derzeit auf ihrer Internetseite
http://www.gkf-bonn.de/index.php/startseite.html ein aktuelles Forschungsprojekt zur "Bestimmung der Prävalenz der Chiara-ähnlichen Malformation beim Cavalier King Charles Spaniel in der Bundesrepublik Deutschland" von Dr. Schmidt in Gießen an. Es bleibt die vage Hoffnung, dass sich andere Zahlen als in der Doktorarbeit von Miriam Biel aus dem Jahre 2009 ergeben und als es internationale Studien befürchten lassen.
Primär sekretorische Otitis media (PSOM)Bei dieser Erkrankung entsteht im Mittelohr ein zähflüssiger Schleimpfropf, der das Trommelfell vorwölbt
http://vet.osu.edu/assets/pdf/hospital/companionAnimals/cavalierKingCharlesSpaniel.pdf. Die Ursache besteht in einer
unzureichenden Belüftung dieses Bereichs durch eine Verlegung der eustachischen Röhre.
Die möglichen Symptome sind vielfältig. Es kann eine Gesichtslähmung auftreten, der Kopf kann schief gehalten werden, die Hörfähigkeit kann eingeschränkt sein. Kopf und Nackenbereich können extrem schmerzempfindlich sein. Ebenso wird ein heftiges und von Schmerzäußerungen begleitetes Kratzen an Ohren, Kopf und Nacken beobachtet, was teilweise mit SM-Symptomen zu verwechseln sein kann. Gangstörungen werden beschrieben und das Auftreten von Krampfanfällen. Die Diagnose kann über CT- und MRT-Untersuchungen gestellt werden.
Als Therapie ist eine OP (Inzision des Trommelfells) mit Ausspülung des Pfropfes und Antibiotika-Gabe möglich. Das Risiko, dass erneut ein solcher Pfropf entsteht, ist gegeben, da mit der OP zwar die Ursache der Beschwerden beseitigt, nicht aber die Entstehung eines Schleimpfropfes verhindert wird. Mit weiteren, aufwändigeren OP-Verfahren wird versucht, einen "Rückfall" auszuschließen.
Chronische Schmerzen beim HundAus der Human-Medizin ist bekannt, dass es ein Schmerzgedächtnis gibt und chronisch kranke Menschen mit "Dauerschmerz" im Rahmen einer Schmerztherapie speziell behandelt werden müssen.
Wie sieht es bei Hunden aus? In einem DogWorld online Artikel:
http://www.dogworld.co.uk/News/25-Measure ist zu lesen, dass im Rahmen eines Doktoranden-Stipendiums ein dreijähriges Forschungsprojekt an der Universität in Bristol gestartet ist, bei dem untersucht werden soll, wie chronische Schmerzen festgestellt, objektiv "gemessen" und behandelt werden können, um dadurch die Lebensqualität zu verbessern und auch um ggf. ein schmerzbedingt verändertes Verhalten positiv zu beeinflussen.
Die Frage nach einer "Messbareit" von Schmerzen beschäftigt besorgte Hundehalter, die ihre Hunde beobachten und nie wirklich sicher sein können, ob ihr schmerzfrei erscheinender Hund nicht doch Schmerz empfindet.
Wir wissen, dass Hunde sich oft nichts "anmerken" lassen oder nur ganz subtile Schmerzzeichen zeigen. Selten sieht man einem Hund seine Schmerzen wohl so an wie der 3-jährigen SM-kranken Molly, die im Blog von Jemima Harrison (PDE) abgebildet ist.
Irgendwie macht es traurig, dass zu der Studie in Bristol neben Hunden mit Arthrose auch SM-kranke Hunde herangezogen werden, wobei die Ergebnisse auf andere Erkrankungen mit ausgeprägten chronischen Schmerzzuständen übertragbar sein sollen.
Die aktuelle SituationEinige "nur-Hundefreunde" und auch Züchter wenden sich von den Cavalieren ab, in den Niederlanden versucht eine Tierrechtsorganisation notfalls per Gerichtsbeschluss ein gesetzliches Zuchtverbot von Cavalieren zu erstreiten.
In erschreckender Deutlichkeit stellen die "Tierrechtler" die katastrophale gesundheitliche Situation der Cavaliere dar.
http://dierenrecht.org/fileadmin/documenten/Definitief_rapport_CKCS.pdf Wer in diesem "Rapport" eine Schrift erwartet, die leicht als reißerisch und ohne Substanz abgetan werden kann, wird entsetzt darüber sein, dass diese Beschreibungen auf internationalen wissenschaftlichen Studien beruhen und darum natürlich auch umso niederziehender auf den Leser und Cavalierliebhaber wirken.
Die Tierrechtsorganisation zitiert aus dem og. "Rapport" und nennt zum Auftreten der verschiedenen Erbkrankheiten beim Cavalier folgende Zahlen
http://dierenrecht.org/los-persbericht/?tx_ttnews[tt_news]=758&cHash=d949ddc897c555803a676d2c434921bb :
95% der Hunde haben eine Chiari-like Malformation (CM)
50% sind klinisch auffällig an CM/SM erkrankt
40% haben ein Herzgeräusch (100% mit 10 Jahren)
20-30% haben chronische Kniebeschwerden (Patella Luxation)
30% leiden an einer chronischen Augenkrankheit
40% leiden an einer Ohrkrankheit (PSOM)
10% (mindestens) haben Hüftgelenksdysplasie
Dr. C. Rusbridge verdeutlicht im Februar 2011 in einem "offenen Brief", den sie zur Unterstützung der Niederländischen Cavalierzüchter verfasst hat
http://www.veterinaryneurologist.co.uk/docs/letter%20animal%20foundation%20_netherlands.pdf, dass noch sehr viel bei der Forschung ungeklärt sei.
Sie betont, dass im Gegensatz zu einigen anderen Hunderassen die Probleme des Cavaliers nicht auf Standard oder Aussehen zurück zu führen seien.
Sie stellt das aktuelle Zuchtprotokoll vor und erklärt, dass der Fortgang der Forschungen - eventuell auch die Entwicklung eines DNA Testes - vor weitergehenden Entscheidungen abgewartet werden müssten. Nur wenn sich der traurige Beweis ergeben würde, dass eine zu enge Verbindung von SM und der bei (fast) allen Cavalieren vorhandenen CM bestehe und deshalb kein "Wegzüchten" möglich sei, müsse über "drastischere" Maßnahmen, eventuell sogar die Einführung neuer DNA durch eine andere Rasse nachgedacht werden.
Was kann getan werden?Als wesentlichste Zuchtmaßnahme sehen die Spezialisten sowohl bei MVD als auch bei SM die Durchführung eingehender Gesundheitsuntersuchungen der Zuchthunde an http://www.ccd-cavaliere.de/zucht-SMinterv.html.
Es sollen nicht nur die Untersuchungsergebnisse der Zuchthunde selber, sondern
auch die ihrer Eltern berücksichtigt werden. Anhand der Ergebnisse sollen möglichst risikoarme Verpaarungen geplant werden. Das Ziel aller "Zuchtprotokolle" der Spezialisten besteht derzeit bei MVD und SM darin, zumindest das Erkrankungsalter nach oben zu verschieben. Hierfür wird auch ein
möglichst hohes Mindestalter für den Zuchteinsatz gefordert.
Wegen des noch ungeklärten Erbgangs und auch wegen der großen Zahl der Anlagenträger innerhalb der Gesamtpopulation erscheint das Ziel eines kompletten und raschen "Wegzüchtens" bei beiden Erbkrankheiten offensichtlich zu ehrgeizig und unrealistisch.
Die Formulierung "risikoarme Verpaarung" wird gebraucht, weil leider auch gesunde Zuchthunde erkrankten Nachwuchs haben können. Solange der genaue Erbgang nicht geklärt und auch kein DNA-Test verfügbar ist, können nur durch eine Kombination aus dem Züchterwissen über Gesundheit und "Langlebigkeit" ihrer Hunde und den Ergebnissen aller verfügbaren Untersuchungen
http://tierneurologie-berlin.de/app/download/5783741113/Klassifikation+CKCS+Deutschland+2012.pdf Verpaarungen geplant werden, bei denen das Risiko einer Erkrankung für die Nachkommen möglichst gering ist
http://tierneurologie-berlin.de/app/download/4442180302/Vetimpulse+01032011+CMSM+MRI+scheme.pdf.
Im Oktober 2011 hat Dr. C. Rusbridge erste Auswertungen veröffentlicht, mit denen dokumentiert ist, dass Verpaarungen auf der Grundlage der Empfehlungen die Sicherheit für SM-freien Nachwuchs erhöhen
http://clarerusbridge-news.blogspot.com/2011/10/effectiveness-of-breeding-guidelines.html .
Die Auswertungen beziehen sich auf den Brüsseler Zwerggriffon und den Cavalier-King-Charles-Spaniel. Für den Cavalier werden folgende Ergebnisse genannt:
- Waren beide Elternteile SM-frei-gescannt, waren auch 70% der Nachkommen SM-frei.
- Die Verpaarung eines SM-freien mit einem SM-betroffenen Hund brachte nur zu 23% SM-freie Nachkommen.
- Wie zu erwarten, hatten Eltern, die beide SM betroffen sind, mit nur 8% den geringsten Anteil an SM-freien Nachkommen.
Die Zahlen machen aus meiner Sicht mehr als deutlich,
dass MRT-Untersuchungen in der Cavalierzucht unverzichtbar sind.
Dass die beiden verfügbaren Genteste (CCDE und EFS) ohne jede Ausnahme zu nutzen sind und eine Verpaarung von Anlagenträgern damit grundsätzlich ausgeschlossen wird, sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die eigentlich nicht weiter erwähnt zu werden braucht.
Was wird getan?Die Internetseiten der drei deutschen Cavaliervereine im VDH informieren über die verschiedenen Erkrankungen. Während ICC und VK in der jüngsten Zeit keine geänderten Zuchtvorgaben veröffentlicht haben, hat der CCD neue "Zuchtstufen" eingeführt.
Dieser Verein schreibt auch sehr ausführlich über SM-Symptome, sinnvolles Vorgehen bei bestehendem Verdacht, über Behandlungsmöglichkeiten (incl. Schema von Dr. Rusbridge) und nennt Adressen für MRT-Untersuchungen. In Kooperation mit dem Verein bieten Dr. König und Dr. Deutschland in Berlin für Zuchthunde Untersuchungen zu besonderen Konditionen an.
Als neue Zuchtstufen werden die "Standardzucht", die "Körzucht" und die "Premium-Körzucht" genannt. Neben Anforderungen an die besondere Erfüllung des Standards (Ausstellungserfolge) für die Kör-und Premium-Körzucht werden folgende Untersuchungen der Zuchthunde gefordert:
Bei Eltern von Welpen der Standardstufe reichen eine Patella-und auskultatorische Herzuntersuchung aus. Für die Eltern von Körzucht-Welpen wird zusätzlich eine Herzdoppler-Untersuchung gefordert.
Premium-Körzucht-Papiere erhalten Welpen, wenn von ihren mindestens 2,5 Jahre alten Eltern sowohl Herz-Doppler- als auch MRT-Scan-Untersuchungen vorliegen
http://www.ccd-cavaliere.de/zucht-zo-zzp.html.
Erstmals bestätigt ein deutscher Cavalierclub somit offiziell die Wichtigkeit zusätzlicher Gesundheitsvorsorge, die sowohl Herzdoppler und MRT-Scan beinhaltet als auch das Mindestalter von 2,5 Jahren für den ersten Zuchteinsatz erfordert. Damit ist für die Cavalierzucht in Deutschland - in Übereinstimmung mit den Empfehlungen von Experten wie Dr. C. Rusbridge und anderen - ein Maßstab gesetzt, an dem ab sofort alle deutschen Cavalier-Züchter zu messen sind.
Den Cavalierinteressenten sollte dies bei der Züchter- und Welpensuche als Orientierungs- und Entscheidungshilfe dienen. Engagierte Züchter, die zum Wohle der Cavaliere ohnehin mehr leisten als ihre Vereine ihnen vorschreiben, können es jetzt - zumindest im CCD - durch besondere Ahnentafeln ihrer Welpen dokumentieren.
Auch wenn damit "ein Anfang" gemacht wurde, bleibt Unverständnis und die Frage, wie bei der Zucht einer belasteten Hunderasse eine Gesundheitsvorsorge "in Stufen" zu begründen bzw. zu rechtfertigen sein könnte.
Für den Cavalierliebhaber ist enttäuschend, dass die Konsequenz fehlte, die wichtigen Gesundheitsvorgaben als "Pflicht für alle ohne Ausnahme!" in die Zuchtordnung aufzunehmen. Welcher Hundefreund soll verstehen, dass in den drei dem VDH angeschlossenen Cavaliervereinen und sogar innerhalb eines Vereins keine einheitlichen "Gesundheitspflichten" gelten? Zudem hinterlässt es einen äußerst schalen Nachgeschmack, wenn zu leistende Gesundheitsvorsorge auch nur ansatzweise an Schönheit "gekoppelt" wird und bei der Zucht mit "normal-schönen" Hunden (ohne Ausstellungserfolg) der minimalste Untersuchungsumfang gefordert wird.
Für Cavalierfreunde ist wichtig, dass ihr Hund gesund ist, Schönheit in den Augen irgendeines Ausstellungsrichters dürfte für sie eine geringere und für den Cavalier selber wohl gar keine Rolle spielen.
CavalierliebhaberDie Frage nach den Untersuchungen der Zuchthunde darf für Welpeninteressenten kein Tabu-Thema sein, weil die Verantwortung eines Hundehalters für das neue Familienmitglied nicht erst beim Einzug, sondern bereits bei der Auswahl seines Welpen beginnt.
Cavalierinteressenten müssen darauf achten, dass die Eltern ihres potentiellen Welpen genau SO untersucht wurden wie die Eltern eines "Premium-Welpen" und dass die beiden Gen-Teste (EFS und CCDE) eingesetzt wurden. Auch wenn Gesundheit damit immer noch nicht garantiert werden kann, ist zumindest das Risiko für die besonders verbreiteten schweren Erbkrankheiten - soweit derzeit möglich - verringert.
Mit anderen Worten:
Cavalierfreunde können und müssen ihren Beitrag leisten, die Zucht gesunder Cavaliere gemeinsam mit den engagierten und freiwillig "mehr" leistenden Züchtern zu fördern, indem sie beim Kontakt mit Züchtern keinen Zweifel daran lassen, dass nur bei Nachweis aller wichtigen Untersuchungen überhaupt ein Kaufinteresse besteht!VerantwortungWenn in der Hundezucht mit "strengen Auflagen" und "kontrollierter Zucht" geworben wird, wenn mit dem Qualitätsanspruch angetreten wird, eine Rasse pflegen, erhalten und verbessern zu wollen, sollten sich die hohen Gesundheitsanforderungen doch auch in den Pflicht(!)-Untersuchungen einer Zuchtordnung widerspiegeln. Die Pflicht zur optimalen Gesundheitsvorsorge muss doch - im wahrsten Sinne des Wortes! - Standard einer jeden Zuchtordnung sein!
In der Hundezucht darf einfach keine Möglichkeit ungenutzt bleiben, um das Risiko schwerer Erkrankungen zu minimieren und um allen Welpen eine bestmögliche Basis für ein langes und schmerzfreies Leben zu schaffen. Bei Hunderassen, die von mehreren schwerwiegenden Erbkrankheiten betroffen sind, nimmt zwangsläufig der Umfang der erforderlichen Untersuchungen und Vorsorgemaßnahmen zu. Je mehr Merkmale bei einer Selektion zu beachten sind, desto wichtiger ist die Zusammenarbeit von Züchtern, Genetikern und Veterinären, um nicht noch neue und zusätzliche Probleme für die Gesundheit der Hunde zu schaffen. Für diese Zusammenarbeit ist es sicher unabdingbar, dass der Expertenrat auch bezüglich Umfang und Durchführungsweise der Gesundheitsvorsorge beachtet wird.
Dieser Aufwand muss in vollem Umfang betrieben werden, wenn wir unserer Verantwortung gegenüber den Hunden noch gerecht werden wollen, wenn die Zucht von Rassehunden noch zu rechtfertigen und mit unserer Liebe zu Hunden vereinbar sein soll. Dafür brauchen wir gar keine Begriffe wie Ethik und Moral zu bemühen, da sollte es ausreichen, unser Gewissen zu prüfen und dabei unseren Hunden in die Augen zu sehen.
von Elke Grabhorn, Düsseldorf im Januar 2012
Ende Teil 2 von 2. Teil 1 wurde am 14. Januar 2012 hier im Petwatch-Blog veröffentlicht.
Fotos: Rena und Lutz Peter GellertMein Dank an Elke Grabhorn für die so gründliche, sachliche und aufklärende Sicht auf die Lage, die aus meiner Sicht ein Zeugnis ihrer Liebe zu den Cavalieren, nicht nur ihren eigenen, ist. Hundefreundin im besten Sinne. - Christoph Jung.